Wichtiger Hinweis zum Thema "Freilassen von Zuchtschmetterlingen"

  • Vorsicht ist sicher die Mutter der Porzellankiste!
    Doch irgendwie kommen mir die Falterfreunde bei diesem Thema wie Überökologen vor. Diese rigerose Haltung zum Thema "Freilassen von Faltern" ehrt euch, doch nehmt ihr euch selber ein interessantes Themengebiet, ja sogar einen sinnvollen Beitrag zum Erhalt bedrohter Falter? Ich denke hier an positive Effekte die durch Neuansiedlungen entstehen können. Vielleicht hat sich ein Biotop so entwickelt, dass es einen Trauermantel verkraftet.
    Es könnte doch ein Ziel der ACTIANER werden, derartige Projekte mit Zuchtmaterial und Know how zu unterstützen.
    Schaut euch die Angler an...die setzen Mio. Fische aus und kommen damit ins Fernsehen. Imker überschwemmen mit ihren trägen, abwehrschwachen Riesenvölken ganze Regionen und nehmen Hummeln und Faltern den Nektar (habt ihr schon mal gesehen wenn 15 Völker morgens erwachen?). Das sind doch wohl ganz andere Eingriffe in die Natur. Klar ist nur...wer nix tut macht auch keine Fehler.
    Und ist es wirklich so, dass ausgesetzte Falter eine Population schwächen? Klaas "Ameisenbeispiel" scheint im nachhinein ja doch ein Positivbeisiel zu sein.


    Torsten


    @Rudi...danke für die Löschung...hab nicht gesehen, dass Chris schon die selbe Idee hatte.

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  • Hallo Thorsten.


    Das was du als "interessantes Themengebiet" betitelst, ist keine Spielwiese für Hobbyentomologen die sich in ihrer 'Weitsicht' der Selbstüberschätzung hingeben, um dabei irgendwelche Neuansiedlungen zu versuchen! :thumbs_down:
    Schon zu oft hat der Mensch aus solcher Selbstüberschätzung und Gedankenlosigkeit der Natur rein gepfuscht.


    Da brauche ich echt keinen Thorsten/Fabio der mich hier als schwarzseherischen Überökologen abtitelt, nun weil hier mal Tacheles zum Thema "Freilassen von Zuchttieren" geschrieben wird.
    Wenn du die obigen Texte ausnahmsweise mal aufmerksam durch liest, Zeile für Zeile, wirst du auch deine Antwort zum Trauermantel finden, sobald du dich dann auch mal mit seiner Biologie auseinandergesetzt haben wirst.
    Und noch eins: du hast selbst darum gebeten, diesen Themenfaden nicht "totzudiskutieren". Also mach doch mit deinen Antworten und Hypothesen bitte hier weiter: Schwarzer Bär Raupen gehen nicht in Winterruhe- was mache ich falsch?


    Rudi


    EDIT 31.10.2012 Rudi:
    Folgende Beiträge sind aus der Diskussion Schwarzer Bär Raupen gehen nicht in Winterruhe- was mache ich falsch? hierher kopiert, um die informativsten Beiträge zum Thema hier zusammen zu bringen.
    Für alle, die das Thema im Detail interessiert, ist auch der gesamte Diskussionsfaden wohl lesenswert.

  • Hallo Torsten,


    natürlich wird darüber diskutiert und natürlich kann es in Einzelfällen sinvoll sein Tiere und Pflanzen wieder anzusiedeln.
    Nämlich dann, wenn eine Art zum Beispiel durch Zerstörung des Lebensraums verschwunden ist und der Lebensraum anschließend wieder
    in den Urzustand zurückgeführt werden konnte. Wenn dann der nächste Bestand vieleicht 20 km entfernt liegt wird es die Art in der Regel ohne Hilfe nicht schaffen den Lebensraum wieder neu zu besetzen.
    Im Gegensatz zu Früher achten die Verantwortlichen heute besonders darauf, das das Saatgut/Jungpflanzen aus der näheren Umgebung kommt.


