Ornithoptera spannen

  • Hallo alle zusammen,
    Ich habe ein Weibchen von Ornithoptera Priamus poseidon, dass ich spannen möchte. Ich habe es schon seit ca. einer Woche in einem Plastikbehälter auf einem nassen Tuch(was bis jetzt immer gut funktioniert hat, ich habe aber noch nie so einen großen Falter gespannt), die Fühler sind auch schon weich, aber die Flügel lassen sich nur schwer auseinander falten, längst nicht so schön wie hier: How To Pin a Butterfly.mov - YouTube . Und der sagt, er hatte ihn nur etwas länger als einen Tag in der Box. Und kann mir jemand sagen, wozu er das Styropor in dem Wasser hat? Ich habe das jetzt mal provisorisch nachgebaut.
    Kann mir irgendjemand einen Tipp geben, wie ich Falter dieser Größe aufweichen und spannen kann (ich habe auch noch eine Thysania agrippina und ein :male: von O. Priamus poseidon)?


    Viele Grüße
    Constantin


    PS: Kann mir jemand sagen, wo ich schimmelpilzverhindernde Mittel herbekomme ( in einem anderen Video hab ich gesehen, wie einer so eine Art Kristalle ("moth crystals") benutzt hat, die konnte ich aber nirgendwo finden), da sie heute schon so fadenartigen Schimmel angesetzt hatte.

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  • Ich habe schon hunderte Ornithoptera und auch Großsaturniiden gespannt und bin immer wieder erstaunt, wie viel Arbeit sich manche Sammler machen. Meine Methode funktioniert und wenn ich diese jetzt präsentiere, dann werden wahrscheinlich einige verwundert darüber sein.


    Ich weiche die Falter maximal wenige Stunden auf, bei Saturniiden spanne ich nach etwa einer Stunde und bei Ornithoptera kann es auch mal eine halben Tag dauern. Das Aufweichen über Tage oder gar eine Woche kann schon deshalb nicht funktionieren, weil Falter etwa nach zwei Tagen anfangen zu schimmeln. Natürlich könnte man jetzt Thymol in den Aufweichbehälter geben, dann würden die Falter halt nicht verschimmeln, sondern verfaulen. Das Problem ist aber, dass bei Schimmel, der den Faltern die Feuchtigkeit entzieht, diese wieder hart werden. Bei Fäule zerfallen sie irgendwann und ein anderes Problem beginnt, die Flügelschuppen fangen an sich abzulösen. Wie früh Zerfallprozesse einsetzen, erzählte mir erst vor kurzem ein Kollege. Wir machen häufig DNA Analysen und bei Faltern die länger als zwei Tage in einer Aufweichdose liegen, ist häufig schon keine DNA mehr möglich.


    Ich habe eine Plastikdose, die unten mit Styropor ausgelegt ist. Darauf liegen 10 und mehr Lagen Küchenrollenpapier. Wenn ich anfange aufzuweichen, gebe ich heißes Wasser in den Behälter, bis die Rollen feucht, aber nicht nass sind. Dann nehme ich eine Spritze, die ich ebenfalls mit heißen Wasser aus der Leitung aufziehe. Dann spritze ich die Falter. Bei Saturniiden ist das etwas unproblematischer, wenn man zuviel spritzt. Bei Ornithoptera und auch Morphos darf auf keine Fall Wasser auf die Flügel gelangen. Also spritzt man nur wenige Tropfen von hinten nach vorn in den Thorax. Dann gebe ich die Falter für eine Stunde in die Dose. Die Falter sind weich, wenn sich die Antennen ohne Einschränkung und ganz vorsichtig bewegen lassen. Bei großen Faltern ist es zweckmäßig, vor dem aufspannen, die Flügel zu lockern. Dafür nehme ich eine Stricknadel. Von vorn zwischen die Flügel und ganz vorsichtig von Thorax nach außen, erst wenig dann mehr, bis sich die Flügel fast im Winkel von 90° spreitzen lassen. Dann nadeln und spannen. Zu harte Falter gerade bei Ornithoptera bekommen Kratzspuren, wenn man mit dem Spanninstrument abrutscht. Durchstechen der Flügel wäre auch katastrophal, also auch hier keine spitzen Instrumente, Stricknadel geht auch, manche versehen die Spitzen noch mit rutschfesten Gummi. ich spanne im Jahr etwa 600 - 800 Falter.

