vanessa cardui (Distelfalter) Pflanze für die Eiablage + kleine Geschichte

  • Hallo liebe Gemeinde.


    Mein erster Beitrag hier:
    Von den Schwiegereltern für unsere Kinder ein insect lore/Schmetterlingsgarten Set bekommen.
    Zunächst eine gute Idee in der Zeit des Corona-Lockdown. Nachdem ich mich hier im kleinen Umfang eingelesen habe weiß ich nun, dass diese Sets keine artgerechte Haltung bieten. Eine nach der anderen Puppe landete im Matsch. Am Ende hingen nur noch zwei an den Deckeln. Die abgestürzten der Anleitung entsprechend in das Habitat gelegt.
    Das Schicksal in Zahlen:

    • eine tote, bereits hängende Raupe, unverpuppt
    • eine verletzte Puppe, der Falter schaffte es beim Schlüpfen nicht, sich zu befreien
    • drei deformierte Falter, alle flugunfähig, einer mit geteiltem Rüssel (auf den komme ich noch zurück)
    • fünf haben es auf eine blühende Wiese im Schwarzwald geschafft

    Beim Aussetzen bemerkt, dass zwei nicht fliegen können. Diese beiden durften also wieder mitkommen in die Wohnung. (Der arme Kerl mit dem geteilten Rüssel ist zu Hause geblieben.)
    So wohnen nun bei uns drei versehrte Schmetterlinge. Und nun zu meinem Problem: diese zwei, die mit dem gesunden Rüssel, die haben sich gestern Abend gepaart.

    • Ab wann nach der Paarung, wenn überhaupt, ist mit der Eiablage zu rechnen?
    • Welche Pflanze stelle ich den Faltern zur Verfügung? Distel? Brennessel? Im Topf mit Erde oder im Wasserglas?
    • Wann ist mit dem Schlüpfen der Raupen zu rechnen?
    • Welche Bedingungen sollte ich sicherstellen?

