Liebe Experten,
Ich wende mich mit einigen Fragen an euch, da ich möglichst alles richtig machen will.
Eine kleine Vorgeschichte:
Vor knapp drei Jahren habe ich im November noch von einem Biohof einen Salatkopf gekauft und zu Hause beim Auseinandernehmen festgestellt, dass sich dort eine kleine Raupe drin befand. Man sagte mir, dass sich die Raupe den Salatkopf offensichtlich zum Überwintern ausgesucht hatte. Ich hatte nun ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr ihren Schlafplatz weggegessen habe und hatte mich daher entschlossen, zu versuchen, sie durchzubringen. Mit sehr viel Hilfe und guten Tipps von Leuten, die sich mit dem Thema deutlich besser auskannten als ich, ist es tatsächlich gelungen, dass ich Anfang Dezember eine Puppe erhielt und am Valentinstag dann eine kleine Achat-Eule schlüpfte. Diese haben wir auch tatsächlich noch so lange durchgebracht, bis die Temperaturen soweit waren, dass sie hoffentlich alleine in der Natur klarkam. Will also heißen: ich habe das Procedere prinzipiell schon einmal durch.
Vor ein paar Tagen wurde mir von Bekannten ein ganzer Schwung lilafarbener Kohlrabi mitgebracht, der – das stellte ich allerdings erst nach einigen Tagen fest – voll von Kohlweißlingsraupen war. Es scheinen, soweit bin ich schon, sowohl Raupen des Großen als auch des Kleinen Kohlweißlings gewesen zu sein. Diese habe ich mit dem Kohlgrün zusammen wieder in die Natur befördert, wobei ich glaube, dass die Raupen vermutlich eher Vogelfutter gewesen sein werden, da hier im städtischen Bereich das Grün natürlich nicht so ausfällt wie in einem Garten.
Fall 1
Was ich allerdings nicht gesehen hatte: An der Schüssel, worin sich der Kohlrabi befand, hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits eine Raupe zu verpuppen begonnen und festgeklebt. Das ist mir allerdings erst bewusst geworden, als ich diese (in der Annahme, dass es eben "nur" eine Raupe ist) versucht hatte dort abzulösen. Ich hatte schon die Angst, dass ich ihr tatsächlich nachhaltig geschadet habe, aber einen Tag später hatte ich tatsächlich eine Puppe auf dem Blatt liegen und die Puppe sah ganz typisch exakt so aus, wie es die Fotos auf einschlägigen Webseiten zeigen: ein wenig wie ein zusammengerolltes, leicht an getrocknetes Blatt mit diesen typischen dunklen Ecken und Spitzen. Dies scheint also ein kleiner Kohlweißling zu sein. Sie hatte auch noch einige der Spinnfäden dran und es ging ihr den Umständen entsprechend gut, würde ich sagen.
Ich habe sie da erstmal in Ruhe liegenlassen, weil ich nicht noch mehr falsch machen wollte. Sie scheint allerdings etwas "trockener" zu werden und ich frage mich, ob ich sie irgendwie feuchter halten kann oder muss. Da ich bei meiner Achat-Eule das letzte Mal ja eine ganz andere Art von Puppe bekommen habe, ist das für mich jetzt neu. Ich fürchte, ich habe auch aktuell kein passendes Equipment.
1. Kann/sollte ich sie irgendwie befeuchten? Aktuell habe ich ihr Behältnis mit einem leicht feuchten Tuch abgedeckt, so dass sie eventuell etwas "Umgebungsfeuchtigkeit" aufnehmen kann. Ich kann nicht beurteilen, wie gut das wirkt (mache es seit gestern).
2. Muss ich die Puppe versuchen aufzuhängen? Ein paar Fäden sind noch dran, ich weiß aber nicht, wie gut das klappen würde.
3. Kann ich irgendwie feststellen, ob sie noch lebt bzw. würde ich bemerken, wenn sie abgestorben ist?
4. Angenommen, die Puppe ist intakt: Wie lange würde es vom Verpuppen bis zum Schlüpfen etwa dauern?
Fall 2
Das größere Problem ist die Raupe, die ich vorgestern noch an meiner Küchentür gefunden habe. Diese scheint dem ganzen Gewusel entflohen zu sein und nun habe ich sie hier und würde ihr natürlich auch gern helfen. Ich weiß, dass Kohlweißlinge als Schädlinge betrachtet werden, aber ich kann auch nicht so herzlos sein und diese einfach aussetzen oder jetzt nichts mehr unternehmen.
Ich habe ihr vorgestern im Supermarkt versucht, von dem dort angebotenen Kohlrabi das Grün abzuknipsen, allerdings scheint ihr das nicht so gut zu schmecken. Ich habe jetzt den Blattstiel so angerissen, dass sie das Innere fressen kann und das mag sie offensichtlich auch sehr. Klappt aber nicht immer.
Heute früh habe ich sie gekrümmt in ihrem Behältnis gefunden. Ich glaube, sie versucht Kot abzusetzen, kommt aber nicht mehr besonders gut klar damit (hat gestern noch geklappt). Die Kotbrocken kleben an ihrem Po fest.
5. Was muss ich mit ihr jetzt am besten unternehmen? Wie könnte ich es ihr annehmlich machen? Oder ist das schon aussichtslos?
6. Macht die Kohlrabi-Sorte einen Unterschied? Mir hatte man lila Kohlrabi mitgebracht, im Supermarkt gibt es aber nur den weißen. Kann das eventuell ein Präferenzunterschied sein? Was könnte ich ihr sonst füttern?
Wenn alles nichts hilft: Ich hätte in einer Woche die Möglichkeit, die beiden auch wieder direkt in der Natur auszusetzen und damit in den natürlichen Kreislauf zu überführen. Ich müsste sie dann, wenn tatsächlich die Aufzucht hier ungeeignet ist, eben nur bis dahin durchbringen. Wenn das besser sein sollte, wäre es gut, wenn ihr mir das sagt.
Allgemein würde ich künftige Fälle doch gern angemessen unterbringen und mir deswegen so ein kleines (!) Aerarium anschaffen. Ich will nicht in die Zucht einsteigen, sondern nur für den Findelkind-Fall wie jetzt, ausreichend ausgerüstet sein.
7. Könnt ihr mir eine Quelle nennen, wo ich so etwas her bekommen kann? Man hat mir gesagt, dass die üblichen auf Amazon erhältlichen nicht tiergerecht sind, aber vielleicht habt ihr ja noch weitere Hinweise. Welche Ausrüstung außer einem Aerarium würde ich noch benötigen?
Ich bin für jeden Tipp dankbar und beantworte natürlich auch gern Rückfragen! Bitte nicht schlagen, wenn ich etwas falsch gemacht haben sollte Ich will nur helfen, dass die Kurzen gut durchkommen und ein schönes Schmetterlingsleben haben. Ich weiß, dass es sich dem Grunde nach um Schädlinge handelt, aber es sind Lebewesen und ich bin grad für sie verantwortlich...