  • Hallo,
    von Fensterputzmittel zum Einweichen rate ich ab, da dieses Tenside enthält, die die Oberflächenspannung des Wassers starz herabsetzen: So können häßliche Weichflecken, besonders bei Insekten mit Schillerschuppen (Strukturfarben) entstehen.
    Ich weiche auch große Falter nur maximal 2 Tage auf. Als Mittel zur Schimmelbekämpfung füge ich Essig hinzu.
    Um die Flügelgelenke weich zu bekommen, spritze ich einen Tropfen reines Wasser in die Flügelwurzel und lass eventuell austretendes Wasser von einem Zellstoffstreifen aufsaugen. Nach ca. 5 Minulen sind die Flügelwurzeln weich und der Falter läßt sich leicht spannen. Dies mache ich bei grundsätzlich allen "Makros" die malgetrocknet waren (einschließlich Bläulinge).


    Gruß
    Ernst

  • Wie früh Zerfallprozesse einsetzen, erzählte mir erst vor kurzem ein Kollege. Wir machen häufig DNA Analysen und bei Faltern die länger als zwei Tage in einer Aufweichdose liegen, ist häufig schon keine DNA mehr möglich.


    Die Gründe hier sind meist ganz andere. Bei den Käferleuten wird in der Regel Ethylacetat (Essigäther) als Tötungsmittel verwendet. Die so getöteten Käfer sind aber sofort völlig ungeeignet für genetische Analysen, da Ethylacetat bereits die DNA schädigen und zerstören. Gleiches gilt für viele andere Mittel. Ich gehe davon aus, dass die meisten Falterleute mit Zyankali töten und auch hier bereits die Schädigung der Dann erfolgt. Sicher für genetische Analysen ist die Abtötung und Aufbewahrung in hochprozentigem Alkohol. Alles andere ist auf Dauer nichts.


    Unabhängig davon erwähne ich hier mal, dass 5%ige Essigsäure nicht nur Schimmel, sondern auch Fäulnis verhindert (die DNA aber schädigt). Ob für Falter geeignet entzieht sich meiner Kenntnis.


    Beste Grüße
    Klaas

  • Gestern Abend war der Falter mit meiner provisorischen Lösung, die ich aus dem Video übernommen hatte, so gut aufgeweicht, dass ich ihn spannen konnte. Allerdings war der Körper von dem fadenartigen Schimmel überzogen, den ich aber einfach mit der Pinzette abzupfen konnte, und jetzt ist davon nichts mehr zu sehen. Wenn er trocken ist, werde ich ein Bild in den "Was habt ihr zuletzt gespannt"-Thread reinstellen.


    Viele Grüße
    Constantin

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  • Hallo, ich habe das mal schon früher probiert. Geht ganz gut aber meine Falter weichen erst nach 1-2 Tagen auf trotz spritzen. ich benutze eine Nadel zum Insulin-Spritzen, man kann dort die Wassermenge vorher definieren, so verhindert man dass der Falter wegschwimmt oder zuviel Wasser eindringt, dazu sind die Nadeln sehr fein. Die Spritzen kosten allerdings ca, 100 EUR, oder man besorgt sich eine gebrauchte.
    Ich habe gehört, dass man etwas statt Wasser spritzt. Kann mich aber nicht mehr erinnern. Oder täusche ich mich?
    Danke Gruß Joachim