    Ein konkretes Beispiel habe ich gerade vor meiner Haustüre. Ein Habitat des Dunklen Wiesenknopfameisenbläulings wurde mit Eschen aufgeforstet.
    Ich sofort zur Unteren Naturschutzbehörde und hab ihnen die Situation erklärt (eigentlich dürfte es bei dieser FFH-Art zu keiner Beeinträchtigung des Habitats kommen).
    Da die UN die Aktion (ohne Wissen über das Vorkommen) genehmigt hatte, wollte hier nichts rückgängig machen.
    Da auch eine geplante Umgehungsstraße durch das Habitat führen wird, habe ich zusammen mit dem LPV nach einer geeigneten Ersatzfläche gesucht und wir sind etwa 400 m davon entfernt auch fündig geworden.
    Der Wiesenknopf ist hier sehr zahlreich, jedoch wurde die Fläche bisher mehrmals im Jahr gemäht, wodurch es bisher nicht zur Ansiedlung des Bläulings kommen konnte.
    Trotz Vertrags hatte ein übereifriger Gemeindearbeiter die Fläche dieses Jahr wieder zur beginnenden Flugzeit des Bläulings gemäht. Es ist daher denkbar, dass dadurch der winzige Restbesant vernichtet wurde.
    Sollte das der Fall sein und die Fläche aber in Zukunft optimal gepflegt werden würde ich mich für eine Wiederansiedlung aus einem nicht zu weit entfernten Habitat einsetzen.


    Walter

  • Schön zu lesen, wie einer dem anderen den Schwarzen Peter zuschiebt. :grinning_squinting_face: Dabei kann man einfach zusammen fassen:


    1. Grundregel: man kann soviel züchten wie man will, man sollte aber grundsätzlich keine Tiere aussetzen. An diese Regel sollte sich erstmal jeder halten.
    2. Wiederansiedlung ja, aber nur unter ganz bestimmten Umständen. Es sollte nicht, wie es sehr oft so gerne gemacht wird, eine völlig unüberlegte Hau-Ruck-Aktion werden.
    a) Wenn was ausgesetzt werden soll, sollte, egal ob Wirbeltiere oder Wirbellose, eine sehr gute Kenntnis der Ansprüche der Art ans Biotop vorhanden sein.
    b) Es sollte keiner den Alleingang wagen. Mehrere Hirne sehen in der Regel auch mehr Probleme/Fehler.
    c) Auszusetzende Tiere sollten aus einer Region stammen, die möglichst dicht am Biotop liegt. Je näher, desto wahrscheinlicher ist es, dass man angepaßte Tiere aussetzt.
    d) Wiederansiedlungen sollten mit Behörden abgesprochen werden. Es macht z.B. wenig Sinn eine Art anzusiedeln, wenn das Biotop eh einem Bauprojekt zum Opfer fällt
    e) Aussetzungen, um die ausgesetzten seltenen Arten nachzuweisen, die dann verhindern sollen, dass auf dem Gelände geplante Bau- oder Veränderungsprojekte erfolgen,sind zu unterlassen. Diese Leute haben im Natur- und Artenschutz nichts verloren. Sie bringen nur diejenigen, die sauber arbeiten, in Verruf und machen deren Arbeit viel schwerer.
    f) Die Aussetzung von Tieren zur Verstärkung vorhandener Populationen ist völliger Schwachsinn, voraussichtlich sogar kontraproduktiv, da sie vorhandene Population und Biotop überfordern wird. Wer das nicht kapiert, hat in der Entomologie nichts verloren.


    Gruß
    Klaas

  • Hallo Klaas,
    das kling alles sehr vernünftig und "Klaas klar", trotzdem wäre es schön (gerade wenn das alles so klar ist) dies geeignet zu belegen. Nicht, weil ICH einen Beweis brauche, dass es möglicherweise ungünstig sein könnte, mit 250 km/h gegen nen Baum zu fahren, sondern weil es aus der Historie dieser Diskussion eben scheint, dass belegbare Aussagen hilfreich wären.Es geht um belegbare Aussagen, z.B. Publikationen/Berichte. Beispielsweise habe ich von Dir unter Deinem Punkt 1 bereits eine "Grundregel" (sicher korrekt und auch nachvollziehbare) gelesen, zu der eine allgemein gültige Begründung (vor allem eine fundierte Begründung) fehlt. Es ist halt mal wieder eine durchaus selbstsicher formulierte MEINUNG, und das könnte eben ZU WENIG sein. Das ist in Deiner Argumentation auch die große Schwachstelle.
    Gruß
    Steffen


    Ich sags noch mal: Ich
    glaube, dass Du in allen Punkten recht hast, aber darum gehts hier
    überhaupt nicht. Es geht darum, dass Du dies durch nachprüfbare Fakten begründest - was Du bestimmt zeitnah tun wirst.

