Colias hyale - Goldene Acht - Pale Clouded Yellow - PIERIDAE

    Eine Zucht von Colias hyale

    J.Fuchs

    Lateinischer NameColias hyale hyale LINNE, 1758
    Deutsche Namen: Goldene Acht, Gemeiner Heufalter, Weißklee-Gelbling
    Englischer Name: Pale Clouded Yellow

    Familie
    : Pieridae (Weißlinge)
    Gattung: Colias

    Verbreitung: Von West-über Mittel-und Osteuropa, Teilen Südeuropas, der Türkei und des Irans bis Zentralasien (Kasachstan, Kirgisien, Tadjikistan).
    Von West-China über die Mongolei bis nach Ostsibirien fliegt dire Unterart Colias hyale palidis FRUHSTORFER, 1910


    Zur Zucht:
    Um sichere Colias hyale für meine Sammlung zu erhalten und wieder einiges über die Lebensgewohnheiten dieser Art herauszufinden, fing ich auf einer Wanderung am 31.07.09 in der Nähe von Pottenstein in der Fränkischen Schweiz nördlich von Nürnberg zwei Weibchen, von denen ich annahm, dass sie C. hyale sind.
    Das Habitat war eine nicht sehr steile Wiese an einem Kalk-Trockenhang mit vielen Blumen durchsetzt. Hier flogen viele Schmetterlinge, darunter auch eine Anzahl Colias (alfacariensis oder hyale?).


    Wiese im Trockenhang bei Pottenstein, Habitat der gefangenen Colias-Weibchen


    Zu Hause füllte ich drei Filmdöschen mit Wasser, setzte auf jedes einen durchbohrten Deckel, steckte in eines Kronwicke (Coronilla varia), in das andere Hornklee (Lotus corniculatus) und in das dritte Weißklee (Trifolium repens), stellte diese alle drei in einen Zuchtkasten und setzte die beiden gefangenen Weibchen dazu.


    Kronwicke (Coronilla varia)

    Hornklee (Lotus corniculatus)


    Weißklee (Trifolium repens)

    An den nächsten beiden Tagen (01.08. und 02.08.09) haben sie am Südfenster meines Schlafzimmers insgesamt knapp 100 Eier etwa zu gleichen Teilen an Coronilla und Lotus gelegt, aber keine an Weißklee.Der Kasten war natürlich wieder teilweise beschattet, damit es den Faltern bei Sonne nicht zu heiß wurde, und feuchtes Papier zum Saugen von Feuchtigkeit war ausgelegt. Früh und abends wurden die Falter mit Honigwasser gefüttert. Am Nachmittag des 02.08. ließ ich sie dann wieder fliegen. Danach stellte ich die Filmdöschen mit den Eiern ans Nordfenster meines Arbeitszimmers.
    Die Eier unterschieden sich nicht von Colias alfacariensis. Sie haben die gleiche Form und auch sie sind zuerst weißlich, verfärben sich dann orange und sind vor dem Schlüpfen grau.

    Eier von Colias hyale, oben frisch gelegt, unten älter

    Am 07. und 08.08.09 schlüpften alle Räupchen. Sie blieben an dem Zweig, an dem die Weibchen die Eier abgelegt hatten und begannen bald danach zu fressen, die einen an Lotus, die anderen an Coronilla. Dabei nagten sie zuerst nur kleine Löcher in die Blättchen (sog. Fensterfraß).


    Die Räupchen nagten zuerst nur kleine Löcher in die Blätter

    Am 10.08.09 sind die ersten Räupchen zum ersten Mal gehäutet, sind also jetzt in L2. Nun nagen sie die Blätter schon richtig vom Rand her an. Es zeigt sich bald, dass die Raupen an Lotus deutlich kleiner bleiben als die an Coronilla. Lotus wird zwar gefressen, erweist sich aber als wahrscheinlich nicht so nahrhaft wie Kronwicke. Trotzdem aber verlassen die Raupen ihre ursprüngliche Futterpflanze vorläufig nicht.
    Am 11.08.09 habe ich die Filmdöschen mit den Raupen auf einen Topf mit einer Coronilla-Pflanze gestellt, sodass die Räupchen auf das neue Futter krabbeln könnten. Aber zunächst wechselten sie gar nicht, und auch am 14.08.09 saßen die meisten immer noch am alten Futter. Nur einige größere, jetzt schon in L3, sind auf die umgetopfte, frischere Pflanze umgezogen.
    Bis L3 wechseln die Raupen also von sich aus nicht die Futterpflanze. Sie haben sich nämlich auf den Mittelrippen der Blätter Polster gesponnen, auf die sie nach dem Fressen immer wieder zurückkehren, um nicht so leicht vom Futter zu fallen.


