Gedanken zum Apollo


  • Hallo allerseits,


    denke oft über den Apollofalter nach, bin Jedes Jahr im Wallis CH, setze mich mitten in den Hang und schaue von morgens bis abends dem flatternden Treiben um mich zu. Nun zur Sache.


    Im mitteleuropäischen Flachland hat der Apollo seine Probleme zu überleben, weil die Biotope verbuschen. Das weiß jeder.
    Sein Hauptfeind sind Hecken und Bäume, und als die Burgen noch aus strategischen Gründen freigehalten wurden und wegen der Energieknappheit vor der Entdeckung von Kohle und Öl die Wälder abgeholzt waren, hatte er seine besten Zeiten seit 10 000 Jahren. Nur während der Eiszeit als die Baumgrenze bei etwa 400m lag und die Gletscher sich bis kurz vor das Donautal schoben, konnte er sich übers Flachland ausbreiten. Es wurde wärmer, die Baumgrenze stieg und mit ihr die Apollos.
    Das Land bewaldete sich, und bis die Menschen die Wälder im großen Stil rodeten und Ackerbau betrieben, vergingen einige tausend Jahre.
    Doch wie konnte der trockene Wärme liebende Schmetterling diese Zeit überleben ?


    Der Apollo ist ein lausiger Flieger. Es sieht zwar gekonnt und elegant aus, wenn er im Aufwind am Hang gleitet und sogar eine extrem starke V-Form einnehmen muß, um nicht davon geblasen zu werden, aber es ist nur Gleiten, vergleichbar mit einem Geier oder Bussard, der sehr schnell an seine Grenzen kommt, wenn es ans Arbeiten geht.
    So fliegt der Apollo nur kurze Strecken übers flache Gelände, den Weg, den Fluß bis zum Bahndamm, wo es leckere Disteln und Buddleja gibt und die Zahnradbahn ihn kräftig durchschüttelt. Er kehrt schleunigst wieder zurück zu seinem bequemen Hang.
    Er fliegt nicht höher als zehn Meter über Grund und nicht über Wälder. Hat er sich so angewöhnt, weil sich Bequemlichkeit auch vererbt.
    Im Wallis wo die Hänge zig Kilometer lang sind, durch Trockenheit wenig Bäume wachsen und gewaltige Aufwinde herrschen, was ich als Drachenflieger jedes Jahr nutze, können von ihm auch große Strecken bewältigt werden, man sieht immer wieder mal einen außerhalb der optimalen Gebiete, aber in Deutschland kommt er aus seinem Hang nicht raus.


    Zum Überleben braucht er eigentlich nicht viel, selbst auf die oft gepriesenen Nektarpflanzen könnte er verzichten weil während der Flugzeit der Mauerpfeffer blüht und selbst ohne Nahrung das Weibchen 70 Eier ablegt, sonst drei mal soviel.
    Ein Hang ist wichtig auch zur Orientierung, in Italien geht's auch mal ohne, und viel Mauerpfeffer, wobei egal ist ob S.album, reflexum oder so was Ähnliches, und das Gebiet muß groß genug sein.


    Ich kann mir vorstellen daß auch am Hang liegende Häuser und Garagen mit Flachdächern geeignete Biotope abgeben könnten.


    Man müßte überall nach Böschungen, Stützmauern, Steinbrüchen usw. suchen, präparieren und ein Zuchtprogramm aufstellen und der Apollo
    kann zum häufigen Falter werden. Beim Weißstorch ging's doch auch, und das war sicher schwieriger, die Biotope futsch, er muß oft gefüttert werden, und unter Schutz steht er auch.


    Wenigstens die paar Jahre, bis das Öl weg ist, muß er es noch schaffen, dann frieren die Leute wieder an den Hintern, dann wird wieder das Krüppelholz auf den Hängen geholt. Wenn bis dann an vielen Stellen Apollos fliegen, geht's wieder weiter, er hat's wieder mal geschafft, und später fragt man sich vielleicht wie.


