Faunenverfälschung

  • Hallo miteinander,


    nachdem gestern das Wort Faunenverfälschung in Diskussion (siehe hier Zuchtmaterial für einen Ansiedlungsversuch) gefallen ist, wollte ich die Gelegenheit einmal nutzen und in Runde fragen, was Eure Meinungen zu diesem Thema sind.


    Es gibt immer wieder Beispiele von neu eingeführten Tieren und natürlich auch Pflanzen, die Schlagzeilen machen, indem sie Probleme verursachen. Andererseits machen diese nur einen kleinen Teil aller Neozoen (Archäozoen spielen dabei wohl eher keine Rolle) aus.


    Erstmals ausführlicher habe ich vor etwa einem Monat darüber gelesen, in diesem Artikel (ich habe ihn leider nur als Bilddatei, entschuldigt bitte!)


    Keine Angst vor Fremden
    (2 Bilder! Zum Vergrößern anklicken, dann ggf. zum weiteren Vergrößern Rechtsklick ins Bild und "Grafik anzeigen")



    Neulich bin ich dann auch noch auf diesen Artikel gestoßen:
    Multikulti im Tierreich


    Alle Beiträge sind willkommen, sowohl allgemeiner Natur als auch speziell auf Schmetterlinge bezogen!


    Servus,
    der moe

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  • Karl-Heinz Betz: "Seit eh und je hat der Mensch Tiere und Lebensräume manipuliert; wenn sich hier neue Arten ansiedeln oder neue Arten angesiedelt werden, wäre es töricht, das rückgängig machen zu wollen. Ohnehin sind Naturlandschaften mit autochtoner Fauna in Deutschland Vergangenheit."


    Dieser Satz kommt bei dem Artikel "Multikulti im Tierreich" vor und spiegelt meine Meinung zu dem Thema voll und ganz wieder.


    LG Insektenfan

  • Hallo moe,


    zum Thema Faunenverfälschung gibt es, in Zeitschriften oder im Fernsehen, immer wieder zu lesen oder zu sehen. So z.B. gibt es in Deutschland (wo weiß ich leider nicht mehr) eine "funktionierende" Population von den australischen Emus, welche aber KEINEN negativen Einfluß auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt hat. Ebenso gibt es in Berlin seit Jahren eine freie Sittichpopulation, die ebenfalls KEINEN negativen Einfluß hat.
    Allerdings ist das nicht immer so, wie das Beispiel der "Schwarzmeergrundel" zeigt. Seit ein paar Jahren gibt es diese Fischart in der Donau auch bei uns. Ich selbst, als aktiver Angler, merke, daß dieser Fisch die heimischen Kleinfische immer mehr verdrängt. Eingebürgert wurde er über das Ballastwasser der Schiffe, das nach Laden der Fracht einfach abgelassen wird und somit auch die Tiere und Pflanzen, die sich darin befinden. Die Grundel steht nicht auf dem Speiseplan einheimischer Raubfische und verbirgt sich ausserdem zwischen den Steinen, so daß auch Reiher oder Kormoran nicht an ihn ran kommen. Als Laich und Bruträuber zerstört er immer mehr die Populationen einheimischer Fische und breitet sich rasend schnell aus.
    Wie wir alle wissen gibt es auf dem Gebiet der Schmetterlinge auch Fremdeinbürgerung (A. yamamay). Allerdings hat das auch keine negativen, sogar eher eine bereichernde Einwirkung.
    So oder so, normalerweise brauchen fremde Tiere Jahrhunderte bis Jahrtausende um sich in andere Kontinente auszubreiten, in der Zeit können sich die vorkommenden Arten aber anpassen und somit wird die neue Art nicht zur Gefahr.
    Wenn man sich aber vor Augen hält wie die Ratten, Kaninchen und die Agakröte in Australien oder die Ziegen auf Galapagos gehaust haben, muß man schon von einer Gefahr reden.
    Aber in der heutigen Zeit stehen wir erst am Anfang der Faunenverfälschung, außerdem ist das Thema so komplex, daß selbst Wissenschaftler und Biologen völlig überfordert sind. So bei Mittelmeerarten in der Nordsee oder bei Algenplagen die es eigentlich gar nicht geben dürfte.
    Man merkt einfach daß das Zusammenspiel der Natur zu komliziert ist um von uns, den Menschen, durchschaut werden zu können. Allerdings wird sich unser Planet wieder ein Gleichgewicht suchen, wenn wir mal weg sind und das geht schneller als wir uns denken.
    Eigentlich ist der Mensch die größte Faunenverfälschung die es gibt und nicht ein paar ausgesetzte Schwalbenschwänze oder sonstiges.
    Das ist meine subjektive Meinung. Jeder denkt anders darüber.


