FAQ-Liste für Neueinsteiger/Beginner in die Schmetterlingszucht

  • Liebe Neueinsteiger, Insektenbegeisterte, Naturliebhaber, LehrerInnen, KindergärtnerInnen und sonst alle,
    die sich mal an die Zucht von Schmetterlingen "heran wagen" wollen, aber es sich irgendwie noch nicht ganz zu trauen.
    Wir freuen uns sehr, Euch auf ACTIAS, dem Portal für die Zucht von Insekten mit Schwerpunkt auf Schmetterlinge und Käfer, willkommen heißen zu dürfen.


    Wir haben anbei mal eine Liste mit den wichtigsten Zuchtfragen und den dazugehörigen Antworten zusammen gestellt, die sich bei uns im Forum alljährlich wiederholen.
    So hoffen wir euch hiermit ein Werkzeug in die Hand zu geben, welche euch die Entscheidung, eine Zucht von Schmetterlingen zu beginnen, vereinfacht.
    Es ist kein Zauberwerk solch eine Zucht zu bewerkstelligen, die faszinierende Metamorphose der Insekten, vom Ei über die Raupe, Puppe zum Schmetterling mal persönlich und live zu erleben.
    Etwas Neugierde, Faszination für die Natur und ihre Vorgänge, aber auch Fürsorge, Geduld, Einfühlungsvermögen und Verantwortungsgefühl gegenüber dem Tier sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine erste erfolgreiche Schmetterlingszucht.


    So wünschen wir euch schon jetzt viel Freude in diesem schönen Hobby und eine erfolgreiche Zucht.


    Und wir möchten uns an dieser Stelle gleich bei unseren Mitgliedern Janyn Gärtner, Fabrice Bucheli, Klaus Emisch, Jürgen Fuchs, Dieter Seidendorf und Werner Spiess für die freundliche Genehmigung, ihre Bilder für diesen Beitrag zu verwenden, herzlichst bedanken.
    Ohne ihre Bilder wäre dieser Beitrag nur halb so informativ.


    Das ACTIAS-Team.





    Welche Arten sind für Einsteiger, Kindergärten oder Schulen geeignet?
    Wer mit der Schmetterlingszucht beginnen möchte, ist mit einheimischen leicht zu ziehenden Tagfalter-Arten am besten beraten.
    Diese Arten können nach der Zucht als Falter wieder ohne Wenn und Aber in die Freiheit entlassen werden. Auch sind sie tagaktiv, sprich die Kinder, und natürlich auch die Erwachsenen, können ihre Zöglinge selbst frei lassen.
    Folgenden Arten sind zu empfehlen:


    Tagpfauenauge (Inachis io),


    Kleiner Fuchs (Aglais urticae)


    Landkärtchen (Araschnia levana)


    Kohlweißling (Pieris rapae und Pieris brassicae)


    Woher bekomme ich sie?
    Alle diese Arten werden, je nachdem ob ein Züchter sie gerade hält, ab frühestens Mai in unserer Insekten-Börse angeboten. Meist als Raupe, später im Jahr auch als Ei oder Puppe.
    Einfach die Börse regelmäßig kontrollieren, ob was angeboten wird.
    Eine Suchanzeige aufzugeben bringt in der Regel kaum etwas; wenn ein Züchter Tiere abzugeben hat, wird er sie auch in der Börse anbieten.
    Die Börse ist registrierten ACTIAS-Mitgliedern jederzeit zugänglich.


    Mit ein bisschen Geschick kann man aber auch als Laie vor allem die Raupen von Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs im Freiland an Brennnesseln finden. Beide Arten leben die ersten 14 Tage in Gespinsten zwischen den Blättern, auch "Raupennester" genannt.
    Tagpfauenaugen findet man vor allem auf Brennnesseln, welche zwar sonnig stehen, aber in feuchtem Boden. So zB. an Bachufern, Entwässerungsgräben etc.
    Kleine Füchse und Landkärtchen fressen gerne auf Brennnesseln, welche sich im Halbschatten befinden, zB an Waldrändern, auf Waldlichtungen und so weiter.


    Allerdings wird nicht jedes Brennnesselfeld von den Weibchen belegt. So sollte man nicht enttäuscht sein, wenn man schon auch suchen muss, bis man fündig wird.
    Oft findet man Raupen an Stellen, an denen scheinbar einen Tag zuvor noch keine Raupen waren....sie sind eben trotz allem gut getarnt und man muss auch selbst erst mal ein "Auge" dafür bekommen!


    Am leichtesten findet man halberwachsene Tiere. Die sind schon aufgrund ihrer Größe auffälliger und haben auch an den Brennnesselstauden schon auffällige Frassspuren hinterlassen: kahle Pflanzenstengel und Gespinnstreste auf den Blättern weisen den Weg. All diese Brennnessel fressenden Arten sind unter dem Oberbegriff "Nesselfalter" zusammen gefasst.


