Tagestrip im Lk Regensburg

    • Official Post

    Servus zusammen,

    zwar kein wirklicher Reisebericht, aber bevor das Forum hier ganz einschläft, trotzdem mal ein kleiner Beitrag...

    Am letzten Wochenende war ich zusammen mit Consti_3898  Josef 6764

    besuchen und ehemalige Habitate u.a. des Apollos und des Regensburger Gelblings bei Regensburg anzusehen.

    Neben ein paar anderen Flächen schauten wir zunächst einmal auf einer Fläche bei Hohenfels vorbei. Ein schöner südexponierter und mit Wacholdern und Kalkfelsen durchsetzter Hang. Die Vegetation war sehr lückig und sehr blütenreich; die Felsen sind zahlreich mit Sedum bewachsen. Für meinen Eindruck ein schönes Apollo-Habitat.

      

    Zwischendurch wachsen vereinzelte Kreuzdorn-Büsche. Kreuzdorn ist immer eine sehr verlockende Futterpflanze - natürlich konnte ich nicht vorbei gehen, ohne einen näheren Blick darauf zu werfen. Ergebnis:

    Einzelne Eier des in Deutschland gefährdeten Kreuzdorn-Zipfelfalters (Satyrium spini). Interessanterweise einige einzeln statt in Eipaketen abgelegt und nur sehr geringe Dichte.

    Zudem konnte ich an der Basis Schlupfröhren vom ebenfalls gefährdeten Kreuzdorn-Glasflügler (Synanthedon stomoxiformis) auffinden.

    Ein paar Streifschläge mit dem Kescher haben dann noch ein paar Räupchen des auf der Vorwarnliste befindlichen Gestreiften Grasbären (Coscinia striata) ergeben.

    Raupen des Breitflügeligen Fleckleibbärs (Spilosoma lubricipeda) saßen zu dutzenden überall an den verschiedensten Pflanzen.

    Und Consti fand dann auch sogleich mehrere Colias Eier und Jungraupen (sehr gutes Auge! 😁). Alfacariensis oder croceus? Noch nicht ganz sicher...

    Als wir bei der Raupensuche sowieso schon im Gras neben einer kleinen Schlehe saßen, wollte ich spaßeshalber noch einen Ast umdrehen und nach dem Kleinen Schlehenzipfelfalter (Satyrium acaciae) schauen, der in Deutschland auf der Vorwarnliste geführt wird. Es dauerte vermutlich keine 10 Sekunden und ich hatte an dem kleinen Zweig das erste Ei (wird immer mehr zu meiner Lieblingsart - so geniale Tarnung!) - und schnell auch das zweite, dritte... Letztlich waren es in kürzester Zeit wohl deutlich über 10 an der kleinen Schlehe.

    (und, gefunden? 😁)

    Danach ging es dann weiter nach Kallmünz, dem ehem. Flugort von myrmidone. Unser Eindruck vom Gebiet war kurz nach dem Betreten des Hanges recht schnell klar - im Gegensatz zum Standort zuvor deutlich blütenärmer, ziemlich vergrast und mit verhältnismäßig nur wenig Kräutern durchsetzt.

    Ich schätze mal, es ist auf die Bewirtschaftung zurück zu führen... Ich kenne sie zwar nicht, aber vermute, dass hier immernoch regelmäßig zu viele Weidetiere (vermutlich Schafe) durchs Gebiet getrieben werden - was wohl auch damals schon der Grund des Aussterbens von myrmidone war. Schafe sind bekannt dafür, sehr selektiv zu fressen, va. die Kräuter zu bevorzugen und dadurch zu einer Dominanz von Gräsern zu führen...

    Pflanzen des Zwergginsters (der Futterpflanze von myrmidone) sind zwar noch vereinzelt im Gebiet anzutreffen - allerdings auch diese deutlich kleiner als sie es vermutlich sein müssten. Im Vergleich zu myrmidone Fluggebieten in Rumänien jedenfalls erscheinen die Flächen aufgrund der Grasdominanz und fehlenden Blüten als ziemlich ungeeignet...

