Alles anzeigenGuten Morgen alle miteinander. Nun scheint der Frühling doch zu kommen und ich möchte mich mit meinen 25 Kindern auf meine Lindenschwärmer vorbereiten. Meine Puppen liegen noch im Kühlschrnk bei 4°. Sie sehen sehr gesund aus. Eine Raupe haben wir ja noch im November gefunden, die sich dann innerhalb von Stunden verpuppt hat. Sie ist etwas größer, als die anderen Puppen.
So, was muss ich jetzt vorbereiten. Die Linden haben ja noch kein Laub. Wann muss ich die Puppen wecken, was muss ich noch bauen, was noch besorgen?
Über Antworten würde ich mich freuen.
Liebe Grüße auch an Dich Stefan. Ich hoffe Du stehst mir auch wieder zur Seite, damit unsere Zucht in der Kita gelingt.
Liebe Grüße
Walburga
Hallo Walburga,
ich habe eigentlich wenig Zeit, aber ich habe Dir versprochen, dass ich Dir da noch helfe, also halte ich mich daran.
Wichtig ist: Sollen nur die Falter beobachtet werden (A) oder wollt ihr auch die Raupenaufzucht (B) machen?
(A) Was Ihr braucht:
Eine Flugbox, welche in etwa so aussehen kann:
[Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/160405/tt8ajg5l.jpg]
Ihr braucht dafür eine Bodenplatte (häufig billig in den Holzreste-Kisten von Baumärkten!), Holzleisten für den Rahmen, Winkel und Schrauben sowie Fliegengaze (bald wieder bei Rossmann; Baumarkt). Preis für alles ca. 15€.
Meine Box ist heute fällig (saubermachen + Futterwechsel) und die Gazeflächen sind nach 2 Jahren etwas oll. Das sieht bei euch dann schöner aus, zumal ich an eurer Stelle dann auch weiße Gaze nehmen würde.
Wie Du siehst, ist die Box dann auch zur Aufzucht von Raupen geeignet (hier zu sehen: Attacus atlas). Ich würde euch eine Größe von (BxHxT) von 40x40x30 als grobe Richtung empfehlen.
Die Puppen wirst Du Anfang Mai rausholen können. Dann sind die Bäume locker ausreichend grün.
Für den Schlupf solltet ihr eine sehr flache Dose (kein hoher Rand) mit lockerer, minimal (!) feuchter Erde in eine Ecke der Box stellen, damit die Tiere nach dem Schlupf an die Gazewand klettern und ihre Flügel aufpumpen können. Sollte die Dose einen etwas höheren Rand haben, solltet ihr 2 Äste in die Erde stecken und an die Gazewand lehnen. Die Tiere klettern dann an den Ästen an die Gazewand; die Puppen könnt ihr einfach direkt auf die Erde legen. Verbuddeln ist überflüssig.
Die Paarung erfolgt zuverlässig und ohne Probleme in den Abendstunden des ersten Tages (!) und dauert dann einen Tag. Heißt: Das Männchen wird mit dem Sonnenuntergang aktiv, verbindet sich mit dem Weibchen und verbleibt so bis zum nächsten Abend. Das Weibchen fängt nach der Trennung SOFORT mit der Eiablage an, sodass ihr bereits am nächsten Morgen 70-100 Eier je Weibchen an den Wänden finden werdet. Ihr solltet also zusehen, dass ihr die Weibchen nicht massenweise in der Box habt und ewig drinlasst. Solltet ihr die Raupen nicht halten wollen, müsstet ihr die Tiere also vor dem ersten Sonnenuntergang fliegen lassen.
(B) Was ihr braucht:
- eine Box (siehe oben), aber lieber nur 30x30x30 (ginge dann auch für die Falter, obwohl ich so kleine Boxen nicht mag)
- 1-2 Heimchendosen (oder vergleichbare)
- mehrere verschließbare Dosen mit 5-7cm Erde (bitte keine düngerverseuchte, frische Blumenerde, auch wenn es damit meiner Erfahrung nach keine Probleme gibt)
- mehrere leere, saubere Gläser mit Schraubdeckel
Die Eier können problemlos vom Holz und von den Gazeflächen abgesammelt werden.
