Insektenhotel... (aber vernünftig!)

  • Die Tage werden länger, man könnte ja mal wieder was basteln. :daumenja:


    Ein Insektenhotel zu basteln ist doch nicht so ohne! :bibber:
    Es gibt ja unzählige Bauanleitungen. Oft scheinen sie einfach nur dekorativ zu sein.
    Wenn man sich aber etwas intensiver damit beschäftigt, wird man wuschig. :upside_down_face::unamused_face::thinking_face::confused_face::loudly_crying_face:


    Bsp.
    - Bohrlöcher nicht in die Stirnseite der Stämme
    - Kein Weichholz
    - Machen Zapfen Sinn?
    - Muss man das Insektenhotel pflegen?
    - Macht es überhaupt Sinn? Oder ist es eine Brutstätte für Parasiten?
    - etc., etc.


    Was macht denn Sinn?


    EDIT: Kann man auch etwas in den Garten stellen wo drin Falter gerne überwintern?

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  • Moin Torsten.


    Es gibt ein super Buch dazu von Werner David "Fertig zum Einzug...."
    pala-verlag, Darmstadt - Werner David: Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen


    Einem Autor, der das ganze Thema sprichwörtlich auslebt :winking_face:
    Ich kanns nur schwer empfehlen.


    Tschau
    Rudi


    PS: für Schmetterlinge gibt es meines Wissens nix. Ausser du baust ein schön feuchtes Kellergewölbe in deinem Garten, worin libatrix, io und Co überwintern können.

  • Hallo Thorsten,


    mein lieber Mann! Da hast Du aber thematisch ein Fass aufgemacht! :thumbs_up:


    Ich beschäftige mich seit einem Fernsehbeitrag vor einigen Jahren mit dem Thema Wildbienen und wie Du schon erwähnt hast, gibt es jede Menge Infos darüber, leider auch viel unnötiges.
    Insektenhotels machen nur dann Sinn, wenn man weiß, welche Insekten man denn in seinem Hotel haben möchte.
    Eines jedoch kann man gleich feststellen: Baumarkt-Insektenhotels sind kaum geeignet, irgendwelchen Insekten Schutz zu bieten.
    Da kann man auch eine Schuhschachtel liegen lassen, da finden Ohrwürmer und Schnecken auch noch Unterschlupf...


    Ich empfehle, sich bei diesem Thema einfach mal an den Wildbienen zu orientieren,z.B.:
    Wildbienen.de
    Gerand den Wildbienen kann man sehr gut und aktiv helfen!
    Es gibt viele weiterführende Internetseiten zu dem Thema, auf denen ausführlich die Problematik dargestellt wird.
    Natürlich gibts auch Literatur zu dem Thema. Stellvertretend möchte hier ich das Buch empfehlen:
    Wildbienen - Die anderen Bienen von Paul Westrich
    Der selbe Autor betreibt auch die Internetseite "Wildbienen.info".


    Überall im Netz findet man tolle Informationen, die nötig sind, funktionierende "Insektenhotels" selber zu bauen und welche Materialien sich anbieten. Wäre toll, wenn sich der eine oder andere von Euch anschließen würde und dann auch über seine Erfahrungen berichtet.


    Ein paar meiner eigenen Beobachtungen:
    Glücklicherweise steht in meinem Garten ein kleiner Bambuswald, bei dem immer wieder einzelne Stämme absterben. Bambus eigenet sich hervorragend für die Wildbienen, da die Stengel hol sind und in Abschnitte unterteilt sind. Ich habe die Stämme nach bestimmter Methode in gleich lange Stücke geschnitten und dann zusammen mit trockenen Stengeln vom Maggikraut u.a. in einem Holzkasten fixiert. Dieser wurde an einer wind- und regengeschützten Stelle in ca. 120m Höhe aufgestellt. Da dies im zeitigen Frühjahr erfolgte, der Flugzeit der ersten Wildbienen, wurden die hohlen Stengel sofort besiedelt! Übers Jahr kamen dann diverse andere Arten an Bienen und Wespen dazu, die jeweils unterschiedliche Stammdurchmesser benötigen. Die verschiedenen Durchmesser der Bambussstengel wurden nach und nach besiedelt und verschlossen. Im ersten Jahr dann im zeitigen Frühjahr schoben sich aus den Wildbienengängen sonderbare Puppen heraus und schlüpften - Trauerschweber! Schock! Parasiten! Die wollte ich eigentlich nicht haben! Doch dagegen gibt es Tricks!
    Diese Jahr haben sich kleinste Bienen (3-4mm) eingefunden, die auch noch das dünnste Bambusröhrchen besiedelten, schwarze Wespen haben sich ihre Röhren besetzt, es sind bis auf die ganz großen Röhren mit mehr als 1cm Durchmesser so ziemlich alle Röhren verschlossen. Zur Zeit werden diese von ca 1,5 cm großen schwarzen Wespen besucht, die mit ihrem genauso langen Legestachel durch den Verschluss hindurch bohren und ihre Eier in den Bienen/Wespenlarven ablegen. Noch mehr Parasiten!
    Doch so ist das halt. Der einen Freud, der anderen Leid.
    Über den Sommer habe ich aus Ton kleine Unterkünfte hergestellt und ausgelegt. Diese sind noch nicht angenommen. Vielleicht im nächsten Frühjahr, wenn der Lochdurchmesser zur Bienengröße passt. Etliche weitere Bienenhotels, so ein eingegrabener senkrechter Baumstamm aus Nussholz mit zahlreichen Bohrungen sind in Planung, den Stamm hab ich bereits im Garten liegen...
    Und pflegen kann man die Hotels natürlich auch....


