Einladung zur vergleichenden Aufzucht von Attacus atlas

  • Guten Abend Actias-Gemeinde,


    die Meinungen darüber, wie Attacus atlas bzw. Attacus-Arten im Allgemeinen zu halten sind, gehen weit auseinander. Manche haben Erfolge bei normalem Zimmerklima, andere halten sie in Plastikboxen mit Gaze'deckel' und wiederum andere simulieren in Terrarien Tropenklima. Einige verhätscheln die Raupen beinahe und kassieren dennoch einen Komplettverlust, während es Fälle gibt, bei denen die Aufzucht sichtlich unter (teils hygienisch) fragwürdigen Bedingungen gelingt. Als wäre das noch nicht genug Verwirrung, gibt es noch weitere Anlässe zum 'Ratlos-Sein'. Viele empfehlen Flieder als mögliches Futter, wenige berichten von Durchfallproblemen oder halten diese zumindest für wahrscheinlich, sodass sie komplett davon abraten. Ähnlich weit auseinander gehen die Meinungen bei Lorbeerkirsche. Nicht anders sieht die Situation bei der Faltergröße aus: Der Züchterkollege Andreas hat ohne Sprüherei und Wassergabe, wenn auch bei einer anderen Art, spektakulär große Tiere erhalten; der hier publizierte Zuchtbericht hält hingegen einen Zusammenhang zwischen Wassergabe und Faltergröße fest. Letzteres erscheint vor allem auch deswegen bemerkenswert, da die weiblichen Tiere trotz Wassergabe lediglich 20-22cm Flügelspannweite erreichten und somit weit entfernt vom Artmaximum sind. Hinzu kommt, dass man immer wieder auf die Aussage stößt, dass Zuchtfalter generell nicht die Größe wildlebender Exemplare erreichen würden. ... Kurz: Mehr Widersprüchlichkeiten in puncto Erfahrungen und Haltungsempfehlungen wird man bei kaum einer anderen Art finden. Da verwundert es auch nicht mehr, wenn Attacus atlas mal als schwer zu halten und mal als Anfängerart eingestuft wird.


    Um nun langsam zum eigentlichen Schwerpunkt des Themas überzuleiten und die einleitenden Worte abzuhaken, sollen nur noch 2 Exkurse etwas ins Thema 'einführen' bzw. die Problematik greifbarer machen:


    1.) Ich selbst habe meinen ersten Versuch auf Flieder und in Terrarien mit jeweils 2 Belüftungsflächen (kleines für L3-L4; großes für L4-L6) unternommen. Die Aufzucht L1-L2/L3 erfolgte bereits hier, aber auch bei allen späteren Zuchten mit der hier präsentierten Methode (genauere, ausführlichere Details dazu hier), welche aufgrund des fast gänzlich durchgängigen Erfolgs freilich beibehalten wird. Aus 20 Eiern schlüpften 20 Tiere, die allesamt, also ohne jeden Verlust, L5 und großteils L6 erreichten. Ohne jeden erkennbaren Grund bekamen dann allerdings beinahe alle Tiere Durchfallprobleme und waren nicht mehr zu retten. Lediglich 4 Tiere überlebten (größte Dame: 23,5cm Flügelspannweite) und lieferten mir eine zweite Generation. Ich hielt das katastrophale Ende für das Ergebnis der Fliederfütterung und organisierte mir daher noch einmal zeitlich halbwegs passend ergänzende Eier, um keine Inzucht betreiben zu müssen. Während sich meine Tiere wieder recht normal, aber keineswegs verlustfrei entwickelten, starben alle L1-Raupen der nachbestellten Eier unter exakt gleichen Bedingungen (Inzucht?). Was nun? Das, was zweimal gut funktionierte, klappte nun überhaupt nicht. Ich unterhielt mich mit einem anderen, doch deutlich erfolgreicheren Züchter aus Frankreich, der mir mitteilte, dass stehende Luft das größte Problem sei. Also doch nicht der Flieder, sondern die Terrarienluft trotz täglichem Luftaustausch und Belüftungsflächen? Im Winter blieb mir nun leider keine andere Option als Lorbeerkirsche, und ich wagte den Versuch, eine Haltung bei Zimmerklima in Gazeboxen. Das Ergebnis war wieder eine ausreichend erfolgreiche, erheblich ergiebigere Zucht, aber längst nicht das, was ich mir 'wünsche'. Niemand sollte sich mit einer 'Durchkommquote' von 20-30% zufriedengeben, wenn er nicht gerade eine sehr problematische Art hält oder die notwendigen Bedingungen noch gänzlich unbekannt sind. Das Minimum, bei dem ich gerade so zufrieden bin, liegt eher bei 70%, wenn die Art etwas anspruchsvoller ist. Erwähnenswert bei dieser letzten Zucht sind folgende Punkte: Ich erhielt 41 Männchen und lediglich ganz am Ende 2 Weibchen. Unter den Männchen sind 2 Zwerge, wobei der größere Falter eine Spannweite von 12cm hat und der andere maximal 10cm erreichen wird, falls er überhaupt gesund schlüpfen sollte. Liegt es am Futter? Ist das Zimmerklima doch etwas zu fern vom ursprünglichen Klima (zumindest blieben Durchfallprobleme fast komplett aus)? Würde der Mittelweg die Lösung sein? Oder muss es gänzlich anderes Futter (z.B. Liguster) sein?


