Sammlung gammelt

  • Hallo allerseits,



    habe vor paar Tagen einen Kasten mit tropischen Faltern geöffnet, Erinnerungen meiner Reisen, zum Teil fette Dinger, und es stieg Verwesungsgeruch auf. hab ihn wieder zugemacht um nachzudenken.


    Hatte ihn das letzte mal im Dez., also vor einem halben Jahr offen um die gesprungene Scheibe zu erneuern. Da herrscht normalerweise eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit, dieser Winter war aber gar keiner, keine Ahnung ob es zu feucht war. Momentan ist es feucht, ich kann den Kasten nicht einfach trocknen indem ich ihn offen stehen lasse.


    Wie bekomme ich die Verwesung gestoppt?


    Danke Elmar

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  • Lieber Elmar,


    was ich gegen äußern Schimmel einsetze ist Essigessenz bei Faltern, was ich mit einen Pinsel abgeriewben habe.


    WAs gegen Schimmel in der Wohnung bei mir gerade eingestzt hatte war eine 3 % Chlor Lössung. Ob das bei Faltern auch geeignet ist das konnte ich bisher noch nicht testen. BEvor ich das chlor einsetzte in der Wohnung hat mit ein Freund geraten mit eine 80 % Alkohol vor zu arbeiten.


    Ich würde auch einen ganz neuen Kasten kaufen das dieser Dick abschließt, für deine Wetvollen Tiere an denen Du hängst.


    Das Chlor braucht mehrere Tage bis es verdampft und der Geruch ist etwas unangenehm - gut Lüften.


    Würde mich freuen wenn Du damit erfolg hast.


    Liebe Grüße Michi

  • Hallo Michi,


    ich erinnere mich wieder, " Präparation Wirbelloser" von Weißnichtmehr. Habe das Buch evtl. noch rumliegen und das früher auch gemacht, das ist 50 Jahre her und man versucht zu rationalisieren und vergißt dabei das Bewährte.


    Ich war auf dem Holzweg weil ich alle Bewohner des Kastens verdächtigte. Habe nun wieder einen Pfad und werde den Stöhrenfried mit meinem Geruchsensor aufspüren und mir dann überlegen was ich mit dem anstelle. Ihn trocken auszuräumen wird nicht möglich sein.


    Könnte man seinen Arsch in Formalin oder so was ähnliches tauchen? Bei 50° in den Backofen, er war ja schließlich ca. 18 Jahre brav? Oder noch heißer falls Fäulnisbakterien kein Eiweiß enthalten? Oder genügt nur trocknen?


    Ich fürchte das artet in einer Versuchsreihe aus.


    Auf alle Fälle hast Du mir geholfen, Vielen Dank


    Elmar

    • Offizieller Beitrag

    Hi,

    Zitat

    Könnte man seinen Arsch in Formalin oder so was ähnliches tauchen? Bei 50° in den Backofen, er war ja schließlich ca. 18 Jahre brav? Oder noch heißer falls Fäulnisbakterien kein Eiweiß enthalten? Oder genügt nur trocknen?


    Jede lebende Zelle dieses Planeten enthält Polypeptidstrukturen (Proteine), das ist also nicht das Problem. (Allerdings haben Lebenwesen unterschiedliche Thermophilien; der Großteil + wir Menschen sind zwar mesophil, ab 42°C beginnen unsere Eiweiße also zu denaturieren; es gibt aber besonders bei Mikroorganismen wirklich unglaubliche Anpassungen. Hyperthermophile haben viel höhere Temperaturmaxima; einer der derzeitigen Rekordhalter mit einem Temperaturoptimum von über 100°C und einer Toleranz bis zu 113° (teilweise bis 121°C) ist die Archaea Pyrolobus fumarii. Allerdings wachsen solche Lebewesen auch nur bei über 70 oder 80°C, kommen in unseren normalen Umgebung also niemals vor. - das nur zur Information :winking_face: )


    Das eigentliche Temperaturproblem ist die "trockene Hitze" - viele der Fäulnis Bakterien, die für deinen Fall anhand des Geruchs und des Nahrungssubstrats in Frage kommen (Clostridien, Enterobacterien, Bacillus sp.) können unter Extrembedingungen (Hitzestress) temperaturresistente Endosporen ausbilden. Außerdem wird ein Präparat im Backofen sehr spröde, besonders wenn es durch Fäulnis innerlich bereits zersetzt und durch Feuchtigkeit innere Spannungen aufgebaut sind. Es würde also zerbröseln.


    Deine Idee mit Formalin ist besser, allerdings würde ich bei sehr dicken Faltern (Saturniidae etc.) zuerst die Hinterleiber vorsichtig öffnen und ausnehmen (sofern das bei den getrockneten Tieren überhaupt funktioniert.) Danach würde ich an deiner Stelle die Falter erstmal für eine Weile in Ethanol baden (Waschbenzin, Spiritus), das ist einerseits hygroskopisch und entzieht dem Präparat die entstandene Restfeuchtigkeit; was eine weitere Verwesung unmöglich macht; andererseits entfettet es die Falter gleich noch und nimmt zukünftigen Bakterien und Schädlingen zumindest eine große Nahrungsquelle. (Die Bakterien werden durch reinen Ethanol übrigens nicht abgetötet, da reiner Alkohol die Endosporen durch äußere Austrocknung fixiert und noch widerstandsfähiger macht. Um auch diese noch loszuwerden (ist bei erfolgter Entwässerung aber eigtl. unnötig) könntest du die Präparate vor der reinen Spiritus-Behandlung mit 70 - 80%igem Ethanol behandeln, da ist nämlich das desinfizierende Maximum (Sporen werden nicht fixiert sondern denaturiert).


    Zu guter Letzt (ist aber im Grunde wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen wenn man bereits eine Ethanol-Behandlung durchgeführt hat) das Formalin (also die Formaldehyd Lösung). Wird deine Präparate auf ewig schützen, da jede Aminogruppe der Proteine im Präparat durch das Formaldehyd zu Iminen inaktiviert wird; es entsteht quasi ein inaktives Eiweiß-Polymer - Kunststoff/ natürliches Plastik!


    Fertig ist der Lack. :winking_face:


    Ciao,
    Lucas

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