Ich möchte diese Raupen aufziehen, brauche Tipps!

  • Guten Abend,


    vor drei Tagen haben wir in unserem Gewächshaus auf Pflanzen von Lotus berthelotii (Hornklee) Raupen gefunden. Sie sind vermutlich von anderem Fraßgut darauf ausgewichen, allerdings hatten die Lotuspflanzen ausgeprägte Fraßschäden. Es wurde also definitiv gefressen. Im Augenblick habe ich diese Raupen in einer Dose mit Belüftung, alles, was ich angeboten habe, wurde mit Begeisterung gefressen: Grünkohl, Feldsalat, Chinakohl, Zuckerhut, Radiccio. Sie stehen an einem angewärmten Ort und sind recht lebendig!


    Ich möchte diese Raupen zum Verpuppen, Schlüpfen bringen. Dazu sollte ich allerdings wissen, welche Art der Einrichtung ich anbieten muss. Ich geh davon aus, dass dafür erst einmal die Art bestimmt werden muss, damit die "Gewohnheiten" dieser Insekten klar definiert werden können.


    Auf der Bestimmungsseite habe ich nun die Raupe der Schafgarben-Silbereule gefunden. Diese sieht am ähnlichsten, hat aber schwarze Vorderbeine, das haben meine Raupen nicht. Und, wie es dort beschrieben steht, scheinen die schwarzen Vorderbeine arttypisch sein. Nun setze ich mal Bilder hier rein, vielleicht kann mir ja ein Experte weiterhelfen?







    Ich würde gerne wissen, ob ich irgendwelche Hilfsmittel in eine Box geben muss, damit sich die Raupen ohne Probleme verpuppen können. Ob sie es warm, oder kühler möchten, wie es mit der Luftfeuchte sein muss, ob sie es lieber hell, oder eher nicht so hell möchten.


    Herzlichen Dank für alle Antworten,


    Kornelia

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  • Hallo Kornelia,
    deine Raupe hat doch gezeigt, wie sie es gerne haben möchte: hell oder dunkel, feucht oder trocken...
    Dort, wo du sie gefunden hast, hat sie sich ja wohl gefühlt, sonst wäre sie nicht so gut herangewachsen.
    Zur weiteren Aufzucht nimmst du am besten einen Schuhkarton (ich darf davon ausgehen, dass du keine spez. Zuchtbehälter hast, das ist aber auch gar nicht so wichtig), schneidest am Deckel den Karton so weit aus, dass ein Rand von etwa 2 cm bestehen bleibt. Diese Fläche schließt du mit einem gitterartigen Gazestoff ab, indem du entweder einen solchen an die Ränder klebst oder einfach über die Schachtel legst und den ausfgeschnittenen Deckel drüber steckst.
    Da hinein gibst du eine etwa 5 cm dicke Schicht Erde, darauf etwas trockenes Moos und dann Raupe und Futter.
    Das Ganze stellst du dorthin, wo du die Raupe ursprünglich gefunden hast. Nachdem sie ja so brav frisst, wird sie sich schon sehr bald in's Moos oder in die Erde zurückziehen und sich dort verpuppen.
    Sobald die Raupe verschwunden ist, wartest du etwa 1 Woche und stellst den Karton dann etwas kühler (etwa 0 - 10 Grad). Im Frühling nach Beendigung der Frostperiode stellst du den Karton am besten in's Freie und wartest bis der Falter schlüpft.


    Viel Freude und beste Grüße
    Heinz

  • Hallo Kornelia,
    das könnten die Raupen von Autographa gamma (Gammaeule)sein.
    Die genaue Beschreibung gibt es bei schmetterling-raupe


    Hi Klaus, herzlichen Dank für Deine Unterstützung! Ja, auf dieser Seite habe ich mich von vorn nach hinten, von hinten nach vorn umgesehen und war total überrollt von den vielen Eindrücken und Möglichkeiten. Falls ich die Raupen zum Schlüpfen bringe, werde ich besser erkennen können, welche Art ich hier am Aufpeppeln bin. Ehrensache, dass ich das Ergebnis dann hier einstellen werde!


    Zur weiteren Aufzucht nimmst du am besten einen Schuhkarton (ich darf davon ausgehen, dass du keine spez. Zuchtbehälter hast, das ist aber auch gar nicht so wichtig), schneidest am Deckel den Karton so weit aus, dass ein Rand von etwa 2 cm bestehen bleibt. Diese Fläche schließt du mit einem gitterartigen Gazestoff ab, indem du entweder einen solchen an die Ränder klebst oder einfach über die Schachtel legst und den ausfgeschnittenen Deckel drüber steckst.


    Hallo Heinz, diese Anleitung ist wirklich total hilfreich! Ich habe zwar etliche BraPlastBoxen mit fertiger Belüftung daheim, aber zu wissen, dass es auch eine Pappschachtel tut, ist prima! Es kommt öfter mal vor, dass ich vor solchen "Fundstücken" stehe, aber mir ein Behältnis fehlt. Nun, Pappschachteln lassen sich immer finden! Da muss ich wohl den Wahn von flüchtenden Insekten mal aus dem Kopf streichen!