    2.) Vor die Wahl gestellt, ob ich es darauf ankommen lasse, dass mir die 2 Damen aus der Zucht reichen (die Elterntiere waren durch Puppenzukauf frisch gekreuzt, sodass es jetzt erst um die erste Inzucht ginge), oder ergänzende Puppen organisiere, entschied ich mich für letztere Option. Heute erhielt ich die frischen Importe aus Sumatra. Ich lasse dieses Bild mal für sich selbst sprechen (links die Wildtiere; rechts meine schwächlichen Damen). Zur Einordnung: Die weibliche Puppe wiegt unglaubliche 12g; die beiden Damen aus meiner Zucht wiegen zusammen lachhafte 9g, werden aber trotzdem eine Flügelspannweite von ca. 20cm haben. Die Flügel bei Tieren dieser Art sind also selbst bei erheblich kleineren Vertretern noch erstaunlich groß.


    Andreas' Nachzucht, nochmal: auch wenn es eine andere Art ist, deutet darauf hin, dass es sich bei der Aussage, dass die Tiere in der Nachzucht niemals die größe der Wildtiere erreichen, letztlich um einen Mythos handeln könnte. Dasselbe gilt wohl auch für die naheliegende Vermutung, dass es ja die alternativen Futterpflanzen sein könnten, die nicht ganz ideal sind.


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    Was bleibt? Viele Fragen, keine Antworten. Also warum nicht tabula rasa machen und es einmal methodisch angehen, um vielleicht doch etwas Klarheit zu gewinnen? Genau darum soll es in diesem Thema in den nächsten Wochen und Monaten gehen. Auch zum Wohle der Tiere nachfolgender Züchter, denn die Diskussionen zur Haltung dieser Art finden auf Actias in fast jedem Jahr erneut statt.


    Was soll stattfinden?