    Und dann, nun ja, dann gibt es noch den anderen. Von dem möchte ich Euch kurz erzählen: Kriechbaum.
    Kriechbaum ist einer von denen, deren abgestürzte Puppen ich nach "Anleitung" im Habitat an den Rand gelegt habe. Beim Schlüpfen hat er sich leider in dem Maschengewebe verfangen. So da liegend sind ihm die Flügel getrocknet. Die Fühler sind ihm an den Machen verbogen und die Rüsselhälften hat er wie gesagt nicht zusammen bekommen. Er konnte sich auch nicht vollständig aus der Puppe befreien und hing mit dem Hinterteil noch lange in der Schale. Dahinein musste er sein Mekonium entlehren und ist danach mit den Hinterteil immer wieder irgendwo kleben geblieben. Ich habe ihn mehrmals vom Gewebe des Habitats lösen müssen. Eine derbe Behandlung. Außerdem keine Nahrung für mehrere Tage.
    Kriechbaum scheint allerdings ein ein zäher Kerl zu sein. (Oder ist er eine sie? In meiner Vorstellung ist Kriechbaum jedenfalls ein männlicher Falter.)
    Mittlerweile hat er sein eigenes Habitat bekommen in einer Plastikdose ausgelegt mit Zellstoff, ein paar Steinen und einem trockenen Stück Holz. Ein kleiner Bogen aus Pappe (Klopapierrolle) überdacht zwei drittel des Habitats. Tatsächlich scheint sich Falter Kriechbaum gerne darunter zu verstecken. Wenn er sich sonnt, dann hockt er immer an der selben Stelle außerhalb der Überdachung, immer mit einem Bein auf immer demselben Stein.
    Es hat mich sehr überrascht, wie lange der Falter die Strapazen mit derlei Beeinträchtigungen überlebt. Ich habe ihn beobachtet, mir Gedanken gemacht, mich um ihn gesorgt und Mitgefühl entwickelt. Immer apathischer ist er mit der Zeit geworden. Da habe ich begonnen "mit" ihm zu reden. Habe ihm meine Sorgen und meine Ratlosigkeit mitgeteilt. Und dann hat er einen Namen bekommen:
    Es ist nun so, dass sich das Kerlchen füttern lässt. Ich hätte es nicht geglaubt, musste es aber einfach ausprobieren. Über eine lange Kanüle tröpfchenweise Glukosewasser zwischen die Rüsselhälften. Ein Hoch auf die Kapilarwirkung!
    Beim ersten Versuch ist er einfach hocken geblieben, hat kaum eine Regung oder Abwehr gezeigt als ich mit dem Besteck an ihm rumgefuhrwerkt habe. Aber als ein Tropfen der Süßigkeit einen seiner "Schmeckfüßchen" berührte... meine Güte... da war Leben in dem Tier! Plötzlich wirkter er völlig aufgeregt, griff und klammerte mit seinen Beinen nach der Kanüle, tastete mit seinen Fühlern und streckte sich mit einem solchem Willen nach der Quelle! Und dann hat er geschlürft und geschlürft und lang nicht aufgehört und ist dabei ganz ruhig geworden. Ich kann es nur so beschreiben. Diese plötzlich einsetzende Vehemenz und dieser "Wille"! Diese Klarheit im Ausdruck seines tuns, nämlich: "Genau das brauche ich jetzt! Unbedingt! Genau das! Jetzt!"
    Auf einmal fand ich mich in einer Situation wieder, in der ich nicht mehr nur beobachtete, nicht mehr nur eine Handlung an etwas durchführte sondern in der ich mit einem lebendigen Wesen interagierte. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Bei einem Insekt! Und auch nicht mit solchen Gefühlen. Rührung, Freude, Erleichterung, Sorge, Mitgefühl, Trauer und ganz, ganz großes Staunen.
    So ist also diese Exemplar für mich zu einer Person geworden und hat einen Namen bekommen. Und so füttere ich nun jeden Tag einen Falter namens Kriechbaum tröpfchenweise mit Zuckerwasser. Anfangs immer noch mit großer Aufregung und Gezappel und Geklammer und Getaste und dann, langsam, mit zunehmender Ruhe... schlürf, schlürf... kurze Pause... schlürf, schlürf... Flügel auf und wieder zu... schlürf, schlürf... Flügel auf... zu... schlürf, schlürf...
    Kriechbaum darf solange bei uns bleiben wie er kann und er wird gefüttert werden so lange es geht. Ich lasse mich von ihm berühren und freue mich über ihn, solange er da ist und ich werde traurig sein, wenn er stirbt. So ist das.


    Kriechbaum grüßt.

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  • Moin André,


    ich finde deine Story schön, fast ein bisschen ergreifend.
    Wir "alten Hasen" haben jährlich mit so vielen Insektenindividuen zu tun, dass das Gefühl für ein einzelnes Tier nur selten hoch kommt. Ich bin so ehrlich.
    Vielleicht wenn es sich um eine besondere Art handelt oder ein besonders schönes oder aktives Tier. Etwas worauf man lange hin gearbeitet hat.
    Ich hab das öfter mal bei eierlegenden Weibchen, die ich über Wochen halte. Da freut man sich jeden Tag drüber, wenn sie am Morgen immer noch fit im Flugkäfig sitzen.


    Im Endeffekt ist es bei dir und deinem Kriechbaum nun auch nicht anders. :winking_face:


    Was du ihm Gutes tun kannst, hast ja selbst schon heraus gefunden.
    Wie lange er das Geschehen überleben kann, ist nicht zu schätzen. Er kann morgen tot sein oder noch Wochen überleben, was beides aber eher unwahrscheinlich ist.
    Zur Fütterung ein Tip: unbedingt Traubenzucker verwenden und in in der Konzentration irgendwo bei 1:5 bis 1:10 mit Wasser ansetzen.
    Nicht länger als drei Tage im Voraus an mischen, damit die Lösung nicht zu gären anfängt.


