Empfehlungen Mikroskop

  • Guten Abend in die Runde!


    Ich hoffe, mein Beitrag ist nicht redundant. Ich bin sehr neu im Thema der Insektenpräparation. Bislang hatte ich lediglich einmal an der Uni in der "Fauna"-Vorlesung mit dem Thema Kontakt. Dort hatten wir "Binos" zum besseren Bestimmen der Insekten.


    Nun sind die ja nicht gerade preisgünstig und vermutlich für einen Anfänger auch eher ein "mit Kanonenkugeln auf Spatzen schießen". Was ist denn ein gutes Einsteiger-Mikroskop, was finanziell auch zum eher schmalen Studenten-Budget passt?


    Aktuell präpariere ich vorangig jene (nicht geschützten) Insekten, die mir so ins Haus flattern; sowie alle, die sich tot auf dem Boden am Fenster finden. Das sind meist Schmetterlinge oder Nachtfalter.


    An alles, was Käferartige sind, habe ich mich bisher (mangels der genauen Möglichkeit zur Bestimmung) noch nicht heran gewagt.


    Ein Brohmer zur Bestimmung ist aus Unizeiten noch vorhanden.


    Vielen Dank vorab!

  • AD
    • Official Post

    Die Frage ist für mich erstmal wofür du das Bino brauchst. Wenn du sagst du präparierst meist Schmetterlinge wie Nachtfalter dann solltest du für das meiste ohne Bino klarkommen. Sind da Microlepidoptera dabei? Machst du Genitalpräparate? Willst du sehr kleine Käfer bestimmen? Was genau lässt dich die Überlegung anstellen ein Bino anzuschaffen? Weil wenn du ein schmales Studenten-Budget hast und das Geld eventuell besser verwenden kannst und nicht nur ein teures Spielzeug haben willst, dann glaube ich ist ein Bino nicht das erste was man sich unbedingt anschaffen muss. Ich muss sagen ich verwende das Bino in der Regel nur für relativ spezialisierte Aufgaben wie z.B. Genitalpräparation. Für viel Bestimmungsarbeit reicht tatsächlich eine Lupe auch wenn ein Bino sicher bequemer ist. Von daher würde ich erstmal sagen: Ja, für einen Anfänger ist das eher mit Kanonenkugeln auf Spatzen schießen. Kommt natürlich alles auf die Tiergruppe an, wenn man wie gesagt kleine Käfer bestimmen will oder Milben zählen... was weiß ich, dann braucht man möglicherweise zwingend ein Bino.


    Wenn du schon weißt dass du unbedingt ein Bino haben möchtest, dann ist Mikroskope kaufen ein sehr tiefes Loch in das man prima reinfallen kann. Es gibt da für zig Anwendungsbereiche eine Menge an Wahlmöglichkeiten. Ich würde bei Optik-Sachen prinzipiell nicht zu billig kaufen. Ich hab einigermaßen gute Erfahrung mit Euromex gemacht. Deren Mikroskope sind nicht sehr teuer, aber haben eine verhältnismäßig gute Qualität und die Versorgung mit Ersatzteilen ist gut. Im absoluten Billigsegment der großen Markenhersteller wie Zeiss hab ich eher das Gefühl dass die Qualität oft fast schlechter ist als bei den grundsätzlich eher preiswerten Herstellern. Ich glaube Motic hat auch ziemlich günstige Einsteigermodelle. Die sind aber in meiner Erfahrung auch eher... na ja. Unsere Uni hat ein paar und mir fallen immer überall die Okulare raus... Es ist aber wie gesagt alles sehr abhängig vom Anwendungsbereich und da Mikroskope eh nichts sind was man so schnell mal irgendwo bestellt und liefern lässt, würde ich eher vorschlagen, dass du dich in einem Ladengeschäft beraten lässt. Besonders wenn du noch keine klare Vorstellung hast was du haben möchtest. Eine anderer Option, die sicher auch das Budget schont, ist nach gebrauchten Binos zu schauen. Das Angebot ist da normal recht groß und alt heißt in vielen Fällen nicht unbedingt schlechter sondern fast eher besser.