    - eine Parallelhaltung unter verschiedenen Bedingungen
    - verschiedene Unterbringungsmethoden ab L3 (verschiedene Luftverhältnisse)
    - verschiedene Futterpflanzen ab L1
    - bei verantwortbaren Unterbringungsmethoden a) mit Wassergabe und b) ohne


    Was soll dokumentiert werden? Jeweils je Haltungsvariante und Futterpflanze (welche ebenso jeweils anzugeben ist):


    - wer die Möglichkeit hat: Angabe der Luftfeuchtigkeit und Temperatur (letztere ist für mich erst einmal vollkommen sekundär)
    - die Wachstumsgeschwindigkeit/Entwicklungsdauer (L1 zu Kokon)
    - Gruppengröße (je Box) und die 'Ausfall'rate und der jeweilige Grund (nicht erkennbar/Fressen eingestellt/Fressen eingestellt und Durchfall/Häutungsproblem/etc.)
    - die Puppengröße/das Puppengewicht
    - gerne auch: die Spannweite der erhaltenen Falter



    Ich weiß, dass sich noch ein anderer User beteiligen wird, aber ich lade jeden User herzlich dazu ein, aus diesem 'ursprünglichen' Einzelprojekt, da ich diese Art wunderbar finde, aber die Ausfälle nicht mit mir vereinbaren kann und will, ein Gemeinschaftsprojekt von Actias zu machen. Natürlich werden die Ergebnisse etwas darunter leiden, dass ihr vermutlich Tiere von anderen Zuchten habt, aber jede halbwegs transparent dokumentierte Zucht könnte Fingerzeige liefern. Eine Parallelhaltung ist dabei nicht nötig; selbst wenn Ihr nur eine einzige Methode wählt und mitmachen wollt: Tut es! Die einzige Bedingung ist eine saubere, für andere nachvollziehbare Dokumentation. Ihr müsst keine Mitautoren des Dudens sein, Ihr müsst keine Luxuskamera besitzen – Ihr müsst nur Interesse daran haben, einen Teil beizutragen, falls Ihr in diesem Sommer Attacus atlas haltet. Je nachdem, wie viele Eier ich erhalte, werde ich dann auch mit Vorrang Interessierte über die Börse versorgen.


    Was kann im Vorfeld erfolgen?


    1.) Es wäre hilfreich, bei Euch erfolgreich verwendete Methoden zu beschreiben oder auf Eure alten Beiträge zu verlinken, damit eine Auswahl aus den plaubilsten Varianten (Boxen etc.) erfolgen kann. Bilder wären noch besser.
    2.) Es wäre ebenso hilfreich, zu sammeln, welche Erfahrungen ihr mit bestimmten Futterpflanzen, mit Sprüherei usw. (auch im Zusammenhang mit der finalen Größe!) gesammelt habt. Hatte je jemand Nachzuchten mit Flügelspannweiten über 26 oder 27cm?
    3.) Sammeln von allgemeinen Anregungen etc.


    So, das war's erstmal von meiner Seite. Bin gespannt, was daraus wird, selbst wenn am Ende nur 2 mitmachen.


    Gruß

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  • Nachdem es umständebedingt etwas (zu) ruhig wurde und meine Import-Puppen offenkundig in Diapause sind, habe ich nun erstmal nur 3 Vergleichsgruppen. Ich hoffe natürlich, dass die Puppen wenigstens halbwegs zeitnah weiteren Nachwuchs liefern.


    Aufgrund der begrenzten Anzahl habe ich mich erstmal nur dazu entschieden, einen Futtervergleich ohne Haltungsunterschiede durchzuführen.


    Die Tiere sind am 25. und 26. geschlüpft und wurden auf 3 Heimchendosen (siehe dazu meine Galerie) mit Syringa vulgaris, Ligustrum vulgare und Prunus padus verteilt. Heute erfolgte zur Sicherstellung guter Futterqualität der erste Futterwechsel, obwohl noch alle Blätter optisch in Ordnung waren. Es wurde nur einmal nach dem Schlupf Wasser gegeben; die Luftfeuchtigkeit kommt seitdem einzig und allein von den Futterpflanzen.


