Morgentau - Simulation für heimische Schmetterlinge im Spätherbst

  • Hallo an die Gemeinde,



    und



    und weil unsere Pieris brassicae draußen auf dem Kohl früh mit Tautropfen übersät sind, würden wir uns über weitere Meinungen

    zum Für und Wider der Morgentau - Simulation für heimische Schmetterlinge/Raupen/Puppen im Spätherbst freuen.


    Wir sprühen auch jeden Morgen einen wenig feinen Nebel in die Puppenkiste mit den 70 Pieris brassicae und diversen anderen Puppen.

    in der Hoffnung auf viele Antworten grüßen

    Johanna und Thomas

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    • Official Post

    Bin da definitiv in Andreas Lager, auch wenn seine Formulierung vielleicht etwas weniger grob ausfallen hätte können. Ich halte nichts von der "Besprüherei" wie sie hier im Forum bei so vielen Themen zu lesen ist. Es gibt offenbar viele Leute die das sehr religiös machen. Mit Eiern, mit Raupen, mit Puppen, vielleicht sogar mit Faltern... Ich denke das führt nur zu unkontrollierbarer Feuchtigkeit und wie Andreas sagt darüber zur Förderung von Pilzen und Bakterien die eine feucht-warme Umgebung mögen. Ich verstehe die Logik, draußen ist es morgens auch feucht durch den Tau (wobei das nun auch nicht jeden Tag und nicht an jeder Stelle der Fall ist). Man muss aber beachten, dass wir unter Zuchtbedingungen nicht die Bedingungen draußen exakt nachbauen können. In der Zucht ist ein Behälter drumherum und die Atmosphäre ist wesentlich konstanter. Es gibt keinen Wind, die Temperatur ist weniger stark durch den Tagesverlauf moduliert, es kommt meistens keine direkte Sonneneinstrahlung an die Raupen usw. Draußen wird der Tau (i.d.R.) morgens relativ schnell von den steigenden Temperaturen und eventuell der steigenden Sonne verdunstet. Dadurch staut sich die Feuchtigkeit nicht lange. Wenn man das ganze aber in der Wohnung oder gar in einer geschlossenen Box macht, dann verdunstet das Wasser viel langsamer und in einen viel kleineren Raum. Eventuell schlägt es sich an kühleren Oberflächen direkt wieder nieder. In der Konsequenz entsteht Kondenswasser und die Luftfeuchtigkeit steigt und bleibt hoch, weil weder Wind die Feuchtigkeit wegträgt, noch ein großes Luftvolumen die Feuchtigkeit aufnimmt. Das bildet ein hervorragenden Nährboden für die oben erwähnten Pilze und Bakterien. Das dazu warum ich es im Allgemeinen nicht für sinnvoll halte.


    Natürlich gibt es wichtige Ausnahmen und letztlich hängt das ganze von den Anforderungen jeder einzelnen Art ab. Sicher gibt es Arten für die das ganze absolut notwendig ist, z.B. weil diese in unheimlich feuchten Regen- oder Nebelwäldern vorkommen und tatsächlich dieses Klima zur Entwicklung benötigen. Man muss aber unterscheiden dazwischen welche Bedingungen im Habitat unter Umständen herrschen und welche Bedingungen so elementar sind im Habitat einer Art, dass diese tatsächlich darauf angewiesen ist. Ich vergleiche das mal mit Pflanzen. Es gibt Pflanzen die wachsen auf extrem nährstoffarmen Böden. Das tun sie aber weil sie dort konkurrenzloser sind. Wenn man diese Pflanzen in nährstoffreiche Erde pflanzt, wachsen sie, wie die meisten Pflanzen, besser. Pflanzen in Pflasterritzen wachsen dort auch nicht weil sie dort besonders gut wachsen. Es gibt aber Pflanzen die nur in nährstoffarmer Erde wachsen und eingehen wenn sie zu viele Nährstoffe bekommen.


    Die Zusammenfassung ist: Es ist nicht notwendigerweise sinnvoll die natürliche Umgebung eines Tieres (oder einer Pflanze) so exakt wie möglich nachzubauen. Man sollte das nachahmen was unbedingt für ein gutes Wachstum notwendig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Dazu gehört m. E. für die meisten mitteleuropäischen Arten kein Morgentau.