    1) gleich nach der Paarung oder auch erst einen Tag später. Und dann solange das Weibchen lebt.
    2) Ich würde eine Distel empfehlen. Am einfachsten im Wasserglas. Die Distel sollte bis zur Decke des Flugkäfigs hoch reichen, weil sich die Tiere die meiste Zeit in dieser Region aufhalten werden.
    3) Ich schätze, je nach Temperatur, 4-7 Tage nach der Eiablage.
    4) Die Falter füttern. Sowohl für Sonne, als auch Schatten sorgen, so dass die Tiere frei wählen können. Nicht in die volle Sonne stellen. Gut füttern. Gelegentlich morgens mit einem Zerstäuber den Flugkäfig einsprühen und so Tau simulieren.


    Mehr fällt mir nicht ein.


    Gruß und viel Erfolg.
    Rudi

  • Ach du je, da lief es bei mir ja mich gut. Meiner Meinung nach gehören diese Sets verboten!


    Mir ging es ganz genau so wie dir. Ich hatte nur einen deformierten Falter, mein Sorgenkind, und ich habe drei Tage lang wegen ihm geweint. Ich wollte ihm das nicht antun und mein Mann hat ihn zum Vogel Futter Platz ins Beet gesetzt, damit er noch ein bisschen die Sonne genießen kann, bevor er dann im Kreislauf des Lebens "verwertet" wird.
    Auch bei uns sind Puppen abgestürzt und eine von den Raupen ausgesaugt. Erst danach habe ich gelesen, dass das Gefäß für die mittlerweile gewachsenen Raupen zu klein und zu trocken war. Ich könnte mir selbst so in den Hintern treten, dass ich mich nicht vorher besser informiert habe. Und was ich den Verkäufern der Sets wünsche, die das als Friede Freude Eierkuchen, Raupen beobachten, Metamorphose beobachten und dann Schmetterlinge frei lassen darstellen, möchte ich gar nicht sagen...

  • 2) Ich würde eine Distel empfehlen. Am einfachsten im Wasserglas. Die Distel sollte bis zur Decke des Flugkäfigs hoch reichen, weil sich die Tiere die meiste Zeit in dieser Region aufhalten werden.3) Ich schätze, je nach Temperatur, 4-7 Tage nach der Eiablage.
    4) Die Falter füttern. Sowohl für Sonne, als auch Schatten sorgen, so dass die Tiere frei wählen können. Nicht in die volle Sonne stellen. Gut füttern. Gelegentlich morgens mit einem Zerstäuber den Flugkäfig einsprühen und so Tau simulieren.

    Danke, Rudi.
    Ich habe eine Acker-Kratzdistel besorgt. Steht im Wasserglas.

    • Wie lange hält sich eine Distel sozusagen als Schnittblume? Überdauert die Pflanze die Zeit bis die Raupen schlüpfen? Sollte ich besser eine ausbuddeln und in einen Topf setzen?
    • Wie füttere ich Schmetterlinge? (Abgesehen von Kriechbaum mit seinem geteilten Rüssel. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team wenns um Zuckerwasser schlürfen geht.) Gebe ich die Glukoselösung für die fitteren Tiere auf Blüten oder stelle ich einfach einen Untertasse ins Habitat?

    Grüße.

  • Wie lange hält sich eine Distel sozusagen als Schnittblume? Überdauert die Pflanze die Zeit bis die Raupen schlüpfen? Sollte ich besser eine ausbuddeln und in einen Topf setzen?

    Getopfte sind immer besser. Wie lange sie als Schnitt halten, musst du selbst testen.



    Wie füttere ich Schmetterlinge? (Abgesehen von Kriechbaum mit seinem geteilten Rüssel. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team wenns um Zuckerwasser schlürfen geht.) Gebe ich die Glukoselösung für die fitteren Tiere auf Blüten oder stelle ich einfach einen Untertasse ins Habitat?