    Gruß Elmar


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  • Das alles liest sich so schön leicht und fluffig wie der Apolloflug selber. Wirklich schön.
    Der Storch ist aber doch ein Wandervogel, und in Afrika ist er noch nicht mal selten. Es wäre schön, wenn man den Apollo ansiedeln könnte, aber ich glaube, den größten Teil des biologischen Gesamtgefüges, das stimmen muß, damit diese oder jene Art in einem Gebiet vorkommt, haben wir noch nicht rausgekriegt.

  • Der Apollofalter (Parnassius apollo) hat durch Arealverluste enorme Bestandseinbußen und zählt daher heute zu den gefährdetesten Schmetterlingsarten in Deutschland (Rote-Liste-Kategorie "vom Aussterben bedroht"). In Deutschland gibt es außerhalb der Alpen nur noch sehr kleine Populationen, so in der Fränkischen und Schwäbischen Alb sowie im Moselgebiet. Etliche Vorkommen, darunter die Fluggebiete an der Thüringischen Saale, im Fichtelgebirge, in Oberschwaben und im Schwarzwald sind erloschen. Die Population aus der Schwäbischen Alb steht kurz vor dem Aussterben.
    Die je nach Höhenlage von Anfang Juni bis Ende August fliegenden Falter bewohnen blumenreiche Magerrasen, Felsfluren zwischen Weinbergen an der Mosel und Felshänge in den Alpen. Sie benötigen nektarreiche Saugpflanzen wie Disteln, Flockenblumen oder Skabiosen. Lebensraum der Raupe sind mit Fetthennen-Arten bewachsene felsige Hänge, Geröllhalden oder ersatzweise auch Weinbergsmauern. In Deutschland lebt die Raupe überwiegend an der Weißen Fetthenne (Sedum album), seltener an der Purpur-Fetthenne (Sedum telephium) oder Felsen-Fetthenne (Sedum reflexum).
    Mit dem Zurückdrängen der Weißen Fetthenne durch Verbuschung und Überwachsen der Raupenhabitate mit konkurrenzkräftigeren Kräutern und Flechten verlieren die Raupen ihre Futterpflanzen. Der Insektizideinsatz in den Weinbaugebieten trug ebenfalls zur Dezimierung des Falters bei. Ein weiterer Grund für seinen lokalen Rückgang ist das Sammeln durch Insektenhändler. Da er sich in gut unterscheidbare Lokalrassen aufspaltet, ist der Apollofalter seit der Jahrhundertwende auch international ein begehrtes Sammelobjekt.
    Mit Biotoppflegemaßnahmen, Reduzierung des Insektizideinsatzes (Mosel) und einer lokalen Überwachung einiger Vorkommensorte zur Flugzeit versucht man die Falterbestände zu erhalten. Trotz des national und international strengen gesetzlichen Schutzes konnte der negative Trend bislang jedoch nicht aufgehalten werden.


    Quelle: Bundesamt für Naturschutz, Bonn


    Meine Schlussfolgerung: der Apollo ist weiterhin gefährdet, und die bestehenden Schutzmassnahmen bringen nichts.
    Wie Elmar frage ich mich nun:
    Könnte der Bestand vielleicht durch gezieltes Aussetzen von gezüchteten Apollofaltern gehalten werden?
    Könnte so eventuell neue Populationen initialisiert werden?
    Ich denke da zum Beispiel an 50 bis 100 Züchter, die jedes Jahr an geeigneter Stelle ein paar Dutzend Falter freilassen.,
    und zwar in ganz Deutschland. Das Ganze unter Aufsicht des Bundesamtes für Naturschutz inkl. langfristiges Monitorting.


    Bevor mir nun alle Experten schreiben, dass das nie funktioniert, bitte ich zu überlegen:


    Wurde das jemals in grösserem Rahmen versucht?
    Bringt ACTIAS genügend deutsche Züchter zusammen, die hier mithelfen?
    Und genügend ausländische Züchter, welche Eier liefern?
    Ich denke, dass man da gut italienische, tschechische, russische, slowenische oder Schweizer Eier verwenden darf.