    Grüße Dennis

  • Hallo Julia,

    ein Mikroskop ist zum Bestimmen/Betrachten/Präparieren von Insekten ungeeignet. Hierzu brauchst du das von dir an der Uni benutzte Binokular (Bino). Mit viel Glück findest du sowas vielleicht gebraucht, neu haben sie immer ihren Preis.

    Ein vergleichsweise günstiges Gerät ist das russische MBS 10, das gab es vor einigen Jahrzehnten regelmäßig auf Polenmärkten. Nagelneu mit Beleuchtung und verschiedenen Okularen für 150 Mark. Aber das muss man erst mal finden.

    Gruß

    Thomas

    • Official Post

    ein Mikroskop ist zum Bestimmen/Betrachten/Präparieren von Insekten ungeeignet. Hierzu brauchst du das von dir an der Uni benutzte Binokular (Bino)

    Das ist ein bisschen eine Definitionsfrage und leider sind die Begriffe etwas wirr belegt. Die Aussage ist insofern richtig, weil im alltäglichen Laborjargon Mikroskop das klassische Durchlichtmikroskop mit üblichen Vergrößerungen von 40 bis 1000-fach und das "Bino"/Binokular ein Auflichtmikroskop mit meistens maximal 40-facher (jedenfalls weniger als 100-facher) Vergößerung meint. Allerdings ist ein Mikroskop in der weit gefassten Definition alles was Objekte vergrößert darstellt. Binokular bezeichnet eigentlich auch generell Mikroskope (oder sogar optische Geräte im gesamten) mit zwei Okularen (es gibt auch Monokulare). Darunter würden eigentlich heutzutage auch die meisten Durchlichtmikroskope fallen. Das klassische Bino wird normal korrekter als Stereomikroskop bezeichnet, weil zwei Strahlengänge ein räumliches Sehen ermöglichen. Das ist jedenfalls mein Verständnis der Begrifflichkeiten. Ich wollte natürlich davon reden was üblicherweise als Bino verstanden wird nicht von einem Durchlichtmikroskop. Ich hoffe das führt nicht zu Verwirrung.


    Grüße Dennis

  • Hallo!


    Vielen Dank für eure schnellen Antworten.


    Puh, ich merke, ich bin wirklich blutiger Anfänger, was das Thema Mikroskopie betrifft.


    In den vergangenen Tagen habe ich auch mal Google befragt und auch einige Mikroskope für teils unter 50€ entdeckt (eher kleine Geräte, die dann auch an Handys/PC angeschlossen werden); allerdings scheinen die wohl alle nicht wirklich das zu halten, was sie versprechen - zmd. wenn man den Rezensionen glauben schenken darf. Da ist die "Vergrößerung" dann oft eher ein ranzoomen des Bildausschnitts, aber keine echte Vergrößerung.

    Ich bestimme auch hin und wieder Moose, insofern wäre eine Vergrößerung, die über 100fach hinausgeht, für mich von Vorteil. (Es lohnt sich für mich mehr, einmal Geld in ein Gerät zu stecken, was ich vielfältig nutzen kann, als mehrere zu kaufen.)

    Was nutzt ihr denn für Geräte? Gibt es Erfahrungen mit Marken, die ihr gemacht habt und empfehlen könnt?
    Wie es scheint, lohnt es sich ja doch, da lieber einmal ein "gescheites" Gerät anzuschaffen - dann spare ich lieber, als mir etwas Billiges zu holen.


    Vielen Dank und Grüße,

    Julia

  • Hallo Julia,


    ich habe als Bino ein Nikon SMZ 645 und im Labor (dienstlich) ein älteres Leica und ein Zeiss (Stemi).

    Die haben alle ihre Vorzüge, persönlich arbeite ich aber lieber mit dem Nikon.

    Preislich wirst du unter 2000 Euro kaum etwas vernünftiges bekommen.


    Vergrößerung reicht 50-fach. Man kann sich auch 20x Okulare dazu kaufen, dann kommt man auch auf 100x (wenn man das wirklich braucht). Wenn man unter dem Bino auch noch arbeiten will (präparieren), dann empfiehlt sich eine geringe Anfangsvergrößerung (6-fach oder weniger). Darauf sollte man auch achten.