  • Zitat

    Nicht, weil ICH einen Beweis brauche, dass es möglicherweise ungünstig sein könnte, mit 250 km/h gegen nen Baum zu fahren, sondern weil es aus der Historie dieser Diskussion eben scheint, dass belegbare Aussagen hilfreich wären.


    Hallo Stefan,


    was wird es deiner Meinung nach bringen wenn wir hier Artikel zitieren die erstmal 99% der User überhaupt nicht lesen können da sie keine Universitätsaffiliation oder sonstigen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen haben die in der Regel um die 30$ das Stück kosten wenn privat gekauft? Ich glaube der nutzen wird eher minimal sein. Desweiteren brauche ich keinen Artikel der mir in Zahlen zeigt dass es schlecht ist mit 250 km/h gegen den Baum zu fahren, ich gehe raus und schaue mir mit eigenen Augen einen solchen Unfallwagen an und weiss Bescheid. Bei Schmetterlingen idem.

  • Hallo, eigentlich war es nicht mein Anliegen auf wissenschaftliche Artikel im Forum einzugehen, jedoch hat sich nach meiner heutigen Recherche ein derart interessantes Bild geboten dass ich doch versuchen werde den Usern so gut es geht die dargestellten Meinungen zu vermitteln. Da die Auffassung eines Artikels immer ein teils subjektiver Prozess ist lege ich jedem, der die Möglichkeit hat, sich den Artikel selbst anzusehen und für sich durchzulesen.


    Anfangen möchte ich mit Elizabeth Crone et al. [1], in dem Artikel dessen Titel sich übersetzt mit "Kann das Züchten in Gefangenschaft gefährdeten Schmetterlingen auf die Sprünge helfen? Eine Abschätzung im Angesicht der Unsicherheit". In diesem Artikel wird über den Schmetterling Speyeria zerene hippolyta berichtet, dieser kommt in mehreren recht kleinen und fragmentierten Populationen an der Westküste Amerikas vor. Die Populationsgrössen gliedern sich in kleien Populationen von 15-200 Tieren und grösseren stabileren Populationen mit 1000-5000 Tieren. Die sogenannte Wachstumsrate der kleinen Populationen liegt zwischen 0.78-1.00, die der Grossen von 0.90-1.05. Wachstumsraten sind ähnlich wie Zinssätze, 1.00 bedeutet dass die Population stabil bleibt, aber auch nicht wächst, alles unter 1.00 wird zum absterben der Population führen. Um diesen Schmetterling vor dem Aussterben zu bewahren wurde ein Zuchtprogramm mit lokalen Zoos angesetzt. Dabei werden in den ansässigen Zoos jedes Jahr eine handvoll befruchteter Weibchen aus den wilden Populationen entnommen und die gezüchteten Tiere nachher wieder entlassen.


    Um nun die Frage zu klären ob aufzüchten und aussetzen von Schmetterlingen nun positiv oder negativ ist wurde von Crone ein System aus zwei gekoppelten Differentialgleichungen aufgesetzt und per Computer für alle möglichen Situationen gelöst. Ein System aus Differentialgleichungen bedeutet dass man mehrere mathematische Gleichungen hat die von sich selbst, und von den jeweils anderen Gleichungen im System abhängen. Die erste Gleichung beschreibt dabei die Populationsgrösse der grossen Populationen und die zweite die der kleinen Population. Betrachtet wurden die Fälle wo man Tiere der kleinen Population wieder in die Kleine entlässt oder die kleine Population mithilfe der grossen sozusagen wieder aufstockt.


    In beiden Fällen konnte die Überlebenswahrscheinlichkeit des Schmetterlings gesteigert werden. Anfänglich konnte man eine 45% Wahrscheinlichkeit geben dass die kleinen Populationen des Schmetterlings in 25 Jahren noch in Oregon zu finden sein wird. Mithilfe des Aussetzens der Nachkommen von bis zu 25 Weibchen konnte dieser Wert auf bis zu 60% gesteigert werden. Hierbei sind zwei Punkte zu beachten, die Überlebenswahrscheinlichkeit der Grossen Population war praktisch indifferent gegenüber entnommen Tieren (interessanter Punkt bezüglich der Diskussion um Sinn und Unsinn von Belegtieren). Die Überlebenswahrscheinlichkeit der kleinen Population konnte zwar angehoben werden, jedoch nicht in Werte wo man von einer Rettung der Population sprechen könnte.