    Deine Meinung?
    Wer macht mit?


    :smiling_face_with_sunglasses:

  • Hallo,


    mit dem reinen Aussetzen von Zuchttieren wäre es wahrscheinlich nicht getan, wenn der Lebensraum nicht angemessen gepflegt wird. In GB gibt es die wunderbare Einrichtung des National Trust, der sich u.a. um die Erhaltung und Wiederherstellung von schützenswerter Natur kümmert. Er kauft geeignetes Land in großem Umfang auf und führt Maßnahmen zur Renaturierung durch. In Deutschland gibt es so etwas schon in Bayern. Für Bauern gibt es von der EU Zuschüsse für Brachland. Vielleicht könnte eine Naturschutzorganisation diese auch attraktiv aufstocken, wenn ein längerfristiger Pachtvertrag ausgehandelt wird ?


    In den Bildern von Klaus sieht man immer wieder angrenzende Weinberge. Werden die nicht im Sommer regelmäßig gespritzt ? Ich kann mir kaum vorstellen, dass in deren unmittelbarer Nachbarschaft ein Lebensraum für Raupen entstehen kann.


    Schönen Gruß

  • hallo,
    warum soll es wg den weinbergen nicht funktionieren?
    dort gibt es genug hangflächen die nicht genutz werden und regelmäßig "geflegt "werden, sprich schafe werden regelmäßig gegen verbuschung auf die flächen gebracht (gangelsberg).
    selbst an an die weinberge angrenzenden niedrigen schlehenbüsche beherbergen schon seit jahren segelfalterraupen/eier und puppen.
    auf den freien flächen findet man dort genug fetthenne und entsprechend beschriebene nektarpflanzen für die apollos.


    gruß klaus

  • Hallo Klaus,


    schön wenn es bei Euch in PLF neben Weinbergen Raupen gibt. Ich habe nur gesehen, dass im hessischen Rheingau die Weinberge reichlich mit "Insektenschutz" besprüht werden. Der Wind trägt die Pestizidwolken dann noch ein ganzes Stück weg. Im Randbereich haben es die Raupen sicher sehr schwer.


    Aber so etwas muß man eben vor Ort klären, wo geeignete Stellen sind. Ich wünsche Euch jedenfall viel Erfolg, wenn das Projekt starten sollte. :thumbs_up:


    Schönen Gruß

  • Die meisten Leute machen sich ein falsches Bild vom frühholozänen Mitteleuropa. Zum einen sind fast alles, was wir an Trockenrasen heute haben, Sekundärhabitate. Primärhabitate dieser Art finden sich an Felsabbrüchen und sehr steilen Hängen, sind aber heute selten. Zum anderen war der Wald nicht flächenmäßig dicht, sondern teilweise licht und parkartig, durch Verbiss und Bodenbeschaffenheit, was den licht- und wärmeliebenden Arten die Ausbreitung sicherich erleichtert hat. Die meisten Arten hatten damals wenig Probleme, geeignete Habitate zu finden, vor allem, wenn man die Populationsdynamiken über Jahrtausende berücksichtigt.
    Ein Aussetzen würde herzlich wenig bringen. Die vorgeschlagenen Habitate sind aus einem gewissen Grund nicht besiedelt: entweder sind sie zu klein und/oder stehen isoliert, oder die landwirtschaftlichen Aktivitäten in unmittelbarer Nachbarschaft wirken sich ungünstig aus. In Mitteleuropa sehe ich keine langfristigen Chancen für diese Art, die Alpen mal ausgenommen.

