Schmetterling überwintern

  • Hallo,

    ich züchte zwar nicht, aber ich hoffe trotzdem hier Hilfe zu bekommen. Wir hatten auf einmal einen fliegenden Gast in der Wohnung (ich glaube einen Kohlweißling). Nun stehen wir vor der Problematik was tun? Ich vermute wenn ich ihn fliegen lassen bei den momentanen Temperaturen ist der plötzliche Temperaturunterschied zu groß. Aber wie überwintert man so ein Tier. Bzw. ist das überhaupt möglich?


    Lg und danke schon im Voraus

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  • Ja, Kleiner Kohlweißling,

    bei dem überwintert normalerweise die Puppe.

    Der Falter erfriert draußen.

    Wenn du ihm ein Schwämmchen mit Zuckerlösung anbietest, kann er in deiner Wohnung zwei, drei Wochen überleben.

    Bis zum Frühling schafft er es auf keinen Fall.

    Vermutlich hat sich die Raupe irgendwie in die Wohnung geschlichen, dort verpuppt und die Wärme hat ihn frühzeitig zum Schlüpfen animiert.

    VG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Ja, Peter hat im Prinzip alles geschrieben was es dazu zu sagen gibt. Da ist dann wohl unglücklicherweise für den Falter was schiefgelaufen. Wahrscheinlich hat sich die Raupe eben in der Wohnung verpuppt wie Peter sagt. Kann vielleicht aus irgendeinem Gemüse gekommen sein. Wer weiß. Jedenfalls besteht keine Chance den Falter am Leben zu halten bis zum Frühjahr. Du hast die Option ihn zu füttern bis er stirbt oder gleich ins Gefrierfach zu tun. Klingt hart, aber so sieht es leider aus.


    Grüße Dennis

  • Hallo Dennis und Peter,

    ihr habt natürlich recht, dass Kohlweißlinge planmäßig jetzt als Puppe überwintern sollten und die Überlebenswahrscheinlichkeit für Falter kleiner 0 ist.

    Hätte ich vor 10 Jahren auch noch gesagt.

    Ich wohne in Karlsruhe und habe in den letzten (sehr milden Wintern) im Januar Taubenschwänzchen an Schneeglöckchen rütteln sehen und im Februar bei Sonnenschein flogen Weißlinge zwischen den Wohnblocks. Im Winter 2019 / 2020 ist nicht mal die Kapuziner-Kresse auf dem Balkon erfroren, meine Fuchsien lasse ich schon länger draußen.

    Der eigentliche "Frühlingsbote" Aurorafalter war erst ab Ende März / Mitte April (in verblieben wenigen Exemplaren) am ca. 300 lfm entfernten Waldrand zu sehen.

    Glaube nicht, dass die Weißlinge vor dem Aurorafalter geschlüpft sind. Zumindest habe ich dies nicht "früher" beobachtet und ich habe so um 1972 angefangen zu Sammeln.

    Klar ist, dass die Temperaturen in Karlsruhe (zumal im bebauten Bereichen) -zum Glück, das Maß aller Dinge sind, aber in klimatisch sehr günstigen Bereichen, glaube ich an eine kleine Chance zur Falter-Freiüberwinterung auch bei Weißlingen.

    Bei "normalen" Winterverlauf sehe ich aber auch keine Chance.


    Beste Grüße Armin

  • glaube ich an eine kleine Chance zur Falter-Freiüberwinterung auch bei Weißlingen.

    Moin alle zusammen,


    Ich denke eher nicht, denn auch wenn der Winter wieder sehr mild werden wird, sind die Kohlweißlinge nicht darauf ausgemacht als Falter zu überwintern, was dafür sorgen wird, dass sie auch bei höheren Temperaturen sterben. Du kannst einen Kohlweißling ja auch nicht drinnen über den Winter bringen. Korrigiert mich falls ich etwas nicht bedacht haben sollte.


    Liebe Grüße

    Bela

    • Offizieller Beitrag

    im Januar Taubenschwänzchen an Schneeglöckchen rütteln sehen

    Ja gut, aber das sind Taubenschwänzchen. Da ist bekannt dass die überwintern können.

    Glaube nicht, dass die Weißlinge vor dem Aurorafalter geschlüpft sind.

