Puppenlagerung in Vermiculit ?

  • Hat schon jemanden Erfahrung mit Vermiculit als Lagerungssubstrat für empfindliche Puppen (z.B. Lemonia) gemacht?


    Vermiculit ist ein natürliches Mineral mit besonderen Eigenschaften. Es bindet Wasser und gibt es je nach Luftfeuchte langsam wieder ab. Seit langem wird es daher zum Ausbrüten von Reptilieneiern verwendet. Dabei wird das Vermiculit mit einer bestimmten Menge Wasser versetzt, die Eier darin eingebettet und das Ganze auf die Waage gestellt. Gelegentlich wird alles wieder gewogen und das verdunstete Wasser nachgefüllt. Da es Vermiculit in verschiedener Korngröße gibt, lässt sich Feuchtigkeit und Belüftung der Eier (Puppen) gut steuern, zudem ist es keimfrei, so dass es kaum zu Schimmelbildung neigt.
    Vielleicht gibt es ja jemanden, der das schon länger praktiziert?



    Walter Sage

  • ANZEIGE
  • Servus Walter.


    Mit Vermiculit habe ich noch nicht gearbeitet, aber mit Blähton ( wikipedia : Blähton )
    Auch Blähton nimmt Feuchtigkeit gut auf, ist keimfrei etc., ählich Vermiculit.
    Ich habe von ca. 2008 bis 2013 fast alle Puppen auf Blähton gelagert. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Tiere dadurch vor allem im Frühjahr 3-4 Wochen vor Schlupfbeginn zu feucht gelagert wurden. In Verbindung mit ungünstigen Freilandtemperaturen sind mir immer wieder Puppen kurz vor Schlupf verfault.
    Man hat bei diesem Medium kaum die Möglichkeit kurzfristig auf die Luftfeuchte Einfluss zu nehmen, ausser man nimmt alles Blähton aus dem Puppenkasten raus und füllt mit trockenerem Material auf.


    Dieses Jahr versuche ich eine etwas abgewandelte Art der Blähton-Überwinterung, welche mir mehr Einfluss auf die Puppen zulässt.
    Außer bei extrem feuchtigkeitsliebenden Arten wie zB. Langia sp.
    Die lagern bis zum Schlupf im März auf fast gesättigtem Blähton unter gespannter Luft.


    Was sehr gut funktioniert, ist der Schlupf auf Blähton.
    Sprich wenn Puppen 2-3 Tage vor Schlupf auf leicht angefeuchteten Blähton zu liegen kommen.
    Gerade bei meinen schlüpfenden Sphingiden kommen mitunter große Mengen an Mekonium zusammen, welches in den Blähton sickert und andere Puppen so nicht verschmutzen kann.
    Gebrauchten Blähton wasche ich dann einmal im Sommer mit klarem Leitungswasser. Schimmel ist dann kein Thema.
    Auch sind die Blähtonkugel glatt genug um die weichen Puppen nicht zu beschädigen und grob genug, dass sich die Puppen so "verkeilen", dass die Falter meines Erachtens manchmal leichter aus den Hüllen kommen.


    Also kein 100%iges Pro oder Contra. :winking_face:


    Rudi

  • Hier mal die gewünschten Bilder.


    ABER das Ganze ist noch in der Erprobungsphase, wohlgemerkt.
    Und der Kasten dient vorerst nur der Lagerung bis zum Schlupf.
    Der Schlupf selbst findet in anderen Behältern statt, welche je Art verschieden sind.


    Den Grundstock bildet eine Plastik-Aufbewahrungsbox vom Baumarkt für ein paar Euro, inkl. Deckel.
    Das aus Plastik, sind Witterungseinflüsse und Feuchtigkeit bis auf Weiteres kein Problem.
    Im Deckel habe ich einige Löcher gefräst, welche mit Drahgaze (Mäuse!!) verschlossen sind.
    Je nachdem, wie viele der Löcher abgedeckt oder "offen" sind, habe ich dadurch Einfluss auf die Luftfeuchte im Behälter.