  • ich denke auch, daß die wahrscheinlichkeit eine stabile apollopopulation in einem der beschriebenen gebiete erfolgreich über jahre zu etablieren zu 99% zum scheitern verurteilt ist...aber: 1 % positives restrisiko, warum nicht ausprobieren( bin wohl ein hoffnungsloser optimist)? vielleicht ist hier auch jemand im forum der (einige wenige) argumente für eine solche aktion(machbarkeit) hat? gruß klaus

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  • Das hab ich mir doch gedacht! Erst kommen Argumente, die gegen einen derartigen Versuch sprechen! Sicher, es gibt bestimmt noch ein Dutzend Gründe mehr, warum eine Wiederansiedelung scheitern kann.


    Aber vielleicht packen eben die ausgesetzten Apollofalter die Chance, passen sich den neuen Gegebenheiten an (andere Schmetterlingsarten haben das anderswo auch gemacht!) und erkämpfen sich einen neuen Lebensraum.
    Sie müssen sich dabei nicht an irgendwelche theoretische Vorgaben halten.


    :smiling_face_with_sunglasses:

  • Servus miteinander,
    ich denke, Marc hat vollkommen Recht!
    Denn wenn wir hier nur "rumsitzen" und über die Probleme reden, bringt uns das auch nicht viel weiter, wir sollten es mal versuchen.
    Denn wenn wir es nicht versuchen, kanns auch nicht klappen!
    Ich kann zwar leider nicht mitmachen da es bei mir in der Gegend keine geeigneten Gebiete gibt, aber ich würde gerne irgenwie (wenn es möglich ist) helfen.
    Hier ein Artikel von Wikipedia über den Schutz und die Gefährdung des Apollos:


    Seit 1936 steht der Rote Apollo in Deutschland unter Naturschutz. Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen gilt er als weltweit geschützt und ist die einzige weltweit geschützte nichttropische Schmetterlingsart (Stand 1990). Daneben ist er einer der wenigen Schmetterlingsarten im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und wird auch im Anhang II der Berner Konvention gelistet. Der Apollofalter ist in vielen europäischen Regionen stark gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht.


    In Deutschland kommt der Rote Apollo außerhalb der Alpen nur noch an der Mosel, auf der Schwäbischen Alb und der Fränkischen Alb vor. In Baden-Württemberg hat er von über 60 Fundstellen um 1900 alle bis auf eine auf der Schwäbischen Alb im Jahr 1988 eingebüßt, im Schwarzwald kommt er nicht mehr vor. Dieses Biotop wird heute intensiv geschützt und die Population hat sich nach einem Rückgang auf rund ein Dutzend Falter Ende der 1980er mittlerweile erholt und stabilisiert, es hat sich sogar eine zweite Population gebildet.
    Im Fichtelgebirge ist P. a. ancile Fruhstorfer 1909 seit 1909 ausgestorben. P. a. posthumus Fruhstorfer 1925 ist im nördlichen Frankenwald und Saaletal seit 1905 ausgestorben. In Bayern ist er auf der Fränkischen Alb und dort vor allem im Altmühltal und in den Bayrischen Alpen mit einem Schwerpunkt in den Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen zu finden.
    Der Moselapollo war in den 1970er bis zum Anfang der 1980er-Jahre durch den Einsatz von Insektiziden, die im Weinbau eingesetzt wurden und mit Hubschraubern versprüht wurden, kurz vor der Ausrottung. Die Insektizide gingen nicht nur auf den Weinbauflächen, sondern auch auf weit entfernten natürlichen Flächen nieder und töteten die Raupen ab. Im gleichen Zeitraum wurden außerdem Flurbereinigunsmaßnahmen durchgeführt, bei denen viele der alten Weinbergsmauern mit Sedum album entfernt wurden. Brachliegende ehemalige Weinberge verbuschten und die Nahrungspflanze verschwand durch die Verschattung. Heute ist das Ausbringen von Insektiziden mit dem Hubschrauber verboten.
    Die Habitate werden seit 1987 gepflegt und von Gebüsch und Stauden freigehalten. Der Einsatz von Insektiziden ist seit den 1980er-Jahren stark zurückgegangen, da gezielter oder im Fall von Biowein gar nicht mehr gespritzt wird. Die Bestände haben sich wieder erholt und an Flugplätzen, an denen Anfang der 1980er nur fünf bis zehn Falter zu sehen waren, waren es 20 Jahre später über 100 Falter.Die Vorkommen werden heute im Tourismus beworben und zwischen den Ortsgemeinden Valwig und Bruttig-Fankel wurde der etwa 2 Kilometer lange Apolloweg Valwig für Fußgänger eingerichtet.


