Suche nach einer einheimische Schmetterlingsart die leicht zu ziehen ist

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  • Hallo Derya,
    Immer wieder lese ich hier, dass man Raupen für den Kindergarten oder ein Schulprojekt sucht.
    Dabei braucht man jetzt im Mai und Juni nur die Brennnesseln an sonnigen Waldrändern und Waldwegen absuchen.
    Dort findet man sehr leicht die Raupen vom Tagpfauenauge, dem kleinen Fuchs und dem Landkärtchen.
    Die schwarzen stacheligen Raupen leben gesellig und sind kaum zu übersehen.
    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo zusammen,


    schoen, dass das bei Dir (noch) so ist, Peter ... Bei mir hier, oestlich von Muenchen (bin in ca. 15 Min. mit dem Fahrrad mitten im Ebersberger Forst) sind solche Zeiten schon lange vorbei. Daran kann ich mich nur noch als Jugendlicher in den 80ern erinnern.
    Ab und zu stolpere ich mal ueber einige wenige Landkaertchenraupen und das wars. Tagpfauenaugen habe ich vor zwei Jahren
    mal ein einziges Nest entdeckt. Kleiner Fuchs? Keine Ahnung, wie lange da das letzte Mal schon her ist. Es wundert mich aber auch nicht, weil man hier auch kaum mehr Falter beobachten kann. Wenn man am bluehenden Sommerflieder mal 5-10 Falter gleichzeitig erlebt und darunter sind dann auch noch ein paar Edelfalter, dann ist das mittlerweile schon eine ganz schoene 'Ausbeute'.
    Allerdings fand ich die letzten Jahre ueber immer wieder Taubenschwaenzchenraupen. Da sind die Falter aber auch regelmaessig zu beobachten.
    Du kannst Dich wirklich gluecklick schaetzen, wenn bei Dir die Edelfaltervorkommen noch halbwegs in Ordnung sind, ist aber definitiv nicht mehr ueberall der Fall - leider !


    LG,
    Markus.

  • Ich muss gestehen, dass ich eine zwiespältige Meinung zu dem Ansinnen habe. Einerseits ist es wirklich sehr wichtig und wünschenswert, dass man den Kindern das Thema Schmetterlinge näher bringt und im Kindergarten oder der Schule züchten möchte. Nur müssen es denn wirklich Einheimische Arten sein? Ich stelle mir vor, jeder zweite Kindergarten schwärmt aus und entnimmt Nester von Fuchs und Tagpfauenaugen. Ist das überhaupt gestattet? Was ist wenn die Zuchten schief gehen? Wir reden hier über absolute Anfänger. Ich habe selbst solche Projekte in Schulen begleitet, auch im Kindergarten. Dafür geeignet sind Samia, Attacus oder auch Actias Arten. Nach einer anfänglichen Unterstützung ging es dann in der Regel allein und der Effekt bei den Kindern ist der gleiche. Also Einen Entomologen in der Umgebung suchen.

  • Hallo Frank,


    grundsätzlich stimme ich Dir zu, dass massenhafte Entnahmen von Tagfaltern aus der Natur kritisch betrachtet werden müssen. Jedoch gebe ich ein paar Punkte zu bedenken.


    Tropische Arten können bei uns nicht frei und fliegen gelassen werden, da bin ich ganz bei Toralf. Abgesehen davon, dass sie unsere Winter nicht überleben würden, verbietet sich das Aussetzen nicht heimischer Arten. Also bliebe nur, die Tiere bis zu ihrem Tod in Gefangenschaft zu halten, mit allen uns bestens bekannten Konsequenzen(Abfliegen, Verlust der Extremitäten, usw.). Und das sollte man den Kindern, den Erziehern und Lehrern ersparen...


    Die "Brennessel-Falter" sind bei uns so häufig, dass keine Gefährdung durch die Entnahme einzelner Raupennester zu erwarten ist. Außerdem muss nicht das gesamte Nest entnommen werden, es reicht ein kleiner Teil der Raupen, vor allem in Hinblick auf den Futterbedarf einer großen Raupenzahl.


    Die genannten Falter eignen sich durch die Bekanntheit und die Verfügbarkeit der Brennessel sowie der relativ schnellen Zucht und den robusten Raupen ganz besonders für die Zucht durch meist unerfahrene Pädagogen.