    Nun aber der weitaus interessantere Punkt, die Unsicherheit. Damit das Modell auch etwaige Unsicherheiten bezüglich einer Reduktion der Fitness der gezüchteten Tiere oder Krankheiten die sich um Zuchtgefäss breit machten in betracht ziehen konnte wurden die Gleichungen um einige Faktoren erweitert. Das erneute Lösen der Gleichungen brachte zu Tage das jede Reduktion der Fitness (etwa durch eine schlechtere Anpassung der Nachkommen an die natürliche Umgebung) oder Populationswachstumsfaktor (etwa Krankheiten oder Parasiten) die Überlebenswahrscheinlichkeit der kleinen Population in jedem möglichen Fall senkte. (von 1%-30% Senkung je nach Entnahme der Tiere und reduzierter Fitness)


    Senkungen der Fitness des gezüchteten Tieres sind in der Zucht keineswegs auszuschliessen und die Referenzliste des Artikels von Crone zeigt einige weitere interessante Beispiele. Ich zitiere weitgehendst aus dem Artikel: Studien an Pieris brassicae brachten zutage dass Zucht in Gefangenschaft zu schwereren Tieren mit kleineren Flügeln und höherer Eimasse führt. Lewis and Thomas [2]. Solche Veränderungen beeinflussen sehr wahrscheinlich die Mobilität und Zusammensetzung bestehender Populationen. Morphologische Veränderungen der Tiere gehen einher mit der Verbreitungsfähigkeit von Insekten , Fairborn and Roff [3], Palmer and Dingle [4]. Treffend wurde von Nicholls und Pullin [5] gezeigt dass in Gefangenschaft gezüchtete Tiere von Lycaena dispar batavus eine höhere Larvalmortalität zeigten als wilde Tiere , dies wurde auf die Unangepasstheit der niederländischen ssp. batavus an die englsichen Moore zurück geführt. Weitere Studien zeigen die Senkung von Lebenserwartung, Fertilität und Larvalfitness bei gezüchteten Tieren, Bryant and Reed[6], Linnen et al [7], Oosterthout[8]. Negative Effekte können schon innerhalb einer einzigen Generation auftauchen (Dzurisin [9] anhand von Icaricia icarioides blackmoreii). Mattoni et al. [10] berichten davon wie gezüchtete Tiere von Glaucopsyche lygdamus palosverdesensis aufgrund einer Infektion mit Microsporidien zugrunde gingen.


    Diese Auswahl an mehreren Artikeln die allesamt in das negative Bild des Freisetzens gezüchteter Tiere einstimmen sind doch ein eindrucksvolles Bild in die Problematik die sich hier bietet.


    Persönlich möchte ich noch kurz drei einfache Beispiele bringen die aufzeigen wieso das Freisetzen gezüchteter Tiere ist, egal ob von lokaler Herkunft oder noch schlimmer nicht lokaler Herkunft.


    Schmetterlinge sind Tiere die einen aus mehreren Phasen bestehenden Lebenszyklus durchgehen, Ei, Raupe, Puppe, Schmetterling. Jeder dieser Zyklen ist perfekt an die Umwelt angepasst. Züchtet man einen Schmetterling der als Raupe nicht überlebt hätte dann kann man diesen zwar freilassen, dieser wird sich aber mit wilden Sexualpartnern paaren und nachkommen zeugen die nicht angepasst und nicht überlebensfähig sind. Man hat sozusagen die Nachkommen des wild lebenden Tieres mit vernichtet.


    Desweiteren hat jedes Habitat nur eine bestimmte Anzahl an Futterpflanzen für die Tiere zur Verfügung. Ich möchte jetzt nicht zu weit auschweifen aber in Vorträgen einer Niederländischen Universität wurde gezeigt dass Callophrys rubi z.b in einem 1 Hektar grossen Gebiet ausgefüllt mit der Hauptfutterpflanze nur wenige Quadratmeter mit einer handvoll Sträuchern besiedelt wo das Mikroklima genau passte. Setzt man nun zuviele Tiere dort aus wird der Futterstrauch kahl gefressen bevor überhaupt ein einziges der Tiere es zur Puppe schaffte. Nachkommen gezüchteter und wild vorkommender Tiere verhungern kläglich.