    Schöne Grüße Heiko

  • Das ist reine Propaganda, Ausfluss von Ideologie, die eine bestimmte Grundhaltung der Beliebigkeit erzeugen soll.
    Jeder ausländische Zierstrauch nimmt zumindest den Platz für ein
    einheimisches Gewächs weg, das im hiesigen ökologischen Gefüge
    eine Rolle spielen könnte. Der ausländische Zierstrauch erfüllt
    ökologisch oftmals eine Funktion wie Plasteblumen.


    Suchen Sie doch mal an Thuja, Kirschlorbeer, Götter- und
    Essigbaum oder an Cotoneaster nach Raupen!
    Vielleicht finden sie mal eine einzelne Art - möglicherweise eine, die
    dem Florenfremdling nachgewandert ist, wie in Südeuropa der
    Geranienbläuling, der nun die Parkblumen kahlfrisst.


    An Schlehen und Weiden fressen je an die 200 einheimische Arten!


    Robinien ersetzen in Brandenburg die Birken und Salweiden an den
    Waldrändern. Wo sich Robinien ausbreiten, wächst nach einigen
    Jahren nichts anderes mehr. Einziger Raupenfund, den ich dort je
    hatte: eine verirrte, zurückgebliebene Orgya antiqua-Raupe. Die
    fressen nun wirklich alles, was grün ist. Sie werden an Robinie in der
    Regel kaum ein befressenes Blatt finden!


    Schauen sie sich Blattwerk unserer einheimischen Eichen an, die
    vielen Arten Futter bieten und vergleichen sie es mit dem
    nordamerikanischer Roteichen.


    Graue amerikanische Hörnchen verdrängen unser Eichhörnchen. Der
    Riesenochsenfrosch frisst unsere letzten einheimischen Amphibien.
    An fremden Silberlinden vergiften sich unser Hummeln.
    Kanadische Goldrute bildet Monokulturen auf den letzten Brachen.


    Es ist den Vermischungsideologen natürlich auch egal, dass die
    Bastardpappel Pupulus nigra x P. canadiensis spec. unserem selten
    gewordenen Großen Eisvogel (Limentits populi) den Rest gibt.
    Herumgesprochen dürfte sich wohl haben, dass dessen Weibchen die
    Eier an diese Zuchtpappel legen - und die Räupchen die dickeren
    Blätter nicht beißen können. Sie verhungern auf ihrer Nahrung!
    Aber egal, ist ja alles so schön bunt hier!


    Entschuldigung, aber das kann mich schon wütend machen!


    Ich habe als Jugendlicher jahrelang Faulbaum im Grundwald
    gesucht, aus Liebe zu Zitronenfaltern, aber da wuchs im Unterholz
    nichts anderes als Amerikanische Traubenkirsche. Und wovon sollen
    sich Hummeln und Bienen ernähren, wenn überall gefülltblütige
    Blumen angepflanzt werden? Ein einfaches Studentenblümchen im
    Balkonkasten wird sogar von Tagpfauenaugen besucht, ein
    gefülltblumiges ist ökologisch so gut wie tot.


