Wanderfalter hier überwintern? Vanessa cardui und atalanta

  • Hallo ihr erfahrenen Züchter,
    wie könnte man Wanderfalter wie Vanessa cardui und V. atalanta hierzulande überwintern?
    Die machen doch keine Winterruhe oder ließen sie sich doch bei Kühlschrank-Temperaturen einige Zeit halten? Oder als Raupen mit Kunstfutter?


    Danke für eure Hilfe, ich bin Neuling in Sachen Schmetterlingszucht.


    Schöne Grüße, Monika :falter:

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  • Hallo Monika,
    v. atalanta überwintert an vielen Stellen in Deutschland, daher zeigen sich die Falter auch im Winter bei etwas milderen Temperaturen und Sonne. Wenn man da wohnt, dann am besten gut geschützt draußen überwintern lasssen, z. B. in einem Waldgebiet. Kommt halt auf den Wohnort an, der steht oben nicht dabei.
    Überwinterung im Kühlschrank dürfte sehr schwer möglich sein. Von V. cardui habe bis nichts über eine Überwinterung in Deutschland erfahren. Vielleicht kommt es noch, wenn die Klimaerwärmung fortschreitet.
    Grüße
    Heinrich

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt keine heimischen Falter mit Ausnahme des Zitronenfalters die im Freien überwintern, so auch der Admiral nicht (ja, es gibt hin und wieder mal welche die frei irgendwo rumhängen, aber das ist nicht die Regel, bitte nicht direkt mit Kommentaren zumüllen " ich hab aber schon xy da und da gesehen). Kühlschranktemperaturen von +5-7°C sind aber absolut kein Problem und normale Überwinterungstemperaturen in ungeheizten Räumen oder anderen Nischen, wo ein Falter geschützt überwintern könnte. Ein ungeheizter Raum wie Garage oder Keller ist somit ideal für die Überwinterung, der Kühlschrank sollte zur Not auch gehen. Man muss nur bedenken, dass der sehr trocken ist und die Falter ohne Fütterung schnell austrocknen. Vanessa cardui ist kälteempfindlicher als V. atalanta. Der wird zwar bei den Temperaturen durchaus eine Weile klarkommen, aber vermutlich nicht so lange, dass er es über den Winter schafft. Wär aber auch nicht auszuschließen. Die müsste man wenn dann tatsächlich mit Kunstfutter oder wintergrünen Pflanzen durch den Winter ziehen.


    Grüße Dennis

  • Hallo Dennis,
    kleine Rückfrage: wie definierst Du "heimischen Falter" (Tagfalter?); oder "im Freien überwintern".
    Es schon gibt schon einige "heimischen Tag-Falterarten" , welche als Imago überwintern. Im Gegensatz zum Zitronenfalter aber i.d.R. in Baumhöhlen, Holzpolter, etc. Also auch im "Freien".
    Zumindest in der Rhein-Ebene "überwintert" in den letzten Jahren der Admiral regelmäßig.
    Wir hatten im Bereich Karlsruhe in den letzten Jahren kaum noch Frost.
    Grüße Armin

  • Hallo Dennis,
    wie ist es erklärbar, dass ich seit 15 Jahren regelmäßig Admirale finde, noch bevor der Schnee im Frühjahr (Februar) ganz geschmolzen ist?? Und es sind nicht immer Einzelexemplare. Ich wohne nordöstlich von München.
    Oder gilt es nicht als "im Freien", wenn Falter sich ins Gestrüpp zurückziehen? Oder unter eine Astgabel (z.B. C-Falter)? Offenbar schaffen es sogar Taubenschwänzchen
    in günstigen Lagen geschützt "im Freien" zu überwintern. In der Oberrheinebene ist die Überwinterung des Admirals überhaupt keine Seltenheit mehr.
    Ich würde immer ein Pfauenauge oder einen Kleinen Fuchs aus einer wärmeren Umgebung im Winter ins Freie bringen.
    Grüße
    Heinrich

    • Offizieller Beitrag

    Ok, ich hätte wissen sollen dass das so wie ich es formuliert habe falsch verstanden wird...

    wie definierst Du "heimischen Falter" (Tagfalter?); oder "im Freien überwintern".

    Das erste ist einfach. Eine Art die dauerhaft bodenständig im betrachteten Gebiet (Deutschland) ist. Wenn man so will könnte man davon Neozoen ausschließen mit "ohne menschliche Einwirkung" oder so.