    • Offizieller Beitrag


    (...) bereits die DNA schädigen und zerstören. Gleiches gilt für viele andere Mittel. Ich gehe davon aus, dass die meisten Falterleute mit Zyankali töten und auch hier bereits die Schädigung der Dann erfolgt. Sicher für genetische Analysen ist die Abtötung und Aufbewahrung in hochprozentigem Alkohol

    Moin Klaas,


    Ich befürchte, das geht gerade etwas ab vom eigentlichen Thema - falls ungewünscht, bitte löschen oder in ein neues Thema verschieben - aber mich interessiert der Punkt gerade doch schon etwas mehr.
    In der Uni wurde uns beigebracht, dass zwar sowohl Ether als zB auch Salmiakgeist die DNA schädigt - nicht jedoch Zyankali. Bist du dir bei deiner Aussage sicher, oder vermutest du es nur? Vielleicht kann Frank dazu ja kurz nocheinmal einen Satz schreiben. Würde mich schon sehr interessieren.


    Ansonsten kann ich nur kurz meine Erfahrung schreiben: ich habe im letzten Jahr auch mind. 500 Falter gespannt -die beste Erfahrung habe ich ebenfalls im spritzen mit heißem Wasser und dem Aufweichen über Fensterputzmittel. Geschimmelt ist mir da noch keiner. Und spannweich wurden sie auch fast alle (wenn man die Tötungsmethode berücksichtigt - zB Bläulinge in Zyankali sind mE sehr ungünstig). DNA habe ich bisher nur einmal in der Uni probieren lassen - und konnte auch nach einigen Tagen über Spühmittel und mit Zyankali ausgewertet werden. Ob dies allerdings Zufall war, kann vermutlich Frank besser beurteilen.


    Beste Grüße,
    Toni

  • Ich habe es von einem Kollegen erzählt bekommen, der eben auch an der Uni ist. Frage ist im Endeffekt, was es bedeutet, dass Zyankali geht. Geht es nur ein oder zwei Tage nach dem Abtöten, eine Woche, einen Monat? Wie lange bleibt die DNA bei Zyankalitötung erhalten? Ich denke mit der Trocknung des Falters geht die DNA spätestens Stück für Stück flöten. In Alkohol aufbewahrt sieht das halt anders aus. Die Falter (oder Tiere allgemein) kannst Du auch noch in 20, 30 oder 100 Jahren auf ihre DNA untersuchen.


    Liebe Grüße
    Klaas

  • Ich weiß nicht wer hier was warum behauptet bezüglich der Zerstörung von DNA. Ich selbst habe im Rahmen des Bold-Projektes mehr als 3.000 DNA Analysen bei Saturniiden und Morphos veranlasst. Die Quote bei der es zu keinem Ergebnis kam liegt etwa bei 10%. Für diese Analysen werden in der Regel Beine der Falter in Röhrchen eingereicht. Bei den Fehlerquoten gibt es eine klare Tendenz. Je älter ein Falter ist, desto höher ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. Die Sache mit der Abtötung halte ich für sehr unwahrscheinlich. Die 3.000 Falter kamen aus vielen Ländern, von noch mehr Fängern, die wie ich weiß so ziemlich alles nehmen, um Falter abzutöten, sehr oft auch Zyankali, habe ich selbst oft gemacht. Warum sollte bei einem Falter der mit Zyankali getötet wurde, die DNA aus dem Bein nicht möglich sein, einem sklerotisierten Teil eines Insekts? Wenn es so wäre, dann müsste die Fehlerquote höher liegen, denn die Tötung mit Zyankali war vor 5-10 Jahren Standard.