    Gruppe 1: Syringa vulgaris
    - 5 von 6 Tieren bereits in L2; 3 von diesen bereits erheblich größer als ganz frisch gehäutete L2er (letzte L1-Raupe noch nicht in Häutungsruhe)
    - keine Verluste bislang


    Gruppe 2: Ligustrum vulgare
    - erst die Hälfte in L2; diese noch ohne merkliches Größenwachstum (Rest in Häutungsruhe)
    - keine Verluste bislang


    Gruppe 3: Prunus padus
    - erst ein Tier in L2; dieses noch ohne merkliches Größenwachstum (Rest mehrheitlich noch nicht in Häutungsruhe)
    - keine Verluste bislang


    Erstes Zwischenfazit bis zum nächsten Futterwechsel: Das Wachstum auf Flieder ist am weitesten fortgeschritten, während die Fütterung mit Prunus padus bislang mit der geringsten Wachstumsgeschwindigkeit einhergeht. Alle Tiere machen bislang einen kräftigen, gesunden Eindruck. Dort, wo sie sitzen, ist immer eine deutliche Fraßspur auszumachen.


    Die Tiere werden mit dieser Methode umgesetzt, sodass morgen nochmal eine kleine Störung notwendig ist, um die alten eingehakten Blätter zu entfernen. Davon abgesehen werden die Tiere störungsfrei gehalten.


    Gruß

  • Hallo Stefan


    Ich habe Anfangs Jahr wieder einmal Kokons von A.atlas gekauft. Die Tiere stammten aus Thailand. Die Falter sind geschlüpft und haben kopuliert. Die Raupen habe ich an der Schule offen auf eingestelltem Kirschlorbeer gehalten. Klima relativ trocken, gesprüht habe ich nie. Die Zucht ging erstaunlich gut und fast verlustlos, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war.
    Nach einer Ruhepause von nur ca. 5 Wochen sind dann wieder Falter geschlüpft. Kräftige Tiere, relativ grosse Weibchen (aber kleiner als Wf-Tiere). Was mich aber verwirrt ist die Tatsache, dass die Weibchen fast ausnahmslos deformierte Vorderflügel haben. Interessanterweise war die Deformation bei allen Weibchen etwa ähnlich. Ich hab dazu ein Bild angehängt. Die Männchen hingegen waren "normal" und auch schön. Naja, die nächste Generation ist abgelegt und ich bin gespannt was dabei rauskommt.


    Thomas

  • ich möchte mich auch in die Runde einklinken, von 36 Eiern sind heute die ersten 9 geschlüpft. Die kleinen haben eine Länge von etwa 8mm und haben bereits nach ein paar Stunden begonnen zu fressen.
    In der Box habe ich Flieder und Liguster, beides wird angenommen. Ich werde erstmal weiter beide Futtervarianten anbieten und dann je nachdem wieviel noch schlüpfen, ab L3 die Gruppe trennen und jeweils eine Sorte weiter füttern.
    Gruß Ingo


    Fortsetzung folgt ....

  • hallo alle zusammen


    Ich wollte mich kurz forstellen und ein paar Tips einzunehmen und ein paar Tips auch zu geben !


    Ich heisse Lens Lehmann und bin aus der schweiz bin erst 12 Jahre al,t aber züchte seit ich 6 oder7 jahre alt bin auch Schmetterlinge !


    Ich habe etwa am 25.9.2016 von Björn Bleiber 40 A.atlas Eier Bekommen !


    Kann leider noch nicht viel sagen da meine Raupen erst L2-L3 sind.am 1.10.2016 sind die Raupen gschlüpft und etwa am 8.10 haben sich die Raupen dann zu L2 gehäutet


    Ich füttere die Raupen mit Liguster ! Hatte bis jetzt noch keine Durchfallprobleme !


    Gruss


    Lens

  • Zuchtbericht attacus atlas:


    Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal attacus atlas gezüchtet und mich über jeden Tipp gefreut, den ich auf actias bekommen habe. Sicherlich auch dank dieser Tipps hatte ich das Glück, dass die Zucht absolut verlustfrei verlief. Ich habe daher beschlossen selber einen kleinen Zuchtbericht zu schreiben, in der Hoffnung dem ein oder anderen helfen zu können.