    Das zweite ist definitionsmäßig schwieriger und kommt drauf an wie man die Semantik sieht. Ich hab vermutlich Mist gebaut und "im Freien" und "frei" gleichgesetzt. Besser wäre zu sagen, alle überwintern im Freien, aber nur der Zitronenfalter überwintert frei. Wobei das auch schon nicht so ganz stimmt, da die meisten Falter durchaus in Gebäuden, Höhlen oder Nischen überwintern. Das würde für mich einen mehr oder weniger geschlossenen Raum darstellen, was es rechtfertigen würde das nicht mehr im Freien zu nennen. Ich wollte damit nur gesagt haben: Alle Arten außer dem Zitronenfalter suchen sich in der Regel geschützte Plätze zum überwintern, wo die Temperaturen nicht unter 3°C oder sowas fallen. Die können Frost nämlich nur über kurze Zeiträume aushalten. Im Gegensatz zum Zitronenfalter, der Frost ohne Probleme über lange Perioden erträgt. Hin und wieder findet man auch andere Falter mal frei an Bäumen, aber ob das ein guter Platz ist wage ich zu bezweifeln. Wer weiß ob die da überleben. In den milden Wintern der letzten Jahre möglicherweise schon.


    Natürlich wollte ich "im Freien" nicht "in der (beheizten) Wohnung" gegenüberstellen und auch nicht in Frage stellen, dass diese Falter hier überwintern. Das ist alles belegt und steht außer Frage (auch beim Taubenschwänzchen). Es ging mir lediglich im Kontext der Kühlschranktemperaturen darum, dass die meisten überwinternden Falter das ohne Probleme aushalten, aber eben keinen Frost wie der Zitronenfalter.


    Ich hoffe ich konnte meine schlechte Formulierung damit erklären.


    Grüße Dennis

  • Hallo Dennis,
    hatte so etwas vermutet; klar der Zitronenfalter ist der Einzige, der sich an Äste zum Überwintern hängt.
    Der Rest (Tagpfauenauge, Trauermantel, etc.) sucht geschützte Stellen auf. Ich weiß zwar nicht, ob es Untersuchungen gibt, welche Tiefsttemperaturen die andren Arten aushalten, habe aber so meine Zweifel an den von Dir genannten ca. +3 Grad.
    Kann mich noch an Winter mit unter - 27 Grad in der Nacht und max. Temperaturen von - 10 Grad über Wochen hinweg (Nordschwarzwald; Ende der 70iger - Anfang der 80iger) erinnern. Dennoch flogen im Frühling die üblichen Verdächtigen. Insbesondere beim Trauermantel kann eine Überwinterung in Gebäuden ausgeschlossen werden. Flog meisten weite weg von Dörfern etc.
    Überwinterung in zugeschneiten Felsspalten oder so?
    Ein geschlossene Schneedecke über Wochen oder Monate war seinerzeit "normal".
    Beste Grüße Armin

  • Kann mich noch an Winter mit unter - 27 Grad in der Nacht und max. Temperaturen von - 10 Grad über Wochen hinweg (Nordschwarzwald; Ende der 70iger - Anfang der 80iger) erinnern. Dennoch flogen im Frühling die üblichen Verdächtigen.

    des Rätsels Lösung ist Trehalose ==> Trehalose

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß auch nicht, ob es Untersuchungen dazu gibt. Aus eigenen dämlichen "Experimenten" weiß ich aber, dass zumindest Tagpfauenaugen Temperaturen unter 3°C maximal ein bis zwei Wochen durchhalten. Aus irgendeinem Grund dachte eine frühe Version von mir, es wäre eine gute Idee Tagpfauenaugen in einem Käfig frei auf dem Balkon zu überwintern. Braucht wohl keine Erklärung dafür dass es das nicht war. Einmal denke ich, ist die Pufferwirkung von Schnee und größeren Luftmassen in Hohlräumen oder Gebäuden nicht zu unterschätzen. Zweitens würde ich annehmen, dass Falter frostempfindlicherer Arten, gerade beim Admiral, sich im Winter in mildere Gebiete zurückziehen und nicht gerade auf dem Feldberg überwintern. Was auch immer die Falter machen, um sich vor starkem Frost zu schützen irgendwie müssen sie es tun. Starken Frost halten sie jedenfalls nicht lange aus, ich denke das ist schon belegt.