    In Österreich ist vor allem P. apollo cetius Fruhstorfer 1909 als Unterart im Flachland bedroht, die Unterart P. apollo brittingeri Rebel & Rogenhofer 1893 im Gebirge ist deutlich weniger gefährdet.


    In Frankreich ist P. a. meridionalis in den Vogesen ausgestorben. Wiederansiedlungsversuche scheiterten hier ebenso wie in Forez und im Massif de la Sainte-Baume. Dagegen war eine Wiederansiedlung am Puy de Dome im Zentralmassiv erfolgreich.


    In Schweden war der Rote Apollo im südlichen Flachland verbreitet, heute ist er nur noch an der Ostküste zu finden. In Finnland begann der Rückgang in den 1930er-Jahren, und 30 Jahre später war er in vielen ursprünglichen Gebieten verschwunden. In den letzten Jahren hat sich der Falter im Südwesten des Landes wieder ausgebreitet und mit den Inseln zwischen der Insel Kemiö und der Halbinsel Hankoninie ursprüngliche Gebiete wieder besiedelt. Es scheint ein Zusammenhang
    zwischen der Schwermetallbelastung der Nahrungspflanzen und dem Erlöschen der Populationen zu bestehen, da die Raupen bei belasteter Nahrung absterben. Diese ging in den letzten Jahren zurück und die Raupen haben damit wieder bessere Überlebenschancen.


    In Spanien gingen die Bestände von P. apollo filabricus in d er Sierra de los Filabres innerhalb von 20 Jahren trotz Schutz bis 2005 sehr stark zurück. Die Lebensräume, in denen die Falter einst zu Tausenden flogen, wurden entweder mit Unterstützung der Naturschutzbehörden mit Kiefern aufgeforstet oder durch intensive Schafbeweidung vernichtet.


    Die Hauptursachen für den Rückgang der Art ist die Zerstörung der Lebensräume durch Verbuschung oder Aufforstung und den Einsatz von Herbiziden in der Landwirtschaft und im Weinbau.

    Der Straßen- und Schienenverkehr fordert ebenfalls viele Opfer, etwa an der Mosel. Schwache Populationen können durch natürliche Feinde wie Meisen und Eidechsen weiter geschwächt werden, besonders wenn zusätzlich Nisthilfen für Meisen angeboten werden.Der Einfluss von Sammlern auf geschwächte Populationen ist nicht geklärt, könnte aber bedrohte weiter geschwächt haben. Heute ist eine Gefahr durch Sammler kaum noch relevant.