    Am 9.7.2016 habe ich über die Börse von actias bei tondo93 40 Eier von attacus atlas bestellt, die einige Tage später bei mir eintrafen. Die Eier waren nach Aussage des Verkäufers eine F2-Generation und stammen ursprünglich aus Thailand. Zwischen dem 19ten und 21ten Juli schlüpften insgesamt 34 Raupen.


    Die Raupen habe ich mit ligustrum ovalifolium gefüttert was sehr gut angenommen wurde. Ich habe mehrmals, in verschiedenen Zuchtstadien, versucht die Raupen mit Kirschlorbeer (vermutlich Prunus laurocerasus Caucasica) zu füttern, was aber nicht angenommen wurde. Ein befreundeter Züchter der Eier vom gleichen Verkäufer hatte und den Tieren nur Kirschlorbeer als Futter angeboten hatte, erlitt einen Totalverlust. Gut möglich, dass eine Zucht mir einer anderen Kirschlorbeersorte möglich gewesen wäre, ligustrum ovalifolium scheint auf jeden Fall eine sehr geeignete Futtersorte zu sein.


    Nach dem Schlüpfen der Raupen habe ich mit einer Sprühflasche in die Luft gesprüht und die Heimchendose mit den Raupen durch den Sprühnebel gezogen.


    In den folgenden 2 Wochen habe ich dann kaum noch gesprüht, ohne dass es irgendwelche Verluste gab. Nachdem ich auf actias gelesen hatte, dass die Falter ohne Sprühen nur sehr klein werden, habe ich regelmäßig nach dem Säubern der Zuchtboxen mit der Sprüflasche in die Luft gesprüht, so dass die Wassertropfen wie ein leichter Regen auf die darunter befindlichen Futterpflanzen und Raupen niedergegangen sind. Die Futterpflanzen mit den Raupen befanden sich dabei auf einem Handtuch außerhalb der Zuchtboxen. Ich habe die Raupen nie direkt angesprüht und auch nicht in die Zuchtbox rein gesprüht, da ich Staunässe und eine Verflüssigung des Raupenkots vermeiden wollte. Ich kann leider nicht beurteilen, ob das Besprühen für größere Falter sorgt, würde es aber dennoch tendenziell empfehlen, solange man darauf achtet Staunässe zu vermeiden.


    Nach dem Schlupf habe ich die Raupen in Heimchenboxen gehalten. In diese Heimchenboxen habe ich 2 Löcher gestochen und durch diese Löcher Ligusterzweige gesteckt. Die Ligusterzweige habe ich wiederrum in mit Löchern versehene Honiggläserdeckel gesteckt, so dass sich die Zweige im Wasser standen und sich dadurch deutlich länger frisch hielten (siehe Foto, vielen Dank für diese Methode an actias Mitglied Statler).


    Da die Tiere im Hochsommer gezüchtet wurden - die Temperaturen in den Zuchtboxen lagen bei 25-28 Grad -verlief die Zucht recht schnell. Vom Schlupf der ersten Raupe bis zur Verpuppung hat es 4 Wochen gedauert.


    Die Häutung zu L2 erfolgte nach 4 Tagen, die nach L3 nach ca. 8 Tagen.


    Ab L3 habe ich die Tiere dann in Samla Boxen von Ikea gehalten. Bei diesen hatte ich den Deckel teilweise aufgeschnitten und mit Heißkleber Gaze befestigt (siehe Fotos). Die Boxen habe ich dann so gekippt, dass der Deckel vorne war, wobei ein Abfallen durch entsprechende bei Ikea erhältliche Verschlussklips verhindert wurde (siehe Fotos).