    Glauben ist nicht wissen ;). Du hast den Spezialfall dass Karlsruhe so oder so in einer der wärmsten Regionen Deutschlands liegt. Mit den wärmeren Wintern hat es hier im Rheintal fast schon Mittelmeerklima (gut, leichte Übertreibung). Trotzdem würde ich stark bezweifeln, dass ein Weißling die nötigen Vorraussetzungen erfüllt um eine so lange Zeit als Falter zu überdauern. Sei es so warm wie es will. Und man muss bedenken, das Überwinterung eine Gratwanderung ist zwischen Temperaturtoleranz und Energieverbrauch. Wenn es wärmer ist kann der Stoffwechsel nicht so runtergefahren werden wie wenn es kalt ist. Aus demselben Grund schafft der Falter in der Wohnung keine 3 Wochen und auch "professionelle" Überwinterer wie z.B. Tagpfauenaugen, etc. überleben in warmer Umgebung deutlich kürzer. Weißlinge sind denke ich was ihre Generationszeit angeht sehr flexibel, hängen gern mal noch eine Generation im Herbst dran und können vermute ich mal auf frühe Wärmeperioden schnell reagieren. So kann ich mir schon vorstellen, dass die auch mal vor den Auroras schlüpfen, die ja auch tendenziell kühleres Mikroklima bevorzugen.


    Grüße Dennis

  • Hallo Dennis,

    Vorab: "Glauben ist nicht wissen ;)" Mir ist durchaus bewusst, dass wir hier nicht in der Kirche sind. Aber Scherz bei Seite.

    Ich weiß , dass die Oberrheinregion incl. Karlsruhe inzwischen teilweise tropische (Sommertemperaturen) Verhältnisse herrschen und die Winter hier denen in Norditalien entsprechen.

    Kleiner Spruch: Wer den Sommer in Karlsruhe übersteht, muss sich keine Sorgen über einen längeren Aufenthalt in Bangkok machen (habe beides schon öfters er- und überlebt)

    Nach rund 50 Jahren -empirisch und emotionaler - Beobachtung der Veränderungen z.B. der Insektenwelt konnte ich feststellen, dass "alt bewährte" Aussagen über die Flugzeiten oder Verbreitung von Arten nicht mehr zutreffen ( und dies ohne die Berücksichtigung der Folgen des z.B. ungehemmten Einsatz von leider sehr wirksamen Bioziden).

    Das Taubenschwänzchen den Winter (auch in KA) überstehen, war früherer undenkbar; dass der Admiral im März fliegt (vermutlich überwintert) undenkbar u.s.w.; kann mich noch an meine Sichtung erste große Holzbiene oder Wespenspinne (70iger Jahre) erinnern. Wurden Beiden im Laufe der Jahre recht häufig im Bereich KA.

    Wie gesagt, alles Beobachtungen über Jahrzehnte in einem engeren Bereich ohne den Anspruch auf wissenschaftlich fundierte Grundlagen.

    Ich glaube (siehe oben :smiling_face:) deshalb, dass wir uns eigentlich gar nicht widersprechen; mir ging es darum darauf hin zu weisen, dass alles im Fluss ist und absolute Aussagen aus der Vergangenheit bei den sich ständig veränderten Rahmenbedingungen hinterfragt werden sollten.

    In diesem Sinne

    Beste Grüße Armin

  • Hallo Dennis + Armin,


    bei den Ausführungen bin ich ganz auf eurer Seite, dass die Temperaturen für eine erfolgreiche

    Überwinterung ausreichen könnten.

    Nur stellt sich mir die Frage, wovon ernährt sich der Falter bis zum Frühjahr. Gerade die Weisslinge als

    Teilzieher sind ausgesprochen gute und ausdauernde Flieger. Das Angebot an Nektarquellen ist zu dieser

    Jahreszeit alles andere als üppig. Das scheint mir eher ein Grund für eine nicht erfolgreiche Falterüberwinterung

    zu sein.

    Auch ein Herunterfahren des Stoffwechsels auf Grund der niedrigen Temperaturen wird hier nicht helfen.

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  • Das weckt ja fast noch Hoffnung, ich wohne im Raum Karlsruhe ?

    Tut mir Leid, wenn meine Fragen teils dumm sind, aber ich habe mich (bis auf die Raupen, die wir im Kindergarten mal hatten) nie ernsthaft mit Schmetterlingen der Biologie auseinandergesetzt. Ich war immer mehr der Mathe-Typ :grinning_face_with_smiling_eyes:

    1. Zuckerwasser kann ihm also erstmal 2Wochen am Leben halten. Aber wie schaut es denn aus mit Blumen?

    Kann ich mir ein paar blühende Pflanzen kaufen, sodass er Nektar hat, oder funktioniert das auf keinen Fall?