    Kohlweißlinge lassen sich jedes Jahr in den Gemüsebeeten auf angepflanzten Kohlstauden finden. Sowohl als Ei, als auch als Raupe (Bild links).


    Welche Rechtlichen Bestimmungen sind zu beachten?
    Bei den oben genannten Arten gibt es keinerlei rechtliche Beschränkungen, welche eine Haltung in Kindergarten oder Schule verhindern würden.
    Allerdings sollte sich jede Person, die ein solches Zuchtprojekt startet, darüber im Klaren sein, dass man mit der Anschaffung der Tiere auch die Verantwortung über das Wohlergehen der Tiere übernimmt.
    Sprich eine sorgfältige und schonende Haltung der Tiere ist selbstverständlich; vom Anfang bis zum Ende.


    Andere sehr attraktive Arten, wie zB. Segelfalter, Schwalbenschwänze, Schillerfalter oder Kaisermäntel sind aus rechtlichen Gründen oder Haltungsschwierigkeiten für die Zucht für Anfänger oder in Schulen etc. nicht geeignet.
    Weitere rechtliche Hinweise zu einzelnen Arten für Deutschland findet man auf der Seite wisia, der Artenschutzdatenbank des Bundesamt für Naturschutz in Bonn.



    Welche Zuchtbehälter für die Tiere?
    Zu Beginn reichen Einmachgläser oder kleine Plastikdosen (Ferrero-Roché-Dosen / Tupper-Dosen). Später sollte man auf etwas größere Behälter wie kleine Terrarien, Aquarien, große Haribo-Dosen oder spezielle Schmetterlingszuchtbehälter zurück greifen.
    Wer ein bisschen handwerkliches Geschick hat, kann aus ein paar Holzleisten, altem Vorhangstoff, Nägel und Scharnieren auch schnell einen Zuchtbehälter bauen.
    So etwas ließe sich auch in den Werkunterricht integrieren, wenn man rechtzeitig damit anfängt.


    Grundsätzliche Anforderungen an den Raupenzuchtbehälter:

    • Gute Zugangsmöglichkeit um die tägliche Säuberung des Behälters zu gewährleisten.


    • abwischbare/waschbare Oberflächen. Vor allem wenn man den Zuchtbehälter öfter hernehmen möchte.


    • zu verschließen, sonst findet man die Raupen am nächsten Morgen im ganzen Zimmer verteilt.


    • Behälter für größere Raupen sollte mindestens eine Seite aus einem luftdurchlässigen Material haben um Überhitzung und zu viel Feuchtigkeit zu vermeiden.



    Weitere Hinweise und eine PDF-Zuchtanleitung zum Download finden Sie hier: Schmetterlinge züchten in der Schule


    Was mit den geschlüpften Tieren machen?
    Die genannten Arten können nach dem Schlupf der Falter überall ausgesetzt werden, vorausgesetzt die Tiere kamen ursprünglich auch aus der "Gegend".
    Als Beispiel: es ist kein Problem Tagpfauenaugen aus Baden-Württemberg nach der gelungenen Raupenaufzucht, in Berlin frei zu lassen.
    Aber es sollten nicht unbedingt Tagpfauenaugen aus Spanien bis nach Deutschland verfrachtet werden....


    Wurden zB. tropische Schmetterlingsarten oder heimische vorkommende Arten von weit entfernten Fundorten gezüchtet, kann es sein, dass ein Freilassen derselben rechtlich nicht möglich ist, da die Gefahr der Faunenverfälschung besteht.
    Hierzu ein Link zu diesem Thema: wikipedia / Neobiota
    In solchen Fällen sollte man sich schon vor Beginn der Haltung dieser Arten mit dem Gedanken beschäftigen, dass Weiterzüchten oder auch ein Töten oder Verfüttern an andere Tiere (Echsen, Agamen, Vögel etc.) eventuell der einzig mögliche Weg ist.


    Was, wenn die Zucht misslingt und die Tiere tot sind?
    Es kann immer passieren, dass eine Zucht teilweise oder vollständig misslingt.
    Man sollte sich vor Augen führen, dass die Insekten und so auch die Schmetterlinge auf der "natürlichen Nahrungsleiter" auf einer sehr tiefen Sprosse stehen.
    Viele andere Tiere, wie zB. Vögel, Spinnen, Echsen, Wespen oder auch "nur" Viren, Pilze und Bakterien, ernähren sich von Eiern, Raupen, Puppen und Faltern.
    Rein rechnerisch muss im Freiland von einer Eiablage eines Weibchens gerade mal wieder ein paarungsfähiges Männchen und Weibchen entstehen um die Art zu erhalten; vorausgesetzt natürlich beide werden nicht schon vor der Paarung und Eiablage von zB einem Vogel gefressen....
    Wenn man jetzt bedenkt, dass ein Tagpfauenaugen-Weibchen mehrere Eispiegel von je 50-150 Eiern legt, kann jeder abschätzen, wie viele Eier/Raupen/Puppen in der Natur ihren Verfolgern zum Opfer fallen.