    Die Wegwerfprimeln aus Ihrem Supermarkt rotten die
    Frühjahrsschlüsselblumen aus, indem sie sie genetisch mit ihrem
    Erbe, nach der Blüte einzugehen, verderben, die Wölfe sind
    verhundegent und Sie finden kaum noch eine Silberweide, sondern
    nur noch Kreuzungen mit der fernöstlichen Trauerweide. Hier
    entsteht keine Vielfalt, sondern Ausrottung durch willkürliche
    Menschenhand, teilweise Zurücksetzung in einen
    Entwicklungszustand wie vor den Eiszeiten.


    Mit der Zeit mögen sich ja Flora und Fauna ausdehnen, langsam und
    harmonisch, aber nicht plötzlich, durch Menschenhand, mit
    Trauermänteln z.B., die in Kanada Birkenwälder kahl fressen, weil
    sie dort keinen spezialisierten Fressfeind (Parasiten) haben.


    Aber die Menschen handeln an sich selbst nicht anders, im Interesse
    von Kommerz und Macht, oder was meinen Sie, welche Chance noch
    ein paar hundert Liven oder nordjapanische Aionos zum Überleben
    als Volk haben?


    Das alles ist ein Verlust an Vielfalt, der nach Dr. Herbert GRUHL
    "den Menschen als Teufel seiner Welt" kennzeichnet, ein Frevel am
    Werk von Mutter Erde
    , und es besteht dank Technik tatsächlich die
    Gefahr, dass (frei nach Goethes Erben) "das Tier vor dem Menschen
    ausstirbt".


    Man kann als Naturfreund-, -kundiger und Beobachter doch wohl
    einsehen, dass es bei uns kaum noch Platz für Natur und Arten gibt -
    wo denn? Auf Äckern, Hochleistungsgrünland mit zwei Grasarten,
    Englischem Rasen, in der Forstdickung, auf Weizenfeldern bis zum
    Horizont?
    Und die paar verbleibenden Restflächen werden plattgemacht,
    beschnitten, gemäht oder eben einfach überfremdet.


    Wenn jemand im 19. Jahrhundert einen Tulpenbaum im Garten hatte,
    war das kein Problem, sondern interessant. Weiden wuchsen ja
    draußen. Heute hat er eine Thujahecke und draußen wächst fast
    nichts mehr.
    Die "Flurbereinigung" der 70-er hat´s platt gemacht. In Franken fand
    ich letzte Hecken zwischen den Äckern - aus Amerikanischer
    Schneebeere!


    Es gibt hier kaum noch Platz für Natur, und die Reste kann man nicht
    mit Essigbäumen zupflanzen und mit Amerikanischem Knopfkraut
    statt Zypressenwolfsmilch überwuchern lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Da Ökosysteme unfassbar komplex sind, kann man sehr lange darüber diskutieren, ob ein bestimmter Neobiont negative Auswirkungen auf die heimischen Arten hat.



    Meiner Meinung nach ist es tatsächlich eine Frage, die für jede eingeführte Art einzeln beurteilt werden kann und muss.
    Dabei ist der genannte Halsbandsittich ein schönes Beispiel. Die Vögel haben sich übrigens in einigen weiteren Städten wie Köln, Düsseldorf, Bonn, Trier usw. angesiedelt. Mittlerweile wird tatsächlich eine Bekämpfung der Art in Betracht gezogen. Das hauptsächliche Argument dabei ist die Verdrängung anderer Höhlenbrüter. Im Endeffekt können sich Halsbandsittiche aber nur im Mikroklima von Städten dauerhaft halten. Welche Höhlenbrüter in vergleichbarer Größe dort verdrängt werden sollen ist mMn. nicht nachvollziehbar.
    Neobiota, die keinen Schaden anrichten, gibt es also definitiv. Aufgrund dieser Tatsache und dem in unseren Breiten nirgendwo unberührten Ökosystem macht eine grundsätzliche Bekämpfung aller eingeführten Arten wohl kaum Sinn.


