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Zuchtbericht Actias dubernardi (Oberthür, 1897)
Manuel Andreas Staggl1,2,3
1 Ludwig-Maximilians-Universität München, Department of Biology II, Planegg-Martinsried, Germany
2SNSB- Bavarian State Collection of Zoology, Münchhausenstraße 21, 81247 München, Germany
3Fakultät für Lebenswissenschaften, Universität Wien, Althanstr. 14, 1090 Wien, Austria
Im Folgenden möchte ich eine kurze Zusammenfassung meiner Zucht von Actias dubernardi geben. Per se hatte ich zwei Zuchten parallel laufen. Einen Teil habe ich als Raupen im zweiten Larvenstadium bekommen, den anderen als Eier. Aus diesem Grund werde ich mich in der Folge beim Bericht von der Eientwicklung bis zu L2 auf den letztgenannten Ansatz beziehen, ab L2 vor allem auf ersteren.
1. Allgemeines:
Actias dubernardi scheinen als Hochlandart feuchte und kühlere Bedingungen zu bevorzugen, durchaus höhere Temperaturen tagsüber, wobei eine deutliche Nachtabsenkung gegeben ist. Diese auch in der Zucht zu simulieren, scheint durchaus von Vorteil zu sein. Die Zuchtbehälter wurden auf einem ungeheizten Fensterbrett gelagert. Auf der fensterzugewandten Seite kam es zur Bildung von Kondenswasser, was nicht weiter problematisch war.
Mögliche Futterpflanzen:
Als Futterpflanzen kommen vor allem Vertreter der Koniferen (Coniferales) in Frage. Die natürliche Futterpflanze scheint Kiefer (Pinus sp.) zu sein. Es gibt jedoch Berichte über Erfolgreiche Zuchten mit Europäischer Lärche (Larix decidua), Nordmantanne (Abies nordmaniana) und Gemeiner Fichte (Picea abies). Da in meinem Fall lediglich Pinus nigra, Pinus mugo und Douglasia sp. verfügbar waren, wählte ich diese als Futterpflanzen. Weil alle Vertreter der Koniferen stark harzen können ist es wichtig, die Schnittstellen der Zweige zu umhüllen, da die Raupen sonst im Harz kleben bleiben. Ich wählte die Variante bei der die frische Schnittstelle zwei Mal in flüssiges Wachs getaucht und so versiegelt wird. Die Äste wurden alle paar Tage ausgetauscht. Die Tiere wurden auf der Nadel des alten Astes auf den neuen Ast überführt und diese zwischen die Nadeln des frischen Futters gelegt.
2. Zuchtverlauf:
Ei:
Die Eier wurden in kleinen 5ml Cremedöschen aufbewahrt. Vor dem Verschließen wurde einige Male kräftig hineingehaucht um eine gewisse Grundfeuchtigkeit zu gewährleisten. Dies wurde alle 2-3 Tage wiederholt. Die Lagerung erfolgte bei Raumtemperatur, ca. 22°C. Der Schlupf erfolgte nach 13-14 Tagen.
L1:
Als Gefäß wurde eine ca. 1,5l Tupperbox gewählt. Auf den Boden wurde eine doppelte Schicht Küchenrolle gelegt, welche mit wenigen Pumphüben einer Sprühflasche befeuchtet wurde. Zur Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit wurde ein kleines digitales Thermometer/Hygrometer in jede Box gelegt. Die Temperatur lag tagsüber zwischen 21 und 22 Grad und nachts zwischen 18 und 20 Grad. Die Luftfeuchte lag sehr konstant bei 99%.
Nach dem Schlupf wurden die Räupchen (ca.5mm) mit einem feinen Haarpinsel durch eine leichte Drehung des selben dem Döschen entnommen und auf einen kleinen Zweig der Futterpflanze überführt, immer ca. zehn Räupchen pro Dose. Ein leichter Nebel aus der Sprühflasche wurde dankbar angenommen und die Raupen tranken die feinen Tröpfchen von der Oberfläche der Futterpflanzen. Als Futterpflanze wurde Pinus mugo und Douglasia sp. angeboten. P.mugo wurde sofort angenommen, Douglasia etwas zögerlicher.