    Frag mal Fabian.
    Der züchtet sie gerade 100-fach :winking_face:
    Vanessa cardui Eier

  • hallo zusammen,
    hatte ja mal das glück dass ein distelfalter vor meiner nase eier ablegte. leider war es im gebirge und sehr steinig, so konnte ich keine distel ausgraben. die zucht erfolgte dann ganz problemlos mit brennessel.
    ich hatte bei "brennessel-falter" gelernt ihnen vor der verpuppung kräftige "brennesselstämme" als gerüst zur verfügung zu stellen, so können sie sich besser festhalten und verpuppen.
    letzten winter sah ich im botanischen garten, dass die puppen mit einem spezialkleber an watte geklebt wurden und diese konnte man aufhängen. das sollte man auch mit unseren gefallenen stürzpuppen machen können.


    prinzipiell würde ich empfehlen bei vielen eiern einen teil in die natur zu geben. verluste kommen dort genauso vor wie in der zucht. auch mich schmerzt es, wenn mir tiere eingehen. deswegen versuche ich es meist mit einer kleine population und gebe sie bei gelingen in etappen der natur zurück. das kann auch ein abenteuer für die kinder sein. den geeigneten platz zu finden und eventuell die raupen dort zu beobachten.
    viel glück und schöne momente bei eurer zucht
    leo

  • Hallo Andre,


    zum einen kann man die Eier zwar mit dem freien Auge erkennen, sind aber für die Größe des Falters sehr klein und farbmäßig der Futterpflanze angepasst. Ich konnte mal eine Eiablage an einer Distel beobachten und suchte dann fast vergebens nach dem Ei. Erst mit der Lupe konnte ich es einfach entdecken.


    Von einer Deadline weiß ich nichts! Es gibt aber Falter die eher krepieren als im Käfig Eier abzulegen. Ob das beim Distelfalter auch so ist weiß ich nicht! Da mir der Schmetterling leid tut, habe ich es mit Tagfaltern noch nie versucht. Man findet auch so in der Natur seine Raupennester oder Eiablagen ...


    Viel Spaß mit den Tierchen

  • Also, ich glaube, der Distelfalter als Wanderfalter wird lange brauchen, um seine Eier abzulegen, bzw. er wird das Ablegen über Tage verteilen. Viele Nachtfalter legen größere Eiergruppen ab. Distelfalterraupen habe ich immer einzeln oder wenige an einer Pflanze gefunden; die Eier werden also verteilt.
    Gute Erfahrungen habe ich mit eingetopften Pflanzen im großen Raum gemacht, in dem Falter frei umherfliegen können. Allerdings war meine junge Birke schon bei der ersten Raupenhäutung kahl :- ))


    Vielen Dank für die schöne Erzählung. Ich habe mich immer gefragt, ob ein verkrüppelter Falter leben kann, und ich frage mich noch immer, ob er nicht gesunde Eier ablegen könnte.
    Wenn man so etwas liest, oder auch wenn man gesehen hat, wie eine Raupe taktisch überlegt gegen eine Ameise kämpft oder wie ein Nachtfalter, der sich anscheinend nicht von einer Lichtquelle befreien konnte, einen, nachdem man ihn ins Dunkle entführt und freigelassen hat, noch zwei-, dreimal ehrenrundenartig umkreist, bevor er wegfliegt, kann man ins Grübeln kommen, inwieweit da wohl nur Instinkt vorhanden ist oder - Bewusstsein?
    Bei so viel Emotionalität erlaube ich mir mal auf ein Lied zu verweisen:
    https://www.youtube.com/watch?…87931EBD1EBCDD3&index=233
    Dort geht es allerdings um Nachtfalter.

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  • Hmm... noch immer keine Eiablage?


    Könnte man die Eier eigentlich mit bloßem Auge gut erkennen?
    Wie lange kann das Weibchen die Eier mit sich tragen? Gibt es da eine... Deadline... bis wann die abgelegt sein müssen?

