Häutungsprobleme Rothschildia forbesi

  • Hallo Leute,
    zur Zeit züchte ich Raupen von Rothschildia forbesi. Anfangs hielt ich sie recht trocken. Als sich dann eine Raupe nicht vollständig häuten konnte, habe ich die Luftfeuchtigkeit erhöht. Jetzt sind sie in einer Plastikdose, welche mit Klopapier bedeckt ist. Hier sprühe ich täglich einmal mit einem Zerstäuber Wasser herein, doch heute habe ich schon wieder eine Raupe entdeckt, bei der ein Hautrest am letzten Körpersegment hängt. Auf die Weise sind jetzt schon 4 Tiere gestorben. Wie kann ich vermeiden, dass das weiteren Raupen passiert?

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  • Hallo David,
    wie groß ist die Dose ?
    Wie viel Raupen befinden sich darin ?
    In welchem L Stadium sind sie ?


    Wenn die Plastikdose zu klein ist und sich zu viel Raupen darin befinden,
    sind Störungen bei der Häutung vorprogrammiert.


    Gruß,
    Heiner

  • Hallo David,
    ich kann Heiner nur Recht geben.
    Sollte es aber dennoch einmal passieren, daß sich eine Raupe nicht vollständig häuten kann, z.B. nur zu 3/4, so daß das letzte 1/4 nicht mehr abgestreift werden kann, so habe ich mit folgendem Vorgehen meist Erfolg gehabt.
    Mit einer für die Falter gebräuchliche Präparationsnadel habe ich ganz!, ganz! vorsichtig!! versucht die noch nicht abgestreifte Haut nicht nur an einer Stelle, sondern rundum von allen Seiten abzuziehen, aber wie gesagt nur ganz vorsichtig ohne "Gewalt", da Verletzungen und hiermit der Tod der Raupe sonst unweigerlich auftreten. Mit etwas zeitlicher Geduld gelingt mir dann tatsächlich den Rest zu entfernen ( sehr kleine Fetzen habe ich mit einer kleinen Pinzette entfernt), sodaß die Raupe auch wieder Kot entleeren kann, was für das Überleben wichtig ist. Voraussetzung ist aber, daß die abzustreifende Haut noch weich und nicht vollständig ausgetrocknet ist und die Raupe auch noch versucht sich selbst aus der Haut zu befreien. Zum Teil hilft sie sogar mit, wenn sie merkt, daß die Haut feststeht ("festgehalten" wird) , denn bevor sie sich häutet, heftet sie sich im allgemeinen zunächst durch ein kleines Gespinst fest, damit die Haut festverankert bleibt, wenn sie beginnt sich zu häuten. Ist allerdings der Kopf und nur ein geringer Teil der Haut entfernt, dann ist dieser Befreiungsversuch zum Scheitern verurteilt. Ein Versuch ist es jedoch allemal wert. Hierdurch konnte ich immerhin kostbare Raupen retten.
    Gruß
    Dieter

  • Heute ist es schon wieder passiert. Eine weitere Raupe hat den Nachschieber nicht aus der alten Haut befreit bekommen. Ich habe das allerdings recht schnell bemerkt und die Raupe war zu diesem Zeitpunkt noch hell. Mit einer Pinzette habe ich vorsichtig ganz am Ende der alten Haut gezogen und sie so nach 3-4 Minuten entfernt. Die Raupe scheint das Prozedere gut überstanden zu haben, da sie nachher noch gelaufen ist und der Nachschieber normal funktioniert hat. :grinning_squinting_face: Inzwischen glaube ich auch, dass das Problem weniger an zu niedriger Luftfeuchtigkeit ( was mich durch das Sprühen... wundern würde), sondern am Lösen der Verankerung liegt. Alle betroffenen Tiere sind mit dem Hautrest herumgelaufen und hingen nicht an Ort und Stelle fest. Wenn diese Annahme richtig sein sollte, ist dieses Lösen nur Zufall oder habe ich womöglich was falsch gemacht?

  • Die Raupen spinnen vor der Häutung eine kaum sichtbare Unterlage auf der sie sich mit den Bauchbeinen und Nachschiebern während des Häutungsvorgangs "verankern". Vor der Häutung tritt eine Ruhephase ein, die bei manchen Arten auch mehrere Tage dauern kann. Während dieser Zeit dürfen die Raupen nicht gestört werden, nicht von ihrer Unterlage befreit werden und besser auch kein Futterwechsel stattfinden. Die genannten Probleme lassen auf ein Fehlen der Spinnunterlage schliessen.