    Wenn man die Lage in Deutschland insgesamt beurteilt, besteht der Diskussionsbedarf allerdings keinesfalls ausschließlich in den Fällen der genannten Arten.
    Aufgrund der sehr stark vertretenen Lobby lässt man das Thema "Hauskatzen" vor allem in der Presse allzu gern unter den Tisch fallen. In Deutschland geht man von 8-10 Millionen Hauskatzen aus, wobei die meisten Freigänger sind. Angesichts dieser Anzahl exotischer Kleinraubtiere, die auf die einheimischen Vogel-, Kleinsäuger-, Reptilien- und Amphibienbestände losgelassen werden, sind die ausführlichen Debatten über die meisten anderen Neobiota aus meiner Sicht Augenwischerei.

  • Liebes Forum von Actias,


    Das ist ein Thema was mich selber schon extrem beschäftige und ich auch in einen Vortrag von Mir in der Zoolosichen Staatsammlung in München vor 100 Zuhörern eingebracht habe im Januar 2000.


    Als „tropischer Sphingidae „ Spezialist wollte ich auf den Seychellen 1997 die extrem seltenen Sphingidae Nephele leighi oder, und Macroglossum alluaudi sammeln auf der Insel Mahe. Weltweit betrachte zusammen fassend gibt es von beiden Arten nicht mehr als 10 Tiere in den Sammlungen.


    Die Insel Mahe ist 21 km lang 950 m Hoch und ist ein Relikt des Urkontinentes Gondwanaland und diese Inselgruppe ist seit 160 Millionen Jahre isoliert. Ich musste feststellen das dort Tenrec aus Madagaskar eingeschleppt wurden zur Fleischversorgung der armen Bevölkerung. Tenrec können mit einen Wurf bis 30 Jungtiere gebären und habe unter den Säugetieren die kürzeste Rate bis zur Geschlechtsreife. Tenrec haben das gleiche Beuteschema wie Europäische Igel. Ich fand eine Massenvermehrung vor von Tenrecs auf Mahe fest und betrachte daher das die Endemischen Arten von Nephele leighi und Macroglossum alluadi AUSGESTORBEN sind., Ich vermute das Ihre Puppen am Boden sich entwickelten da wo die Tenrec auf Nahrungssuche gehen und Tenrec können auch auf Bäume klettern was Europäische Igel nicht können. Somit sind auch ein Teil der Larven betroffen die auf Bäumen leben.


    In drei Wochen 1997 habe ich keinen einzigen Sphingidae auf den Inseln Mahe, Paslin und La Digue sammeln können.


    Grüße Michi

  • Julia hat vollkommen Recht. Das Risiko von Neozoen muss im Endeffekt für jede Art extra eingeschätzt werden. Wichtig ist dabei aber auch, dass die Einschätzung von Leuten kommt, die was davon verstehen. Diejenigen, die in unseren Ämtern am Hebel sitzen und diejenigen, die entsprechende Gesetze für einzelne Neozoen erlassen, bzw. erlassen haben, haben leider, so muss man es in aller Deutlichkeit sagen, von Tuten und Blasen keine Ahnung.