    Raupen sind in der Natur heftigen Nachstellungen durch Prädatoren ausgesetzt, massenhaft werden Raupen parasitiert oder das ganze Nest fällt einer einzigen Meise innerhalb weniger Minuten zum Opfer, Wespen können einen ganzen Baum innerhalb eines Tages" entraupen", Raubwanzen saugen bereits die Eier ganzer Gelege aus. In meinem Garten habe ich zahlreiche Beispiele des Verschwinden von Gelegen oder Nestern gerade der Brennesel-Falter beobachten können.
    In menschlicher Obhut und mit der enormen Aufmerksamkeit, mit der im Kindergarten oder der Schule die Raupen gepflegt werden, kann man davon ausgehen, dass nahezu alle Raupen bis zum Schlupf der Falter gelangen. Werden diese Falter dann frei gelassen, ist das durchaus positiv zu sehen.


    Ich habe selbst bei meinen Kindern solche Zuchtprojekte in der Schule begleitet und die Freude der Kinder über das Fliegenlassen "ihrer" Falter erleben dürfen. Solches Erleben ist wichtig, denn nur für etwas, dass man kennt, kann man auch Verantwortung übernehmen!


    Daher unterstütze ich solche Projekte unbedingt!
    Sie richten keinen Schaden an der Population an, sondern fördern das Verständnis für Vorgänge in der Natur.
    Viele Kollegen engagieren sich dankenswerter Weise bei solchen Vorhaben und das ist es auch, was wir tun sollten.


    Nämlich unser spezielles Wissen zur Verfügung stellen und entweder mit Zuchtmeterial selber oder mit tätlicher Hilfe und Beratung die Erzieherinnen und Lehrer unterstützen.


    Gruß
    Arnd

    • Ihr geht davon aus, dass solche vermeintlich leichten Zuchten ohne weiteres gelingen und Falter frei gelassen werden können. Dem ist leider nicht so. Ohne jegliche Erfahrung habe ich da schon einiges erlebt. Futter wurde lose in Vasen gestellt und alle Raupen ertranken, Aquarium stand voll verschlossen in der prallen Sonne, Raupen konnten sich nicht aufhängen, in den Ferien sind die Falter geschlüpft, Puppen vertockneten in der Sonne usw. Ich habe ja gar nichts gegen solche Zuchtversuche nur die Erfahrung ist, dass sie ohne Begleitung oft schief gehen.
  • Also der Kindergarten bei mir in der Nähe hat ein großen "Spielplatz/Garten", neben Spielmöglichkeiten findet man dort auch Beete und unter anderem auch ein schöner großer Sommerflieder. Auch Brennnessel wächst dort, etwas abgegrenzt wegen den Kindern, die Kleinen sollen sich ja nicht vernesseln.


    Sowas finde ich persönlich viel sinnvoller, als Raupen aus der Natur zu entnehmen und sie (als Laie) in einem Gefäß zu züchten. Wie Frank vor mir schon schreibt, kann einfach viel zu viel schief gehen, selbst bei so vermeintlich einfachen Arten.


    Die Kinder können sich die Falter direkt am Flieder anschauen und an den Brennnesseln sind auch immer Raupen zu beobachten. Die Kleinen lernen die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung kennen und gehen auch sehr respektvoll an die Sache. Also wenn immer möglich, die Natur von alleine in den Kindergarten kommen lassen, indem man entsprechende Futter- und Nektarpflanzen auf den Spielplatz/Garten einpflanzt.

  • Hallo alle zusammen,
    ich sehe das etwas anders. Ich glaube nicht, dass es für Kinder das gleiche ist die Tiere in der Natur zu beobachten, wie sie selbst zu züchten und nachher frei zu lassen. Die Tiere in der Natur werden von den Kindern vermutlich kaum beachtet, während sie wohl großes Interesse an den Tieren in Gefangenschaft zeigen. Daher finde ich solche Projekte auf jeden Fall sinnvoll. Dennoch sollte aber jemand die Zucht begleiten, der auch Erfahrung im Umgang mit Schmetterlingen / Raupen hat. So sind alle glücklich. Die Kinder bekommen was Schönes zu sehen, die Wahrscheinlichkeit für einen Zuchterfolg ist groß und den Tieren geht es gut, welche nachher frei gelassen werden können.
    Gruß, David

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  • hallo zusammen,


    jetzt muss ich aber mal meinem berufszweig die stange hier halten!


