Schmetterlinge in der Literatur

  • :freudentanz:


    Hallo Marc, eine gute Idee, über den Tellerrand hinauszublicken.
    Da fällt mir sofort Hermann Hesse ein, der sich vielfältig u. a. auch mit Schmetterlingen befasste und herrliche Gedichte und Geschichten geschrieben hat.
    Es gibt ein "Insel Taschenbuch" mit der Nummer 385,Hermann Hesse Schmetterlinge: Betrachtungen, Erzählungen, Gedichte, zusammengestellt von Volker Michels.
    Ohne Werbung zu machen, kann ich dieses Büchlein jedem empfehlen, der einen literarischen Hochgenuß sucht, um sein Hobby aus dem Herzen eines genialen Dichters zu betrachten.
    Gruß: Fritz

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  • «Hol es der Henker» rief Gott,
    «jetzt ist meine Geduld zu Ende;
    der ganze Planet muß weg,
    zerschmissen muß er werden,
    sonst verschandelt er mir die Schöpfung.»


    Und in furchtbarem Grimm ballte er die Faust
    und hielt sie über die kleine braune Kugel,
    die da zischend und knisternd und schwelend
    durch den Äther zog.
    Aber er schlug nicht zu,
    sondern steckte die Hand wieder in die Hosentasche,
    und seine Miene wurde milder.
    «Nein» sprach er vor sich hin,
    «man muß sich alles überlegen.
    Es wäre schade um die schönen Schmetterlinge.»


    Von Victor Auburtin

  • Aus "das kleine Schmetterlingsbuch "



    Sie war ein Blümleim, hübsch und fein,
    hell aufgeblüht im Sonnenschein.
    Er war ein junger Schmetterling,
    der selig an der Blume hing
    Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm
    und nascht und säuselt da herum;
    oft kroch ein Käfer kribbelkrab
    am hübschen Blühmlein auf und ab.
    Ach Gott, wie das dem Schmetterling
    so schmerzlich an die Seele ging.
    Doch was am meisten ihn entsetzt,
    das allerschlimmste kam zuletzt:
    Ein alter Esel frass die ganze
    von ihm so heiss geliebte Pflanze.


    Wilhelm Busch (1832-1908)

  • Fragen vom Schmetterling


    “Wie lang ist das Leben und was kommt danach?“ fragte der Schmetterling Gott.
    “Was war davor? Warum weiß ich nichts davon?" Viele, schwere Fragen an einem schönen Frühlingstag. Fragen an Gott und es gab keine Antworten.
    Oder?Träumte der Schmetterling? Etwas oder jemand ließ ihn spüren, dass er nicht alleine war:


    “ Du kannst dein ganzes Leben noch einmal erleben. Fliege ganz hoch, so hoch wie du kannst, und du wirst Augen haben, die alles sehen; Ohren, die alles hören und eine Seele, die alles fühlt".
    Und der Schmetterling flog und flog. Er strengte sich an, höher und höher. Er gab seine ganze Kraft hin.


    Als er nicht mehr konnte, gab er auf und ließ sich fallen. Aber er fiel nicht, er wurde gehalten, unsichtbar getragen. Er schwebte. Er spürte Licht um sich herum, hörte unbekannte Töne und sah plötzlich ein Bild vor sich. Es platzte auf, wie eine Seifenblase.
    Er sah einen Schmetterling, der an einen Busch flog, seine Eier ablegte und verschwand. Die Sonne kam, der Regen fiel und aus einem Ei schlüpfte eine Raupe, ganz klein und fast unsichtbar.
    Der Schmetterling spürte plötzlich in seiner Seele:
    Das bin ich. Ich bin dieser kleine Wurm.
    Er staunte.


    Die Raupe kletterte los, fraß von den Blättern, versteckte sich vor den Vögeln und Insekten. Sie lebte gut. Kein Tag war wie der andere.
    Manchmal hatte sie Angst, gefressen zu werden, und versteckte sich. Mal sonnte sie sich übermütig. Sorgen kannte sie nicht und wuchs prächtig. Sie wurde dicker, träger und langsamer.
    “Was soll aus der wohl werden“, fragte sich der Schmetterling, “und wie bin ich so schön geworden?“


    Die Raupe suchte sich einen schönen verstecken Platz. Sie streckte sich an der Unterseite eines kleinen Zweiges und spann sich ein. Langsam aber war nicht mehr viel von ihr zu sehen.
    “Stirbt die Raupe?“ sorgte sich der Schmetterling. “Ja", hörte er die Antwort, “sie stirbt und erwacht zu neuem Leben. Sie wechselt ihre äußere Hülle. Das Alte vergeht und das Neue wächst heran. Schau!“ Und er sah hinein in die Hülle, die Puppe.
    Die Raupe war nicht mehr da, er erschrak.


    Feine Gliedmaßen entstanden, alles verwandelte sich. Ein Bild löste das andere ab.
    Der Schmetterling staunte.
    Beinah hätte er übersehen, wie die Puppe sich unten öffnete. Ein kleines Loch entstand. Eine neue Gestalt kletterte, nein schob sich langsam heraus und saß im Licht. Die Sonne wärmte sie und sie atmete tief ein. Das neue Leben hatte begonnen. Die Gestalt breitete die zarten Flügel aus und erhob sich in die Luft.


    “Das bin doch ich", dachte der Schmetterling.
    Er sah noch einmal sein Leben bis zu dem Flug, der ihn höher und höher trug.
    “Ja, das bist du", sagte Gott. “Du weißt nun, was vorher war und was nachher kommt. Sonst sieht jeder nur seinen Lebenszeitraum, seine Erfahrung. Er spürt nicht das neue Leben und auch nicht die Ankunft im Licht. Nur weil du dich fallen gelassen hast, weil du vertraut hast, konntest du mehr sehen".







    Von einem mir unbekannten Author


    Grüsse
    Jörg

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