    Es wird eine Mörderkohle ausgegeben z.B. für den Asiatischen Laubholzbock, Anoplophora glabripennis, um diesen, wenn er irgendwo erkannt wird, dort auszurotten. Da frage ich mich, welcher Geistesakrobat auf die Idee kommt, dass auch nur ansatzweise eine Chance besteht die Art wieder quitt zu werden, wenn sie einmal da ist? Der Käfer ist zwar für einen Käfer sehr groß, aber die schlappen vier bis fünf Zentimeter übersieht man schnell. Wenn der erste entdeckt wird, ist die Art meist schon seit einer, möglicherweise auch schon mehr Generationen anwesend. Man müsste einen unglaublich großen Landstrich baumfrei machen, um die quitt zu werden und wäre immer noch nicht sicher, dass sie weg sind. Hinzu kommt, dass die Bekämpfung völliger Schwachsinn ist. Den Käfern wird nachgesagt, dass sie gesunde Bäume befallen. So ein Humbug. Wenn sie gesunde Bäume befallen würden, gäbe es in ihrer Heimat schon lange keine Bäume mehr. Unsere Behördenmufties übersehen hier, dass Stadtbäume, allen voran Alleebäume, niemals gesund sind. Diese Bäume leiden ständig unter Wassermangel, Nährstoffmangel, Bodenverdichtung, zu kleiner Erdkörper, regelmäßiger Baumschnitt usw. usf. Diese Bäume sind grundsätzlich primär geschädigt und haben einem Angriff durch den Käfer nichts entgegen zu setzen. Dann sollen die Käfer alles befallen, was auch nur ansatzweise wie ein Baum aussieht. Komischerweise findet man aber ihre Spuren hauptsächlich an Ahorn-Arten.


    Solange ich es mit Leuten bei den Behörden zu tun habe, die genau diesen Unfug raus blasen, so lange brauche ich nicht darüber nachzudenken, dass wir eine vernünftige Einschätzung von Neozoen und ihrem Gefahrenpotential bekommen. Beispiele gibt es genug. Sowohl negative, als auch positive.


    @ Michi


    Man hat die Aussage, dass eine Art ausgestorben ist, schnell zur Hand. Die Insel ist 21 km lang. Das ist eine riesengroße Fläche. Ich hege Zweifel, dass Du bereits überall auf der Insel warst um die beiden Arten zu suchen. Auch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du Fehler bei der Suche gemacht hast, sehr groß. Die Tatsache, dass in den Sammlungen der Welt maximal 10 Tiere stecken, besagt schon, dass die Art entweder selten ist (glaube ich nicht), oder schon in der Vergangenheit falsch gesucht wurde, ihre Nachweise reiner Zufall waren. Die Informationen über die Arten sind mit Sicherheit mehr als spärlich und drei Wochen erfolglose Suche als Anlass zu nehmen, zu behaupten, dass es sie nicht mehr gibt, ist schon mehr als gewagt. Wer sagt Dir, dass Du zur richtigen Zeit dort warst? Wer sagt Dir, dass Du in den richtigen Biotopen warst? Wer sagt Dir, dass Du bei der richtigen Wetterlage gesucht hast? Die Fragen kann man endlos weiter stellen. Die Tatsache, dass Du keinen gefunden hast, bedeutet möglicherweise einfach nur, dass Du nicht richtig gesucht hast. Ist der Lebenszyklus bekannt? an welcher Pflanze oder welchen Pflanzen fressen die Raupen? Liegen die Puppen auf der Erde oder graben sich die Raupen zur Verpuppung ein? Kennst Du die genaue Lebensweise des Tenrec, um diese ins Verhältnis zur Lebensweise Deiner Sphingidae zu setzen? Ganz ehrlich? Ich glaube nicht. Ich denke, ob Deine Behauptung aufrecht erhalten zu können, wirst Du noch viele male dort hin fliegen müssen und wirst in soviel Biotopen bei so unterschiedlichen Wetterlagen und zu so unterschiedlichen Jahreszeiten suchen müssen, dass das eine Lebensaufgabe für Dich werden kann, wenn der Zufall nicht mitspielt.


    Es gibt ausreichend Beispiele, sowohl bei Faltern, als auch bei Käfern, wo es solche Behauptungen oder ähnliches gab, die sich hinterher, als man bescheid wusste, als völlig falsch heraus stellten.