    also die vorstellung, dass jede zweite kita loszieht und raupennester einsammelt, ist ziemlicher blödsinn.
    ich kenne keine einrichtung in unserem umkreis, die sowas macht und die erzieherInnen gehen auch nicht hin und stellen die raupen dann in einer box irgendwo in den raum und sagen: "so, das sind raupen, nun guckt mal zu, wie die zu faltern werden..."
    jeder vernünftig arbeitende pädagoge setzt sich mit der materie (in dem falle lebewesen) auseinander, welche er mit den kindern zusammen entdecken und erforschen möchte.
    das setzt gute vorbereitung voraus! meist entsteht daraus ja ein kleines oder auch größeres/längeres projekt.
    wissen über die jeweilige art wird sich ein pädagoge aneignen und sicherlich auch unterstützung von außerhalb holen, wenn denn die möglichkeit besteht.
    und wenn dann ein paar (!) und damit meine ich so ca 10 - 15 raupen einzug halten, wird auch mit den kindern die lebensweise, der umgang, die fütterung, das säubern etc. genau besprochen.
    die einheimischen falter dann zum abschluss freizulassen, ist ein absolutes highlite für die kinder und die leuchtenden augen dabei sagen mehr als 1000 worte!
    und ich habe nach solchen aktionen auch schon öfter erlebt, dass viele kinder danach sehr sensibel mit faltern umgegangen sind. sie wollten sie nicht mehr fangen oder jagen, sondern schauten ihnen einfach nur nach oder manchmal rief ein kind dann: "guck mal, da fliegt einer von unseren schmetterlingen!"


    manche beiträge hier hören sich fast ein bisschen so an, als seien kindergärten und schulen schuld daran, dass es kaum noch edelfalter gibt...
    was natürlich käse ist!
    sicherlich gibt es gegenden, wo sie vielleicht weniger geworden sind. hier bei uns sieht es jedoch noch recht rosig aus für de meisten tagfalterarten. einzig den schwalbenschwanz, den vermisse ich auch hier sehr, von denen sehe ich, wenn ich glück habe 2 - 3 im jahr.
    schuld daran sind aber nicht raupensammelnde pädagogen, sondern die immer weiter fortschreitende zerstörung ihres lebensraumes!


    und zum schluß möchte ich noch anmerken:
    wer von den züchtern, die ihre eier, raupen und kokons an der börse hier verkaufen, weiß denn immer so genau, wo sie landen?
    gibts nen "Raupenführerschein", den man vorweisen muss? oder vielleicht ein "falterdiplom"?
    NEIN, jeder, der hier angemeldet ist, kann alles bestellen!
    da werden eier gekauft von laien, die werden dann in der sonne "ausgebrütet" und dann bekommt man kurze zeit später eine anfrage, warum nichts aus den eiern schlüpft... oder die eiraupen schlüpfen und der käufer stellt fest, uuups... liguster? habe ich nicht... usw.
    aber selbst erfahrenen züchtern passieren fehler und/oder haben totalausfälle.
    sicherlich wird das auch mal in einer kita oder in einer schule passieren/passiert sein.


    trotzdem bin ich der meinung, haben unsere kinder ein recht auf hautnahe und anschauliche naturbildung und,
    wie arnd oben schon sagte: das, was man kennt, das schützt man!


    in diesem sinne


    schöne grüße


    ute :winken:

    :blume::falter::blume::insekt::blume::falter::blume::insekt::blume::falter::blume::insekt::blume::falter::blume::insekt::blume:
    Wenn du einen Apfel hast und ich habe einen Apfel und wir tauschen die Äpfel, wird jeder von uns nach wie vor einen Apfel haben.
    Aber wenn du eine Idee hast und ich habe eine Idee und wir tauschen diese Ideen aus, dann wird jeder von uns zwei Ideen haben!


  • sicherlich gibt es gegenden, wo sie vielleicht weniger geworden sind. hier bei uns sieht es jedoch noch recht rosig aus für de meisten tagfalterarten. einzig den schwalbenschwanz, den vermisse ich auch hier sehr, von denen sehe ich, wenn ich glück habe 2 - 3 im jahr.
    schuld daran sind aber nicht raupensammelnde pädagogen, sondern die immer weiter fortschreitende zerstörung ihres lebensraumes!


