Schmetterlingshaus mit einheimischen Arten

  • Erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten un Hilfestellungen!! Manche Dingen wie beispielsweise, dass die Tagfalter zum Licht fliegen, hatte ich zunächst garnicht bedacht. Aber die Idee mit etwas weißem Stoff wäre dafür eventuell ein guter Ansatz!
    Ich versuche mal auf alle Fragen zu antworten, falls ich was vergessen habe schreibt mir nochmal.
    Mein genaues Thema lautet: "Planung eines Schmetterlingshauses für die Landesgartenschau 2024 in XX". Bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich den Ort sagen darf, eventuell kann man sich ihn jetzt aber sowieso denken. Die Abgabe ist am 30.04., habe leider etwas spät dieses Forum entdeckt und auch zunächst nicht damit gerechnet so viel Rückmeldung zu bekommen. Ich studiere Raum- und Umweltplanung, bin also wie gesagt echt ein Neuling auf dem Gebiet. Mein Betreuer kennt sich leider auch nicht wirklich mit Schmetterlingen aus, sonst hätte er sicherlich vorher gewusst, dass das alles nicht unbedingt so einfach ist.
    Eventuell werde ich in meinem Fazit auch die Alternative eines Schmetterlingsgartens darlegen. Dieser trägt sicherlich mehr zu Artenerhaltung bei und zeigt den Besuchern noch deutlicher, was sie selbst für den Erhalt der Schmetterlinge tun könnten. Nur leider ist das ja nicht mein Thema..
    Danke bellargus für die Liste! Wenn ich zu dem Schluss komme, dass eben nur 10 Arten möglich sind (für den Anfang) ist das immerhin auch etwas. Bei längerer Laufzeit kann man sich eventuell immer noch an anderen Arten probieren. Ich stelle später mal eine Liste hoch mit den Arten die ich ausgewählt habe.
    Liebe Grüße und nochmal danke für die zahlreichen Rückmeldungen.

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  • So hier folgt die Liste. Wie gesagt, da sind jetzt noch Recht viele dabei die sicherlich nicht alle unterzukriegen sind. Aber ich muss das Ganze ja auch begründen können, warum manche Arten nicht in etracht kommen und eventuell könnt ihr mir dabei ja dann weiter helfen.
    Das Paragraphenzeichen (§) bedeutet, dass diese besonders geschützt sind.


    Weißlinge

    • Leptidea juvernia/sinapis
    • Colias hyale (§)
    • Gonepteryx rhamni
    • Pieris brassicae/manii/rapae
    • Aporia crataegi
    • Anthocharis cardamines

    --> Bei den Weißlingen mache ich mir noch am wenigsten Gedanken eigentlich
    Dickkopffalter

    • Carterocephalus palaemon (? wird eventuell auch schwierig)

    Bläulinge

    Wahrscheinlich auch recht schwierig, da Spezialisten; theoretisch würde ja eine Art von den "echten" Bläulingen reichen.

    • z.B. Polyommatus icarus (oder sollte ich mich von denen auf Grund von Lebensraum/Zucht besser verabschieden)
    • Lycaena virgaureae, phlateas, alciphron, hippothioe (alle §) ; sicherlich auch nicht "leicht"

    Würfelfalter

    • Hamearis lucina

    Edelfalter

    Kaisermantel/Perlmutterfalter wahrscheinlich auch eher ungeeignet; oder wie sieht es mit Issoria lathonia (§) aus?

    • Vanessa cardui (eigentlich würde ich eventuell das Haus über Winter geschlossen halten, da nicht rentabel, auf Grund der Diapause würde ja sowieso nichts herumfliegen, daher kommen Wanderfalter wohl eher auch nicht in Betracht)
    • Aglais io
    • Nymphalis antiopa, polychloros (beide §)
    • Polygonia c-album
    • Aglais urticae
    • Araschnia levana

    Augenfalter

    • Lasiommata megera
    • Coenonympha pamphilus, arcania (§) ???

    Ritterfalter

    • Papilio machaon (§)
    • Iphlicides podalirius (§) --> Wahrscheinlich auch eher unrealistisch, wegen Lebensraum/sehr wärmeliebend ??


