September 20, 2014 at 8:45 PM - Posts: Neues aus der "In"-Zucht, Title: Breeding Butterflies: Experiences, Questions and Answers
Moin moin.
Ich bin seit 2011 dabei ein paar Inzuchtversuche durch zu führen, heißt es doch immer wieder "vermeidet unbedingt Geschwisterpaarungen, sonst sterben die Tiere ganz schnell an Inzucht"....
Die Probanten sind die braune Form vom Lindenschwärmer (Mimas tiliae f. brunnea) und Oleanderschwärmer ( Daphnis nerii).
Die Wahl auf diese beiden Arten viel leicht:
1) Mimas tiliae als wohl eine der variationsreichsten Sphingiden-Arten im Mitteleuropäischen Raum, deren Formen und Farbschläge gut beschrieben sind. Wohl eher zu viele, als zu wenige. Inzucht dürfte hier eventuell zu interessanten Variationen führen. Und das noch dazu in der braunen Form f. brunnea schien mir besonders attraktiv.
Der Zuchtstamm ist mittlerweile in der F6 angekommen, aber außer dass der Prozentsatz an braunen Tiere gegenüber der grünen Nominatform angestiegen ist und vereinzelt mal interessante Muster der Vorderflügelzeichnung auftreten, ist noch nicht viel passiert.
Auffällig ist jedoch, dass die konsequente Inzucht mit der Verwendung der Ablage von max. 2 brunnea-Weibchen bisher noch keinen Einfluß auf die Befruchtungsrate hatte.
ABER die Eier sind extrem empfindlich gegenüber dem Postversand geworden.
Auch die Mortalität der Raupen ist gering. Nur die üblichen Nachzügler, wie sie bei fast jeder Massenzucht auftreten, sind zu beklagen. Aber selbst solche Tiere kommen manchmal noch zur Verpuppung und ergeben die Minitiere, die man als Züchter eben auch kennt.
2) Daphnis nerii, ein optimales Gegenstück zu M. tiliae.
Als Wanderfalter weitgehend frei von Variationen oder regionalen Formen. Eine Art, die in Deutschland genauso aussieht, wie in Slovenien, Griechenland oder Ägypten.
Für meine Zwecke perfekt geeignet, da man in verhältnismäßig kurzer Zeit viele Generationen ziehen kann. Futter gibt es ganzjährig und die Nachzucht ist auch kein Geheimnis.
Und es ist ein schönes Tier noch dazu.
Als ich vergangenen Herbst in Kloten die Elterntiere als Geschenk von Uwe Kauz überreicht bekam, war ich gar nicht so begeistert drüber, wollte ich doch eigentlich in die wohlverdiente Züchter-Diapause wechseln und nun diese 3 Paare. Wie ärgerlich....im Nachhinein kann ich nur sagen: Danke, Uwe! Im Auto, auf dem Weg nach Hause, reifte der Plan diese nerii mal so lange wie möglich zu ziehen, als Gegenpol zur brunnea.
Zwei der Weibchen hatten sich verpaart und bescherten mir über mehrer Tage hinweg viele Hundert Eier je Tier. Befruchtungsrate gut 99,9%
Mittlerweile, ein Jahr später, bin ich bei F6 angekommen und die erste Paarung zur F7 fand gestern Nacht statt.
Bis jetzt hat es noch keinerlei Nachlassen der Vitalität des Zuchtstammes gegeben, obwohl ich auch hier die konsequente 2 Paar-Methode ab F3 anwandte.
Nur die Eiablage von 2 Weibchen wird zur Weiterzucht verwendet. Die Nachkommen der restlichen Tiere werden abgegeben.
Nun haben sich aber überraschender Weise gerade bei dieser Art, wo ich eigentlich keine Änderungen in der Morphologie erwartete, dieses Jahr schon zwei interessante Falter ergeben, deren Grün der Vorderflügel stark ins Braune umgewandelt sind.
Zwei Tiere von bisher 8 geschlüpften.
Diese Tiere sind einwandfrei ausgeschlüpft und haben nichts gemein mit solchen Imagos, die es grade noch aus der Puppenhülle schaffen und dann, mit Mekonium verschmiert, versabbert und braun im Schlupfkasten hängen. Das kenne ich von manchen nerii-Zuchten nur zu gut.
Es sind interessante Tiere, weil etwas ungewöhnlich, aber die grünen "Normalos" gefallen mir persönlich eigentlich besser.
Aber es ist schon fantastisch, in welcher Form man sich immer wieder bei solchen Zuchten überraschen lassen kann.
Grad da, wo man es eigentlich nicht vermutet hätte, kommt plötzlich was "aus der Torte gehüpft".
Sondern auch mal das Wagnis einzugehen, was auszutesten und vom herkömmlichen Weg abzuweichen.
Es muss nicht unbedingt scheitern oder sich zum Schlechten entwickeln.
Und das konsequente Vermeiden hoher Zahlen hinter dem F in den Herkunftsangaben von Zuchtmaterial, nur um die Käufer nicht zu vergraulen, ist in meinen Augen nicht weniger unsinnig.
In diesem Sinne noch ein schönes Wochenende.
Rudi