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    Meine Aufmerksamkeit erregte dafür sogleich der Aufrechte Ziest, der hier zumindest entlang der Wege stellenweise ganz gut an den südexponierten Hängen vertreten war. Nachdem ich den stark gefährdeten Ziest-Glasflügler (Chamaesphecia dumonti) nunmehr in den letzten beiden Jahren schon in drei Ländern als Ei, Larve und Puppe nachweisen konnte, sollte Deutschland auf der Liste bisher noch fehlen. Noch während ich nach Bohrmehl Ausschau hielt, gelang Consti auch tatsächlich schon der erste Fund einer jungen Larve. Bei mir sollte es noch ein wenig dauern - allerdings konnte ich dann ziemlich genau am Ende unseres Weges das 4. Land auf der Liste abhaken - reichlich Bohrmehlauswurf als eindeutiger Nachweis von C. dumonti.

    Damit war unsere Tour dann auch beendet und es ging zurück...

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    Hallo Toni ( Toni Kasiske ) und Constantin (@ Consti_3898 ).

    Ich möchte mich auch bei euch Beiden für die schönen Tage und den Besuch bei mir bedanken.

    Mir hat es sehr gefallen und ich habe euch bewundert, wie Fit ihr seid und welch gute Augen ihr habt.

    Meine Augen lassen ganz schön nach, aber ich lasse mich nicht unterkriegen, genauso wenig wie zu komischen Kommentaren einiger Leute zu einem meiner Bilder. Ihr Beide wisst welches und wen ich meine.

    Hoffe ihr kommt wieder mal vorbei und wir haben dann wieder eine schöne Zeit.

    VG Josef

    Consti_3898 

    Hallo Toni,

    vielen Dank für den wiederum sehr interessanten Bericht!

    Du hast unter anderem geschrieben, dass "Schafe dafür bekannt sind, sehr selektiv zu fressen, vor allem die Kräuter zu bevorzugen und dadurch zu einer Dominanz von Gräsern zu führen". Kann man das in einem Fachartikel nachlesen? Der Grund meiner Frage ist, dass ich diesen Eindruck ebenfalls habe, aber der hier ansässige Landschaftspflegeverband unbeirrt an der intensiven Schafbeweidung einiger ehemals artenreicher Habitate festhält.

    Viele Grüße

    Georg

    Zumindest die Beobachtung habe ich auch gemacht - Schafe stellen das biologische Äquivalent eines Kernwaffenschlages dar.

    Bei Dauerbeweidung hinterlassen die nur noch verbrannte Erde.

    Wer zum Teufel hat die Idee aufgebracht das die Viecher umweltfreundlich wären?

    Ich muss gestehen das mir der Wolf deswegen zunehmend sympathischer wird.😵‍💫🥴

    Hallo Toni,

    Das mit den Schafen sehe ich leider etwas anders. Da wir früher selbst welche hatten und später dann ein Schäfer zum Abweiden kam, kann ich wohl aus eigener Erfahrung sprechen. Wenn das Futter frisch ist putzen die alles weg! Und zwar bis auf den Grund. Bei altem Gras wird vieles zertreten und auch so zerstört. Vor allem wenn ein Schäfer mit einer Herde kommt und die auf einer kleinen Fläche 1 Woche stehen hat ... Es werden Bäume und Sträucher abgerindet, vieles zertrampelt und zugeschissen (entschuldige bitte diese Ausdrucksweise!). Dadurch wächst das eine oder andere seltene Pflänzchen nicht mehr. Bei mir zuhause war dadurch der nausitous innerhalb eines Jahres weg. Ein ähnlich drastisches Bild bietet sich am Dachstein/Krippenstein. Seitdem Schafe Teile abweiden, fliegt dort praktisch kein Falter mehr. Dabei war der Ort auf 2000m bekannt für seien Vielfalt an Erebien, ... Diese Eindrücke wurden mir auch von lokalen Spezialisten bestätigt!

    Heuer konnte ich ein tolles neues Biotop entdecken! Leider musste ich feststellen, dass man auch dort Schafe versuchsweise rein ließ. Als dann noch die Dürre dazukam, gab es nur mehr verbrannte Erde. Mit den Leuten dort kann man aber reden und man wird das Gebiet noch retten können. (aurelia, morpheus, ilicis, dryas, daphne, adippe, ...) waren nur einige Falter, die ich bei meinen 2 Besuchen fand ... und das in großer Stückzahl.