    Der letzte Punkt gilt dem gerade angesprochenen Mikroklima. Insekten sind hoch angepasste Tiere, dies kommt durch die Winzigkeit dieser Tiere zustande. Microklima bedeutet wie die Temperatur und andere Parameter innerhalb weniger Handbreiten wechseln und variieren kann. Würde man einen Cicindela sp. fragen was denn Europa sei, und er sprechen könnte, so würde er Europa als tropisches Paradies beschreiben mit Hitzen um die 40-50°C und hoher Luftfeuchtigkeit umliegender Tümpel und Wasserstellen. Diese Angepasstheit hat zur Folge dass Tierpopulationen die für den Menschen zur gleichen Art gehören doch besser an die lokalen Begebenheiten angepasst sind als gedacht und umsiedeln nur mit grössten Schwierigkeiten verbindet.


    In diesem Sinne, Schmetterlingsschutz geht nur über das Wiederherstellen von Biotopen. Gezüchtete Tiere können wilde Populationen kaum stärken. Ortsfremde Tiere gehöhren keinensfalls entlassen auch wenn die "Art" vor der Haustür vorkommt.


    Vielen Dank für jeden aufmerksamen Leser der noch bis zu dieser Zeile dabei blieb,
    Claude


    [1]Crone, E.E., Pickering, D., Schultzc, C.B., 2007. Can captive
    rearing promote recovery of endangered butetrflies? An assessment
    in the face of uncertainty. Biological Conservation 139, 103-112

    [2]Lewis, O.T., Thomas, C.D., 2001. Adaptations to captivity in the
    butterfly Pieris brassicae (L.) and the implications for ex situ
    conservation. Journal of Insect Conservation 5, 55–63.


    [3]Fairborn, D.J., Roff, D.A., 1990. Genetic correlations among traits
    determining migratory tendency in the sand cricket Gryllus
    firmus. Evolution 44, 1787–1795.


    [4]Palmer, J.O., Dingle, H., 1989. Responses of selection on flight
    behavior in migratory populations of milkwee bugs Oncopeltus
    fasciatus. Evolution 43, 1805–1808.


    [5]Nicholls, C.N., Pullin, A.S., 2000. A comparison of larval
    survivorship in wild and introduced populations of the large
    copper butterfly (Lycaena dispar batavus). Biological
    Conservation 93, 349–358.


    [6]Bryant, E.H., Reed, D.H., 1999. Fitness decline under relaxed
    selection in captive populations. Conservation Biology 13,
    665–669.


    [7]Linnen, C., Tatar, M., Promislow, D., 2001. Cultural artifacts: a
    comparison of senescence in natural, laboratory-adapted and
    artificially selected lines of Drosophila melanogaster.
    Evolutionary Ecology Research 3, 877–888.


    [8]van Oosterhout, C., Zijlstra, W.G., van Heuven, M.K., Brakefield,
    P.M., 2000. Inbreeding depression and genetic load in
    laboratory metapopulations of the butterfly Bicyclus anynana.
    Evolution 54, 218–225.


    [9]Dzurisin, J., 2005. Captive rearing and endangered butterfly
    recovery: captive environments and implications for
    propagation programs. MS thesis. Washington State
    University. Vancouver, WA.


    [10]Mattoni, R., Longcore, T., Krenova, Z., Lipman, A., 2003. Mass
    rearing of the endangered Palos Verdes blue butterfly
    (Glaucopsyche lygdamus palosverdesensis: Lycaenidae). Journal of
    Research on the Lepidoptera 37, 55–67.

