Hallo allerseits,
denke oft über den Apollofalter nach, bin Jedes Jahr im Wallis CH, setze mich mitten in den Hang und schaue von morgens bis abends dem flatternden Treiben um mich zu. Nun zur Sache.
Im mitteleuropäischen Flachland hat der Apollo seine Probleme zu überleben, weil die Biotope verbuschen. Das weiß jeder.
Sein Hauptfeind sind Hecken und Bäume, und als die Burgen noch aus strategischen Gründen freigehalten wurden und wegen der Energieknappheit vor der Entdeckung von Kohle und Öl die Wälder abgeholzt waren, hatte er seine besten Zeiten seit 10 000 Jahren. Nur während der Eiszeit als die Baumgrenze bei etwa 400m lag und die Gletscher sich bis kurz vor das Donautal schoben, konnte er sich übers Flachland ausbreiten. Es wurde wärmer, die Baumgrenze stieg und mit ihr die Apollos.
Das Land bewaldete sich, und bis die Menschen die Wälder im großen Stil rodeten und Ackerbau betrieben, vergingen einige tausend Jahre.
Doch wie konnte der trockene Wärme liebende Schmetterling diese Zeit überleben ?
Der Apollo ist ein lausiger Flieger. Es sieht zwar gekonnt und elegant aus, wenn er im Aufwind am Hang gleitet und sogar eine extrem starke V-Form einnehmen muß, um nicht davon geblasen zu werden, aber es ist nur Gleiten, vergleichbar mit einem Geier oder Bussard, der sehr schnell an seine Grenzen kommt, wenn es ans Arbeiten geht.
So fliegt der Apollo nur kurze Strecken übers flache Gelände, den Weg, den Fluß bis zum Bahndamm, wo es leckere Disteln und Buddleja gibt und die Zahnradbahn ihn kräftig durchschüttelt. Er kehrt schleunigst wieder zurück zu seinem bequemen Hang.
Er fliegt nicht höher als zehn Meter über Grund und nicht über Wälder. Hat er sich so angewöhnt, weil sich Bequemlichkeit auch vererbt.
Im Wallis wo die Hänge zig Kilometer lang sind, durch Trockenheit wenig Bäume wachsen und gewaltige Aufwinde herrschen, was ich als Drachenflieger jedes Jahr nutze, können von ihm auch große Strecken bewältigt werden, man sieht immer wieder mal einen außerhalb der optimalen Gebiete, aber in Deutschland kommt er aus seinem Hang nicht raus.
Zum Überleben braucht er eigentlich nicht viel, selbst auf die oft gepriesenen Nektarpflanzen könnte er verzichten weil während der Flugzeit der Mauerpfeffer blüht und selbst ohne Nahrung das Weibchen 70 Eier ablegt, sonst drei mal soviel.
Ein Hang ist wichtig auch zur Orientierung, in Italien geht's auch mal ohne, und viel Mauerpfeffer, wobei egal ist ob S.album, reflexum oder so was Ähnliches, und das Gebiet muß groß genug sein.
Ich kann mir vorstellen daß auch am Hang liegende Häuser und Garagen mit Flachdächern geeignete Biotope abgeben könnten.
Man müßte überall nach Böschungen, Stützmauern, Steinbrüchen usw. suchen, präparieren und ein Zuchtprogramm aufstellen und der Apollo
kann zum häufigen Falter werden. Beim Weißstorch ging's doch auch, und das war sicher schwieriger, die Biotope futsch, er muß oft gefüttert werden, und unter Schutz steht er auch.
Wenigstens die paar Jahre, bis das Öl weg ist, muß er es noch schaffen, dann frieren die Leute wieder an den Hintern, dann wird wieder das Krüppelholz auf den Hängen geholt. Wenn bis dann an vielen Stellen Apollos fliegen, geht's wieder weiter, er hat's wieder mal geschafft, und später fragt man sich vielleicht wie.
Gruß Elmar