    Hast du nun schon Fabian kontaktiert?


    Ich denke nicht, dass eine Eiablage ein Problem darstellen wird.
    Auch wird ein Weibchen mehr als genug Eier legen, egal ob sie ein Wanderfalter ist oder nicht. Sie legt sie einzeln ab, ja. Aber trotzdem sicher in Menge.
    Die Eier sind, einmal gesehen, wohl kaum zu übersehen, wenn man normal starke Augen und die Ablagepflanze direkt vor sich hat.


    Die Lebensdauer eines Weibchens einer solchen Wanderart schätze ich bei guten Haltungsbedingungen und einem erfahrenen Entomologen auf mindestens 5 Wochen.
    Bei dir als Neuling kaum unter 2 Wochen.


    Hier kannst du dir die Eier ansehen:
    Europäische Schmetterlinge und ihre Ökologie: Vanessa cardui

  • Hallo miteinander.


    Ich danke sehr für Eure Unterstützung und, ja... Anteilnahme und Ermunterung.
    Kriechbaums Augen sind nun dunkel. Er ist gestorben. Und ja, ich bin traurig gewesen. Vor allem aber war mein fünf Jahre alter Sohn sehr betroffen. Der Tod muss ihm sehr bedrohlich erscheinen. Immer wieder fragt er mich weinend, warum der Kriechbaum gestorben ist und es ist nicht die Todesursache, die er damit meint. Ich glaube er fragt mich, warum es überhaupt den Tod gibt und welchen Sinn das hat. Ich glaube, er ahnt die Ausweglosigkeit und Unlösbarkeit dieses Unbegreiflichen. Er sucht bei mir nach Halt und Trost und Sicherheit und Hoffnung. Das geht gut mit der Vorstellung, dass Kriechbaum dieses Mal einen kranken Körper bekommen hat und mit diesem nicht länger hat bei uns bleiben können. Die Vorstellung, er wird eines Tages wieder kommen in einem gesunden Körper gibt ihm Trost und Hoffnung. Damit kann er seine Tränen wegwischen und wieder lächeln bis es ihn nach wenigen Augenblicken wieder schüttelt und er in Schluchzen ausbricht.
    Wir kommen darüber ins philosophieren über die ganz, ganz großen Fragen. Wir suchen darin gemeinsam nach Sinn und Trost und Hoffnung. Und da merke ich, wie menschlich diese ganz, ganz großen Fragen sind und welche menschlichen Gefühle dahinter stecken.


    Ich danke dir, Kriechbaum, für das, was ich durch dich über mich und über die kleine Seele meines Buben gelernt habe und für die Möglichkeit, die du uns beiden geboten hast, uns in der gemeinsamen Begegnung mit dem Tod kennenzulernen.



    Wie es nun weiter geht:
    Die ander beiden Schmetterlinge, flugunfähig, aber sonst gesund, hatten sich ja gepaart. Die Dame hat lange keine Eier abgelegt, schließlich aber doch. Und zwar so, als gäbe es kein Morgen mehr. Eines nach dem anderen habe ich eingesammelt und sicher sind viele verloren gegangen. Ich habe mich beim Forumsmitglied Fabian erkundigt, der mir wertvolle Hinweise geben konnte. Danke nochmal an dieser Stelle an Fabian und auch an Rudi für den Hinweis.
    Und so warte ich seit Tagen auf Veränderung, auf Anzeichen von schlüpfenden Räupchen und auf den gesunden Kriechbaum. Mein Kleiner mag sich gar nicht recht damit befassen. Ich lasse ihn. Zu frisch noch die Erinnerung, zu bedrohlich, zu groß die Furcht vor der Begenung.
    Leider scheint es nämlich keins der Räupchen zu schaffen. Ich erkenne durchsichtige Eihüllen, in denen es sich sich angestrengt bewegt und die aufbrechen. Aber dann ist es vorbei. Die Bewegungen enden. Es kommt nichts hervor.
    Ich fürchte, ich bin der dumme Trampel, der, ohne Sinn und Verstand und sich dessen nicht gewahr, meint, er könne einfach so ein paar Schmetterlinge in seiner Stube wachsen lassen. :thinking_face:
    Schließlich habe heute bei Fabian angefragt, ob ich von ihm einige Eier bekommen könnte.
    Die Geschichte wird also in irgendeiner Form weitergehen.