  • Ich be mich, seit die genetische Nummer auf den Markt gekommen ist, mit einigen Leuten unterhalten. Sowohl Studenten, als auch solchen, die an der Genetik forschen (z.B. im Rahmen des Gbol-Projekts aber auch weitere). Und bei allen wird gleichermaßen gesagt, dass z.B. Tötung mit Ethylacetat die DNA zerstört. Nicht sofort, aber die "Überlebensdauer" der DNA ist auf wenige Tage beschränkt. Gleiches gilt bei Aufbewahrung in Essigsäure. Möglicherweise sind aber die Methoden der Ermittlung der Dann unterschiedliche. Das entzieht sich leider meiner Kenntnis. Die Frage allerdings...


    "Warum sollte bei einem Falter der mit Zyankali getötet wurde, die DNA aus dem Bein nicht möglich sein, einem sklerotisierten Teil eines Insekts?"


    ... kann man mit einer Gegenfrage beantworten: Warum sollte es nicht???


    Beste Grüße
    Klaas

    • Ich halte es für fragwürdig, wenn einer einen kennt, der einen anderen kennt, der dann gesagt hat, dass die DNA mit Zyankali usw. zerstört wird. Was soll es überhaupt heißen, dass die DNA abstirbt?


    Natürlich gibt es unterschiedliche Verfahren eine DNA zu extrahieren. Anerkannt ist derzeit bei Insekten die Extrahierung des CO1 Gens aus den Mitochondrien. Dieses Gen ist bei jeder Art unterschiedlich. Es wird also beim DNA Barcoding nur dieses eine Gen untersucht und Individuen zueinander verglichen. Der so untersuchte DNA Abschnitt ist sehr kurz und bildet nur 658 Basenpaare ab. Das reicht aber aus, wenn man Arten in Massen zueinander vergleichen möchte. Beim Barcoding wird das Ergebnis in Form eines Strichcodes dargestellt und es entsteht ein Barcodebaum. Die Unterscheidung liegt nun in der Länge der Äste und wird in Prozent dargestellt. Weltweit anerkennt ist, dass es sich um zwei Arten innerhalb einer Gattung handelt, wenn der Unterschied etwa 2% beträgt. Das ist der Stand von heute. Tiefergehende Phylogenie wäre nur möglich, wenn man mehrere Gene extrahieren möchte, weshalb DNA nicht gleich DNA ist und ein Vergleich von Barcoding mit der Extrahierung menschlicher DNA Unsinn ist. Wenn also einer einen kennt der einen anderen kennt, der gesagt hat, dass Zyankali die DNA zerstört, dann müsste man den Fragen, ob er das CO1 Gen extrahieren wollte.

    • Weltweit anerkennt ist, dass es sich um zwei Arten innerhalb einer Gattung handelt, wenn der Unterschied etwa 2% beträgt. Das ist der Stand von heute.

    Das wiederum ist Ansichtssache :grinning_face_with_smiling_eyes:


    Da hake ich nun kurz ein, auch wenn es nichts mit dem grundsätzlichen Thema der DNA-Schädigung durch Tötungsmittel zu tun hat und möchte Herrn Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, den Direktor der Zoologischen Staatssammlung München "zitieren", der in seinem Vortrag zum 56. Bayerischen Entomologentag "Der Barcoding-Baum - das unbekannte Wesen" erläuterte, dass man die bisherige Annahme, dass ein Unterschied von mehr als 2% ausreichend für eine Arttrennung sei, so nicht allgemein stehen lassen kann.
    Das Barcoding ist ein weiterer Baustein in der Abgrenzung von Arten, zusätzlich zu Morphologie, Biologie, Genital der Arten usw...
    Ein sehr gewichtiger Baustein, wohlgemerkt.
    Aber die während der letzten Jahre gemachten Erfahrungen zeigen, dass selbst bei Abweichungen von 2% bis zu 10% bei Insekten nicht automatisch von einer neuen Art ausgegangen werden kann.
    Bei Heuschrecken gibt es in Deutschland Funde von gleichen Arten, die räumlich weit getrennt aufgesammelt wurden und deren DNA entsprechend unterschiedlich ist. Hier wird vorerst vermutet, dass sich diese "10%"- Lücke durch weitere Aufsammlungen von Tieren die zwischen den ersten beiden Fundstellen liegen, geschlossen werden können und dass es sich doch um eine Art handelt. Oder vielleicht um zwei ssp.