    2. Wie lange würde er denn brauchen, um sich zu verpuppen?

    aufgetaucht ist er als wir hier Temperaturen um die 15 Grad hatten. Falls er noch lebt wenn es wieder so warm wird (und das ist ja in Karlsruhe inzwischen keine Seltenheit im Winter.) kann man ihn dann rauslassen und er hat noch eine Chance, sich rechtzeitig zu verpuppen.


    Oder sollte ich ihn von vorneherein lieber erlösen.


    Danke nochmal für die Antworten

  • Hallo Nadine,

    Zur Fütterung von Tagfaltern bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Da gabt es aber schon Einiges auf Actias z.B. im Zusammenhang mit der Zucht von Distelfalter.


    zu 2. "Wie lange würde er denn brauchen, um sich zu verpuppen?" habe ich eine Verständnis-Frage. Der Falter verpuppt sich nicht mehr, er ist aus der Puppe geschlüpft.

    Ob der Falter bei Euch in der Wohnung geschürft ist oder unbemerkt bei warmen Wetter in die Wohnung geflogen ist, kann ich nicht beurteilen.

    Trotz der oben geführten Diskussion hinsichtlich der Möglichkeiten der Überwinterung von Weißlingen etc. sehe ich für Deinen Falter keine realistische Überlebenschance im Freien.

    Auf jeden Fall ist er keinesfalls auf das "Winterwetter 2020 / 2021" vorbereitet.

    Das Wetter in der nächsten Zeit ist zu schlecht und seine Chance einen evtl. geeigneten Überwinterungsplatz zu finden, ist kleiner 0.


    Du wohnst zwar im Raum Karlsruhen, aber auch hier gibt es "enorme" Temperatur zwischen z.B. den Außenbereichen und der Innenstadt. Die Wärme-Abstrahlung der Gebäude auch im Winterhalbjahr macht oft einige Grad aus.

    Nicht so heftig wie im Sommer, da spürt man dies sehr deutlich, falls man mit der Fahrrad durch Äcker / Gartenanlagen fährt und dann wieder in bebaute Flächen kommt.


    Das mit dem "vorneherein lieber erlösen" ist eine Gewissensfrage. Dies muss jeder für sich entscheiden.


    Beste Grüße


    Armin

    • Offizieller Beitrag

    Auch ein Herunterfahren des Stoffwechsels auf Grund der niedrigen Temperaturen wird hier nicht helfen.

    Gerade das ist aber die einzige Überlebenschance für die Überwinterer, eben weil kein Nektarangebot vorhanden ist. Also muss man Energie sparen bis das wieder vorhanden ist. Das sehe ich aber wie gesagt bei einem Weißling nicht.

    Deswegen ist die Sache die: Wenn es draußen warm genug ist damit der Falter aktiv bleibt wird er es nicht lange machen, weil er Energie verbraucht und kein Nektar findet. Selbst wenn er Nektar findet, dann macht er das vielleicht 2-3 Wochen. Länger leben die auch im Sommer nicht. Ist es so kalt, dass er inaktiv bleiben muss dann wird er vielleicht etwas länger durchhalten, aber ziemlich sicher nicht den ganzen Winter einfach weil der Stoffwechsel vermutlich nicht auf sowas ausgelegt ist. Wenn es zu kalt wird, dann erfriert er.


    1. Zuckerwasser kann ihm also erstmal 2Wochen am Leben halten. Aber wie schaut es denn aus mit Blumen?

    Blumen und Zuckerwasser sind quasi dasselbe. Nektar ist auch nichts wirklich anderes als Zuckerwasser. Wir substituieren in der Regel Blumen mit Zuckerwasser, weil du viel zu viele Blumen brauchst mit dem bisschen Nektar was da drin ist, um so einen Falter zu ernähren. Zumal man schlechter im Blick hat ob der Falter tatsächlich an seinen Nektar kommt. Wenn die Blumen keinen Nektar mehr nachproduzieren kann der Falter zwar dran saugen, aber keine Nahrung mehr bekommen und man merkt es nicht. Mit anderen Worten: Zuckerwasser ist besser.

    Wie lange würde er denn brauchen, um sich zu verpuppen?

    Ja, also wie gesagt die Reihenfolge ist Ei->Raupe->Puppe->Falter. Der Falter würde jetzt gerne einen Partner suchen und dann Eier legen (sieht aus wie ein Weibchen wenn ich nicht Irre). Theoretisch müsste er also durchhalten bis die ersten Kollegen anfangen zu fliegen. Das wird nicht vor März der Fall sein.

    Das mit dem "vorneherein lieber erlösen" ist eine Gewissensfrage. Dies muss jeder für sich entscheiden.

    Ja, da gibt es nicht wirklich richtig oder falsch. Muss man selber wissen.


    Grüße Dennis

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