    Dazu kommt noch das Kaltlicht, die immer teurer werden (weil heute auch fast alles LED).

    Kaltlicht (mit Schwanenhälsen) bekommst du aber auch gebraucht auf ebay.


    Für die Präparation von Schmetterlingen benutze ich auch gerne eine Kopflupe. Die älteren Modelle von Zeiss sind m.M. nach die Besten. Die billigen Modelle aus China (z.B. auf amazon oder ebay) sind das Geld meistens nicht wert!


    Allgemein kann man natürlich Bioform als Fachfirma empfehlen. Du kannst dort auch mal anrufen und dich beraten lassen.


    Schöne Grüße

    Thomas K.

    • Official Post

    Mikroskope für teils unter 50€ entdeckt

    Von sowas würde ich die Finger lassen. Für neue Binos wird man unter mehreren hundert Euro sicher nichts brauchbares bekommen.

    Preislich wirst du unter 2000 Euro kaum etwas vernünftiges bekommen.

    Das halte ich wiederum für etwas hochgegriffen. Ich denke schon, dass man auch Binos unter 1000 Euro bekommt die halbwegs vernünftig sind. Das hängt natürlich wie gesagt vom Anwendungszweck ab. Wenn man z.B. nicht nur visuell Sachen untersuchen möchte sondern bildgebende Verfahren anwendet (sprich Fotos macht) dann sollte die optische Qualität schon recht gut sein. Außerdem beeinflusst die Ausstattung den Preis natürlich maßgeblich. Wenn man mit weniger Vergrößerung leben kann, bekommt man etwa u.U. ein optisch gutes Bino für einen geringeren Preis.

    Ich bestimme auch hin und wieder Moose, insofern wäre eine Vergrößerung, die über 100fach hinausgeht, für mich von Vorteil.

    Das meinte ich halt damit, dass man wissen muss was man genau damit anfangen will. Binos mit Vergrößerungen über 100-fach gibt es kaum und sind sehr teuer. Wenn du Moose bestimmen willst brauchst du in der Regel ein Durchlichtmikroskop (nicht bei allen, aber bei einigen). Für die wo das nicht notwendig ist, reicht wiederum auch eine gute Lupe, wobei auch da ein Bino natürlich bequemer ist (allerdings hat man das nicht im Feld dabei). Wenn man all diese Eventualitäten abdecken will ist natürlich die Kombi von Durchlichtmikroskop und Bino unschlagbar. Ich denke der Durchschnitts-Ökologe wird aber häufiger von einem Bino als von einem Durchlichtmikroskop gebrauch machen.


    Was nutzt ihr denn für Geräte? Gibt es Erfahrungen mit Marken, die ihr gemacht habt und empfehlen könnt?

    Wie gesagt Euromex hat m.E. ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich hatte mal ein Bino von dem ich die genaue Bezeichnung nicht mehr weiß und was mittlerweile nicht mehr hergestellt wird, aber die Qualität war für den Preis sehr gut. Ich hab auch schon mit dem Euromex Oxion Durchlichtmikroskop gearbeitet was zwar zugegebenermaßen sehr viele Plastikteile hat, aber optisch extrem gut ist (besser als die Standardausstattung vom verbreiteten Zeiss Primostar). Diese Ansicht habe ich auch von einem Händler für Laborgeräte bestätigt bekommen. Die Binos von Motic sind in Ordnung, aber ich würde sie nicht uneingeschränkt empfehlen. Die Verarbeitung wirkt für mich nicht gut und variiert sehr stark zwischen Geräten. Aber man kann damit arbeiten. Tendenziell gilt natürlich schon was man bezahlt bekommt man auch. Die Markenhersteller wie Zeiss, Nikon und Leica sind auf jeden Fall sehr gut. Wenn man bereit ist entsprechendes Geld auf den Tisch zu legen. Ich würde persönlich aber davon abraten, deren billigste Modelle zu kaufen (die auch nicht billig sind). Wie gesagt zumindest im Fall von Zeiss scheint mir da die Qualität sehr zu leiden. Ist aber alles nur meine Erfahrung und Meinung das muss auch nicht stimmen.


    Grüße Dennis

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