verkrüppelte Ligusterschwärmer

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    Ich züchte seit ca 10 Jahren Ligusterschwärmer ohne finanzielle Interessen einfach nur privat und aus Spaß an der Freude. Da kann es schon mal passieren, dass in den Monaten juni/juli 50 bis 70 Tiere in die Freiheit entlassen werden. Es sind immer verschiedene Zuchtlinien, da ich auch Buch führe über die Jahre, um bei Paarunen Inzucht zu vermeiden und die meisten Männchen sind sowies ein Freifang. Dazu fahren wir in irgendeine schöne Gegend und hängen ein Aerarium auf mit einem lockenden Weibchen. Erstmals in dieser Zeit musste ich leider feststellen, dass in diesem Jahr sehr viele Ligusterschwärmer geschlüpft sind, die ihre Flügel entweder nicht richtig entfalten konnten oder sie waren ungleichmäßig lang oder verbogen, manche sahen auch irgendwie noch unfertig aus so halb wie Puppe und nicht ausgefärbt, einer hatte auch nach Stunden noch weiche Flügel. Die Puppen werden unter Freilandbedingungen an einem geschützten Ort im Garten gelagert. Die Erde ist billige Blumenerde aus dem Baumarkt wo keine Zusätze und auch kein oder kaum Dünger drin ist. Ich kann mir einfach keinem Reim drauf machen und wollte mal in die Runde fragen, ob jemand schon mal ähnliche Erfahrungen bei Schwärmern oder auch anderen Faltern gemacht hat. Ich tippe einfach mal auf die lange feuchtkalte Witterung, denn es betrifft so gut wie alle Zuchtlinien. Der Liguster ist größtenteils aus dem eigenen Garten und wird definitiv nicht gespritzt oder sonstwie behandelt. Ansonsten holen wir seit vielen Jahren den Liguster ebenfalls immer von den gleichen Stellen wo nicht gespritzt wird, denn da handelt es sich um Brachflächen wo die Hecken einfach wachsen dürfen und Vögeln und anderen Tieren Raum zu bieten,denn ich habe auch schon an Pestizide gedacht. Vielleicht kann ja jemand paar Tipps oder Erfahrungen aus seiner eigenen Zucht beisteuern. Beste Grüße in die Runde Karl

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    Grüß dich Reinhold. Ja, die verpuppen sich auch darin. Meist 2 Raupen in entsprechenden größeren Topf, unten eine Schicht Kies. Damit kann Feuchtigkeit besser weg und die Raupen graben nicht, bis sie unten wieder aus den Topflöchern gucken. So ging das perfekt über eben viele Jahre. Bis dieses Jahr. Frage nebenbei: Warum werden Buchstaben verschluckt? Mein Beitrag sieht ja grausig aus, wenn ich einen Buchstaben ergänze, ist er meist wieder weg wenn ich paar Worte weiterschreibe... seltsam.

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    Kann man vielleicht so machen, aber bei um die 80 Puppen jedes Jahr ist mir zum Einen der Aufwand zu groß, zum anderen stehe ich darauf, dass die Raupen sich mal schön selbst eingraben und ihre "Schlafposition" ebenfalls selbst einnehmen, alles so naturnah wie möglich. Und hat ja fast 10 Jahre perfekt funktioniert. Am Anfang habe ich noch nach paar Wochen stichprobenartig die Puppen kontrolliert. Die sahen immer wie gemalt aus. Das ist glaub ich hier nicht das Problem.

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    Hast schon mal Flieder versucht zu füttern? Den nehme ich immer ab L3.

    Mit Liguster hatte ich öfters ausfälle. Bei mir gibt es nur Ligustrum vulgare und keinen Lig. ovalifolium.

    Zum Eingraben und zur Verpuppung versuche mal Kokoserde. Schimmelt nicht.

    Mache ich immer und hat bisher sehr gut funktioniert. Zum Schlüpfen gebe ich Zupfmoos dazu, damit die Puppenhülle an dem Moos hängen bleiben kann, falls die Erde nicht ausreicht die Puppenhülle abzustreifen.

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    Moin Karl,

    hattest Du eventuell im vergangenen Jahr Probleme am Ende der Raupenaufzucht?

    Sprich sind dir zum Ende hin relativ viele Tiere an "Durchfall" oder einer anderen Krankheit überraschend eingegangen?

    Die von Dir beschriebenen Tiere deuten für mich eventuell auf solch einen Umstand hin.