    Grüße Dennis

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    • Offizieller Beitrag

    des Rätsels Lösung ist Trehalose

    Hast du da mehr Informationen zu? Weil das kommt in Insekten zwar als Reservezucker vor, aber ich würde annehmen, dass für einen Kälteschutzeffekt eine nicht unerhebliche Konzentration davon aufgebaut werden müsste. Das wiederum ist bei Tardigrada nachgewiesen, aber bei Schmetterlingen auch? Ich hätte jetzt gedacht, dass Schmetterlinge da zu viele andere Probleme mit bekommen, aber ich lasse mich gern eines besseren belehren. Also beim Zitronenfalter ist Glycerol das was den Kälteschutz aufbaut.


    Grüße Dennis

  • Hallo Dennis,
    Falter, die in Nisthöhlen und Hochständen für die Jagd überwintern, dürften sehr wohl auch mehrere Tage mit unter 3°C klarkommen. Bei uns hat es auch schon mal (zumindest vor Jahren) bis minus 20 °C und der Admiral im Auwald dürfte kaum über 0 °C überwintert haben. Ein bis zwei Wochen hält er wohl Nachttemperatur unter 0 °C aus, wenn es nicht zu eisig wird.


    Nach der Relativierung stimm ich dem Obenstehenden in vielen Punkten zu.


    Grüße


    Heinrich

    • Offizieller Beitrag

    Ja, stimme ich dir zu. Ich habe auch nicht gesagt, dass sie Frost gar nicht aushalten, aber eben nicht für lange. Ein paar Wochen sind da vermutlich das Maximum, je nach Art. Ich denke der Admiral würde mehrere Wochen eher selten überstehen. Aber wer hat das schon exakt getestet? Wir stellen hier alle gerade relativ wilde Vermutungen auf. Das einzige was ich an wenig belastbaren Daten zu liefern habe sind meine erwähnten Tagpfauenaugen mit n=6 und einer halbwegs brauchbaren Temperaturmessung...


    Grüße Dennis

  • Also der C-Falter scheint ebenso wie der Zitronenfalter frei unter Ästen hängend zu überwintern.
    Ist schon öfters beobachtet worden.
    2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=24040
    2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=33141


    und anscheinend macht das der Admiral ab und zu auch so...
    2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=7398
    2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=33438
    2_forum_2013.pl?page=1;md=read;id=33638


    VG
    Peter

  • Euch allen ganz herzlichen Dank für eure guten Tipps und Beobachtungen in der Natur, wie welche Arten überwintern können. Erstaunlich, dass so filigrane Tiere unsere langen Winter (bzw. blütenlose Zeit, mit dem Winter wird's ja von Jahr zu Jahr weniger) überstehen können. Da ist es verständlich, dass die Wanderfalter lieber in wärmere Gegenden abwandern.
    Mich hätte interessiert, wie ich V. cardui und V. atalanta unter geschützten Bedingungen ( Garage, Vorratsraum im Keller oder eben im Kühlschrank) überwintern könnte. Oder ganz ohne Winterruhe einfach durchfüttern in einem wenig genutzten Zimmer im Haus bei 15-20°C? Aber so lange leben sie wahrscheinlich nicht.


    Viele Grüße, Monika

  • Vanessa cardui verträgt überhaupt keinen Frost, in keinem Entwicklungsstadium, der übersteht den Winter garantiert nicht.
    Wenn du ihn warm hälst und fütterst, lebt er nicht lang genug, um das Frühjahr zu erleben.
    Vanessa atalanta scheint zumindest kurzzeitig kalte Temperaturen überleben zu können.
    Es wurden entlang des Rheins (mildes Klima) auch Raupen und Puppen im Winter gefunden.
    Ob du ihn in einem kalten Raum überwintern lassen kannst?
    Vielleicht, kann es aber nicht 100%ig sagen.
    VG
    Peter

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  • Hallo und nochmal vielen Dank für euer vielen interessanten und informativen Antworten. Da werde ich einfach probieren, was geht und was nicht. Vielleicht wirklich im Winter Raupen mit Kunstfutter aufziehen. Bei uns hier war in diesem Jahr bisher kein einziger freilebender Distelfalter zu sehen und lediglich zwei Admirale. Weibchen einfangen und Eier ablegen lassen geht also leider nicht. Überhaupt ein sehr schmetterlings-armes Jahr hier im Großraum Stuttgart.


    Herzliche Grüße von Moni :falter:

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