    Wenn man nun aus dem Freiland vielleicht 20 Raupen für eine Zucht in der Schule mitnimmt und diese Tiere, aus welchem Grund auch immer, während der Zucht eingehen, hat dies keinerlei Einfluß auf den Bestand im Freiland.
    Sicher ist es schade, sollten die Tiere nicht überleben, aber auf diese Weise kann einem selbst und Kindern auch gezeigt werden wie das eben in der Natur so läuft: Fressen und Gefressen werden!
    Die gestorbenen Raupen fallen in der Regel Parasiten zum Opfer. Dies können Raupenfliegen sein, welche ihre Eier in die Raupen legen. Oder Viren und Pilze infizieren die Raupen und bringen sie zum Absterben.


    Abgestorbene Raupen können ins Freie gelegt werden. Sie dienen dort Vögeln oder sonstigen Tieren als willkommene Beute.
    Sind Raupen von Fliegen oder Wespen parasitiert, erkennt man dies meist zum Ende der Zucht. Plötzlich sieht man am Boden des Zuchtbehälters eine kleine weiße Made herum laufen oder es liegen kleine Tönnchen am Boden. In den Tönnchen sind die Puppen der Parasiten. Auch diese Tiere haben ein Recht auf Existenz und eine wichtige Aufgabe in der Natur zu erfüllen. Daher bitte diese Tiere nicht einfach in den Müll werfen oder gar die Toilette herunter spülen, sondern in einem gesonderten Behälter ( Glas ) schlüpfen lassen um sie danach frei zu lassen.


    Was machen in der Zeit, in der niemand auf die Tiere aufpassen kann?
    Nun, wenn wirklich niemand da ist, dann hat es schon zu Beginn der Zucht einen großen Fehler gegeben.
    Also, ganz wichtig: genau informieren, wie lange die Aufzucht bis zum Schlupf der Schmetterlinge dauert.
    Mit der Inbesitznahme der Tiere übernimmt man auch für die Dauer ihrer Entwicklung die Verantwortung für ihr Wohlergehen.
    Wenn eine lückenlose "Betreuung " der Tiere nicht möglich ist, dann sollte man von einer Zucht zu diesem Zeitpunkt Abstand nehmen.
    Zum Wohle der Tiere.


    Sind die Tiere gefährlich, unhygienisch oder gibt es gesundheitliche Bedenken?
    Die oben empfohlenen Nesselfalter und Kohlweißlinge sind ungefährlich.
    Zum Futterwechsel sollte man wegen der Brennesseln vielleicht Handschuhe anziehen.
    Aber selbst das Brennen der Nesseln kann lehrreich sein; sowohl für Kinder, als auch für die Erwachsenen.
    Also lassen Sie sich doch einfach mal d´rauf ein.... :winking_face:
    Man lernt schnell, wie man die Brennnesseln anfassen muss, damit man sich nicht die Finger verbrennt.


    Wenn Raupen sich gestört fühlen, zB. beim Futterwechsel, kann es sein, dass sie zur Abwehr grünen Futterbrei ausspucken.
    Dieser ist jedoch, außer dass es grüne Flecken gibt, völlig ungefährlich.


    Manche Raupen anderer Arten können jedoch schon Brennhaare haben. Hier sollte man sich für jede Art gesondert informieren.


    Wie sind die Puppen zu behandeln?
    Bei sommerlichen Temperaturen bzw. "Zimmertemperatur" dauert die Metamorphose von Puppe zum Falter ca. 10-14 Tage. Dies ist rein Temperaturabhängig. Je kühler, desto länger dauert es.
    Die Puppen sind, wenn sie ganz frisch sind, grünlich durchsichtig. Zu diesem Zeitpunkt sind sie hoch empfindlich gegenüber jeglicher Störung oder gar Berührung!
    Nach ca. einem Tag härtet die Puppenhülle aus und wird braun, mit meist goldenen Flecken. Ab dann kann man die Puppen auch mal vorsichtig in die Hand nehmen, bzw. berühren.
    Einen oder zwei Tage bevor der Falter schlüpft, kann man an den Flügelscheiden der Puppe schon das Farbmuster des zukünftigen Schmetterlings erkennen. Zu diesem Zeitpunkt sollte man diese Puppen möglichst nicht mehr berühren, um den Falter in der Hülle nicht zu schädigen.