    Ich hatte 2 verschiedene Größen gekauft (vielen Dank für den Tipp mit den IKEA Boxen an acitas Mitglied thomasb). In L3 hatte ich die Tiere in den kleineren Boxen gehalten ab L4 in den großen. Bei einer erneuten Zucht würde ich mir den Zwischenschritt mit den kleinen Boxen allerdings ersparen und gleich die großen Boxen (65 Liter, 56 cm x 42 cm x 39cm ) nehmen. Pro Box würde ich - zumindest in den letzten Raupenstadien - maximal 10 Raupen halten.


    In die Boxen habe ich wiederum Honiggläser gestellt in deren Deckel ich Löcher gestochen und dort die Ligusterzweige reingesteckt hatte.


    Durch diese Methode kann man sehr gezielt alte Zweige ohne Raupen austauschen und Raupen die sich gerade häuten ungestört sitzen lassen.


    Die Luftfeuchtigkeit lag in etwa bei 60-70 %. Eine höhere Luftfeuchtigkeit lässt sich neben dem Besprühen auch durch ein Abdecken des Gazedeckels mit einem Handtuch (Gefahr der Staunässe aufgrund mangelnder Belüftung) oder durch das Einstellen zusätzlicher Futterpflanzen in die Zuchtbox erreichen.


    Wichtig ist es aus meiner Sicht auch für entsprechende Sauberkeit zu sorgen, indem man die Behälter möglichst täglich vom Raupenkot befreit. Papiertücher hatte ich keine in die Zuchtboxen getan.


    Nach 4 Wochen haben sich die ersten Raupen verpuppt, nach 5 Wochen waren 33 von 34 Raupen verpuppt. Die letzte Raupe hat sich schließlich nach 6 Wochen verpuppt.


    Ich habe die Kokons dann die ersten 2-3 Wochen in den Samla Boxen gelassen und täglich angesprüht.


    Da die Boxen allerdings für den Schlupf der Falter eher nicht geeignet sind, habe ich ein Aerarium (Größe 40x40x60) mit 3 Styroporblöcken verkleidet und oben noch ein Handtuch rauf gelegt (siehe Foto). So hatten die schlüpfenden Falter genug Platz um ihre Flügel zu entfalten und gleichzeitig konnte durch die Verkleidung und tägliches kräftiges Besprühen der Kokons für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt werden. Das Besprühen der Kokons und eine recht hohe Luftfeuchtigkeit scheint recht wichtig zu sein, wichtiger als für die Raupen. Als ich das Styropor mit den Kokons für 2 Tage aus dem Aerarium genommen (um es für ein befruchtetes Weibchen zur Eiablage zu nutzen) und frei im Zimmer aufgestellt habe (bei deutlich niedrigerer Luftfeuchtigkeit als davor) sind am ersten Tag zwei Männchen mit einwandfrei entwickelten Flügeln geschlüpft am zweiten Tag allerdings 2 Weibchen mit total verkrüppelten Flügeln. Danach habe ich das Styropor gleich wieder in das Aerarium gestellt und für eine entsprechend hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt. Alle danach geschlüpften Falter hatten wieder einwandfrei entwickelte Flügel.


    Am 12.09.2016, also knapp 4 Wochen nach dem Verpuppen, schlüpfte der erste Falter. Da alle 7 in der Zeit vom 12ten bis 17ten September geschlüpften Tiere Männchen waren, habe ich mich dann entschlossen, die Kokons zur Geschlechtsbestimmung mit Hilfe einer Nagelschere zu öffnen.


    Es stellte sich heraus, dass ich insgesamt 18 weibliche und 16 männliche Kokons hatte, aus denen ja bereits 7 Männchen geschlüpft waren. Männchen und Weibchen lassen sich auch schon an den Puppen recht leicht unterscheiden, da die Männchen deutlich breitere Fühler haben als die Weibchen.


    Ich habe die übrigen 9 männlichen Kokons dann erstmal in ein anderes Aerarium verlegt, dass ich in ein etwas kühleres Zimmer gestellt habe.