    L3-Raupe von Colias hyale

    Am 15. und 16.08.09 häuten sich immer mehr Raupen auf L3; und nun sieht man deutlich, dass ich Weibchen von Colias hyale eingefangen hatte, denn alle Raupen sind eindeutig grün mit weißlicher Seitenlinie, ohne die dunkleren Pünktchen, die bei Colias alfacariensis ab L3 zu beobachten sind.
    Am 17.08.09 habe ich alle Raupen wieder an gewässerte Coronilla gesetzt und die Filmdöschen in eine Plastikschachtel, verschlossen mit Gaze gestellt. Dabei zählte ich über 80 Raupen, mehrheitlich in L3, einige aber auch noch in L2. Die Plastikschachtel habe ich genommen, weil die Raupen ab L3 nicht mehr so fest auf dem Futter saßen und deshalb dauernd herunterfielen und dann schwer an die Pflanze zurückfanden. Die Raupen fressen jetzt schön an Coronilla varia.
    Am 19.08.09 waren alle Raupen in L3, einige haben sich gerade auf L4 gehäutet. Alle fraßen gut an gewässerter Coronilla. Etwa 50 Raupen habe ich heute in einen Biotop in der Nähe meiner Wohnung gebracht und dort an Coronilla ausgesetzt. Die restlichen 30 will ich zur Verpuppung bringen.


    L4-Raupe von Colias hyale


    Am 21.08.09 waren alle Raupen in L4, einige sogar schon im letzten Stadium (L5)


    L5-Raupe von Colias hyale

    Da sie sich bald verpuppen werden, setzte ich sie mit gewässerter Coronilla in zwei Zuchtkästen. Hier können sie sich am Holzrahmen des Kastens besser anspinnen. Manche verpuppten sich aber auch an Zweigen der Futterpflanzen.


    Praepupa von Colias hyale

    Am Spätnachmittag des 24.08.09 waren die ersten 5 Raupen verpuppt. Sie sind, wie auch Colias alfacariensis und überhaupt alle Pieridae Gürtelpuppen.


    Puppe von Colias hyale

    Bis zum 27.08.09 hatten sich dann alle Raupen von Colias hyale verpuppt. Da ich am 29.08.09 in den Urlaub fuhr, brachte ich sie zu einem Bekannten.
    Die Falter schlüpften zwischen dem 01. und dem 04.09.09.


    Männchen von Colias hyale, aus der Zucht von Pottenstein


    Weibchen von Colias hyale, aus der Zucht von Pottenstein

    Mein Bekannter hat noch einige der geschlüpften Falter fliegen lassen.

    Überwinterung der Raupen


    Für eine andere Zucht (Ablage am 25. 09.2002) wurde ein Weibchen von Colias hyale, gefangen an einem Trockenhang bei Beratzhausen im Laabertal in Bayern, zur Ablage gebracht. Bei dieser Zucht konnte ich das Überwinterungsverhalten der Raupen von Colias hyale beobachten.


    Trockenhang bei Beratzhausen im Laabertal, Habitat des für die Zucht verwendeten Weibchens von Colias hyale

    Am 25.09.02 wurde das Weibchen in einen Zuchtkasten gesetzt und ihm Hippocrepis comosa, Coronilla varia und Vicia cracca (Vogelwicke) zur Ablage angeboten.


    Hippocrepis comosa (Hufeisenklee)



    Vicia cracca (Vogelwicke)

    Es legte an allen drei Leguminosen (Leguminosae) ab, am meisten an Hippocrepis, dann an Lotus und nur wenige Eier an Vicia.
    Nach wenigen Tagen schlüpften die Räupchen und fraßen auch sofort an ihren Ablagepflanzen. Da mir aber bald Hippocrepis und Coronilla als Futter ausging, bakamen sie ab L2 nur noch Lotus corniculatus, Vicia cracca und Medicago sativa (Luzerne).