    In der Schüssel selbst habe ich einige Zentimeter hoch Blähton aufgeschüttet, und eine gewisse Menge an Wasser hinzu gegeben, so dass ein kleiner Überschuss auf dem Behälterboden zu sehen ist.


    Um zu vermeiden, dass die Puppen direkten Kontakt zum feuchten Blähton haben, werden die Tiere Art- oder Geschlechterweise getrennt in Heimchendosen gelagert.
    Die Heimchendosen sind am Boden dicht, aber sind an den Seitenwänden perforiert. Auch den Deckel lasse ich weg.
    Im Herbst habe ich mir frisches Buchenlaub besorgt, teilweise klein geschnitten und in die Heimchendosen, zusammen mit den Puppen gegeben. Dadurch kann man die Puppen in mehreren Schichten in einer Heimchendose lagern, ohne dass die Puppen sich gegenseitig verletzen oder stören.
    Die Blätter dienen als "Puffer" und gleichzeitig als "Verteiler" der Luftfeuchte.
    Puppen, die ich lieber ein wenig trockener habe, liegen direkt auf dem Plastik.





    Ich habe mir 3 solche Behälter gefertigt und in jedem ist eine andere Luftfeuchte, so dass manche Tiere bei ca. 60% Luftfeuchte liegen, andere bei 70% und der Rest bei ca. 80%.


    Nur die Langia zenzeroides nawai liegen direkt auf dem nassen Blähton, ohne Belüftung bei gesättigter Luftfeuchte.
    Das hat sich die letzten Jahre bewährt.



  • Zum Falterschlupf habe ich mir mitunter diese Schlupfbehälter gebaut.
    In diesen Käfigen liegen die Puppen in der Regel nicht länger als wenige Tage bis 2 Wochen.
    Sie dienen rein zum Schlupf meiner Tiere.


    Die Grundfläche des Schlupfkäfigs ist an eine Plastikwanne gehalten, welche die Maße vorgibt.



    Die Wanne nimmt den Blähton auf. Man sieht ihm an, dass da 2013 so einige Tiere geschlüpft sind. 10 Minuten einweichen und spühlen und der Blähton sieht aus wie neu.
    Schimmel ist kein Thema.
    Da die Wanne eine organische/abgerundete Form hat, war es nötig einen Rahmen zu bauen, welcher verhindert, dass schlüpfende Falter zwischen Wanne und Gazewand nach unten fallen und dort unentwickelt liegen bleiben.
    Damit die Falter leichter auf den Rand kommen, habe ich das Holz mit Resten eines alten, blauen Filzteppichs verkleidet.



    Über die Gazewände und herabhängende Filzstreifen, können schlüpfende Falter leicht nach oben klettern und sich stabil am Deckel aufhängen.
    Damit schneller Ruhe einkehrt, ist noch ein Eierkarton angetackert und der wirkt Wunder.
    So hatte ich in diesem Käfig schon über 20 Groß-Sphingiden gleichzeitig am Flügel entfalten, ohne dass sie sich gegenseitig störten.



    Möchte ich mehr Feuchtigkeit im Käfig haben, wird der Blähton mehr oder weniger gewässert.
    Für den Schlupf von Attacus atlas und anderen größeren Tieren, stülpe ich zusätzlich eine große durchsichtige Mülltüte von oben über den gesamten Käfig.
    Jedoch bleibe ich von Blähton meist noch einen Spaltweit weg.
    Dadurch erhalte ich durch das verdunstende Wasser im oberen Bereich des Käfigs einen hohe Luftfeuchte und im unteren Bereich etwas weniger, je nach Umgebungstemperatur, Luftbewegung etc.
    So können Puppen nicht so leicht "verfaulen" und andererseits haben die großen Falter genügend Zeit, ihre Flügel bei hoher Luftfeuchte zu entfalten, bevor sie abtrocknen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!