    Und auch bei anderen Insecta gab es ähnliche Erkenntnisse.


    Es ist dabei allerdings jegliche Art für sich alleine zu betrachten, was die Sache nicht gerade einfacher macht.


    Somit kann bei Art A eine Differenz von 2% in der Gensequenz, in Verbindung mit anderen Differenzierungen, schon ein sicheres Zeichen einer Artabgrenzung sein und bei Art B noch nicht mal 5% Unterschied.
    Untermauert sollten solche "Artdiagnosen" welche rein über die Gensequenzen erfolgt sind, durch Untersuchung der weiteren möglichen artspezifischen Unterschiede wie eben Morphologie, Genital, Biologie, Praeimaginalstadien, Habitate etc.....tja, und das machst dann mal mit ein oder zwei Tütenfaltern aus dem Amazonasgebiet, auf deren DNA hin man eine "neue" Art beschreiben möchte.
    Zurecht oder nicht sei mal dahin gestellt ;


    Und, um auf das Thema zurück zu kommen, noch dazu mit einer eventuell durch die Einwirkung des Tötungsmittels nicht unversehrt vorliegenden DNA.


    In diesem Sinne, vorsichtig bei der Jagd auf "neue" Arten. DNA ist nicht alles.


    Servus
    Rudi

  • Hallo Rudi,


    vielen Dank für die zusätzlichen Erläuterungen. Dass das Barcording Verfahren einen sehr schweren Stand bei einer Reihe professioneller Entomologen insbesondere in Deutschland an Universitäten und Institutionen hat, ist hinlänglich bekannt. Ich habe es ja nicht erfunden und in Canada und anderen Ländern scheint man da ganz anderes unterwegs zu sein. Was andere Insekten betrifft, dazu kann ich nichts sagen, weil ich mich nur mit Saturniiden und ein wenig mit Morphos beschäftigt habe. Jede Epoche hat ihre Beschreiber und nach wie vor werden Arten nur an Hand der äußeren Morphologie der Falter beschrieben. Gerade bei zum Beispiel Morphos ist das nach wie vor verbreitet. Natürlich kann von einer automatischen Annahme eine neue Art vor sich zu haben keine Rede sein, nur weil der Barcode-Ast 2% Unterschied aufweist. Mir ist auch kein Beschreiber bekannt, der nur auf diese Weise neue Arten beschreibt. Das Problem ist doch erstmal ein ganz anderes. Um vermeintliche Arten miteinander vergleichen zu können, muss auch das Vergleichsmaterial richtig determiniert worden sein. Wenn ich eine falsch determinierte Automeris Art mit Barcode versehe, ist die Ableitung daraus falsch. Und genau hier liegt der von vielen verkannte Nutzen einer DNA Datenbank. Barcoding hatte zunächst das Ziel die DNA von unglaublichen Massen an Individuen und nicht von Arten zu extrahieren. Zunächst wurden also bei den Saturniiden massenweise DNA Barcodes erstellt. Mittlerweile habe ich Zugriff auf allein über 8.000 Barcodes nur von neotropischen Saturniiden. Das aufzubauen war für einige meiner Kollegen und auch mich eine große Herausforderung. Dann gibt es für jedes entomologische Gebiet manchmal nur einen oder sehr wenige Spezialisten, die überhaupt in der Lage sind Material richtig zu determinieren, denn von den Holotypen vieler Arten ist die Extrahierung einer DNA derzeit offensichtlich nicht möglich. In der Saturniidenszene gibt es noch recht viele Spezialisten weltweit. Zugriff auf diese 8.000 oben erwähnten Barcodes hat nicht jeder und wer solche Datenmengen nicht vergleichend zur Verfügung hat, sollte sich mit Kritik am Barcording zurückhalten. Wie gesagt, noch vor 10 Jahren wurden fast alle Insekten an Hand der Faltermorphologie (Farbe, Größe, Flecken usw), der Verbreitung und der Genitalstrukturen beschrieben. Larvalbiologie war und ist bis heute bei den meisten Saturniiden - Arten unbekannt. Fakt ist jedenfalls - auch wenn Barcording nicht immer funktioniert es ergeben sich sehr klare Muster bei den 8.000 Vergleichindividuen. Bei den Beschreibern, die ich kenne und die mit Barcording arbeiten, wird standardmäßig immer auch eine Genitalanalyse gemacht, natürlich wird die Morphologie der Falter hinzugezogen und natürlich schaut man sich die Lebensräume, Vegetationskarten an und zieht dann einen Schluss, der im Auge des Beschreibers richtig ist. Und das interessante ist, dass es in der überwiegenden Zahl der mit Barcode untersuchten Saturniiden schlüssig ist. Sind 2% Unterschied im Barcode, gibt es in der Regel auch genitalmorphologische Unterschiede, findet man Unterschiede in der Morphologie der Falter, fliegen diese Falter auch in verschiedenen Habitaten, Höhen usw. Ich kann alte Vegetationskarten eines südamerikanischen Landes nehmen und die Barcodes aller dort nachgewiesenen Saturniiden darüber legen. Die Ergebnisse sind erstaunlich, aber eigentlich auch vielfach logisch.