    Medicago sativa (Luzerne)

    Sie fraßen alle drei Pflanzen gleich gern, wuchsen aber nur langsam (Grund dafür ist vielleicht die fortgeschrittene Jahreszeit. Sie werden wohl überwintern).
    Trotz Zusatzbeleuchtung und Wärme (tagsüber über +20°C) stellten sie im November immer mehr das Fressen ein und wurden am 10.11.02, viele in L3, manche auch schon in L4, ins Winterquartier gebracht. Dazu setzte ich sie in eine verschließbare Plastikschachtel (1l-Eisschachtel), packte zerknülltes Toilettenpapier und einige Zweiglein Lotus dazu und stellte sie an einen vor Sonne geschützten Platz in einem sehr zugigen Schuppen. Alle paar Wochen schaute ich nach ihnen und legte einige neue Zweige Lotus hinein, nachdem ich die alten entfernt hatte, damit sie in wärmeren Phasen etwas zu fressen haben. Im Schuppen sanken die Temperaturen manchmal bis unter -10° C.
    Ende März 2003 holte ich die Raupen dann wieder aus dem Schuppen. Die meisten hatten die Winterruhe unbeschadet überstanden. Als erstes wurden sie ganz nass gemacht, wie man das auch bei Bärenraupen nach der Überwinterung tut, um sie aus der Winterruhe aufzuwecken. Danach bekamen sie als Futter alles, was an Leguminosen so früh im Jahr zu finden war: Trifolium pratense (Rotklee), Onobrychis viciifolia (Esparsette), Vicia cracca (Vogelwicke), Lotus corniculatus (Hornklee) und Medicago sativa (Luzerne).


    Trifolium pratense (Rotklee)


    Onobrychis viciifolia (Esparsette)

    Schon am nächsten Tag begannen sie, das Futter anzunehmen. Sie fraßen alles, am wenigsten gerne Lotus.
    Ab Anfang April kamen die Raupen dann ins letzte Entwicklungsstadium (L5) und am 10.04.03 waren die ersten Raupen verpuppt.
    Sehr früh, wegen der nicht ganz natürlichen Bedingungen während der Zucht, schlüpften die ersten Falter dann um den 20.04.03.
    Weil ich in dieser Zeit auf Exkursion war, habe ich die meisten Puppen in einem offene Zuchtkasten auf den Balkon gestellt, und die geschlüpften Falter waren inzwischen ausgeflogen, wie mir die leeren Puppenhüllen bei meiner Rückkehr verrieten.

    Zusammenfassung:

    Die Weibchen von Colias hyale legen an Coronilla (neu: Securigera) varia, Hippocrepis comosa, Vicia cracca und an Lotus corniculatus ab, nicht aber an Trifolium repens.

    Mögliche Futterpflanzen für die Raupen sind nach meinen Erfahrungen Hippocrepis comosa, Coronilla varia, Vicia cracca, Trifolium pratense, Medicago sativa und Onobrychis (Esparsette). Lotus corniculatus fraßen sie zwar auch, aber nicht so gern und sie wuchsen daran auch nicht so gut. Sicher frisst Colias hyale noch weitere Leguminosae, die ich nicht ausprobiert habe.
    In der Literatur und im Internet werden noch einige andere mögliche Futterpflanzen genannt: Medicago lupulina, M. falcata, M. minima, Melilotus officinalis, Vicia hirsuta, V. tetrasperma, V. angustifolia.

    In den ersten zwei Stadien spinnen sich die Raupen Sitzpolster, um nicht von Futter zu fallen. Später lassen sie sich absichtlich bei Erschütterungen vom Futter fallen, um von Pflanzenfressern (Rinder, Schafe, Rehe usw.) nicht mitgefressen zu werden.

    Raupen aus im September ablegten Eiern gehen in Diapause. Meist geschieht das in L3, bei besonders günstigen Bedingungen wie bei mir in L4. Wenn es kalt genug ist, brauchen sie kein Futter, nur bei längeren Wärmephasen, würden sie ohne Futter verhungern. Zu feuchte Überwinterung lässt sie verschimmeln. Im Frühjahr, sobald der Schnee weg ist, und es wärmer wird, erwachen sie aus der Winterruhe und nehmen an Leguminosen, was vorhanden ist. Sie sind also nicht wählerisch. Wenn es im Herbst lange warm ist und das Frühjahr zeitig beginnt und warm ist, schlüpft die erste Generation Falter oft schon Anfang Mai.


  • AD

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