    Viele Grüße
    Klaas

  • Bei seinen Erklärungen zur Seltenheit und den bekannten Nachweisen kann ich Klaas nur Recht geben!
    Ich möchte auf den außergewöhnlichen und faszinierenden Reisebericht von Rudi hinweisen, in dem er seine Suche und den Fund eines äußerst gesuchten und "seltenen" Nachtfalters, Hyles nicaea in Südfrankreich beschreibt und uns tolle Bilder mitgebracht hat. Übrigens unbedingt lesenswert!!!
    Viele, mich eingeschlossen, haben diese auffallenden riesigen Raupen schon gesucht, aber nicht gefunden; man sollte aufgrund der Erfahrungen annehmen, dass diese Art mehr als selten ist.
    (Übrigens ist die Nahrungspflanze überaus häufig, man sollte also annehmen, auch der Falter findet genügend zu fressen, um sich in größerer Zahl zu vermehren. Jedoch ist bei dieser Art der Faktor, der die Anzahl beschränkt, wohl nicht allein die Nahrungspflanze, sondern irgend etwas anderes, vermutlich ein komplexer Zusammenhang zwischen vielen Faktoren, Prädatorendruck, Biotoptemperaturen, uvm.)
    Jedoch wird sie als selten nur dadurch wahrgenommen, weil ihre Raupen eben ganz besondere Ansprüche stellen und so eben selten gefunden werden. Wie Rudi feststellte, fand er nicht nur die Tiere selbst, sondern auch Frassspuren, die darauf hindeuten, dass die Art vielleicht gar nicht so selten ist, wie bisher angenommen. Nur trifft man sie halt selten an.
    Über andere ökologische Faktoren einer Art sagt dies aber immer noch nichts aus, sondern bietet ein winziges Fenster zum Verständnis der Biologie der Art. Nur weil eine Art seit 30 Jahren nicht mehr gefunden wurde, beweist noch nicht das Aussterben.
    Glücklicherweise tauchen immer wieder Arten auf, die man für verloren und ausgestorben glaubte. Leider aber auch nur wenige.
    Und den Rest des Beitrages kann man nur unterstreichen. Ignoranz und Unwissenheit überall. Und die wenigen Fachleute, die ich kenne, haben zwar die Kompetenz, aber nicht das Sagen, so predigen die Spezialisten des Landratsamtes gebetsmühlenartig die Empfehlungen in Richtung Landwirtschaft, z.B. das Fräsen der Gräben zugunsten anderer, naturschonender Methoden zu unterlassen. Wer schon mal bei einem dieser Treffen dabei war, dem können diese Leute leid tun, denn es tut sich herzlich wenig.
    Und so mancher Bericht hier im Forum über FräsundFällaktionen, deren Sinn zumindest angezweifelt werden darf, spricht Bände.
    Es wird, so scheint es mir seit Jahren, leider nicht besser...
    Gruß
    Arnd

  • Lieber Klaas - meine Antwort,


    ich stehe zu meiner Aussage. Ich habe in all den Jahren nur einen Sammler persönlich und zwar Barsöny Laszlo getroffen der bei seiner ersten Reise auf die Seychellen vor ca. 25 Jahren am Tage fliegend eine Schwärmer auf Mahe beobachten konnte den er nicht sammelte . Es kommt Cephonode hylas viresens oder Macroglossum alluaudi in Frage. Die andere Art Cephonodes tamsi fliegt auf der westlichen Nachbarinsel. Ich habe bis zu 12 Stunden in der Nacht geleuchtet auf mehreren Inseln., wo ich häufig direkt beim Leuchtturm mich aufhielt.