    Da hinein gibst du eine etwa 5 cm dicke Schicht Erde, darauf etwas trockenes Moos und dann Raupe und Futter.
    Das Ganze stellst du dorthin, wo du die Raupe ursprünglich gefunden hast. Nachdem sie ja so brav frisst, wird sie sich schon sehr bald in's Moos oder in die Erde zurückziehen und sich dort verpuppen.
    Sobald die Raupe verschwunden ist, wartest du etwa 1 Woche und stellst den Karton dann etwas kühler (etwa 0 - 10 Grad). Im Frühling nach Beendigung der Frostperiode stellst du den Karton am besten in's Freie und wartest bis der Falter schlüpft.


    Nun bin ich verblüfft! Das hätte ich aus dem Bauch heraus vollkommen falsch gemacht. Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass sich Falter im Boden verpuppen! Oftmals habe ich mir dazu Gedanken gemacht, weil die Falter, die sich im Gemüse entwickeln, ja auch wohin müssen, um sich zu entwickeln. Auf's Naheliegendste bin ich nicht gekommen ... :upside_down_face:
    Nachdem der Fund in einem (gewerblichen) Gewächshaus war, werde ich wohl eher auf Widerstand stoßen, wenn ich die Raupen nun wieder dorthin bringen möchte ... sie sollten ja vernichtet werden. In diesem Gewächshaus ist es zur Zeit eher kühl (ca. 10°), bei mir stehen sie bei etwa 24°, ich denke, ich sollte die Temperatur jetzt auch nicht mehr runterfahren, die Raupen fressen sehr viel und wachsen auch enorm schnell! Soll ich die Puppen trotzdem dann kühlen, oder entwickeln sie sich in der Natur auch ohne Kühlphase? Wenn nicht, dann werde ich eine Möglichkeit finden, sie über ein paar Wochen kälter zu stellen! Wie lang sollte eine solche Kühlphase denn mindestens dauern? Spricht man bei Schmetterlingen in dem Fall auch von Diapause?


    Ach ja, es ist nicht eine Raupe, es sind ca. dreißig, ich habe sie bislang nicht gezählt ... :winking_face: Ein bisserl vorbelastet bin ich in Sachen Insekten, ich züchte Steppengrillen, Mantiden, und was zu Gottesanbeterinnen dazu gehört. Nur mit Faltern hatte ich noch nie im häuslichen Bereich zu tun. Ich hoffe doch, dass mich da nicht auch noch ein Virus packt, ich habe ja schon Boxen jede Menge, die beobachtet und versorgt werden möchten.


    Noch eine Frage am Schluss: Muss die Erde während dem Puppenstadium feucht gehalten werden? Oder wird das Ganze eher trocken gehalten, weil das Moos ja auch trocken sein soll?


    Nochmal ein herzliches Dankeschön für eure Antworten, Kornelia

  • Moin Kornelia,


    auch wenn Heinz - im Gegensatz zu mir - der absolute Profi ist, möchte ich noch erwähnen, dass die Gammaeule und einige nahe Verwandte
    sich nicht in der Erde, sondern zwischen Blättern der Futterpflanze verpuppen. Sie bauen sich dort ein Gespinst und ziehen sich darin zur
    Verpuppung zurück (siehe Artenportrait auf obigem Link, Foto 3)


    In solchen Fällen nehme ich statt Erde gerne zusammengeknülltes Küchenpapier und sorge natürlich auch für ausreichend Blätter und
    ein paar kleine Zweige. Das Papier hat den Vorteil, dass es nicht schimmelt und sich zur Reinigung des Behälters einfach austauschen lässt :smiling_face:

  • Servus Kornelia,
    ja, weil ich die Raupe auf dem Foto eben nicht eindeutig zuordnen konnte, empahl ich die Beigabe zweier Verpuppungsmedien: Erde und Moos. In einem der beiden wird sich jede Eulenraupe verpuppen. Wenn sie nicht in die Erde gehen, dann nehmen sie dankbar das Moos an.



    Wenn du die Möglichkeit hast, von den 24° etwas herunter zu gehen, so auf etwa 20°, tut das den Tierchen sicher gut.


    Eine Entwicklung ohne Kühlphase kann gut gehen, das Risiko, dass die Puppen eintrocknen ist aber doch ziemlich hoch. Es ist also schon sehr empfehlenswert, die Bedingungen für eine problemlose Überwinterung anzubieten.
    Die Kühlphase sollte solange dauern, bis auch in der Natur wieder wärmere Verhältnisse herrschen. Du solltest die Puppen also nach Beendigung der Frostperiode in's Freie stellen. Die Frühlingstemperaturen sorgen dann für weitere Entwicklung und für den Falterschlupf, der allerdings auch erst im Sommer erfolgen kann, das kommt auf die jew. Art an.
    Jene Schmetterlingsarten, die als Puppe überwintern, machen eine sog. "Diapause" durch, d. h. es tritt für eine Zeit ein Entwicklungsstillstand (=Diapause) ein.