    Mit freundlichen Grüßen
    Max Käfer

  • Es ist ja nicht so, dass ich nicht bedaure, dass manche Arten verschwinden. Ich finde nur, man sollte weniger Scheuklappen haben und den Zustand unserer Habitate realistisch beurteilen. Zunächst einmal sollten diese geschützt bzw. renaturiert werden, bevor man sich Gedanken um einzelne pittoresque Arten macht und nicht andersrum. Meistens stellen diese sich sowieso ein, wenn die Parameter stimmen.
    Bevor hier ewig Kosten und Mühen entstehen, um eine sinnlose Wiederansiedlung zu betreiben, sollten diejenigen mal checken, wieso die betreffende Art in einem bestimmten Gebiet nicht vorkommt. Wie bereits gesagt, spielen Sammler keine große Rolle mehr, wenn also die Art irgendwo fehlt, hat das gewisse Gründe.
    Auch laufen die Verfechter des Aussetzens der großen und bunten Arten Gefahr, durch ihre gutgemeinten Habitat-"Pflegemaßnahmen" andere, u.U. noch seltenere, aber kleine und unscheinbare Arten zu verdrängen. Man sollte nicht auf Biegen und Brechen versuchen, Arten, die man persönlich mag, irgendwo ansiedeln zu wollen, sondern evaluieren, welche der regional vorkommenden Arten das betreffende Habitat dauerhaft tragen kann. Manchmal bedeutet eine Erhöhung der Habitatgüte eine Abnahme der Artenzahl, zumindest am Anfang.
    Wie so oft ereifern sich immer diejenigen für solch abstruse Ideen, die am wenigsten von der Materie verstehen. Den großen, fetten Arten nachzutrauern hilft in der heutigen Zeit nicht weiter. Die aktuellen Probleme und ihre Lösungen sind weitaus komplexer. Und wie gesagt, wenn man es richtig macht, kommt das Gesocks schon von selbst, und die, die es nicht können, können hinterher immer noch angesiedelt werden.
    Hinterher wohlgemerkt und nicht vorher!
    Nichts für ungut.

  • Moin,


    ich habe mir nicht alles durchgelesen, aber möchte der Theorie, dem Apollo zu helfen, indem man züchtet und aussetzt, bis der Arzt kommt, widersprechen.


    Die Populationen an der Mosel sind gar nicht so klein wie vermutet, aber sehr schlecht zu überschauen, da die meisten Falter sich in Hangbereichen aufhalten, in die kein Schwein vordringen kann, es sei denn, das Hobby ist der ungebremste Sturz in die Tiefe mit ordentlichem Aufschlag. Ich habe vor einigen Jahren geholfen die entsprechenden Hänge (offen gelassene Weinberge) zu pflegen, in dem im späten Winter oder sehr zeitigen Frühjahr die Flächen jedes Jahr vom Bewuchs, vor allem Brombeere, befreit wurden. Zieht man diesen Schnitt, der da vorgenommen wird, über mehrere Jahre durch, scheinen die Brombeeren derart geschwächt zu werden, dass sie früher oder später aus dem Biotop verschwinden, so dass nach einigen Jahren nur noch der "Grasschnitt" anliegt.


    Leider habe ich den Kontakt zur Truppe verloren. Ich habe nur noch gehört, dass allein die Erlaubnis für den Schnitt schwer zu erhalten ist. Seltsamer Weise kümmert man sich um die Biotope einer hochgradig gefährdeten Art, auf die die zuständigen Behörden Argusaugen haben, aber bekommt wohl zur Knüppel zwischen die Beine geworfen, obwohl man sehr produktiv ist und gute Arbeit leistet.


    Die Albernheit an dieser Stelle muss eine Untersuchung auf andere Insekten gewesen sein, in deren Zuge eine oder zwei Malaisefallen aufgebaut wurden. Die Genehmigung für den Aufbau dieser Malaisefallen beinhielt, dass man maximal zwei Apollofalter mit diesen fangen dürfe. Soll mir mal einer sagen, wie das gehen soll. am besten jemand neben die malaisefalle setzen, mit Zelt, der über den gesamten Zeitraum aufpaßt und die Falle umgehend abbaut, wenn der zweite drin. Behördenirrsinn in schönster Ausprägung. Und da wundert man sich, wenn Behörden und Politiker nicht mehr für voll genommen werden.


    Also, mein Fazit: Flächen pflegen, Flächen erhalten, neue schaffen. Arealsvergrößerung ist die Devise. Wird diese vorgenommen, kommen die Apollos von selbst, nehmen die Zahlen von selbst zu. Jedes Jahr Falter in ein Biotop aussetzen, welches nicht von alleine die gewünschten Zahlen hervorbringt, ist eine Farce und vollkommen sinnlos. Man wähnt ein Biotop als gesund, weil viele Apollos. Hört man aber auf zu züchten, muss man möglicherweise feststellen, dass die Biotopsqualität so viel schlechter geworden ist, dass der Apollo eigentlich weg ist.