    Auf den Seychellen fehlt für die Tenrec die natürlichen Feinde die Madagaskar Boa, der Fossa und verwilderte Hunde. IN der Größten Schmetterlings Sammlung der Welt in München ist das Material was ich sammelte das erste Material mit Fundort Seychellen, nach Aussage von Dr. Axel Hausmann. Als ich 2010 in London Jan Kitching besuchte im Natural History Museum wo seit 2010 meine erste Schwärmersammlung lagert die ich 2004 an den Spezialisten Jean Marie Cadiou verkauft auch dort gibt es keine Sphingidae von den Seychellen. Das Natural History Museums ist mit 40 Mio Exempalren eine der oder die größte Sammlung der Welt. Jean Marie Cadiou der 2007 verstarb auch er hat von den Seychellen keine Exemplare in seiner Sammlung die die beeindruckende Zahl von 95% aller Arten umfasste nach seiner Aussage und diese Sammlung ist zur Hälfte im NHM die andere Hälfte ist in Paris da die Sammlung von Jean Marie auf 2 Wohnungen verteilt war.


    Ich habe gezielt z. B. Alle Spinnen Netzte von Nephila seychellensis die drei Wochen lang inspiziert nach Faltern wo ich bei meiner dritten Madagaskareise 1988 eine Acherontia atropos in einen Netz von Nephila madagaskariensis sammelte. Es mag sein das Immigranten von Schwärmern zu sammeln sind aber ich vermute das für die Endmischen arten von Mahe der Nachruf verfasst werden kann. Der einzige Spezialsist für der Fauna Seychellen der mehrmals diese Inselgruppe bereiste ist Dr. Justin Gerlach aus der Universität in Cambridge. Seine einzigen Ergebnisse an endemischen Arten sind extrem spärlich. 2 oder 3 Tiere an Schwärmern und das liegt schon einige Jahre zurück, soweit ich weiß.


    Auf Praslin habe ich im Valle de Mai den tagaktiven Riesengecko Alyronyx trachygaster wieder Entdeckt. Das Valle de Mai ist das am meisten besuchte Waldgebiet der Seychellen wo die Botanische Rarität die Coco de Meer Palme zu 90% des Weltbestandes auf einer Fläche von 0,2 qkm wächst. Ich war 5 mal im Valle de Mai und den angrenzenden Praslin Nationalpark der 1,5kqm groß und habe nur einmal diesen Riesengecko beobachtet. Die Art ist 1851 beschrieben anhand es einzigen bekannten Exemplar den Typus und seit dem nicht mehr nachgewiesen worden. Bestimmt hat mir anhand er Filmaufnahmen das Tier Justin Gerlach aus Cambridge.


    Ich habe vor ca. 20 Jahren einen Sammler in Österreich angeschrieben der einen Artikel über Wasserkäfer veröffentlichte von den Seychellen (Name ??). ER hat eine Raupe von den Immigranten Acherontia atropos beobachtet, als ich nachfragte ob er Sphingidae sammelte.


    Meine Aussage steht!!!


    Grüße Michi

  • Moin Michi,


    tut mir leid, aber Deine Aussage ist nicht stichhaltiger als zuvor. Es wird von zig Leuten gesprochen, die Du kennst und von wenigen Faltern in den Sammlungen der Welt. Und??? Wenn alle falsch suchen, dann findet man sie auch nicht. Du schreibst, dass die Insel 21 km lang ist. Was glaubst Du, wie lange es dauert, bis Du behaupten kannst, dass Du die Insel systematisch untersucht hast? Ich behaupte, dass Dein Menschenleben dafür nicht reichen wird, selbst wenn die Insel nur 100 m breit ist. Du kannst die ganze Nacht, Du kannst die gesamten drei Wochen die ganze Nacht an Deinem Leuchtturm gesessen haben. Wenn der Leuchtturm zur falschen Jahres- oder Tageszeit und/oder am falschen Ort steht, hilft das nicht weiter. Ich nenne Dir ein nettes Beispiel aus der Coleopterologie.