In der ersten Nacht kam es zu einigen wenigen Verlusten, was typisch für L1 zu sein scheint. Die Raupen gelten in dem Larvenstadium allgemein als sehr vulnerabel. Die Feuchtigkeit schien mir der problematischere Punkt zu sein. Die Raupen scheinen wirklich feuchte Bedingungen zu brauchen. Lieber etwas zu feucht als zu trocken. In weiterer Folge wurden sie feuchter gehalten und es kam zu keinen signifikanten Ausfällen mehr. Es wurden jeden Tag die Küchenrollen erneuert und der Behälter ausgewischt und abgetrocknet. Jeden dritten Tag wurde die Box gewechselt und die gebrauchte grundgereinigt.
Nach sechs Tagen waren die ersten in Häutungsruhe zu L2 bei einer Größe von ca. 8mm. Die ersten L2-Raupen zeigten sich dann nach sieben Tagen.
L2:
Die L2 hatten eine Größe von etwa 11mm. Die Tiere auf der Douglasie schienen deutlich kleiner zu sein und länger in der Entwicklung zu brauchen (Abb 1). Die Haltungsbedingungen waren wie in L1. Nach elf Tagen waren die ersten Tiere in der Häutungsruhe zu L3 (Größe ca. 10-14mm).
Abbildung 1: Actias dubernardi Instar 2 auf Douglasia sp. |
L3:
Nach 13 Tagen waren alle in L3 (12-25mm) (Abb.2) und wurden jeweils zu zehnt in eine 5l Sammla-Box (IKEA) mit feuchter Küchenrolle am Boden überführt. Ab diesem Larvenstadium wurde zusätzlich zu Pinus mugo noch Pinus nigra angeboten. Da jedoch deren Nadeln sehr derb waren, wurde sie nur zögerlich angenommen. Nach 17 Tagen waren die ersten in Häutungsruhe zu L4 (15-20mm) (siehe Abb. 3).
Abbildung 2: Actias dubernardi Instar 3 auf Douglasia sp. |
Abbildung 3: Actias dubernardi Instar 3 in Häutungsruhe zum vierten Instar auf Pinus mugo. |
L4:
Nach 19 Tagen waren die ersten in L4 (ca.20mm) (Abb. 4). Nach 24 Tagen waren alle in L4 (25-35mm). Besonders jene auf Douglasie sind deutlich langsamer in der Entwicklung und nach wie vor kleiner. Es wurde aus diesem Grund nach und nach zusätzlich Pinus mugo angeboten und von den Tieren jeweils auch bevorzugt und deshalb wurde die Douglasie im Futterangebot Zusehens reduziert. Die Temperatur lag zwischen 18 und 20°C und die Luftfeuchtigkeit nach wie vor bei 99%. Ab diesem Stadium scheinen die Tiere vermehrt direkt an den Ästen zu sitzen und nicht wie zuvor an den Nadeln.
Nach 27 Tagen waren die ersten in Häutungsruhe zu L5 (30-35mm).
Abbildung 4: Actias dubernardi Instar 4 auf Pinus mugo. |
L5:
Nach 30 Tagen waren die ersten Raupen in L5 (Länge 30-40mm, Gewicht 1g, Abb. 6). Die Tiere wurden in 11l Sammla überführt und es wurde nur mehr P.mugo und P.nigra angeboten. P.mugo wurde deutlich bevorzugt und somit in der Folge nach und nach komplett auf diese Kiefer umgestellt. In Abbildung 5 ist eine Raupe in L5 im Vergleich zu L4 zusehen. Nach 33 Tagen waren alle in L5. Nach 32 Tagen 2g, 33 Tage 3g, 34 Tage 4g (35-45mm). Nach 36 Tagen 5g, nach 38 tagen 6g (40-55mm). Nach 3 Tagen erste beiden 7g und 65mm. Nach 41 Tagen 8g.