    Die Scheckenfalter, wie bspw. Melitaea phoebe, Eisvögel und Schillerfalter habe ich jetzt nicht mit drin, da diese wahrscheinlich komplett ungeeignet sind. Korrigiert mich bitte wenn ich falsch liege! Beziehungsweise bei den Scheckenfalter bin ich mir mit der Begründung noch unsicher, also falls ihr da weiter helfen könnt, wäre auch super. Eisvögel und Schillerfalter wären ja meistens eh in den Baumkronen unterwegs und daher für die Besucher sowieso eher selten zu sehen.
    Ich komme als auf ca 20-25 Arten, die ich NICHT alle unterbringen will. Momentan versuche ich im Hinblick auf Lebensraum und Züchtung (leider fehlen mir da i.d.R. die Infos) noch etwas "auszusortieren"
    Liebe Grüße

  • Man muss an dieser Stelle einen Break machen. Verabschiede Dich von dem Projekt Schmetterlingshaus und einheimische Arten. Wenn das Projekt und der Auftrag ein Schmetterlingshaus ist, dann ist das nur, wie in allen anderen Schmetterlingshäuser mit tropischen Arten umzusetzen. Ich hoffe den Managern der LAGA ist klar, was hier an Kosten entsteht, wenn noch absolut nichts da ist. Da reden wir von Hunderttausenden Euro. Ich weiß das, weil ich mal als Finanzierungsberater ein solches Projekt begleiten sollte. Mit Verlaub mir erscheint das Ganze Herangehen etwas naiv. Das kleinste Problem und die geringsten Kosten sind die Bepflanzung und der Besatz mit Faltern in 2024. 1000 tropische Puppen kosten etwa 300 -500 Euro. Das Haus zu bauen, zu planen, zu beheizen und zu betreiben, das sind die Kosten, um die es geht. Wieviel hat das Managment denn an Budget bereit gestellt?


    Um einheimische Arten auf der LAGA zu präsentieren, müsste also der Projektauftrag geändert werden. Die in Deiner Liste aufgeführten Arten sind in Ihren Ansprüchen derart unterschiedlich, dass die meisten gänzlich ungeeignet sind. Aber solange der Auftrag ein Schmetterlingshaus ist, stellt sich die Frage hierzu nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Hier einfach mal ungeachtet der Tatsache, dass das Projekt sehr ambitioniert ist, ein paar theoretische Gedanken zu der Artenliste. Die praktische Umsetzung ist ja sowieso nochmal was ganz anderes. Aber vielleicht soll die Arbeit sich ja auch erstmal nur auf die theoretische Machbarkeit beziehen. Prinzipiell könntest du in deiner Arbeit doch auch zu dem Schluss kommen dass es nicht machbar ist?


    Weißlinge

    • Leptidea juvernia/sinapis
    • Colias hyale (§) -evtl. schwierig weil extrem starke Flieger, da sollte das Platzangebot ausreichen
    • Gonepteryx rhamni
    • Pieris brassicae/manii/rapae
    • Aporia crataegi
    • Anthocharis cardamines -ich würde als Futterpflanze definitiv Alliaria petiolata empfehlen, Cardamine pratensis ist finde ich in der Zucht zu empfindlich, wirft weniger Futter ab und benötigt Feuchtigkeit

    --> Bei den Weißlingen mache ich mir noch am wenigsten Gedanken eigentlich


    Dickkopffalter

    • Carterocephalus palaemon (? wird eventuell auch schwierig) - ja, vor allem genug Material zu beschaffen, die Zucht dürfte nicht so schwer sein

    Bläulinge


    Wahrscheinlich auch recht schwierig, da Spezialisten; theoretisch würde ja eine Art von den "echten" Bläulingen reichen. - Bläulinge sind generell eher eine langsame Angelegenheit, vor allem schwierig weil meistens die Raupen überwintern. Eine großangelegte Zucht ist deswegen schwierig, auch weil der "output" bei den Bläulingen eher gering ist.