    Ich kenne einen der führenden Weltspezialisten für Buprestidae, der mir dieses Jahr, bei einem Besuch bei ihm, eine richtig schöne Geschichte mit "Aha-Effekt" erzählt hat. Er war letztes Jahr mit einem Kollegen in Marokko, um eine bestimmte Buprestidae, Agrilus purpuratus, zu suchen. Von dieser Art waren zu diesem Zeitpunkt über die Sammlungen der Welt etwa 10 Exemplare verteilt vorhanden. Mehr Tiere kannte man nicht, obwohl viele Buprestidenspezialisten seit der Erstbeschreibung durch Klug im Jahr 1829 danach gesucht haben. Wer ein Tier in der Sammlung hatte, war King. Besagter Kollege hat im vergangenen Jahr in Marokko von einer sterbenden Akazie Holz abgesägt und etwa einen Koffer voll mit nach Hause genommen, um Käfer auszuzüchten. Das Ergebnis ließ sich sehen, denn es schlüpften über 800 Exemplare aus dem Holz. Er alleine hat also über 800 Exemplare nachgewiesen, obwohl Generationen von Käfersammlern vergeblich nach der Art gesucht haben (sein Kollege dürfte etwa die gleiche Menge gehabt haben, auf jeden Fall hatte er nachweislich mehrere hundert Exemplare). Besagter Kollege hat auch ein schönes Beispiel genannt, an dem man sich orientieren sollte, was die Behauptung angeht, dass Arten ausgestorben sind (abgesehen davon, dass ein vernünftiger Wissenschaftler und/oder Sammler niemals diese Behauptung aufstellen würde, weil man schon viel zu oft die Pferde vor der Apotheke hat kotzen sehen):


    Stell Dir vor, Außerirdische würden auf die Erde kommen, um zu erkunden, ob die Menschen ein Schulsystem haben. Nun stell Dir weiter vor, dass sie mitten in den Sommerferien, Abends um 22.00 Uhr in einer Schule nach Schülern suchen, weil das Gebäude den Eindruck einer Schule macht. Was werden sie finden? Keine Lehrer, keine Schüler. Sie werden auf ihren Planeten zurück fliegen und behaupten, dass die Menschen kein Schulsystem haben. Weil: zur falschen Zeit, am richtigen Ort. Ich weiß nicht, wie oft Du Deine Insel untersucht hast, aber bisher ist immer nur die Rede von drei Wochen. Das reicht absolut nicht aus, um Deine Behauptung aufzustellen. Die zerpflückt Dir jeder ernst zu nehmende Wissenschaftler mit links. Weißt Du, wann die Flugzeit dieser Arten ist? Da nur so wenige Tiere in den Sammlungen vorhanden sind, hast Du keine Ahnung, sondern nur eine wage Vermutung. Du kannst also zur falschen Zeit gesucht haben. Weißt Du, ob die Arten wirklich ans Licht gehen? In der Regel kommen Schwärmer ans Licht, aber es gibt ausreichend Falter, die das Licht nicht oder nicht direkt anfliegen. Ich kann Dir gar nicht aufzählen, wie viele Schmetterlingskollegen aus dem Verein über verschiedenste Arten berichtet haben, dass diese nicht an den Leuchtturm kommen, sondern in der Vegetation in der unmittelbaren Umgebung sitzen (ich vermute mal, dass das fünf bis zehn Meter vom Leuchtturm weg heißen soll). Weißt Du, welche Ansprüche die Arten ans Biotop stellen? Bei der defizitären Datenlage, weißt Du gar nichts. Das, was Du machst, ist im Grunde Grundlagenstudium. Und dafür müsstest extrem viel mehr raus hauen, um die Behauptung aufzustellen, dass die Art ausgestorben ist.


    Es tut mir leid, aber Deine Suche mag frustrierend gewesen sein, weil Du nicht mal andere Schwärmer gefunden hast, Deine Datenlage ist aber so unendlich gering, dass Du nichts zur Kenntnis der genannten Arten beisteuern kannst und weit davon entfernt bist behaupten zu können, dass sie ausgestorben sind.


    Viele Grüße
    Klaas

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