Am 42. Tag haben die ersten 3 ausgekotet und sich dunkeljadegrün verfärbt (siehe Abb. 7). Sie wurden in eine 5l Sammla gegeben mit einem Ast Pinus nigra und getrocknetem Moos. Das Moos scheint bevorzugt zu werden und die Tiere kriechen in bzw. unter es und beginnen einen Kokon zu spinnen.
Nach 44 Tagen waren die meisten am verpuppen. Die Tiere wurden zum Verpuppen in eine 5L und eine 11L Sammla aufgeteilt. Die 11l Box wurde lediglich mit Pinienästen bestückt. Sie Tiere krochen zwischen die Nadeln und sponnen dort ihren Kokon. Einige wenige begannen auch am Boden der Box unter den Ästen sich einzuspinnen. Bei diesen blieb der untere Bereich offen (siehe Abb. 8, Kokon untere Reihe zweite von rechts).
Abbildung 6: Actias dubernardi Instar 5 auf Pinus mugo. |
Abbildung 7: Actias dubernardi Instar 5, links und mitte bereits dunkel verfärbt, bereit zur Verpuppung, rechts noch am fressen. |
Abbildung 8: Actias dubernardi Kokons, untere Reihe, zweite von rechts mit nicht geschlossenem Kokon |
Imago:
Die ersten beiden Falter (Männchen) sind nach 35 Tagen ab dem Zeitpunkt der Verpuppung geschlüpft. Am Folgetag schlüpften zwei weitere Männchen (35 Tage nach Verpuppung). Das erste Weibchen schlüpfte nach 37 Tagen, das zweite tags darauf ebenfalls nach 37 Tagen.
Die Paarung funktionierte bereits in der ersten Nacht bei einem Geschlechterverhältniss von 1:2/W:M in einem Standard 60x40x40cm Pop-Up-Flugkäfig. Dieser stand frei am Boden in einem vollkommen verdunkelten Zimmer. Gelegentlich wurde mittels einer Rotlichtlampe kontrolliert, was die Tiere nicht zu stören schien. Um eine leichte Luftzirkulation zu schaffen wurde der Heizkörper leicht aufgedreht. Die ersten Eier wurden in der zweiten Nacht abgelegt. Meist in kleineren Haufen wahllos am Boden und den Flugkäfigwänden.
Abbildung 9: Actias dubernardi, Imago, Weibchen |
Abbildung 10: Actias dubernardi, Imago, Männchen |
3. Diskussion zu den Futterpflanzen:
Die drei gewählten Futterpflanzen scheinen an sich für eine Zucht von Actias dubernardi zu eignen mit einigen Einschränkungen.
Douglasie: Wurde nach kurzem Zögern angenommen und an sich dann gut gefressen. Die Nadeln sind weich und verhältnismäßig saftig, was eine gute Feuchtigkeit für die Raupen darzustellen scheint. Dennoch bietet diese Futterquelle wohl nicht so viel Energie wie die beiden Pinusarten, da die Raupen deutlich langsamer gewachsen sind und später in die jeweils nächste Haut gewechselt haben. Nach dem Umstellen auf Pinus mugo holten die Tiere aber gut auf und beim Verpuppen zeigte sich keine signifikanten Unterschiede mehr zu den Tieren, welche von Anfang an auf auf Pinus gezogen wurden.
Pinus nigra: Wurde den älteren Larvenstadien verfüttert. Die Nadeln sind sehr lange und dick. Und zeigen deshalb eine gute „Blattmassse“. Allerdings sind die Nadeln sehr derb und deshalb nicht so gerne genommen wie P.mugo.
Pinus mugo: Weiche, saftige bis fast fleischige Nadeln mit mittlerer Länge. Die Äste blieben über mehrere Tage frisch. Diese Futterpflanze wurde von Anfang an gut angenommen und die Raupen wuchsen zu einer sehr guten Größe heran. Sehr zu empfehlen!