    • z.B. Polyommatus icarus (oder sollte ich mich von denen auf Grund von Lebensraum/Zucht besser verabschieden) - würde ich mich von verabschieden, geht sicher, aber auch schwer viele zu bekommen
    • Lycaena virgaureae, phlateas, alciphron, hippothioe (alle §) ; sicherlich auch nicht "leicht" -virgaureae definitiv nicht, aus mehreren Gründen. zumindest in Deutschland relativ selten, daher schwer zu beschaffen, die Zucht ist recht langwierig, das Ei überwintert, nicht sicher ob das ein Vor-oder Nachteil ist/ phlaeas, alciphron am ehesten ich finde am besten fast noch tityrus, weil zwei Generationen/ hippothoe finde ich wegen dem Anspruch an Feuchtigkeit wieder schwierig

    Würfelfalter


    • Hamearis lucina - einfach zu züchten, schwer zu bekommen, aber wenn dann kann man zumindest relativ viele beschaffen

    Edelfalter



    Kaisermantel/Perlmutterfalter wahrscheinlich auch eher ungeeignet; oder wie sieht es mit Issoria lathonia (§) aus? -Issoria lathonia ist möglicherweise machbar, aber auch eher schwierig, weil die Raupe überwintert. Zucht mit Viola ist auch nicht so einfach. Für ausgewachsene Raupen braucht man echt viele Pflanzen, die werfen nicht viel ab.

    • Vanessa cardui (eigentlich würde ich eventuell das Haus über Winter geschlossen halten, da nicht rentabel, auf Grund der Diapause würde ja sowieso nichts herumfliegen, daher kommen Wanderfalter wohl eher auch nicht in Betracht) - das Haus ist im Winter definitiv zu schließen, da passiert ja nichts. Das Haus muss außerdem im Winter auskühlen können, denn Temperaturen um den Gefrierpunkt sind wichtig für die Überwinterung der einheimischen Arten. V. cardui ist evtl. die einzige Art die man bei Warmhaltung das ganze Jahr hindurch ohne Diapause haben könnte. Überwinterung ist eher schwierig, aber sonst eine gute Art zur "Massenzucht" und auch sonst halte ich sie für ganz gut geeignet für ein Schmetterlingshaus.
    • Aglais io
    • Nymphalis antiopa, polychloros (beide §) -größtes Problem sehe ich die dauerhafte Beschaffung von Weide, denn so eine Kolonie mäht einen kleinere Baum komplett kahl, Ansonsten schöne Arten, wenn man die Schutzbestimmungen umgehen kann (Genehmigung zur Entnahme)
    • Polygonia c-album
    • Aglais urticae
    • Araschnia levana

    Augenfalter

    • Lasiommata megera -bei fast allen Augenfalterarten ist wieder die Beschaffung größerer Mengen nicht leicht und in der Zucht ausreichend Nachkommen zu generieren ist schwer, die Entwicklung ist bei den meisten Arten langsam bis sehr langsam. Bei megera überwintert die Raupe, aber immerhin zwei Generationen
    • Coenonympha pamphilus, arcania (§) ??? -Überwinterung der Raupe möglicherweise ein Problem, aber meiner Erfahrung nach nicht schwierig

    Ritterfalter


    • Papilio machaon (§)
    • Iphlicides podalirius (§) --> Wahrscheinlich auch eher unrealistisch, wegen Lebensraum/sehr wärmeliebend ?? - Sehr, sehr wärmeliebend. Die Raupen mögen fast schon gegrillt werden und sind gerne über offenem Fels. Die Paarung und Eiablage erfolgt auch nur bei Wärme und starker Lichteinstrahlung. Die Falter sind gute Flieger und brauchen Platz


    Dort wo nichts steht, zweifle ich an der prinzipiellen Machbarkeit eher nicht.


    Gruß Dennis

    • Offizieller Beitrag

    Du solltest dir auf jeden Fall für jede Art genau Gedanken über die Beschaffung ausreichender Futterpflanzen machen. Welche Quellen? Anzucht? Langfristige Aufrechterhaltung? Ansprüche an Standort und Pflege?
    Die Raupen schädigen die Pflanzen nicht unerheblich und das in einem Gewächshaus ständig. Die Pflanzen müssen daher möglicherweise öfters ersetzt werden. Außerdem brauchen wie schon erwähnt viele Raupen auch viel Futter. Eine Beschaffung in wirklich großen Mengen ist daher wichtig, wenn alle Pflanzen lebende Pflanzen sein sollen.


    Gruß Dennis

    • Offizieller Beitrag

    Die Scheckenfalter, wie bspw. Melitaea phoebe, Eisvögel und Schillerfalter habe ich jetzt nicht mit drin, da diese wahrscheinlich komplett ungeeignet sind. Korrigiert mich bitte wenn ich falsch liege! Beziehungsweise bei den Scheckenfalter bin ich mir mit der Begründung noch unsicher, also falls ihr da weiter helfen könnt, wäre auch super. Eisvögel und Schillerfalter wären ja meistens eh in den Baumkronen unterwegs und daher für die Besucher sowieso eher selten zu sehen.