  • Hallo Claude,
    Für diesen Beitrag kann man nur DANKE(!) sagen. Ich finde es super, dass Du den Beitrag trotz anfänglicher "Abwägungen" (will es jemand hören/lesen/etc.) dennoch mit viel Aufwand zusammengefasst hast. Auch Deine völlig unvoreingenommene, sachliche Darstellung der in den Artikeln beschriebenen Inhalte finde ich absolut vorbildlich. Hut ab - hier machen sich viele Leute viel Arbeit, aber in diesem Zusammenhang habe ich noch keinen gleichwertigen Beitrag hier gefunden (bitte nicht steinigen, wenn ich zu dumm zum suchen war...).
    Claude, das setzt einen verdammt hohen Maßstab.
    Gruß
    Steffen


    P.S.: Die Modellierung dynamischer Systeme (z.B. im einfachsten Falle: Räuber-Beute-Modelle) ist auch eines meiner Interessen an diesem Thema - schön, dass Du auch darauf eingegangen bist!

  • Die folgende Nachricht habe ich kürzlich von Klaas erhalten und finde sie so wervoll, dass sie nicht als PN versauern soll (Klaas hat seine Zustimmung gegeben, dass ich diese wörtlich hier zitieren darf). Also hier ist sie:


    Moin Steffen,




    die Geschichte habe ich im gleichen Thread weiter oben bereits erzählt, kann's aber gerne nochmal tun, etwas präzieser:




    Die Holländer wollten Glaucopsyche nausithous wieder ansiedeln, in einem
    Gebiet, wo er ursprünglich mal vorkam. Hier für haben sie das Biotop
    untersucht und festgestellt, dass die Bedingungen stimmen müßten.
    Bedingungen für G. nausithous sind das Vorhandensein von Großem
    Wiesenknopf - Sanguisorba officinalis (Eiablagepflanze und Nahrungspflanze des ersten Larvenstadiums) und einer bestimmten Ameisenart, Myrmica rubra, deren Entwicklungsstadien die Raupe des Wiesenknopfbläulings frißt. Hierfür läßt sie sich ab dem zweiten Larvenstadium von Myrmica rubra
    ins Nest eintragen. "Bestechungsgeld" ist eine zuckerhaltige Lösung,
    welche die Larve absondert, ähnlich wie bei Blattläusen. Die Ameise
    kommt nur in Hochstaudenfluren, also stark vernachlässigten Wiesen vor.
    Zu häufiger Schnitt, also schon einmal jährlich, verändert das
    Kleinklima derart negativ, dass M. rubra schnell verschwindet.




    Alles das haben die Holländer geprüft und für tauglich befunden. Es
    wurden mit Genehmigung der polnischen Regierung Falter aus Polen geholt
    und in diesem Gebiet ausgesetzt. Insgesamt 300 Stück. Diese Falter haben
    sich derart wohl gefühlt, dass sie sich rasant vermehrten und im
    Folgejahr die stattliche Menge von rund 1.000 Exemplaren zeigten. Das
    war aber wesentlich zuviel. Die Myrmica-Populatinen brachen mehr oder
    weniger zusammen, was den Falter in seinem Bestand derart beeinträchtigt
    hatte, dass er fast von der Bildfläche verschwunden wäre. Im zweiten
    Jahr nach Einbürgerung bestand die Population nur noch aus einigen,
    wenigen Tieren. Diese haben dann aber gereicht, dass die Population sich
    erholen konnte und heute die Zahl wohl recht stabil zwischen 50 und 100
    Exemplaren schwankt.




    Ich schau trotzdem mal, ob ich da was schriftliches kriegen kann.


    Jetzt nicht mehr "PN-Klaas", sondern nur meine MEINUNG:
    Ich finde dies ist eine sehr bemerkenswerte Geschichte, weil sie zeigt, dass A) die Natur einen sehr gut funktionierenden selbstregulierenden Mechnanismus besitzt, B) ein übertriebender Eingriff (300 Tiere waren wohl hart an der Grenze) sich trotzdem schnell negativ auswirken kann (M. rubra nippelt ab, bei 1000+ wäre die Aktion vielleicht total daneben gegangen), aber, C) eine kontrollierte, organisierte, bedachte Aussetzung (keine Einzelaktion!) bei einer optimalen Habitatslage durchaus erfolgreich sein kann.
    Gruß
    Steffen (der sich über die Qualität und Anzahl der Beiträge ohne Ende freut!)

  • Hallo Torsten,


    laut Deiner Zeilen willst Du Dich also reinhängen?
    "Seit 6 Jahren!!! versuche ich mich dem Thema Schmetterlinge zu nähern. Ich für mich habe immer noch nicht raus wie ich das machen soll. Falter sammeln kommt nicht in Frage...Fotos machen??? ja OK und dann...setze ich sie hier rein und lasse sie bestimmen. Falter züchten hab ich auch schon gemacht... aber ich suche immer noch etwas wo man sich reinhängen kann."