    • Ich halte es für fragwürdig, wenn einer einen kennt, der einen anderen kennt, der dann gesagt hat, dass die DNA mit Zyankali usw. zerstört wird. Was soll es überhaupt heißen, dass die DNA abstirbt?


    Natürlich gibt es unterschiedliche Verfahren eine DNA zu extrahieren. Anerkannt ist derzeit bei Insekten die Extrahierung des CO1 Gens aus den Mitochondrien. Dieses Gen ist bei jeder Art unterschiedlich. Es wird also beim DNA Barcoding nur dieses eine Gen untersucht und Individuen zueinander verglichen. Der so untersuchte DNA Abschnitt ist sehr kurz und bildet nur 658 Basenpaare ab. Das reicht aber aus, wenn man Arten in Massen zueinander vergleichen möchte. Beim Barcoding wird das Ergebnis in Form eines Strichcodes dargestellt und es entsteht ein Barcodebaum. Die Unterscheidung liegt nun in der Länge der Äste und wird in Prozent dargestellt. Weltweit anerkennt ist, dass es sich um zwei Arten innerhalb einer Gattung handelt, wenn der Unterschied etwa 2% beträgt. Das ist der Stand von heute. Tiefergehende Phylogenie wäre nur möglich, wenn man mehrere Gene extrahieren möchte, weshalb DNA nicht gleich DNA ist und ein Vergleich von Barcoding mit der Extrahierung menschlicher DNA Unsinn ist. Wenn also einer einen kennt der einen anderen kennt, der gesagt hat, dass Zyankali die DNA zerstört, dann müsste man den Fragen, ob er das CO1 Gen extrahieren wollte.