    Ach ja, dazu noch, dann bin ich still. Schillerfalter und Eisvögel (bzw. eigtl. nur Limenitis camilla, L. populi und reducta kann man sowieso völlig vergessen, weil selten wie sonstwas), sind nicht sehr pflegeleicht. Die Zucht ist an sich nicht schwer, aber die Raupen überwintern und brauchen viel Aufmerksamkeit. Während zum Beispiel A. ilia warme Standorte bevorzugt mag A. iris luftfeuchte, kühle Standorte und reagiert auf Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsänderungen empfindlich, ähnlich auch L.camilla. Die Falter zur Paarung zu bewegen ist sehr schwer. Mangels Platz habe ich da keine Erfahrung, aber meistens sind Handpaarungen das einzige Mittel. Ansonsten brauchen sie auf jeden Fall viel Platz und viel Zeit um zur Paarung zu kommen. Die Weibchen sind bei den Eiablagestandorten sehr wählerisch. Generell gehören sie eher zu den low-density-species, wie Weidemann so schön schreibt.
    Die Scheckenfalter sind ein weites Feld. Die Beschaffung ist wegen der großen Raupennestern nicht so schwer, allerdings sind viele Arten vor allem M. phoebe in Deutschland selten. Die Raupen überwintern und haben teils eine lange Entwicklungszeit. Tendenziell würde ich sagen, die Arten stellen auch recht spezielle Anpsrüche an ihre Lebensräume und das dort herrschende Klima. Während einige Arten eher Trockenrasen besiedeln (generell schwerer Lebensraum zum nachstellen) und wärmeliebend sind, sind andere mehr feuchtigkeitsliebend. Vor allem die mikroklimatischen Bedingungen scheinen mir bei den Standorten von Scheckenfaltern sehr wichtig und sind sehr schwer reproduzierbar. Raupennester sind manchmal sehr gehäuft an einer Stelle und in der restlichen Umgebung gar nicht, obwohl die Vegetation überall ähnlich ist. Die Falter zur Paarung zu bewegen stelle ich mir auch schwer vor (korrigiert mich wenn ihr andere Erfahrungen habt). Die Scheckenfalter sind allesamt K-Strategen und die sind denke ich generell nicht so gut geeignet für ein Schmetterlingshaus. Was auch auffällt wenn man die Liste durchgeht, denn der Großteil sind r-Strategen. Melitaea didyma könnte ich mir am ehesten noch vorstellen.


    Gruß Dennis

  • Ich habe das Thema als Bachelorarbeit bekommen, ausdrücklich mit heimischen Arten. Mich von dem Projekt zu verabschieden bringt also nichts. Und wie Dennis schon richtig dargestellt hat, geht es zunächst ja nur mal um die theoretische Machbarkeit. Durch den Zuschlag für die LaGa und die Aufnahme der Stadt in das Städtebauförderungsprogramm stehen insgesamt vom Bund ca. 3,5 Mio Euro zur Verfügung. Meine Aufgabe ist es jedoch nicht die finanzielle Umsetzbarkeit darzulegen, trotzdem danke für die Anmerkungen und die Preise.


    Vielen, vielen Dank Dennis!! Das hilft mir wirklich super weiter! Eventuell werde ich zunächst lediglich das Haus für die Falterarten planen, die prinzipiell machbar wären. Bei längerer Laufzeit könnten ja immer noch weitere Schmetterlingsarten aufgenommen werden und das Schmetterlingshaus dahingehend modifiziert werden. Ich werde mich dann zunächst mal auf diese Arten und vor allem auf deren Futterpflanzen für die Raupen konzentrieren. Dankeschön fürs Zeit nehmen und die ausführlichen Erläuterungen!!