    Machs ähnlich wie ich: Zu einen Verein gehen, der die Kohle hat. Einen Maisacker in der Innaue kaufen wo dieser sicher nicht hingehört. Den Oberboden abschieben lassen und Mähgut vom Inndamm nebenan aufbringen.
    Heute (8 Jahre später) fliegen auf dem ehemaligen Maisacker: Lycaena phlaeas, Satyrium pruni, Everes argiades, Plebeius idas, Polyommatus icarus, Polyommatus bellargus und Celastrina argiolus um nur mal die Bläulinge zu erwähnen.


    Gruß
    Walter

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  • Hallo zusammen!
    Ich habe das Gefühl, dass eine relevante Unterscheidung hier noch nicht getroffen wurde:
    Situation 1) Ich finde in meinem Garten Raupen bzw. an meiner Lampe/dem Köder in meinem Garten ein Weibchen und bekomme von diesem Weibchen Eier. Diese bringe ich zum Imago und frage mich: darf ich diese Tiere nun frei lassen oder ergibt dies eine Faunenverfälschung? Ich vermute, in diesem Fall ist die Situation relativ klar (bis auf die Tatsache, dass es möglicherweise nicht erlaubt war, das Weibchen/die Raupen aus ihrem "natürlichen Umfeld in meinem Garten" zu entnehmen). Ich mache zwar nichts besonders Positives (die Art wird nicht häufiger) aber auch nichts Negatives (Faunenverfälschung, genetische Schwächung), in jedem Fall aber nichts Katastrophales (Einschleppung eines Konkurrenten, der die heimische Fauna beeinträchtigt). Tiere dieser "Klasse" dürfen meiner Meinung nach bedenkenlos freigelassen werden.
    Situation 2) Ich kaufe/sammle/bekomme von irgendwo her einen Zuchtstamm in Form von Eiern oder sonst was und will jetzt was Gutes tun. Dann würde ich sagen (auch nach den vielen Berichten hier) dass ich diese Tiere besser nicht freilassen sollte. Dies gilt auch dann, wenn ich einen Zuchtstamm aus meinem eigenen Garten über mehrere Generationen züchte, denn die Auswirkungen von Inzuchteffekten sind offenbar nicht für jede Art zu 100% bedenkenlos oder noch zu wenig bekannt. Auch wenn in allen genannten Fällen 999 mal nichts passiert, kann 1 mal etwas daneben gehen und diese Verantwortung sollte sich niemand auftragen. Wenn aber eine "Wieder-Ansiedlungs-Aktion" - wie ebenfalls mehrfach im Forum berichtet - als durchdachte Aktion mit entsprechender Genehmigung duchgeführt wird, gibt es ebenfalls keine Garantie, dass das Vorhaben nachhaltig sinnvoll war (Beispiele gibts im gesamten Tierreich zu hauf! Sowohl der Staat, die Naturschutzbehörden und sicher auch manche Vereine haben hier auch schon großen Bockmist gebaut!) aber immerhin gab es dann ein Kontrollgremium, das die Verantwortung tragen müsste.
    Ich denke, dies ist eine relativ fairer Zusammenfassung dieses Themas (wenn auch noch lange kein Abschluss).
    Gruß
    Steffen

  • Hallo alle,


    hier der weiter oben bereits angekündigte Bericht als pdf.
    Habe ihn letztes Jahr für die Presse geschrieben.


    Bereits um 2000 wurde im Zuge eines "Life-Projekts" eine 20 ha große Ackerfläche ähnlich gestaltet
    und 2010 ein Geo-Tag darauf abgehalten. Der Bericht dazu bei actias unter Veröffentlichungen (Geo-Tag-Ering)


    Im Frühjahr haben wir (BN) nun wieder eine 1,5 ha große Auwaldfläche gekauft. Hier wird jedoch nicht eingegriffen.
    Nur im Bereich der Leitungsschneise soll eine "Brenne" angelegt werden.
    Auch hier haben wir eine Geo-Tag (2012) abgehalten. Auch dieser Bericht ist unter Veröffentlichungen zu finden.


    Walter

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