    Dass es an der feuchten Witterung liegt, oder der Erde, Inzucht und so weiter, glaube ich eher nicht.


    Gruß

    Rudi

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    Grüße Rudi, tatsächlich habe ich hin und wieder mal Raupen mit Durchfall. Wenige, aber ja. Hatte das nicht so ernst genommen weil die ganzen Jahre über ja nie wirklich was passiert ist, und auch solche Raupen haben sich problemlos verpuppt sprich eingegangen sind keine. Übrigens füttere ich die Ligusterschwärmer wenn ich sie mal länger als ein oder zwei Tage bei mir behalte nach deiner Art und bin begeistert wie stressfrei das für die Tiere funktioniert und was die für Massen Zuckerwasser wegsaugen. Klasse.

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    Hast schon mal Flieder versucht zu füttern? Den nehme ich immer ab L3.

    Flieder hatte ich vor längerer Zeit mal angetestet aber da gibt es bei mir nicht genug. Genau wie Esche die sie extrem gern fressen aber auch da gibt's hier wenig, aber der ganze Garten ist mittlerweile voller Liguster den ich so geschnitten habe dass man wunderbar ein großes Aerarium drüberstülpen kann. Hat immer wunderbar funktioniert, darum zerbreche ich mir ja gerade meinen Kopf warum das in diesem Jahr so anders ist.

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    An eine Krankheit hatte ich auch gedacht. Durchfall endet meistens tödlich und wenn Raupen das überleben sind sie oft geschwächt und es kommen krüpplige Falter raus. Ich hatte das mal bei Totenkopfschwärmern. Da hatte ich ein einwandfrei entwickeltes Weibchen das nicht fliegen konnte und nach wenigen Tagen bereits starb. Tiere die ihre Flügel nicht entfalten haben habe ich auch schon gehabt. In der Zucht sind mir damals die meisten Raupen an einer Infektionskrankheit gestorben. Wenn entsprechende Symptome auftreten, sollte man das immer ernst nehmen und betroffene Tiere sofort isolieren und deren Spuren beseitigen. Rückstände sind oft sehr hartnäckig, sodass Folgezuchten auch betroffen sein können. Die Behälter am besten abkochen und den ganzen Tag in der Sonne trocknen lassen. Liguster (auch Ovalifolium) ist eine super Futterpflanze für Ligusterschwärmer.

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    Ja voriges Jahr war bei uns in der Gegend ein sehr feuchter und in weiten Teilen auch kühler Sommer, das heißt es könnte schon etwas mit einer Krankheit oder Schimmel zu tun haben obwohl ich die Behälter nach der Saison immer mit kochendem Wasser und einer Seifenlauge reinige. Aber mittlerweile denke ich es könnte an so etwas liegen. Man muss auch wirklich ganz schön hinterher sein immer die Hinterlassenschaften aus den Behältern zeitnah zu entfernen. Gerade wenn es oft regnet ist das manchmal schwierig unter Freilandbedingungen.

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    Moin Karl,


    verstehe ich das richtig, dass Du die Raupen im Aerarien im Freiland auf der lebenden Pflanze ausbindest und sie dort allen Witterungseinflüssen ausgesetzt sind?

    Alle Raupen, oder nur den Großteil, oder in welchem Umfang?


    Gruß

    Rudi

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    Hallo Rudi,


    Ja das versuche ich. Wenn es zu viele Raupen sind, holen wir zusätzlich lange gut belaubte Ligusterzweige. Daran fressen die Raupen die letzten 1-2 Wochen. Die Zweige stehen mit den Spitzen im Wasser, da bleiben sie ca. 5 Tage taufrisch. Ringsherum das Aerarium im Freien an halbschattigem Platz. Ich weiß, das Wasser ist umstritten und am Anfang habe ich mit und ohne probiert. Außer das der Liguster schneller welk wurde, gab es nie derartige Probleme. Heute ist und gestern sind wieder überwiegend kerngesunde Exemplare geschlüpft. Einer konnte wieder nicht seine Flügel gerade entfalten. Die Aerarien sind 60 60 90, und drin sind ca. 15 Raupen, also genug Platz sollte auch sein. Die meisten sind auch groß bis sehr groß, dich ich behalte. Meist sortiere ich die kleineren heraus ,ich lasse ja viele auch frei, wenn sie verpuppungsbereit sind. Letztes Jahr, weil es wegen dem Kälteeinbruch im Frühjahr kaum Obst gab, hatte ich übrigens das erste Mal ein Wespenproblem. Die haben in 2 Aerarien Löcher gefressen und ich glaub 3 Raupen getötet. Es hat paar Tage gedauert bis ich dahinter gekommen bin, wer das war. Die Raupen hatten sichtbare Fraßspuren. Alle anderen sahen, zumindest äußerlich, gesund aus. Raupenfliegen sitzen oft an den Aerarien, aber alle Löcher flicke ich schnell wieder, darum ist bisher noch nie eine Fliege geschlüpft. Das Einzige wären Schlupfwespen mit ihrem langen Stachel. Aber dann käme auch kein Schwärmer, sondern ne Wespe raus.

