Bitte um Bestimmung

  • Hallo,


    war gestern mit einem Baumpfleger unterwegs um an zwei sehr alten Linden Indizien für ein Eremit-Vorkommen zu suchen.
    Bei positivem Nachweis könnte der Schutz der Bäume erhöht werden. Der Mulmkörper wurde nur an der Oberfläche nach
    Käferresten und Kotpillen abgesucht. Dabei konnten an einer der Linden sehr zahlreich Kotpillen gefunden werden. Diese waren
    sehr hart und möglicherweise zum Teil schon viele Jahre alt. Lassen sich anhand des Bildes die Kotpillen dem Eremiten/Larven
    zuordnen?
    Danke um Eure Hilfe


    Walter

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  • Den Nachweis von Eremit hast Du erbracht. Die Kotpillen gehören zu Osmoderma eremita. ABER: dieser Nachweis ist nur historisch. Soll heißen, dass der Eremit diese Bäume mal besiedelt hat, aber mit 100%iger Sicherheit nicht mehr besiedelt. Beide Bäume haben zwar eine Höhlung, aber diese ist viel zu weit geöffnet, so dass der Mulmkörper zu schnell austrocknet und sich die entsprechenden Pilze nicht mehr oder nur noch sehr gering entwickeln können. Auch benötigen die Larven von Osmoderma eine gewisse Feuchtigkeit. Sie nagen zwar am frischen Holz, also immer am Rand der Höhlung, jedoch liegen sie dabei immer gut gebettet im feuchten Mulm. Das ist hier nicht mehr gegeben.


    Osmoderma eremita hat die Bäume mal besiedelt. Davon geben die Kotpillen Zeugnis. Aber bei der Größe der Öffnung und scheinbarem Fehlen von Chitinteilen dürfte diese Besiedlung schon etwa vor einem Jahrzehnt oder länger geendet haben. Die einzige Möglichkeit bestünde noch bei dem zweiten Baum. Dann müsste es aber eine Höhlung wesentlich weiter oben geben, die nicht in Verbindung mit der Stammhöhlung steht. Und das ist, bei dem Zustand, eher unwahrscheinlich.


    Tut mir leid, dass ich keine bessere Antwort geben kann.


    Viele Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,


    vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Hab mir leider schon so was gedacht. Der Mulm war zumindest oberflächlich tatsächlich sehr trocken.
    Trotzdem haben die Funde eine große Bedeutung, fehlen doch aus der Region (Lkr. PAN, AÖ, Mü) bisher Nachweise. Macht also Mut einiger der alten Bäume mal genauer
    und mit entsprechendem Feingefühl unter die Lupe zu nehmen.


    beste Grüße
    Walter

  • Bei solchen Anzeichen auf jeden Fall. Such Dir Bäume mit kleinen Öffnungen zur Höhlung. Bäume ohne Öffnung sind nicht zwingend ohne Besiedlung. In so manchem Fall ist solch eine kleine Öffnung im Laufe der Jahre zu gewachsen und die darin befindliche Population hat ein isoliertes Leben geführt, bis der Baum, wegen Unwissenheit, gefällt und die Population erst entdeckt wurde.


    Zurückhaltung hilft übrigens nicht weiter. Du kannst den Mulm erst mal oberflächlich abkratzen und schauen, ob Du Kotpillen oder sogar Chitinteile findest. Ist das der Fall, solltest Du ruhig im Randbereich der Höhlung mal ein paar Zentimeter tief wühlen. Das verursacht zwar eine Störung, bringt die Larven, so Du welche findest, aber nicht in lebensbedrohliche Situationen. Sie werden sich sehr schnell wieder eingraben und weiter fressen.


    Die andere Alternative wäre, ab Mai bis in den August in der größten Mittagshitze die Höhlungsöffnungen zu beobachten und zu schauen, ob Käfer raus kommen. Das ist ein erheblicher Aufwand, der im Nachweis sehr unsicher ist, da ein unachtsamer Moment dafür sorgen kann, dass man das auskriechende Tier verpasst. Und wenn Du zwischen 12 und 15 Uhr nur auf diese Öffnung starrst, wirst Du mehr unkonzentrierte Momente haben, als konzentrierte. Und nur, weil heute keiner raus gekommen ist, heißt das nicht, dass nicht morgen oder übermorgen einer raus kommt. Und den Spaß musst Du solange an jedem Baum wiederholen, bis Du Sicherheit hast. Also ruhig mal im Mulm wühlen.


    Viele Grüße
    Klaas

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