    Wenn die Falter schlüpfen müssen sie die Möglichkeit haben, sich an der leeren Puppenhülle oder sonst wo festzuklammern und kopfüber ihre Flügel aufzupumpen.
    Viele Falter nutzen die frühen Morgenstunden als Schlupftermin, manche auch erst die Abenddämmerung.
    Damit Falter, welche erst Abends schlüpfen, wo sie dann vielleicht grad nicht freigelassen werden sollten (keine Kinder anwesend), sollte man den Schlupfbehälter mit den Puppen in einen dunklen aber weiterhin normal temperierten Raum stellen. Solange die Falter dunkel stehen, werden sie nicht im Käfig herum flattern.
    So bleiben sie ruhig und man kann sie am nächsten Tag in Ruhe zusammen mit den Kindern in die Freiheit entlassen.


    Auf diese Weise kann man auch eine ein bis drei Tage dauernde Schlechtwetterperiode überwinden.


    Wie lange dauert eine Zucht?
    Wenn man Raupen in L3 (Larvalstadium 3 / halberwachsen) erhält, muss man für die Raupenaufzucht noch ca. 10 Tage rechnen. Dann ca. 10-14 Tage Puppenstadium.
    So bewegt man sich um die 3-4 Wochen Zuchtdauer, bis die Falter zu schlüpfen beginnen. Bei kühler Witterung kann das aber mal eine Woche länger dauern.


    Kann ich die Falter füttern, wenn ja wie und mit was?
    Man könnte die Falter mit Zuckerwasser füttern (Zucker:Wasser 1:10). Vorausgesetzt, man traut sich das zu. Für einen Anfänger ist dies meist etwas schwierig umsetzbar, da man nicht einschätzen kann, wie und wo man die Falter ev. anfassen kann etc etc.
    Bevor man die Falter bei einer solchen Fütterungsaktion verletzt, sollte man es lieber bleiben lassen.
    Die Tiere kommen nach dem Schlupf auch ohne Probleme 2-3 Tage ohne Nahrung aus. Das müssen sie auch in der Natur in einer Schlechtwetterphase durchhalten können.
    Diese 2-3 Tage sind in der Regel ausreichend um sie frei zu lassen.


    Im Notfall kann man ein mit Zuckerwasser vollgesogenes Schwämmchen in oder auf den Behälter legen und hoffen, dass die hungrigen Falter dort von selbst saugen.




    Was tun wenn dauerhaft schlechtes Wetter ist und ein Fliegen lassen der Schmetterlinge fraglich ist.
    Das Ziel sollte sein, die Tiere möglichst bald in die Freiheit zu entlassen.
    Hierzu sollte es möglichst warm sein und die Sonne scheinen.
    Es ist jedoch nicht nötig, dass von Morgens bis Abends die Sonne scheint. Nur zum Zeitpunkt des Freilassens ist dies von Vorteil.
    Bei Sonnenschein fliegen die Falter leichter los, sind agiler, für Feinde weniger einfach zu erwischen und können schneller mit der Futtersuche beginnen.


    Sollte es jedoch kalt und nass sein, kann man die Falter in einem kleinen Käfig in einem völlig abgedunkelten Raum (oder auch Schrank) aufbewahren.
    Es wäre auch gut, wenn die Lagertemperatur dabei etwas niedriger wäre. 10-15°C wären perfekt. Dabei fährt der Kreislauf der Tiere soweit herunter, dass sie kaum Energie verbrauchen.
    Und eine etwas feuchtere Umgebung wäre gut. Viele dieser Arten überwintern monatelang in feuchten Kellern oder in ungeheitzten Speichern. Diese Luftfeuchtigkeit eines klammen Kellers wäre gut.
    Man kann dies Nachbilden, indem man ein feuchtes Handtuch über den Falterkäfig legt. Das sorgt sowohl für Feuchtigkeit, als auch für zusätzliche Kühle.


    Auf diese Weise, Dunkelheit + Feuchtigkeit + Kühle kann man die Falter gut eine Woche ohne Nahrungsaufnahme aufbewahren.
    Nach dieser Zeit müssen die Tiere unbedingt Zugang zu Nahrung bekommen. Sollte dieser Fall eintreten, dann hilft ihnen das ACTIAS-Forum gerne mit weiteren Infos und Tipps weiter.


    Wie geht das mit dem "Freilassen"?
    Man öffnet den Käfig und geht vorsichtig mit der Hand an den Falter und lässt ihn auf einen Finger krabbeln.
    Dann langsam die Hand aus dem Käfig ziehen und warten bis der Falter davon fliegt.
    Sie werden sehen, es ist ein tolles Erlebnis. :winking_face:

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