    Gruß Karl

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    Hi Karl,

    dann hier meine Vermutung zu dem Ganzen. Und ja, nur Vermutung, mehr ist da nicht drin.

    Letztes Jahr gab es aufgrund der feuchtkalten Witterung ein extrem starkes, sichtbares Pilzwachstum auf vielen verschiedenen Pflanzen, auf denen wir das so sonst nicht kennen. So ab Ende Juli waren Weiden, Hainbuchen, Eichen, Wein, Zierwein, Weidenröschen, Wolfsmilcharten, Pappeln und und und sehr stark durch Rost-, Mehltau- und Russtaupilzen befallen. Das war viel mehr als sonst um diese Jahreszeit.

    Die Infizierung der Blattmasse erfolgt aber meist schon viel früher im Jahr und der Pilz benötigt einige Wochen bis er soweit heran gewachsen ist, bis er seine Fruchtkörper ausbildet.

    Raupen vertragen sicher eine gewisse Menge an Pilzen bei der Nahrungsaufnahme. Aber letztes Jahr war es extrem. Hinzu kommt die ungünstige Witterung in den Monaten Mai und Juni: Kälte und Dauerregen, zumindest hier bei mir. Die extreme Feuchtigkeit hat dann wiederum später bei wärmeren Wetter Einfluss auf die Blattstruktur der Pflanzen. Sie wachsen in der Regel "mastiger" heran, sprich die Blattzellen werden größer, mit mehr Wassereinlagerung und damit auch instabiler und damit wiederum anfälliger für Krankheiten. Ein Teufelskreis in so einer Vegetationsperiode.

    Das Ganze ist natürlich auch regional unterschiedlich; ich kann dir nur meine Erfahrungen hier im Münchner Norden schildern. 2024 war für mich eines der schlechtesten Zuchtjahre in meiner Entomologenlaufbahn. Ich hatte selten so viele Zuchten, die in L4 und L5 abschmierten. Selbst im Garten ausgebundene Tiere waren sehr schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Dauerregen und Kälte über Wochen.

    Wie auch immer.....deine ligustri gehören sicher zu den Arten, die so einiges an Unbill aushalten, im Vergleich zu vielem Anderen.

    Aber auch hier macht irgendwann mal die Dosis das Gift :bibber:

    Meine Vermutung ist, dass deine Tiere sich im Freiland mit irgendeinem Virus, Pilz etc. infiziert haben. Das Wetter war günstig dafür. Wahrscheinlich ist es erst akut geworden, als die Tiere schon kurz vor der Verpuppung standen; es ist ein schleichender Prozess. So sind die meisten noch in die Verpuppung gekommen. Aber eben einige doch mehr oder minder geschädigt. Und die erkennst du an der mangelnden Vitalität der Imago und der Verkrüppelungen nach deren Schlupf.

    Da jedes Lebewesen unterschiedlich auf Umwelteinflüsse reagiert, infizieren sich meist nicht alle Tiere. Es gibt immer welche, die kommen gut durch, die nächsten bekommen einen kleinen "Dämpfer". Die nächsten einen heftigeren Dämpfer und etc. So kannst du alle Stufen der Vitalität bei deinen schlüpfenden Tieren beobachten.

    Ob dann auch noch vielleicht etwas Pestizid aus der Umgebung hinzu kommt, kannst nie ausschließen, aber dann hättest du eher klarere Ausfälle im Raupenstadium.

    Inzucht kannst bei deinen Zuchten durch den Freilandanflug ausschließen und wird meiner Meinung auch grundsätzlich zu hoch bewertet, wenn Raupen sterben.

    Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst, dass das sich nun jedes Jahr wiederholt. Klar....kann sein, muss aber nicht :winking_face:

    Ich glaube auch nicht, dass du deinen Zuchtaufbau irgendwie überarbeiten musst. Alles liest sich gut strukturiert und die Erfolge der letzten Jahre geben dir recht.