    Da kann man nur zustimmen, weder die Paedagogen noch die Entomologen tragen zum Wenigerwerden / Verschwinden bei - dies ist definitiv rein durch die Zerstoerung des Lebensraumes verschuldet !
    ... und wie 'laienhaft' der Umgang mit den Raupen auch sein mag, bzw. auch wenn es durch Fehler bei der Haltung zu Ausfaellen kommen sollte, alles ist bessser als wenn ein Edelfafternest unterm Mulcher endet ... !

  • Moin.


    Ich betreue jährlich so zwischen 5-10 Kindergartengruppen und Grundschulklassen bei der Aufzucht von Schmetterlingen.
    Nach zweimaliger erfolgreicher Aufzucht, sind die Lehrerinnen oder Kindergartenangestellten eigentlich so fit, dass es problemlos ohne mein Zutun klappt.
    Nur in absoluten "Notfällen" wird der "Raupendoktor" dann doch noch um Hilfe oder Rat gebeten.


    So habe ich mittlerweile jährlich zwischen 10 und 20 "Kinder"-Zuchten am Laufen, die unterschiedlich stark betreut werden, je nach Kenntnisstand der Pädagogen.
    Und ich will hier ähnlich wie Ute ne Lanze für die Leute brechen, die sich an die Zucht ran trauen.
    Die sind voll engagiert und lassen sich gut leiten. In den meisten Fällen bekommen die Raupen in den Tagesstätten ne bessere Pflege, als bei mir zu Hause.
    Und für die Kinder es gaaaaaaanz was anderes, wenn sie "ihren" Falter wieder im Garten fliegen sehen und nicht nur irgendwelche Schmetterlinge, die da sowieso rum flattern....


    Die Kinder aus den ersten Jahren als ich das erste Mal solch ein Projekt startete, erzählen noch heute begeistert darüber wenn ich sie auf der Straße treffe, von dem Erlebnis, als sie ihre Schmetterlinge frei ließen.
    Und diese "Kinder" sind mittlerweile 16-20 Jahre alt :winking_face:


    Und ich habe in den letzten Jahren auch die Resonanz per e-mail von Kindergärten/Schulen, die über ACTIAS Nesselfalterraupen erhalten hatten und das Projekt Schmetterlingsaufzucht per e-mail-Anleitung zu einem sehr guten Ende gebracht haben.


    Ganz ohne Anleitung ist es schwierig, aber nicht unmöglich.
    Mit Anleitung ist es ne super Sache.


    Wenn ich nun die Ausfälle an Raupen rechne, die während der letzten 10 Jahre in diesen Zuchten gestorben sind, Verluste die wohl auch im Freiland in ähnlicher Form auftreten würden, und den erzielten erzieherischen Effekt bei den Kindern und auch bei den Eltern....dann steht mein Fazit fest.


    ICH freue mich schon wieder auf die Arbeit mit Raupen, Kindern und Erwachsenen....die Planung läuft jetzt schon auf Hochtouren.


    Rudi

  • ....jeder zweite Kindergarten schwärmt aus und entnimmt Nester von Fuchs und Tagpfauenaugen. Ist das überhaupt gestattet?

    .....und ja, was ich noch schreiben wollte, bevor hier Unsicherheit aufkommt...ja, das ist gestattet, so lange es in Maßen geschieht.
    Nicht umsonst hat der Gesetzgeber in Deutschland die io, urticae und levana nicht unter Schutz gestellt.
    Und Bildung und Lehre sind ein guter vernünftiger Grund zur Aufsammlung.


    Ne Handvoll Raupen aus nem Nest zu entfernen tun dem Naturbestand nicht weh.
    Und ein ganzes Nest auf 10 Kindergartengruppen verteilt auch nicht.


    Aber wer 50 Tiere für eine Kindergartengruppe aufsammelt um danach 3 Falter fliegen zu lassen, sollte sich überlegen, ob das der richtige Weg ist.

  • Hallo Rudi,


    find ich super das du dich so engagierst, ich bin auch der Meinung, dass viele Kinder zu unserer heutigen Zeit viel zu wenig Berührungspunkte mit der Natur haben. Versuche seit letztem Jahr das thema bei mir in der Umgebung auch ein bisschen aufzugreifen, wobei die Begeisterung bei Nachfaltern aufgrund der Unwissenheit auf weniger Begeisterung stößt. Denke aber trotzdem das es nicht genügend Menschen geben kann, die sich in später Zukunft auch für den erhalt der Natur einsetzen und irgendwann muss man halt ansetzen.

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