    Liebe Grüße.

  • Hallo Kriechbaum (I)!


    Zunächst mal mein Beileid zum Ableben von Kriechbaum Cardui. Das Leben eines Schmetterlings ist kurz und flatterhaft, das eines verkrüppelten bestimmt noch kürzer.
    Ich glaube mich zu erinnern, ebenfalls im Vorschulalter mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert worden zu sein.


    Meiner geringen züchterischen Erfahrung nach macht man in der Regel eher zu viel als zu wenig, Sauberhalten und verhindern von Kondenswasserbildung mal ausgenommen. Mir fiel auf, dass Sie die Eier eingesammelt haben. Ich will nicht behaupten, dass sie dadurch geschädigt wurden, aber eine Störung wäre es allemal.
    Ich weiß ja nicht, wo sie abgelegt wurden. Am besten wären gewiss eingetopfte Disteln, Malven oder Brennnesseln gewesen. Daran hätten sie störungsfrei verbleiben können; aber es ist wohl niemand von uns auf die Idee gekommen, das rechtzeitig zu übermitteln. Tut mir leid!
    Für die nächste Zucht wünsche ich mehr Erfolg!

  • Ja... die Sache mit den Eiern...
    Ich hatte mich ja gewundert, dass die Dame nach der Paarung so lange keine Eier abgelegt hat. Trotz Distelpflanze im "Habitat". Die wurde von ihr nicht angenommen zur Eiablage. Vielleicht wurde der "Legedruck" schließlich so groß, dass sie die Eier einfach fallen lassen musste. Der Boden war voll damit und auch die Erde der "Topfdistel". Nur wenige hat sie in das Netzgewebe des Habitats geheftet. Da wollt ich lieber einsammeln und beiseite tun.
    Gestern abend dann eine kleine Überraschung für mich: Die beiden Schmetterlinge paaren sich erneut. Ist das üblich? Wird jetzt die nächste Charge Eier befruchtet? Kommt es demnächst nochmal zur Eiablage? Ich baue gerade ein besseres Habitat (60×50×30) und kann damit noch zwei weitere Pflanzen anbieten. Wahrscheinlich solche, die ihr beim raufklettern besseren Halt bieten.
    Es bleibt spannend.


    Kriechbaum grüßt.

  • Hallo Fabian, herzlichen Glückwunsch dazu :- ))
    (Nichts für ungut :smiling_face:


    An Kriechbaum:
    Ich wünsche viel Erfolg mit der Zweitablage. Vielleicht legt das Weibchen eher an der Distel ab, wenn es freier fliegen kann. Das ist nur ein Gedanke, Erfahrung habe ich nicht damit. Ich denke ans freie Fliegen im Zimmer, in dem, wo es hell ist, eine Distel steht.
    Seltsame Verhaltensweisen habe ich bei cardui auch erlebt. Meine Freilandraupen sponnen im Zuchtkasten die Distelblätter nicht mehr zusammen, sondern lebten auf ihnen. Ein Besucher, Laie, dem ich sie zeigte, meinte, sie wüssten, eingesperrt zu sein und sich nicht mehr schützen zu müssen. Das klang für mich weit hergeholt.

