Parnassius apollo wiskotti - ein verschwundenes Juwel?

  • Auf einer der letzten Insektenbörsen kam ich zufällig an einer Gruppe Entomologen vorbei, die sich angeregt über einen kleinen klappbaren Holzkasten beugten. Ich konnte einen Blick erhaschen und sah darin eine Kollektion von herrlichen Faltern, die mir bekannt vorkamen: Apollofalter mit unglaublich stark erhöhtem Rotanteil. Ich fragte um Erlaubnis, ein Bild dieser roten Apollos machen zu dürfen. Danach wurde der Kasten schnell wieder zugeklappt. Nach dem Preis habe ich gar nicht erst gefragt, sicher ist er astronomisch...Das Bild wurde bereits im Bericht zur Ingolstädter Börse vorgestellt:



    Auf der Börse in Frankfurt hatte ich vor Jahren schon diese unglaublichen Parnassier mit stark erhöhtem Rotanteil gesehen, jetzt erinnerte ich mich an den Herrn, der sie damals angeboten hatte. Es war derselbe. Schon damals hatte ich nachgefragt und erfahren, dass es sich um Kreuzungen von P. apollo oder anderer Arten handele, unter anderem mit der(ausgestorbenen?) Form wiskotti von der Insel Gotland. Die Frage nach Zuchtmaterial wurde verneint, dazu gebe es zu wenige...


    Nun hat das Echo auf den Bericht gezeigt, dass Interesse an der Geschichte dieser Apollos besteht und das anscheinend nur wenig Informationen über diese Zuchtlinie vorhanden ist. Zwar sind im Internet einige Bilder von Auktionen vorhanden, aber ich kann keine vernünftigen Abhandlungen zu diesem Thema finden...
    Leider ist auch hier die Gesetzgebung wohl der eigentliche Grund, warum das Thema nur "unter dem Tisch" besprochen wird und keine Fakten veröffentlicht werden, von Verbreitung von Zuchtmaterial ganz zu schweigen. Der Besitz solchen Materials ist illegal. Die Tiere oben wurden nicht ausgestellt.
    Trotzdem möchte ich Euch um Hilfe bitten, hier zusammen zu tragen, was über diese sagenhaft schönen Parnassier publiziert wurde oder überhaupt bekannt ist.
    Interessant ist alles an Fakten und Literatur, sowohl zum Apollo aus Gotland, sowie zu den Kreuzungen der lokalen Formen und wie diese spezielle Form des Apollo erzeugt wird. Eventuell gibt es auch Erkenntnisse über die genetischen Zusammenhänge der Ausbildung der Merkmale in den Folgegenerationen.
    Und natürlich Eure Bilder von Apollos ( auch phoebus), besonders von Tieren mit hohem Rotanteil(f.cardinalis) und ihre Geschichte!


    Fakt ist wohl, das es sich bei den Tieren aus dem Kasten um "Kreuzungen" verschiedener Lokalformen/bzw Arten des Apollofalters handelt.


    Freue mich auf Eure Antworten
    Gruß
    Arnd

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  • Hallo Arnd


    wiskotti ist eine genetische Mutation der auf Gotland vorkommenden ssp. linnei.
    Sie ist meines Wissens rezessiv. Einige Franzosen haben damit wunderschöne Zuchten gemacht, unter anderem auch mit den Formen Zorro und Pseudozorro. Letztere sind wohl tatsächlich "ausgestorben"(die eigentliche subspecies existiert aber noch und die Mutation KÖNNTE wieder hervortreten) den wiskotti aber sollte es noch geben,auch in seiner Wildform.Durch Kreuzung lässt sich die Mutation auf andere Subspecies übertragen.


    Zur Genetik des wiskotti,zorro und pseudozorro


    http://www.zoologie.umh.ac.be/…7_3_4_293_302_compact.pdf


    Noch ein paar schöne Exemplare


    http://insectnet.proboards.com…5/parnassius-apollo-forms


    Grüße


    Felix

  • Hello Arnd,


    The wiskotti form is a rare form from Gotland, indeed caused by a recessive mutation. Even though the form can be absent for years, hypothecically many individuals may still be carriers of the mutation. You can calculate this using the Hardy-Weinberg equilibrium model for allele frequencies, if you assume there is no selection on the mutation. Each butterfly has 2 copies of the every gene, 1 from the mother and 1 from the father. Alleles are variants of the same gene. In the Gotland population there are apollo specimens with 2 wildtype alleles for the wiskotti gene (WW, homozygote normal), 1 wildtype + 1 wiskotti allele (Ww, heterozygote, carrier) and 2 wiskotti alleles (ww, homozygote wiskotti). WW specimens have a normal phenotype. Ww specimens carry the wiskotti mutation, but because the mutation is recessive, the phenotype is also normal. Only ww specimens have the wiskotti form. So the wiskotti form can only arise if both parents are heterozygous (Ww) or homozygous for the wiskotti mutation (ww).


    The Hardy-Weinberg proportions are as follows: 'p^2 +2pq + q^2 = 1' and 'p + q = 1'. p and q are the 2 different alleles (W and w) and in this model the frequency of the alleles is in an equilibrium state. Let's say p is the normal, wildtype allele and q is the allele with the wiskotti mutation. p^2 is the frequency of normal homozygotes (WW), 2pq is the frequency of heterzygote carriers of the wiskotti mutation (Ww) and q^2 is the frequency of the wiskotti mutation homozygotes (ww). If hypothetically 1 in 1000 specimens on Gotland have the wiskotti form, how many other specimens are carriers of the mutation?


    q^2 = 1/1000 = 0,001, so q = 0,0316
    p + q = 1, so p = 1 - q = 1 - 0,0316 = 0,9684

    2pq = 2 x 0,9684 x 0,0316 = 0,061 (6,1%)


    This shows that even if only 1 in 1000 apollo specimens on Gotland have the wiskotti form, roughly 1 in 16 specimens is a carrier of the wiskotti mutation.


    Regards, Klaas

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