    Vielleicht solltest du deine Zuchtkäfige nochmal gründlich desinfizieren/auskochen, aber mehr Bedarf an was auch immer sehe ich eher nicht. Und das Futter nicht so lange im Wasser stehen lassen. Ich tausche Futter, welches ich in Wasser frisch halte in der Regel am zweiten Tag, längstens am 3. Tag aus. Bei jedem geschnittenen Pflanzengewebe entsteht Fäulnis und feuchte Umgebung ist dafür noch besser geeignet. Ich möchte das Risiko nicht eingehen, dass Fäulnisbakterien über die Leitungsbahnen bis in die Blätter kommen, wo meine Raupen sie dann aufnehmen. :winking_face:

    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und viel Freude mit deinen Schützlingen!

    LG

    Rudi

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    Danke Rudi for deine Einschätzung. Ich wohne im Vorerzgebirge. Das Wetter letztes Jahr trifft deine Beschreibung. Mistig hoch zehn. Und wenn ich drüber nachdenke, dann fallen mir ganz leichte dunkle Stellen ein, die manche Raupen hatten. Die waren zwar trotzdem groß und munter, aber je mehr ich über die Sache und deine Aussagen nachdenke, umso mehr denke ich, du liegst goldrichtig. Eine Metamorphose ist nun mal ein gigantisch komplizierter Vorgang. Da muss einfach alles stimmen. Ich werde auf alle Fälle die Aerarien nach und nach richtig gründlich reinigen und desinfizieren. Habe schon angefangen. Ich glaube, mit Hygiene und Sauberkeit und besseren Wetter bekomme ich das hoffentlich in den Griff. Tun mir leid, wenn die nicht starten können. Es ist nämlich herrlich, sie in die Nacht schwirren zu sehen. Jedes Jahr ein Erlebnis. Meist leuchen dabei noch paar Glühwürmchen. Ich beobachte die Sache und danke dir für deine Einschätzung. Übrigens bin ich während ich das schreibe, schon wieder auf Männchenfang. Neben mir im Baum ein Aerarium, irgendwo an einem Teichgebiet. Ich habe auch den Eindruck, dass in den letzten Tagen das Verhältnis gesunder und kranker Schwärmer gedreht hat. Die meisten sehen gut aus und starten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.


    Viele Grüße

    Karl

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    Ich glaube dass gewässertes Futter so lange es noch gut aussieht verwendet werden kann. Sofern es nicht verbraucht ist hatte ich Zweige von Liguster, Linde etc... auch schon locker 4 bis 5 Tage verwendet, eben so lange sie noch gut aussehen. Probleme gab es nie damit. Vor zwei Jahren musste ich meine Ligusterschwärmerraupen mit in den Urlaub nehmen und hatte, da ich nicht wusste ob ich vor Ort Liguster bekomme, genug Vorrat für die ganze Woche mitgenommen. Die Zweige sahen am Ende immernoch wie frisch geschnitten aus und den Raupen ging es gut. Grundsätzlich ist man aber natürlich auf der sicheren Seite wenn man das Futter alle 2 Tage austauscht.

    Beste Grüße,

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    Hallo David, freut mich dass du ähnliche Erfahrungen mit dem Frischhalten von Futter gemacht hast. Ich denke, der Rudi hat mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen. Die ganz leicht dunklen Verfärbungen an manchen Raupen im Durchmesser von ca. 5mm oder auch etwas mehr, an verschiedenen Körperregionen, die man oft erst im richtigen Licht und bei genauem Hinsehen überhaupt wahrgenommen hat, waren vielleicht ein Indiz, dass da eine Pilzinfektion o.ä. stattgefunden hat. Und nur weil eine Raupe groß und munter wirkt, muss das vermutlich nicht heißen, das auch ein gesunder Schmetterling rauskommt. Und im letzten Jahr bei dem häufigen Regen alles immer total sauber zu halten, das war nicht immer zeitnah möglich. Vielleicht liegt hier der Schlüssel. Ich bin dabei alle Aerarien nochmal richtig zu desinfizieren. Das ist wohl das Wichtigste. Gut, wenn man sich über so ein Forum austauschen kann.Klasse!

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    Ein kleines weiteres Fazit: nach wie vor schlüpfen fast täglich noch Schwärmer, es sind jetzt fast ausnahmslos gesunde Exemplare, auch aus den Zuchten, wo anfangs die meisten krank waren und nicht fliegen konnten. Ich freue mich jedenfalls, auch wenn das Rätsel (nicht ganz) gelöst ist.

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