  • Mit Distel als Eiablagepflanze habe ich bisher keine Erfahrungen gemacht. Ich habe bis jetzt immer Brennessel genutzt. Teilweise eingetopft und teilweise einfach einen Trieb im Wasser. Das wird beides sehr gut von Distelfaltern angenommen. Meiner Erfahrung nach müssen sie nicht frei fliegen können für eine Eiablage. Wenn es den Weibchen gefällt, laufen sie teilweise auf dem Trieb auch einfach hin und her und legen ein Ei nach dem anderen. Daher würde ich es vielleicht einfach mal mit anderen Eiablagepflanzen wie beispielsweise Brennessel probieren. Vielleicht mag dein Weibchen diese Distel einfach nicht. Du kannst mal ihr Verhalten beobachten. Wenn die Weibchen auf einer potentiellen Eiablagepflanze sitzen, "trommeln" sie mit den Vorderbeinen auf das Blatt. Damit testen sie, ob es für die Eiablage geeinet ist. Passt es ihnen nicht, fliegen sie einfach weiter. Passt es ihnen, legen sie ein oder mehrere Eier darauf. Trommelt sie also auf die Distel und legt keine Eier, mag sie die Distel wahrscheinlich nicht. Besucht sie die Distel hingegen grundsätzlich nicht, kann sie ggf auch einfach an einer ungünstigen Stelle stehen.

  • In meinem Gewächshaus legten die Falter nach ca. einer Woche sehr gut an Disteln ab, das hat bei Gewächshausern den Vorteil, dass Disteln immer wieder irgendwo hochkommen, Brennnesseln sind da etwas hartnäckiger. Wirklich eingesponnen haben sich die Raupen an der Distel nicht, an ein Denken an Gefangenschaft der Falter kann ich trotzdem nicht glauben, die adulten indes werden merklich "zahm" oder verlieren zumindest ihren Fluchtinstinkt.

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  • Frei fliegen... ja... das Pärchen wäre gar nicht bei uns zu Hause, wenn die beiden fliegen könnten. Wir hatten sie zusammen mit ihren Geschwistern an einem sonnigen Tag auf einer Blumenwiese frei gelassen. Und erst dabei ist uns aufgefallen, das zwei davon flugunfähig sind.
    Statt sie der Vogelwelt als leckeren Snack zu überlassen habe ich sie eingesammelt und wieder mit in die Wohnung genommen. Und da sind sie nun und machen ihr Schmetterlingding so gut sie können und ich versuche on the fly für die beiden zu tun was ich kann. Da geht sicher manches schief. Ich probiere es als nächstes mit einer Brennessel im größeren Habitat.


    Trommeln mit den Vorderbeinen habe ich bei ihr beobachtet, ja. Sie ist mit großem Eifer durchs Habitat geklettert und hat alles abgeklopft. Die Distel hat sie ignoriert, obwohl sie erreichbar ist. In ihrer Aktiviät hat sie außerdem keine Anstalten gemacht, ihre Flügel zu benutzen. Vielleicht benötigt sie einfach mehr an verschiedenen Klettermöglichkeiten und Materialen in ihrer Umgebung.


    Aber ja, die beiden führen in vielen Aspekten ein für Schmetterlinge außergewöhnliches Leben. Da kann man kein Verhalten wie aus dem Lehrbuch erwarten, oder?
    Mich bedrückt grad am meisten das regnerische, windige und kühle Wetter. Ich mag sie da nicht gerne auf den Balkon stellen, weshalb sie in der Wohnung bleiben. An solchen Tagen hocken sie nur rum und harren der Dinge, verbrauchen wenig Energie und sparen auf für sonnigere Tage. Wenn sie dann das erste mal wieder die Sonne spüren, ha! Dann ist wieder was los! Dann wird geflattert und geklettert und getrommelt und die Farben präsentiert. Dann kann man wieder sehen, das sie Schmetterlinge sind. Darauf freue ich mich. Leider soll es erst Ende kommender Woche wieder wärmer werden. Vielleicht kann ich ihnen bis dahin mit dem neuen Habitat eine Freude bereiten. Mal sehen...


    Kriechbaum grüßt.

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