    Trockenes Moos beizugeben empfahl ich deshalb, weil feuchtes bis nasses Moos aus dem Freiland sehr oft vor dem Trocknen Schimmel ansetzt. Und der ist für Raupen in vielen Fällen tödlich. Wenn die Raupen im Moos oder in der Erde verschwunden sind, dann ist es gewiss von Vorteil, das Moos ab und zu mal, so etwa einmal wöchentlich, mit einem Feinzerstäuber ein wenig zu übersprühen. Nicht nass, sondern lediglich leicht feucht, dass es zwischendurch immer wieder trocknen kann.


    Also, alles Gute und beste Grüße :thumbs_up:
    Heinz

  • Hallo Heinz und Renate,


    ja, eure Aussagen decken sich mit meinen Beobachtungen! Die Raupen selbst sind wohl eher unschlüssig, ob sie sich für oben oder unten entscheiden sollen ... :winking_face:


    Gestern Abend habe ich die Box so eingerichtet, wie von Heinz empfohlen. Die Erde habe ich angefeuchtet, das Moos habe ich trocken aufgelegt. Mit der Anzahl habe ich mich nur wenig verschätzt, es sind 26 Raupen, fast alle inzwischen dick und rund gefressen, nur zwei sind noch recht klein. Nachdem ich feststellen musste, dass sich bereits vier Puppen zwischen dem Küchenkrepp, das ich flach auf den Grund gelegt hatte, eingesponnen haben, eine Raupe ihr Gespinst aber in der Kante zwischen Wand und Decke gefertigt hatte, habe ich noch zwei Birkenaststücke mit eingebracht, so haben sie weiterhin die Wahlmöglichkeit. Am BraPlast kommen sie nicht wirklich hoch, ob sie die Äste benutzen, wird sich finden.


    Die Raupen im Küchenpapier habe ich mitsamt der Zellstoffumgebung zwischen die Erde und das Moos gelegt, das Raupengespinst an der Decke habe ich so belassen, dieses Vlies mit dem Deckel für die neue Dose hergenommen.


    Es ist recht "nett", diese Gespinste an der Decke kann ich ausgezeichnet sehen. So kann ich die Metamorphose verfolgen! Ob die Dose klar genug für Bilder sein wird, bleibt abzuwarten. Für den direkten Einblick genügt die Transparenz. Heute früh waren es jedenfalls insgesamt vier Gespinste an der Decke, eine Raupe, die jeden Moment mit dem Spinnen beginnen wird. Sollten sich die anderen Raupen auch für die Decke entscheiden, dann wäre doch noch zu überlegen, ob ich wegen eventueller Schimmelbildung von den weißen Asseln zugeben soll. Dann allerdings sind die am Boden verpuppten Tiere wohl aufgegeben. Ich denke, die Asseln werden sie verzehren? Um einen Angriff auf die oben hängenden Puppen zu vermeiden, brauche ich nur die Äste wieder rausnehmen. Die Asseln kommen auch nicht an den Dosenwänden hoch.


    Natürlich kann ich die Dose bei 20° aufstellen! Ich habe verschiedene Möglichkeiten in Regale mit unterschiedlichen Temperaturen, von ca. 30° bis etwa 15°, auch die Möglichkeit, an der Frostgrenze (Speicher), da ist es halt dann auch dunkel, ohne Tag/Nacht/Rhythmus. In der Beschreibung der Gammaeule ist wohl nur eine eher kleine Population im Frühsommer beschrieben, eine größere im Herbst. Wie ist das zu verstehen? Entwickeln sie sich üppig ohne Diapause, oder ist die Herbstpopulation die von Wandereulen, also von zwei verschiedenen Herkunftsstämmen ausgehend? Dann sollten sie sich doch auch ohne Diapause entwickeln? Wobei, hier ist wohl die Frage der richtigen Luftfeuchte gegeben ... :frowning_face:


    Nach wie vor Fragen über Fragen ... so viel Unbekanntes!


    Ganz herzlich, Kornelia

  • Hi, dann möchte ich mich doch gleich noch einmal melden und berichten. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als heute schon der erste Falter geschlüpft ist! Die Entwicklung von der Raupe zum Falter in gerade mal einer Woche? Das finde ich enorm! Dann werden wohl die nächsten auch bald zum Vorschein kommen, schön verteilt in dem gleichen Abstand, in dem sie sich verpuppt haben.


    So haben sich doch etliche meiner Fragen selbst beantwortet. Sie brauchen keine Diapause, wenn sie wieder aktiv sind, dann ziehen sie es auch in einem Rutsch durch.


    Und ... es war korrekt, das sind Gammaeulen. Das Objekt unserer Knipserei sitzt noch immer recht geduldig auf dem Filzstück, zu dem ich es getragen habe, mal sehen, ob es an meiner Faltertränke gefallen findet ...



    Herzlichen Dank nochmal für eure Mithilfe! Kornelia

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