January 26, 2010 at 6:05 PM - Posts: Colias alfacariensis - Hufeisenklee-Gelbling - Berger´s Clouded Yellow - PIERIDAE, Title: Lepidoptera Breeding Reports
Eine Zucht von Colias alfacariensis
J. Fuchs
Lateinischer Name: Colias alfacariensis RIBBE, 1905
Deutscher Name: Hufeisenklee-Gelbling, Südlicher Heufalter
Englischer Name: Berger´s Clouded Yellow
Familie: Pieridae (Weißlinge)
Gattung: Colias
Verbreitung und Formen (nach REISSINGER): Spanien (alfacariensis) - Südostfrankreich (ubercalida) - Südschweiz, Italien (calida) - Schweiz bis Französische Westalpen, nördl. Alpen vom Inntal bis Vorarlberg, Zentrales Bayern (orthocalida) - Österreich, NW-Ungarn, mittlere Slovakei (paracalida) - Böhmen, Mähren, Ungarn, östl. Slovakei (vihorlatensis) - Bosnien, Herzegowina, Südkarpathen (clavonica) - übriges Rumänien (magyarica) - Bulgarien, Nordgriechenland, Südjugoslavien (rumilica) - NW-Jugoslavien, Julische Alpen (metacalida) - Mittel-und Nordfrankreich, westl. und nördl. Deutschland, Holland, Belgien, Südengland (senonica) - Ukraine, Nordkaukasus (remota) - Transkaukasien, Armenien (fontainei) - Azerbeijan, NW-Iran, Türkei (bergeri) - Nordiran, Afghanistan (hyrcanica) - China: Prov. Hubei (mandarina) - Zentralasien, Altai (saissanica)Wolgagebiet, östl. Ural (sareptensis)
Zur Zucht:
Da Colias alfacariensis und Colias hyale als Falter kaum zu unterscheiden sind, muss man sie züchten, um sicher sein zu können, dass man die richtige Art in seiner Sammlung hat.
Deshalb fing ich am 18.06.2006 an Trockenhängen im Tal der Schwarzen Laaber bei Parsberg/Opf. drei Colias-Weibchen, von denen ich noch nicht wusste, ob sie C. alfacariensis oder hyale sind.
Zweck meiner Zucht war
1) das Aussehen der Raupen und Puppen fotografisch zu dokumentieren,
2) mögliche Ablege- und Futterpflanzen festzustellen und
3) sicher bestimmte Falter für meine Sammlung zu erhalten.
Zu Hause setzte ich gegen 15.00 Uhr zwei der Weibchen (W1 und W2) an einen Topf mit Hippocrepis comosa (Hufeisenklee) und eins (W3) an einen Topf mit Lotus corniculatus (Hornklee), gab ihnen nasses Papier und ein Sträußchen Blüten zur Aufnahme von Feuchtigkeit und Nahrung hinein, stülpte eine mit Gaze bezogene Haube darüber und stellte sie an ein Südfenster in die Sonne, sorgte aber auch für Beschattung eines Teiles der Pflanzen.
Hippocrepis comosa (Hufeisenklee)
Während W1 und W2 an Hippocrepis alsbald mit der Ei-Ablage begannen, legte W3 an Lotus bis zum Abend kein eiziges Ei.
Am nächsten Morgen (19.06.06) fütterte ich früh die Falter mit Honigwasser und stellte die Töpfe wieder in die Sonne. Nach einiger Zeit begannen W1 und W2 wieder mit der Ablage, W3 aber legte immer noch nichts. Um auszuschließen, dass W3 nicht legt, weil es vielleicht noch nicht befruchtet ist, tauschte ich später die Falter aus: Ich setzte W1 und W2 an Lotus und W3 an Hippocrepis. Nun, an Hippocrepis, begann W3 zu legen und W1 und W2 legten nichts mehr ab. Sie flogen immer wieder die Blätter von Lotus an, legten aber keine Eier.
Jetzt war ziemlich klar, dass Lotus für diese Falter nicht die richtige Ablegepflanze ist. Und außerdem wuchs in mir die Gewissheit, dass alle drei Weibchen C. alfacariensis sind, denn immer wieder wird in der Literatur Hippocrepis als Hauptfutterpflanze von C. alfacariensis genannt.
Deshalb setzte ich jetzt alle drei Weibchen an Hippocrepis, und alle drei legten noch fleißig Eier.
Da ich nun schon genug Eier hatte, ließ ich am Vormittag des 20.06.06 alle drei Weibchen an einem Platz in meiner Nähe, wo ein großer Bestand von Securigera (Coronilla) varia (Kronwicke) wuchs frei. Diese Pflanze soll auch gern von den Raupen von C. alfacariensis gefressen werden.
Securigera (Coronilla) varia (Bunte Kronwicke)
Ein Kollege, der mit mir in dem Habitat bei Parsberg gewesen war und auch zwei Weibchen mitgenommen hatte, hat ihnen zum Ablegen Medicago sativa (Luzerne) angeboten. Aber auch an dieser Leguminosa legten sie nicht ab. Erst nachdem er sie an Hippocrepis gesetzt hatte, begannen sie Eier zu legen.
Die frisch gelegten Eier sind zuerst weiß, am nächsten Tag verfärben sie sich orange und werden vor dem Schlüpfen der Räupchen grau.