Ich rate dringend dazu, nicht mehr als 30 Raupen zu halten, da der Futterverbrauch sonst anstrengend wird. In der letzten Woche muss das Futter dann TÄGLICH erneuert werden, da ständig alles kahl sein wird. Die Raupen sollten immer, wirklich immer ausreichend Futter haben. Es ist also keine Option, sie am Wochenende, wenn der Kindergarten zu ist, hungern zu lassen. Es muss jeden Tag ausreichend Futter da sein! Was ihr an Eiern zu viel habt, müsstet ihr dann entweder vernichten (was ich nicht gut fände), oder ihr müsstet dann die Raupen, die zu viel sind, an Linden aussetzen (nicht einfach die Eier an den Baum legen!). Am besten erst nach der ersten Häutung. Aber: Das Aussetzen wird Zeit kosten und ist auch nicht unbedingt ideal. Die Tiere gehören in die Baumkronen, nicht auf die niedrigeren Äste. Daher passt bitte einfach auf, dass ihr gar nicht erst in die Situation kommt, viel zu viele Raupen zu haben. Am besten nimmst Du die Flugbox abends mit und lässt die Tiere fliegen, sobald ca. 40 befruchtete Eier gelegt sind (sollte spätestens 21 Uhr abgehakt sein; musst also nicht ewig wachbleiben). Das wäre die Ideallösung, zu der ich dringend rate. Einfach den Sonnenuntergang abwarten, die Tiere beobachten (bitte ohne starke Beleuchtung) und dann rechtzeitig rauslassen.
Ganz, ganz wichtig: Lindenschwärmer gehören zu den Raupen, die KEINE stehende, feuchte Luft vertragen. Spätestens ab der zweiten Häutung sterben die Tiere reihenweise, wenn man sie in geschlossenen Boxen/Terrarien hält. Die Heimchendosen sind nur für die ersten 2 Entwicklungsstadien geeignet, und es sollte niemals, wirklich niemals gesprüht werden. Danach müssen sie in die Gazebox. Dort sollte das Futter die Box etwas ausfüllen und mehrmals die Decke berühren, damit sich niemand verläuft und nicht mehr ans Futter findet. Achtung: Lindenschwärmer sitzen sehr, sehr fest. Ihr könnt sie also nicht einfach abziehen und wieder auf den Ast setzen. Daher lieber lange, weichere Äste nehmen, die dann gegen die Decke drücken. Spart Zeit, erspart traurige Verletzungen bei den Tieren. Beim Futterwechsel gilt dasselbe: Niemals die Tiere abziehen, sondern den kahlen Ast, an dem sie sitzen, drinlassen. Sie krabbeln dann schon auf die frischen Äste, wenn sie sich nicht wegen zu wenigen Ästen verlaufen können.
Die Haltung in der Heimchendose ist hier von mir beschrieben und eignet sich bestens:
Zweiter Zuchtbericht: Automeris io (siehe PDF-Datei dort)
Die Dosen dann bitte 1-2x am Tag öffnen und neue Luft reinwedeln.
Wenn die Raupen verpuppungsbereit sind, verfärben sie sich bräunlich-lila und verlassen die Futterpflanze. Das ist der Zeitpunkt, um sie jeweils einzeln in eine Dose mit Erde zu setzen. Dort graben sie sich ein und verpuppen sich. Nach ca. 1 Woche kann man dann die Puppe rausholen und nach 2-3 Tagen wieder in den Kühlschrank geben. Bitte nicht mehrere Raupen in eine Dose setzen, da sie sich dann gegenseitig beim Verpuppen stören. Ihr könnt aber mit Pappe Fächer in den Dosen einrichten. Die Trennwand muss nur so hoch wie die Dose sein, damit die Raupen nicht einfach drüberkrabbeln. Jede Raupe sollte ca. 7x7cm Fläche Erde mit 5-7cm Tiefe haben. Das reicht dann locker aus. Die Erde selbst sollte minimal feucht sein. Nicht nass! Nicht trocken!
Das sollte grob erst einmal alles sein. Ist etwas durcheinander und stichpunktartig, aber für einen geschliffenen Aufsatz fehlt mir schlicht die Zeit.
Gruß