    Am 18.09.2016 sind dann in einer Nacht 7 Weibchen geschlüpft, so dass ich zu diesem Zeitpunkt 7 Weibchen und 10 -teilweise schon recht altersschwache- Männchen hatte.


    Ich habe in der folgenden Nacht deshalb gleich eine Handpaarung iniziert (vielen Dank an Bart Coppens für das sehr hilfreiche Video auf youtube). Die Paarung lief erfolgreich und dauerte etwa 18 Stunden.


    Am nächsten Tag gab es dann noch eine natürliche Paarung.


    Auf actias bekam ich den Tipp, dass man die Wahrscheinlichkeit einer Paarung erhöht, wenn man nicht so viele Weibchen an einem Ort hält (in meinem Wohnzimmer tummelten sich mittlerweile an die 20 attacus atlas). Deshalb habe ich 2 Männchen und 2 Weibchen in ein anderes Zimmer verlegt und erhielt kurz darauf eine weitere natürliche Paarung. Ein weiterer Tipp war für Luftbewegungen im Raum zu sorgen um damit die weiblichen Duftstoffe entsprechend „an den Mann zu bringen.“


    Am 2.10.2016 ist dann das letzte Weibchen geschlüpft, dass ich 6 Tage später mit einem frisch geschlüpften Männchen per Hand verpaart habe. Die 18 Weibchen sind alle innerhalb von 12 Tagen geschlüpft. Bei den Männchen waren die Abstände deutlich größer. Zwischen dem ersten und dem vorletzten der 16 Männchen lagen 30 Tage, das letzte Männchen bewegt sich zwar regelmäßig in seinem Kokon macht aber auch 47 Tage nach dem Schlupf des ersten Männchens keine Anstalten ebenfalls zu schlüpfen.


    Ich hatte auf actias gelesen, dass sich die Weibchen nur mit älteren Männchen paaren. Bei mir war es aber eher umgekehrt, bei allen 4 erzielten Paarungen (2 natürliche und 2 Handpaarungen) waren die Weibchen älter als die Männchen.


    Die Männchen habe ich meist frei im Zimmer fliegen lassen da sie sich in den Aerarien teilweise recht schnell die Flügel zerflogen haben.


    Die Weibchen sitzen die meiste Zeit ruhig an einem Ort. Ich habe sie zuerst auch frei im Raum sitzen/fliegen lassen und nachdem sie mit der Eiablage begonnen hatten in die Aerarien gesetzt. Teilweise haben die unbefruchteten Weibchen schon 2 Tage nach Schlupf angefangen Eier zu legen. Die befruchteten Weibchen habe ich dann jeweils in separate Aerarien zu Eiablage gesetzt.


    Die Männchen hatten eine Flügelspannweite von ca. 20 cm, die Weibchen von 23-25 cm.


    Die Männchen haben bei mir 5-7 Tage gelebt. 3 der befruchteten Weibchen haben etwa 7 Tage gelebt, ein Weibchen, dass sich erst an seinem 6 Lebenstag gepaart hat wurde 15 Tage. Die unbefruchteten Weibchen lebten deutlich länger als die befruchteten und wurden bis zu 17 Tage alt.


    Im Durchschnitt wurden pro Weibchen etwa 300 Eier gelegt, das produktivste meiner 4 befruchteten Weibchen kam auf etwa 400 Eier.Die befruchteten Weibchen haben die Eier innerhalb von etwa 3 Tagen gelegt, bei den unbefruchteten hat sich dies über einen deutlich längeren Zeitraum hingezogen. Insgesamt haben meine 4 befruchteten Weibchen ca. 1200 Eier gelegt und die 14 unbefruchteten Weibchen ca. 4000 Eier.


    Die Schlupfquote der befruchteten Eiern lag bei Temperaturen von mindestens 20 Grad bei etwa 80%. Wurden die Eier bei 16-18 Grad gelagert schlüpften nur ca. 50 %.



    Viele Grüße


    Björn


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