Am späten Nachmittag des 22.06.06 schlüpften dann die ersten Räupchen. Sie sind zuerst gelblich grün, dann einfarbig hellgrün, nur 2-3 mm lang und setzen sich auf die Mittelrippe der kleinen Blättchen.Dort sind sie kaum zu sehen. Zuerst nagen sie nur kleine Vertiefungen in die Oberhaut, später fressen sie die ganzen Blättchen.
Frisch geschlüpfte Räupchen von C. alfacariensis
Am nächsten Morgen (23.06.06) habe ich einige Raupen an Lotus gesetzt, umfestzustellen, ob sie diese Pflanze auch fressen. Nach einiger Zeit nahmen sie sie als Nahrung an.
Am 25.06.06 sind alle Eier geschlüpft, bis auf wenige, die nicht befruchtet waren. Die älteren Raupen fressen jetzt Hippocrepis und Lotus, je nachdem, an welche Pflanze sie gesetzt worden waren. Beide Pflanzen sind in einem Topf, sodass die Raupen ohne weiteres von einer Pflanze zur anderen wechseln könnten; sie tun es aber nicht. Die zuerst geschlüpften Raupen sind schon fast doppelt so lang wie die zuletzt geschlüpften. Bisher sind noch keine Punktzeichnungen, ein Hinweis auf C. alfacariensis, zu erkennen. Die Pflanzen werden jeden Morgen übersprüht, um den morgendlchen Tau nachzuahmen.
Am 30.06.06 stelle ich fest, dass die Raupen, die an Lotus gefressen haben, kaum gewachsen sind. Lotus ist also doch kein so gutes Futter für C. alfacariensis. Gleich habe ich alle wieder an Hippocrepis gesetzt.
Inzwischen haben sich die meisten Raupen zum ersten Mal gehäutet, die ältesten werden sogar schon bald zum zweiten Mal ihre Haut wechseln. Dann wird es interessant, denn im L3-Stadium sollten sich die Flecken zeigen, die für C. alfacariensis typisch sind und an denen man sie von C. hyale-Raupen unterscheiden kann. Am Nachmitag sind dann die ersten Raupen in L3.
Zum Vergleich: L3-Raupe von C. hyale
Endlich am Morgen des 01.07.06 sind die meisten Raupen in L3 und es zeigen sich bei allen mehr oder weniger deutlich die für C. alfacariensis typischen dunklen Zeichnungen. Alle drei Weibchen waren also C. alfacariensis.
Am 03.07.06 sind die ersten Raupen schon in L4. Sie entwickeln sich jetzt sehr schnell.
Zum Vergleich: L4-Raupe von C. hyale
Am 04.07.06 sind die meisten Raupen zum dritten Mal gehäutet, also in L4. Um festzustellen, welche Ersatz-Futterpflanzen für C. alfacariensis geeignet sind, habe ich einige Raupen an Trifolium pratense (Rotklee), andere noch einmal an Lotus und wieder andere an Kronwicke gesetzt. Nur Kronwicke haben sie nach anfänglichem Zögern angenommen, Rotklee und Lotus nicht.
Da jetzt meine Hippocrepis kahl gefressen ist, werden alle an Kronwicke umgesetzt, die ganz in der Nähe meiner Wohnung in großer Menge wächst. Es gibt keine Probleme mit diesem Futter.
Da ich viel zu viele Raupen habe, fahre ich am 05.07.06 in die Fränkische Schweiz und am 07.07.06 in die Gegend von Eichstätt, wo es ähnliche Biotope gibt wie bei Parsberg und setze dort eine ganze Anzahle Raupen an Kronwicke und Hippocrepis aus. Die restlichen Raupen fressen gut an Kronwicke und ich ziehe sie damit bis zur Verpuppung. Sie sind jetzt alle im 5. Stadium, also in L5 und werden sich bald verpuppen.
Erwachsene Raupe (L5) von C. alfacariensis
Am 09.07.06 beginnen die ersten Raupen, sich zu verpuppen und am Morgen des 11.07.06 habe ich schon 8 Puppen. Bis zum 12.07.06 sind alle Raupen verpuppt.
Schon knapp 1 Woche später, am 17.07.06 beginnen die Falter zu schlüpfen, zuerst nur Männchen, ab dem 20.07.06 kommen dann auch die Weibchen, darunter auch ein Exemplar der selten vorkommenden gelben Weibchen-Form.
Von diesen geschlüpften Faltern habe ich einige wenige Pärchen für meine Sammlung behalten. Die restlichen habe ich in dem schon oben erwähnten Biotop mit Kronwicke in der Nähe meiner Wohnung ausgesetzt.
Weißes Weibchen von C. alfacariensis
Gelbes Weibchen von C. alfacariensis
Zusammenfassung:
Die Weibchen von C. alfacariensis haben nur an Hippocrepis comosa abgelegt, nicht an Lotus corniculatus und auch nicht an Medicago sativa. Ob sie Kronwicke als Ablagepflanze akzeptieren, muss noch geprüft werden.
Gute Futterpflanzen für die Raupen von C. alfacariensis sind Hippocrepis comosa und Securigera (Coronilla) varia; zur Not nehmen sie auch Lotus corniculatus.
Kommentar von "res" zu meinem Zuchtbericht:
QuoteDie Unterscheidung zwischen hyale und alfacariensis ist tatsächlich nur über die Raupe möglich.
Es gibt keinerlei Unterschiede bei den Imagines, auch genitaliter nicht.
Colias alfacariensis habe ich mehrmals auf Coronilla varia ablegen lassen und an dieser Pflanze auch bis zur Puppe gezogen.