Mantis religiosa - Haltungsdetails

  • Hallo,


    Meine Tochter hat mir im Herbst eine Gottesanbeterin von ihrem Schulweg mitgebracht. Wir haben sie eifrig gefüttert und sie hat noch eine Oothek abgelegt. Anfang Juni sind die Nymphen geschlüpft und wir haben alle bis auf 10 Stück an geeigneter Stelle ausgesetzt.
    Die 10 halten wir jetzt einzeln in Heimchendosen und haben alle mit Springschwänzen und Blattläusen zur ersten Häutung gebracht. Jetzt füttern wir bereits mit Drosophila.. Jetzt meine Fragen:


    - wie viele Drosophila sollten die Tiere pro Tag fressen. Wir geben z.Z. 3 Fliegen pro Mantis und Tag. Die werden aber nicht alle gefressen.
    - welche weiteren Futtertiere kann ich geben. Ich lese, dass Mikroheimchen nicht zu empfehlen sind
    - wie lange kann ich die Mantis in der Heimchendose belassen (10 x 10 x 7 cm)
    - wie gross sollte die Box dann für adulte Tiere sein?


    Danke für Rückmeldung,


    Gruss


    Norbert

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  • Hallo Norbert,


    die Tiere fressen nur so viele Drosophila bis sie satt sind. Es empfiehlt sich bei Nymphen, sie im Futter stehen zulassen, d.h. es ist von Vorteil, wenn sie immer etwas zu Fressen vorfinden. Eine genaue Anzahl kann man da nicht benennen, es genügt, wenn sich immer einige Drosos im Behälter befinden. Ein Stückchen Banane dazu, dann halten sich die Drosos etliche Tage.


    Futtertiere? Alles, was sich so in einer Wiese tummelt. Eine beliebte Methode um Futtertiere zu fangen ist das Keschern. Bis auf die Spinnen und eventuelle Feinde der Gottesanbeterin kann man alles anbieten, was sich im Netz befindet. Heimchen sind erstens teuer und zweitens zu fett! Sie enthalten zu viele Fette, die Gottesanbeterin braucht eher Fluginsekten mit hohem Eiweißanteil und Chitin. Fliegen, die man sehr preiswert als Pinky-Maden im Angelladen kaufen kann und dann im Kühlschrank lagert, kann man portionsweise in die Wärme holen, dann entwickeln sich immer nur ein paar Fliegen. Diese kann man sehr gut an die Gottesanbeterin verfüttern.


    Ich würde die Gottesanbeterin schon bald in ein größeres Gefäß umsiedeln(Je größer, umso besser!). Es haben sich bei Larven Lebensmittelboxen 20x20x20 mit großzügiger Belüftung bewährt. Man kann in den Deckel ein großes Loch schneiden und dann mit einer Heißklebepistole ein Gaze aufkleben. Zum Füttern eigenet sich ein seitliches kleineres Loch(3cm), in das ein Stopfen aus Schaumstoff geklemmt wird. So muss man nicht jedesmal beim Füttern den Deckel öffnen und die Fliegen lassen sich bequem einsetzen, da sie sofort nach oben fliegen und das kleine Loch nicht mehr finden.
    Wichtig ist immer ausreichend Platz, und Gelegenheit(Ästchen) um sich zu häuten.
    Die Gottesanbeterin wird etwa 10 cm groß, beim Häuten hängt sie sich an einem Ästchen auf und muss dann frei nach unten hängen können. Kann sie das nicht, droht sie abzustürzen oder bei der Häutung zu verkrüppeln. Da können dann die 20cm schon zu wenig sein.


    Gottesanbeterinnen sind bei uns in Deutschland streng geschützt, sie kommen sehr selten und nur an klimatisch besonders begünstigten Plätzen vor. Auf dem Schulweg einer Gottesanbeterin zubegegnen ist schon etwas besonderes, sicher kommen bei Euch weitere mediterrane Arten vor.


    Hier in Deutschland sollte man jedoch, besonders da tropische Gottesanbeterinnen verschiedenster Arten in den Terrarien gezüchtet werden und zu erschwinglichen Preisen angeboten werden, lieber auf eine dieser Arten zurückgreifen und die einheimische Mantis religiosa unbedingt schonen und an ihrem angestammten Platz belassen.


    Gruß
    Arnd

  • Hallo Norbert,


    ich kann Arnd hier nur in allen Punkten rechtgeben. Er hat ne sehr gute Beschreibung für die Haltung hier abgegeben.
    Eines sollte allerdings noch dringend erwähnt werden, damit Du hier nicht in eine wirklich ungute Sache rennst:
    In Deutschland ist sie in der Roten Liste der Geradflügler (Rote Liste) in die Kategorie 3 („gefährdet“) eingruppiert und genießt nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes(BNatSchG) in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonderen Schutz.
    Deshalb darf sie u. a. weder gefangen noch gehalten werden.


    Liebe Grüße
    Rainer


    P.S. Zu empfehlen für Anfänger im Bereich Mantodeen sind z.B. alle Blütenmantiden, wie Pseudocreobotra wahlbergii, P. ocellata, oder Sphodromantis spec.
    Es gibt dazu auch tolle Fachlektüre von Stephan Schorn "Blütenmantiden" ISBN: 978-3-86659-124-0

  • Danke für die Antworten. Idee mit den Bananenstückchen ist natürlich genial... bisher sind die Drosophilas oft verhungert...


    Mein Töchterlein (8J) hat die Mantis tatsächlich an einer Hauswand an der Hauptstrasse (!) gefunden und sie war auch schon etwas lädiert. Ihre restliche Lebenserwartung wäre sehr kurz gewesen.
    Durch unser Eingreifen haben wir also der Natur eine Oothek gerettet und von dieser haben wir ja auch alle bis auf 10 freigelassen. Die adulten Tiere werden wir dann ebenfalls wieder freilassen. Dann sollte es passen.


    Wenn uns die Tiere gefallen, überlegen wir uns geeignete Tiere zu kaufen...


    Tatsächlich finden sich bei uns etliche wärmeliebende Insekten, z.Bsp Scolia hirta oder Bombus haematurus


    Schönen Gruss


    Norbert.

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