    Hoffen wir auf bessere Lösungen!

    LG Leo

    • Official Post

    Kann man das in einem Fachartikel nachlesen?

    Also auf die Schnelle würde mir gerade va. folgendes einfallen, bei dem das Schaf-Thema tangiert wird

    -Öckinger et al. (2006): Effects of grassland abandonment, restoration and management on butterflies and vascular plants

    -Tälle et al. (2016): Grazing vs. mowing: a meta-analysis of biodiversity benefits for grassland management

    -Nippen et al. (2021): Preserving Colias myrmidone in European cultural landscapes: requirements for the successful development from egg to higher larval stages at a Natura 2000 site in Romania

    Eine weitere interessante Studie aus Rumänien sollte vermutlich demnächst noch erscheinen.

    Ansonsten gibts zwar viele Studien, die Beweidung mit zB Mahd, aber selten die verschiedenen Arten von Weidetieren vergleichen.

    Ansonsten kann man sich auch gern mal die Arbeiten und Beiträge (zB auf X) von Herbert Nickel zu Gemüte führen...er betreibt recht viel "Lobbyarbeit" für Beweidung, aber gegen Schafe...nichts hoch wissenschaftliches und sicherlich teils auch etwas einseitig, aber immer wieder interessante Erfahrungsberichte.

    Wer zum Teufel hat die Idee aufgebracht das die Viecher umweltfreundlich wären?

    Letztlich ists natürlich immer auch ne Frage der Umsetzung - es gibt sicher auch gute Schafbeweidung, genauso wie es zB schlechte Rinderbeweidung gibt. Aber tendenziell sind die Schafherden eben meist eher zu groß und die Effekte kommen dann quasi auch nur einer Mahd gleich (bestenfalls).

    Das mit den Schafen sehe ich leider etwas anders.

    Hi Leo, den Widerspruch sehe ich aber irgendwie nicht so wirklich...Du berichtest ja ebenfalls von den eher negativen Effekten - anders würde ich es auch nicht sehen. Das niedergetrampelte Gras habe ich leider auch schon oft genug gesehen...Kräuter fehlen und das alte Gras verbleibt auf der Fläche...führt dann halt auf Dauer trotzdem auch eher zu einer Grasdominanz. Und dass sie bei einer hohen Besatzdichte alles bis auf den Boden nieder fressen ist ja leider auch nicht sonderlich biodiversitätsfördernd (gut, also zumindest für den Moment können hier tatsächlich mal Dominanzstrukturen aufgebrochen werden und sich konkurrenzschwache Arten ansiedeln....aber bei regelmäßigem Besatz und bestenfalls auch noch in den Hitzeperioden lebt dann hier auch nichtmehr sonderlich viel...)

    Wir hatte früher Zuhause eine kleine Landwirtschaft. Bis auf den Motormäher hatten wir keine Maschinen ... Also alles Handarbeit wie vor 100 Jahren ... Eine Wiese wurde immer nur stückerlweise gemäht. So konnten die Insekten immer ausweichen.

    Vor 2 Jahren traf ich zufällig den naturbeauftragten einer kleinen Stadt, wo es Spitzenbiotope gab. Leider trieben sie auch dort die Schafe in die Flächen, weil sie meinten es ginge so einfacher. Anscheinend zogen meine Argumente und sie weideten dort nicht mehr ... Hoffe nur dass es so bleibt.

    Die einfachere Lösung ist eine Maht wo man auch die Jungbäume mitnimmt. Man muss also immer entbuschen. Wenn man das Gras liegen lässt können Raupen in den Boden kriechen und bei den Eiern geht sich auch der Schlupf noch aus.

    Es gibt da viele Beispiele, wie man es besser machen kann.

    Wir Zuhause hatten den Schäfer nur für 1 Saison. Danach habe ich wieder alle Hänge mit der Sense gemäht ..

    Also ich sah absolut KEINEN Vorteil der Schafe ...

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