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  • Nochmals Danke für die Antworten.
    Inzwischen sind die Raupen auch schon recht groß. Sie sind jetzt zwischen L3 und L4. Häutungsprobleme gab es jetzt auch schon länger nicht. Es fanden aber einige Häutungen statt. Da jetzt in Kürze die Verpuppung ansteht, stellt sich mir die Frage wie man die Kokons nachher lagern sollte. Wie warm sollte es sein? Bei mir zuhause liegt die Temperatur etwa bei 20 Grad und wie ist es mit der Feuchtigkeit? Soll ich die Puppen aus den Kokons herausholen oder die Kokons von außen besprühen? etc...

  • Hallo David,
    Die angegebene Temperatur ist ok, und eine angemessene relative Luftfeuchtigkeit ist auch bei der Temperatur vorhanden. Die Kokons kann man ab 1-2 Wochen nach Kokonbau nachmittags / abends mit einem Zerstäuber sehr gut anfeuchten. Dies erleichtert den Schlupf. Ich würde nie eine Puppe aus ihren Kokon holen, denn das könnte zu Schlupfschäden führen. Auch keinen Kokon aufschneiden / einschneiden. Wenn eine Schlupfreuse vorhanden ist, darf man die vorsichtig weiten. Man kann die Kokons bündeln (4-5 Stück in einem Bündel) und frei aufhängen oder mit Nadeln an einer Styroporplatte (schräge aufgebaut) befestigen. So können die Tiere ohne Probleme schlüpfen und die Flügel aufpumpen.
    Ulrich

  • Wie ich bereits in meiner obigen Stellungnahme berichtet habe und dies von "suparmani" nur bestätigt wurde, heften sich die Raupen vor Häutung grundsätzlich mit einem feinen Gespinst zur Verankerung fest. Wenn man die Raupen allerdings dann aber im geringsten stört vor ihrer angestrebten Häutung, die nicht anfangs immer eindeutig erkennbar ist, verlassen sie ihr Verankerungspotential und sind dann vielfach nicht mehr in der Lage ein solches neu nachzuspinnen. Damit beginnt dann das Desaster.


    Wenn eine Kokonbildung bereits sichtbar wird, in Ruhe lassen, bis sich die Puppe entwickelt hat. Wenn die Kokonbildung aber bereits schon recht weit vorgeschritten ist, ist es aber auch möglich, den gesamten Bereich der Kokonbildung großzügig abzuschneiden ohne das schon gebildete Kokon zu verletzen und ihn z.B.vorsichtig in einen Puppenkasten zu lagern, um die Entwicklung nicht weiter zustören.


    Zur Entfernung der nicht mehr von der Raupe zu bewerkstelligenden Abstreifung der Häutungshaut empfehle ich, außer es sind nur wirklich ganz kleine Restbestände, die ohne Probleme entfernt werden können, nicht zu versuchen mit einer Pinzette am Ende der alten Haut diese abzuziehen, da dies fatal enden könnte, sondern, wie ich bereits erwähnt habe, die Haut immer wieder rundum an der Stelle zurückzuziehen, wo sie nicht mehr weiter von der Raupe nach hinten abgestreift werden konnte. Sie kriecht ja mehr oder weinger aus ihrer alten verankerten Haut nur heraus.
    Die Puppen nicht aus den Kokons herausholen! Bei ausreichender Luftfeuchtigkeit auch nicht täglich zu häufig besprühen.
    Dieter

  • Ok danke.
    Das 20 Grad ausreichen ist schon sehr gut, da ich sonst noch einen Brutkasten bauen müsste um eine höhere Temperatur zu erzielen. Geplant hatte ich die Kokons im späteren Flugkäfig an der Decke aufzuhängen, welcher im Haus steht. Ich denke aber das die Luftfeuchtigkeit eher gering ist, deswegen meine Bedenken zur Feuchtigkeit und ich hatte mal auch hier bei Actias gelesen, dass sich Falter an ihrem eigenen Kokon während des Schlupfvorgangs verletzten. Deshalb meinen Frage zum herausholen aus den Kokons(das hätte ich eh nur ungern gemacht ). Wie lange dauert die Puppenruhe etwa? :smiling_face:

  • Hallo David,
    also, ich würde nie eine Puppe aus ihren Kokon holen, ausser für fotographische Zwecke. Habe auch in 50 Jahren noch nie erlebt, dass sich Saturniiden vor Schlupf im Kokon verletzten wenn der Kokon bei Schlupf feucht gehalten wird. Verletzungen treten auf, wenn der Kokon eingeschnitten wird oder an ihm kurz vor Schlupf manipuliert wird! Sind die Kokons gut durchgetrocknet reicht oft die "Spucke" der Tiere nicht, um diesen an der Schlupfseite soweit durchzufeuchten, dass die Falter problemlos schlüpfen können. Kokons deshalb 1-2 Wochen nach dem Kokonbau feucht halten. Einige Arten schlüpfen nach Dämmerungsbeginn (A. atlas). Da sollte man dann rechtzeitig im Sommer für eine Abdunklung des Zimmers sorgen und im Winter das Licht ausschalten. Nun noch etwas zu der Luftfeuchtigkeit. Die Luftfeuchtigkeit nimmt mit steigender Temperatur zu. 80% relative Luftfeuchtigkeit bei 10°C ist eine viel trocknere Luft als 80% rel. Luftfeuchtigkeit bei 20°C. Bewohnte Zimmer haben in der Regel eine hohe Luftfeuchtigkeit durch Schwitzen, Verdunstung, Zimmerpflanzen. In unbewohnten Zimmern können selbst Orchideen nicht überleben (eigene Beobachtungen), weil die Zimmerluft zu trocken ist. Schliesslich noch Anmerkungen zur Temperatur: Flachland in tropischen und subtropischen Gebieten feuchtwarm bis heiss mit viel Regen und Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad. Aber in den Bergen sieht das doch ganz anders aus. Auf 1800 m Höhe Temperaturen zwischen 12 Grad bei klarem Himmel und 16 Grad bei bedecktem Himmel. Sainonalbedingter Regen (Monsun, Passat), aber zwischendurch auch kräftige Gewitterschauer. Unsere Saturniidenraupen können also grösstenteils auch sehr gut niedrige Temperaturen ab. Mit der Temperatur und der Feuchtigkeit kann man den Schlupf steuern, ist aber von Art zu Art verschieden.
    Ulrich

  • Hallo David,
    wo sind deine forbesi her? Ich habe lebeau selber auf Meereshöhe (Strandnähe!) in Costa Rica gesammelt und die brauchen natürlich keinen Frost und keinen Kühlschrank. Man kann durch Kühlung den Schlupf vielleicht verzögern, was aber bei tropischen Arten nicht klappt. Dann sollte man besser trocken und warm halten, was bei einigen Arten zu Schlupfverzögerung führen kann, aber eben nicht bei allen. Zur richtigen Zeit dann gut feucht halten und etwas kühler stellen, dann sollte der Schlupf folgen. Egal wie man manipuliert, es kann passieren, dass nur ein Teil der Falter schlüpft und ein anderer Monate (oder Jahre) später. Wenn Du im Winter auch genügend Ligustrum oder Kirschlorbeere hast, die Kokons einfach bei Zimmertemperatur halten. Die werden schon irgendwann schlüpfen.
    Gruss Ulrich

  • Ulli hat die Frage mehrfach gestellt und sie wurde nicht beantwortet. Weshalb die ganze Diskussion ein Stochern im Nebel ist. Wenn es sich um Rothschildia lebeau forbesi handelt, dann ist das Zuchtmaterial aus den USA. Andere lebeau Arten fliegen bis nach Südperu und jede hat andere klimatische Verhältnisse. Deshalb ist eine Rothschildia Art aus Costa Rica nicht mit einer aus Texas vergleichbar, was die klimatischen Verhältnisse betrifft. Es ist doch aber ganz einfach. Hat man einen Fundort, dann gibt man den bei http://www.klimadiagramme.de ein und schon erhält man alle Informationen, was denn so am Fundort für Verhältnisse herrschen. Beim Fundort von R. l. forbesi sieht man dann, dass es dort bis zu minus 9°C kalt wird. Deshalb überwintert die Art auch und würde in der Natur erst wieder im Mai/Juni schlüpfen.

  • Hallo noch einmal,
    also, Rothschildia lebeau ist ja auch in Zentral Amerika verbreitet. Wahrscheinlich benötigen dann die Texaner nicht zwingend eine Kälteperiode, um die Diapause zu beenden. Es kommt auf einen Versuch darauf an. Richtige Kälte gibt es in Texas auch nur, wenn gerade ein Norder (nördliche Winde / Blitzards von der Arktis / Grönland kommen) vorbei zieht. Janzen 1984 hat eine interessante Arbeit zu wetterabhängigen Farbmorphen bei R. lebeau publiziert. Die Färbung der geschlüpften Tiere wird also abhängig von der Art der Haltung als Puppe sein. Als Taxon einer Attacini sollte man Rothschildia lebeau wie Attacus halten, dann macht man nichts falsch.
    Gruss Ulrich

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  • Hallo David,
    Das was ich gerade über Texas schrieb waren Erfahrungswerte. Also, ich war zwischen 1970 und 1975 gelegentlich und zwische 1975 und 1978 laufend (bald jeden Monat) beruflich dort. Da ich Texas nicht so sehr kalt in Erinnerung habe, habe ich mir gerade auch die Klimadaten angesehen und finde dort Mittelwerte für den kältesten Monat Januar von +6 bis +9 Grad für das nördliche Texas. Es kann also auch gelegentlich kälter und aber auch gelegentlich wärmer sein.
    Gruss Ulrich

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