    Grüße Dennis

  • Bei rund 1500 Zuchten europäischer Arten habe ich NOCH NIE eine Zucht an zu wenig Feuchtigkeit eingehen sehen.

    An ZUVIEL aber immer wieder, und das war lediglich die ungewollte, durch das Futter abgegebene Luftfeuchtigkeit...

    Wenn man letzteres noch künstlich forciert, sollte das eigentlich jedem einleuchten was das für ein Horror Szenario ist. Und nein, auch die Grasglucke lässt sich problemlos ohne jegliches Besprühen aufziehen...


    Drastische Formulierungen sind notwendig da dieser haarsträubende Unsinn seit Jahren hier immer und immer wieder auf den Tisch gebracht wird. Es ist schier zum Verzweifeln!

  • Morgentau - Beregnung - künstl. Nebel

    ist für Tiere aus unseren Breiten meist Gift. Puppen habe ich noch nie angesprüht.

    Für tropische Tiere gelten z.T. andere Regeln.

    Für die meisten Zuchten gilt, möglichst warm, möglichst trocken (Schimmel ist tödlich).

    Für gute Züchter gilt: durch wärmere Temperaturen "guten" Sommer erzeugen, Herbst verkürzen oder auslassen,

    Winter kalt und trocken, Frühling so kurz wie möglich und in den "guten" Sommer übergehen.

    Aerarien sind für Vögel - für Schmetterling viel zu groß.

    Plastikkisten/Plastikeimer mit Gaze-/Nylon-Strumpfhosen Deckel sind billig, lassen sich leicht reinigen und desinfizieren.

  • Staunässe ist schlecht, darüber dürfte Einigkeit bestehen. Anders als Andreas, der nie eine europäische Art an zu wenig Feuchtigkeit hat eingehen sehen, habe ich ebendies bei Actias luna und teils A. yamamai erlebt. Zumindest führte ich Misserfolge darauf zurück, weil ich es dann in der Folge mit etwas Sprühen bei ansonsten gleichen Bedingungen mit Erfolg versuchte. Allerdings ist es in unserem Dachgeschosswohnzimmer auch ziemlich warm und trocken.

    Ich will das jetzt hier nicht propagieren, aber abhängig von der Art kann Sprühfeuchtigkeit, z.B. einmal in der Woche, förderlich sein, bei ansonsten trockenen Bedingungen. Es ist zu beobachten, dass die Raupen die Tropfen aktiv aufnehmen. Aber jeden Tag erscheint mir zu viel, zumal beim Kohlweißling, der ja mit dem Futter schon viel Wasser zu sich nimmt und sichtbar mit dem Kot wieder ausscheidet.

    • Official Post

    Gut, ob A. yamamai und besonders A. luna europäische Arten sind weiß ich nicht :winking_face:

    Mir fällt aber gerade tatsächlich ein, dass manche Hadena-Arten auch noch die völlig vertrockneten Samenkapseln ihrer Nahrungspflanzen fressen (Silene-Arten). Da hatte ich mal den Fall, dass die Raupen über Tage regelrecht zusammengeschrumpelt sind und fast nur noch halb so groß waren. Ich hab dann aber nicht besprüht (was garantiert sofort zu Schimmelbildung geführt hätte) sondern den Raupen Wassertropfen direkt an die Mandibeln gegeben. Die haben sie aufgenommen und sich dadurch in kürzester Zeit wieder aufgeblasen wie ein Ballon. Das ist aber nun ein Extremfall, weil die Raupen kaum Wasser über das Futter aufgenommen hatten. Das hätte man natürlich durch unreife Samenkapseln genauso kompensieren können.


    Grüße Dennis

  • bellargus Ich hatte da ein ähnliches Schlüsselerlebnis mit einer Hyles livorniva Raupe vor Ewigkeiten auf La Gomera. Die war durch meine Schuld ähnlich ausgetrocknet und offensichtlich dem Ende nah. Ich habe sie in einen Tassenuntersetzer mit Wasser gesetzt, das ich mit Knöterichschnitzen aufgefüllt hatte, am nächsten Tag war sie wieder "drall". Ähnlich war es mit einer nerii Raupe. Die hatte durch eine Verletzung viel Flüssigkeit verloren. Ich habe die Wunde mit Sekundenkleber verschlossen. Sie wäre trotzdem verendet, wenn ich sie nicht in Oleandertee "gebadet" hätte, den sie fast gierig aufgenommen hat. Das sind Extremfälle.