    Es ist faszinierend und auch spannend, die Entwicklung eines solchen "Bienenhotels" zu beobachten. Viele ökologische Zusammenhänge und Abläufe werden erst klarer, wenn man sich mit dem Thema eingehender beschäftigt. Unglaubliche Abhängigkeiten der Arten untereinander werden deutlicher.
    Ich jedenfalls kann das Thema Wildbienen und Bienenhotels wärmstens empfehlen.
    Hier ein sehr informatives Video zum Thema: Wildkräuter und Wildbienen
    Es gibt zahllose Videos und Literatur zu diesem komplexen Thema, einfach mal loslegen!



    Wenn mit Sympathieträgern wie Marienkäfer, Schmetterling oder Ohrenkneifer und der Schaffung von Überwinterungsplätzen Werbung für die "Insektenhotels" gemacht wird, dann Finger weg. Denn weder ist belegt, dass diese Hotels jemals angenommen werden, noch nutzen sie irgendwelchen anderen Insekten. Und meist sind solche Insektenhotels zwar schön anzusehen, jedoch sind sie oft völlig an den Bedürfnissen von Insekten vorbei gebaut. Einfach nur kaufen ist nicht der richtige Weg.
    Das macht den Geldbeutel leer, befriedigt zwar vordergründig das Bedürfnis, den Insekten zu helfen, nutzt aber den Insekten nichts.


    Informieren und dann selber bauen!
    Das macht besonders den Kindern Spass und sie lernen sinnvoll, mit der Thematik umzugehen!


    Und zu Deiner Frage, ob man für die Schmetterlinge etwas tun kann?
    Klar! Stell ein Gartenhäuschen auf mit vielen Möglichkeiten reinzukommen. :wut::grinning_squinting_face:
    Falter überwintern auf Dachböden, in Rollokästen, in Kellern, in Schuppen, in der Natur in Baumhöhlen und echten Höhlen. Die oft angebotenen Holzkisten mit senkrechten Schlitzen eigenen sich m.E. weniger. Der einzige Schutz besteht eventuell darin, dass Mäuse und andere Prädatoren nicht an die Falter herankommen...Alte Obstbäume stehen lassen, dichte Hecken anlegen, Gelegenheiten schaffen, dass Insekten in den Dachstuhl oder den Schuppen (gekippte Fenster sind eine Einbahnstrasse und im Frühjahr eine Falterfalle!) gelangen können.


    Gruß
    Arnd

  • Supi!
    Das Buch werde ich mir besorgen...so etwas brauche ich.
    Wildbienen.de ist wirklich eine tolle Seite.
    Jetzt brauche ich nur noch ein wenig Zeit.


    Danke euch beiden.


    Vielleicht hat noch jemand ein paar Fotos? :grinning_squinting_face:


    Auf ein paar Bildern im Web arbeiten welche mit transparenten Kunststoffröhrchen. Das finde ich ja auch richtig cool. Dann kann man sich die Legeröhren auch mal von innen ansehen.

  • Gestern im Garten.
    Neue Besucher im Hotel.
    Sie nutzen die Stengel vom Liebstöckel, jedoch nicht für Nestbau, eventuell als Überwinterungsquartiere.
    Weiß jemand die Art?

    Sehr gut sind die Verschlüsse in den danebenliegenden Bambusstängeln zu sehen. Je nach Querschnittgröße besiedeln unterschiedliche Arten die Stängel, jede verwendet anderes Baumaterial!


    So sieht die kleine Anlage gesamt aus:
    Unten ein Balkenrest aus Eiche, darüber eine Weinkiste gefüllt mir Stängeln, ganz oben Tonplatten mit Bohrungen.


    Eine andere, aus einem verpilzten Fichtenstamm wird nur sehr zögerlich angenommen, die Späne in den Löchern verhindern eine Besiedlung bisher. Nach dem ersten Frost noch mal vorsichtig mit scharfem Bohrer per Hand ein wenig die Eingänge säubern.
    Man glaubt nicht, wie viele winzige Bienen und Wespen sich an so einem Stück beobachten lassen!


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