January 8, 2023 at 3:01 PM - Posts: Video-Tutorials zur Eier-/ Raupensuche, Title: Literature, Publications
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Definitiv benötigt die Art m.E. aufgrund fehlender natürlicher Zerfallsstadien anthropogene Störflächen
Ich denke das steht außer Frage. Die Primärhabitate für diese Art entstehen zumindest in Mitteleuropa sicher schon lange nicht mehr. Ich bin mir aber unsicher was die beste Methode ist diese Flächen zu schaffen (bzw. eben ob es nur eine beste Methode gibt).
Hinzu kommt halt noch, dass Eichenjungaufwuchs in unseren Wäldern durch das Rehwild kaum durchkommt [...] Das Bild sollte sich jetzt allerdings vsl. im Hinblick auf die zunehmende Wolfsdichte die nächsten Jahre stark wandeln, [...]
Merkwurdig ist doch aber in diesem Zusammenhang, dass die Eiche eigentlich als beweidungstoleranter gilt als z.B. die Buche. Die Eiche ist ja eigentlich nur auf Flächen konkurrenzfähig, auf denen die Buche ihre Konkurrenzfähigkeit nicht auspielen kann, daher haben Bewirtschaftungsformen wie Waldweide und Niederwaldwirtschaft ja zu einer Förderung der Eichenbestände geführt (sicher zusätzlich durch Anpflanzung wegen des Nährwerts der Eicheln für das Vieh). Die jungen Eichen sind meines Wissens weniger schattentolerant als Buchen und kommen daher in dunklen Hochwäldern schlecht durch. Vielleicht liegt hier eher der Grund für den fehlenden Eichenjungaufwuchs. An dieser Stelle könnte man aber wahrscheinlich einen Glaubenskrieg über natürliche Waldstruktur starten.
Es gibt Eichenschonungen die (zumindest scheinbar) keine ilicis beherbergen und aber z.B. im Mittelrheintal auch Populationen die scheinbar nicht in Eichenschonungen leben. Offenbar ist eine bestimmte Waldstruktur hier ausschlaggebend. Nicht der Nutzungstyp. Kahlschlag und anschließende Eichenaufforstung ist ja nur ein Weg lichte Waldbereiche mit Jungeichen zu schaffen. Ich würde die von dir erwähnte Niederwaldwirtschaft auch nicht mit Kahlschlag gleichsetzen, da die Bäume dabei nicht dauerhaft entfernt werden. Der Prozess ist sicher derselbe, aber der resultierende Wald nicht. Es wäre für mich wie gesagt auch die Frage, ob die Methode des Kahlschlags in Deutschland stark abgenommen hat. Kann gut sein, ich hab aber keine Daten dazu. In meinem Gefühl ist der Rückgang von ilicis der Abnahme lichter Waldbereiche im generellen geschuldet (das betrifft Waldaußen- und Innensäume, wie die Nutzung der Waldflächen selbst), nicht nur dem Rückgang der Praxis des Kahlschlags. Ich denke wir wissen noch zu wenig über das "Idealhabitat" von ilicis und sollten nicht den Fehler begehen die wenigen gut dokumentierten Vorkommen mit diesem gleichzusetzen oder diese als einzige Möglichkeit sehen ilicis zu fördern. Auch wenn der Satz ausgelatscht ist "Diversität schafft Diversität", von daher würde ich durchaus verschiedene Möglichkeiten in Betracht ziehen ilicis zu erhalten und zu fördern.