  • Ich sehe das etwas anders. Puppen welche ich draußen im freien im Puppenkasten lagere, sprühe ich wenn es warm ist täglich an bzw. Das Küchenpapier, das diese bedeckt. Nach höchstens ein paar Stunden ist das dann wieder getrocknet. Wenn es kalt ist reicht Sprühen einmal die Woche locker aus damit es fast die ganze Zeit leicht feucht ist. Das ist dabei auch wichtig. Es darf nie richtig nass sein. Der Puppenkasten ist auch permanent belüftet, sodass keine Staunässe entstehen kann. Ich habe dennoch immer wieder einzelne Puppen die vertrocknen. Überwinternde Stürzpuppen sprühe ich höchstens 1 mal im Monat etwas an, darauf zu verzichten macht wahrscheinlich aber auch keinen wirklichen Unterschied. Eier sprühe ich nie an, aber bei Tieren aus feuchten Gebieten lege ich auf die mit Gaze bespannte Dose worin sich die Eier befinden ein immer feucht gehaltenes Tuch, sodass die Tiere kein Wasser aber eine erhöhte Luftfeuchtigkeit bei guter Belüftung bekommen. Bei Faltern ist es unnötig wobei manche sagen, dass sich z.B A. atlas nur dann paart. Bestätigen kann ich diese Aussage allerdings nicht. Alle Arten paarten sich bei mir ohne sprühen oder halt trotz sprühen immernoch nicht. Ähnlich wie die Eier kann man auch wunderbar kleine Raupen halten, die deutlich schneller austrocknen können als große. Das ist aber nur bei Arten aus feuchten Gegenden sinnvoll. Wie schon erwähnt wurde trinken vor allem frisch geschlüpfte Raupen gerne etwas Wasser. Da kann man auch einmalig einnebeln. Raupen einheimischer Arten würde ich immer luftig draußen ohne irgendeine extra Behandlung halten. Da haben sie ja ihr optimales Klima. Falls dies nicht möglich ist tut es Raumklima ohne sprühen auch. Raupen beziehen ihre Feuchtigkeit aus dem Futter. Dieses frisch zu halten ist daher für den Wasserbadarf der Tiere wichtig, eher nicht die Luftfeuchtigkeit. Insbesondere bei großen Raupen ist Feuchtigkeit gefährlich, da Kotballen dann schnell zu Schimmeln beginnen können. Man muss also sehr gut für Hygiene und Belüftung sorgen, dann geht selbst da sprühen ohne Probleme. Dies sollte man aber wegen der vier bereits erwähnten Risiken nur machen wenn die Arten ein feuchtes Klima brauchen oder es zumindest förderlich für die Entwicklung ist. Das Wichtigste ist in jedem Fall aber eine gute Belüftung.

    Beste Grüße, David

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  • Hallo, ich möchte meine Erfahrung mitbringen .


    Ich verlor alle Actia-Raupen dubernardi...ein Teil aufgrund des Transports mit der Hitze, aber ich hatte noch einige übrig.


    Da es sich um eine Spezies mit einem starken Bedürfnis nach Feuchtigkeit handelt, habe ich im Internet Tipps befolgt und sie in geschlossenen Kisten und auf nassem Papier mit Kiefernzweigen platziert.

    Keine Verluste, aber beim Übergang zum zweiten Stadium sind sie alle tot.

    Der Züchter, der sie mir zur Verfügung stellte, teilte mir mit, dass er sie in geschlossenen Kisten, aber ohne zusätzliche Feuchtigkeit züchtet. kein feuchtes Papier.

    Er hat so über 1000 Kokons geschafft.

    Der einfache Kiefernzapfen in der Schachtel reicht.


    Ich habe ihm ein Paket empfohlen, ich werde seiner Methode folgen.


    Ich habe vor ein paar Jahren Mygales gezüchtet, und das Prinzip kommt sehr nahe, weil ein zu gewässertes Terrarium viele Sorgen entwickelt, da es nur zwei kleine Lüftungsgitter hat.

    bald


    nico

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