    Ich habe lange überlegt, ob ich hierauf überhaupt antworten soll, denn ich halte es hingegen für fragwürdig, wenn jemand auf einen Post antwortet, den er sich nicht vernünftig durchgelesen hat. Ich habe engen Kontakt mit vier Leuten, die immer wieder DNA analysieren. Jeder einzelne von denen sagt, dass DNA bei Käfern, die in Ethylacetat getötet wurden oder in Essigsäure aufbewahrt oder aufgeweicht wurden, zerstört und für eine Analyse nicht mehr tauglich ist. Zyankali, hatte ich auch erwähnt, kann ich nicht sicher sagen, meine aber, dass auch dieses als negativ bewertet wurde. Es ist freilich ein Unterschied, ob Du die Tiere tötest und unmittelbar nach der Tötung bearbeitest, oder ob da mehrere Stunden oder gar Tage und mehr zwischen Tötung und Bearbeitung liegen. Wenn Du Deine Tiere am selben Tag bearbeitest, mag das alles richtig sein, was du schreibst. Wenn Du aber selber kein Bearbeiter bist, sondern Bearbeitern Material zur Verfügung stellst, oder Mengen bearbeiten musst, die nicht mal eben nebenbei zu bearbeiten sind, ist Essig mit analysieren. In diesen Fällen, so wird eindeutig gesagt, zerstört das Ethylacetat ebenso wie die Essigsäure auf Dauer die DNA. Auf Dauer heißt hier, dass bei Tieren, die heute gefangen wurden, morgen schon die Dann so weit zerstört ist, dass eine vernünftige Analyse nicht mehr drin ist. Und da verlasse ich mich lieber auf vier versierte Kollegen, als auf jemanden, der innerhalb von zwei Sätzen den Terminus ändert. Ich habe an keiner Stelle geschrieben, dass DNA abstirbt. Was für'n Blödsinn. Ich spreche immer von zerstören, niemals von absterben. Und "zerstören" sollte hier klar definiert sein. Also bitte bei den Tatsachen bleiben.


    Ansonsten danke für die Erklärungen zur DNA Analyse, aber das wusste ich auch schon vorher. Wie gesagt, ich unterhalte mich zuweilen mit den vier oben erwähnten Kollegen und neige nicht dazu, gleich alles wieder zu vergessen.


    Ach ja, Barcode for Life, in Zuge dessen inzwischen ein großer Teil der heimischen Fauna untersucht wurde, hat als Voraussetzung, dass das Material in Alkohol aufbewahrt wird. Dafür bekommt man sogar die entsprechenden Röhrchen, bereits mit Alkohol bestückt, zugeschickt. Das wird wohl einen Grund haben...


    Beste Grüße
    Klaas

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  • Wir sprechen ganz offensichtlich nicht die gleiche Sprache, weshalb eine vernünftige Konversation zum Scheitern verurteilt ist. Tut mir Leid, wenn ich immer alles falsch verstehe und zu wenig weiß.


    Sie schreiben von einer Überlebensdauer der DNA von nur wenigen Tagen. Das kann man schon im Zusammenhang mit dem Absterben der DNA verstehen, was es aber nicht gibt. Was Tötung in Ethylacetat von Käfern bedeutet, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich schwimmen sie darin. Meine Saturniiden werden jedenfalls nicht gebadet. Warum man Käfer in Essigsäure aufbewahren muss, weiß ich nicht, Saturniiden werden jedenfalls getrocknet und getütet. Dass man Käfer unbedingt mit Essigsäure aufweicht - keine Ahnung warum? Die wenigen Dynastes, die ich präpariert habe, hatte ich mit heißen Wasser gespritzt und sie wurden butterweich.


    Mein Tipp wäre dann halt, dass man Käfer, von denen man eine DNA machen will, nicht in Essigsäure baden sollte.


    Ach ja - ich habe nur 3.000 DNA Röhrchen für Barcoding befüllt und niemals war die Voraussetzung, dass das Material vorher in Alkohol aufbewahrt werden musste. Die Barcode Röhrchen aus Canada waren nie mit Alkohol gefüllt. Die Präparate wurden trocken geschickt. Aber wer weiß, wer da wieder einen kannte.....


    In dem Sinne - Frohe Ostern - und das Hobby soll Spaß machen, Freude bereiten und zur Entspannung dienen - solche Schriftwechsel gehen leider in eine andere Richtung. Deshalb Rudi würde ich mich sehr freuen, wenn Du diese Diskussion nunmehr beendest - es ging ja mal um das spannen von Ornithoptera.

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