    Lasst den Schmus mit Züchterprogrammen. Sorgt für Biotopspflege. sind die vorhandenen Biotope in einem guten Zustand, dann erweitert die Areale. Kann man an anderer Stelle gute Voraussetzungen schaffen? Dann sollte man diese schaffen und aus einer (halbwegs) gesunden Population die Anzahl Tiere entnehmen, die benötigt wird, um am neuen Biotop für einen guten Startschuss zu sorgen. Alles andere ist Flickwerk, Sisyphos-Arbeit und wird niemals mit Erfolg belohnt werden.


    Viele Grüße
    Klaas

  • Und wie gesagt, wenn man es richtig macht, kommt das Gesocks schon von selbst, und die, die es nicht können, können hinterher immer noch angesiedelt werden.
    Hinterher wohlgemerkt und nicht vorher!

    Man mag mich für fantasielos halten, aber wie kommt denn der Apollo dann da hin, wenn er so ein schlechter Flieger ist? Von den Alpen bis in den Thüringer Wald sind es ein paar Meter. Ich will nicht schönreden, aber wer sagt denn, was genau für Parameter vorliegen müssen und es vielleicht noch nicht schon tun? Wenn der Apollo örtlich wegen Insektiziden verschwunden ist, dann könnte allein die Tatsache, dass der biologische Landbau auf dem Vormarsch ist, dafür sprechen, dass er an vielen Standorten ohne weiteres angesiedelt werden könnte, oder?

  • Tiere sind dispersionsfreudiger als man allgemein denkt. Und jene, die es nicht sind, können immer noch angesiedelt werden. Es geht nur darum, nicht planlos das Züchten anzufangen, sondern erstmal das Habitat zu beurteilen, und das über Jahre. Leider werden Habitate oft falsch beurteilt - weil wir alles aus unserer Sicht sehen und nicht aus jener der Lebewesen, die da leben "sollen". Man kann noch so viele Parameter berücksichtigen, irgendwas übersieht man immer. Daher ist eine natürliche Wiederbesiedlung immer zu bevorzugen. Das dauert zwar länger, ist aber von Dauer.

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  • Nö! Aber an den Stellen, wo Parnassius apollo einstmals vorkam und heute nicht mehr vorkommt, sind die Parameter, sofern keine Ansiedlungsprogramme gestartet wurden, nicht existent.
    Wichtig sind auf der einen Seite blütenreiche Wiesen, damit die Falter Nahrung haben, und auf der anderen Seite schottrige, offene Bereiche, auf denen die Raupenfraßpflanze Sedum album wächst.
    Sind diese beiden Parameter erfüllt, heißt das zwar noch nicht, dass alles stimmt, aber das Gros paßt schon mal.



    Sedum album, die Weiße Fetthenne, kommt in trockenen Felsspalten, auf Fels- und Schotterfluren und auf sandigen und steinigen Ruderalstellen vor.


    Nun ist Beobachten angesagt, sprich der Gang ins Biotop aus dem Falter entnommen werden sollen.
    Beobachtung der Falter, Beobachtung der Larven. Wie verhalten sie sich? Was muss ich im Biotop machen, damit sie diese Verhaltensweisen auch ausleben können?
    Da, wo der Apollo mal vorkam, sollten die meisten Parameter immer noch stimmen, respektive schnell herzustellen sein, wenn man den Aufwuchs entfernt und für blütenreiche Wiesen genau so sorgt, wie für schottrige, offene Stellen mit Sedum-album-Bewuchs.


    Die Situation für den Apollo sieht aus meiner Sicht nur deshalb so bescheiden aus, weil man nichts tut und den Apollo wie das goldene Kalb behandelt (bloß keine entnehmen, bloß nichts machen, man könnte was falsch machen!!!).



    Viele Grüße
    Klaas

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