    Liebe Grüße Maike

    • Offizieller Beitrag

    Ja, tut es. M. galathea würde denke ich mal auch gehen, das stimmt. Aber ich persönlich finde die Zucht schwieriger als C. pamphilus/arcania, weil die Raupen als L1 (angeblich ohne zu fressen) überwintern. Die Ausfälle sind da immer ziemlich hoch. Zumindest ich habe die Zucht nie wirklich gut hinbekommen, ich denke mal es gibt da Leute die es besser hinbekommen haben. Ich habe nun nur mit großen, eingetopften Gräsern gearbeitet, nicht mit einer halben Wiese, also weiß ich nicht wie es sich in einer Gewächshausumgebung verhält. Könnte mir vorstellen, dass es klappt, könnte mir aber auch vorstellen, dass man Eier verteilt und nie irgendwas wieder sieht. Zumindest sind Eier leicht zu beschaffen. Die Weibchen sind "Eistreuer" und legen vergleichsweise viele Eier. Ein Versuch ist es also wert, man sieht halt erst nach einem jahr ob es geklappt hat.


    Gruß Dennis

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  • Hallo Maike


    Ja, plane das Schmetterlingshaus theoretisch und wenn Du Deinen Bachelor hast, lasse das Projekt sterben.......
    Das ganze funktioniert nie und nimmer! Versteh es nicht falsch. Ich gönne Dir Deinen Abschluss.
    Erschrecken tut mich aber die Naivität mit der Ihr an die Sache ran geht. Wie soll das ganze funktionieren, wenn Du und
    Dein Betreuer wenig bis keine Ahnung von der Materie haben und Ende April schon Abgabetermin ist?
    Ich drück Dir trotzdem die Daumen!


    Gruß


    Christian

  • Hallo Maike,


    ich kann mich hier den Ausführungen von Christian nur anschließen.


    Auch ich gönne Dir natürlich Deinen Abschluss, wobei ein Betreuer, der solche Bachelor-Arbeiten vergibt, aber keinen blassen Tau von der Materie hat, den Namen Betreuer nicht verdient. Und er Dir womöglich aufgrund seiner eigenen Defizite in solchen Themen dann noch Deinen Abschluss versaut.


    Es ist schon immer wieder faszinierend, was einem im heutigen Bildungssystem so über den Weg läuft.


    Die einzig logische Schlussfolgerung in einer solchen Bachelor-Arbeit müsste sein, dass ein solches Schmetterlingshaus wie gedacht / gefordert ABSOLUT NICHT umsetzbar ist, aber das will Dein Betreuer natürlich nicht hören und das würde Dir erst recht den Abschluss versauen.


    Schwierige Kiste... Viel Glück trotzdem...


    LG Thomas

  • Das meine Schlussfolgerung sein wird, dass ein solches Schmetterlingshaus nicht umsetzbar ist, wird kein Problem sein. Ich versuche dann die Alternative "Schmetterlingsgarten" etwas weiter auszuführen. In Anbetracht der Zeit wird das natürlich nicht in vollem Umfang möglich sein.
    Da mein Betreuer sich nicht ganz so gut mit Schmetterlingen auskennt, hat er mir einen Experten empfohlen mit dem ich auch schon ein persönliches Gespräch hatte und auch ein paar Telefonate. Dieser meinte auch, dass es sehr schwierig wird. Leider ist er viel unterwegs auf Tagungen udn Fernreisen, weshalb ich hier im Forum nach weiterem Rat gesucht habe.
    Mir geht es darum zu zeigen, wie unter Umständen eventuell ein Schmetterlingshaus machbar wäre. Dass dann nur sehr sehr wenige Arten gezeigt werden könnten und dafür eine Menge Aufwand (auch in finanzieller Hinsicht) nötig wäre, zeigt ja auch, dass es keinen Sinn macht. Gewinne können dadurch sicherlich nicht generiert werden und auch der Effekt heimische Arten, ihre Lebensräume und -weisen sowie die Anforderungen darzustellen, wäre wohlmöglich nicht gegeben.
    Grüße Maike

  • Hallo Maike,


    das freut mich zu hören, dass diese Schlussfolgerung wohl dann doch kein Problem sein wird, wenngleich Dein Betreuer vor Vergabe der Bachelor-Arbeit vielleicht lieber zuerst selbst den Experten hätte konsultieren sollen, der ja offenbar die Meinung im Forum hier teilt, dass es schwierig bis unmöglich sein wird, so etwas umzusetzen.


    In Sachen Sinnhaftigkeit steht aus meiner Sicht auch nicht unbedingt der finanzielle Aspekt im Vordergrund (wenngleich sich mir als Betriebswirt alle Nackenhaare aufstellen, wenn ich nur ansatzweise an die finanzielle Umsetzung eines solchen Projektes denke :grinning_squinting_face: ), sondern es sollte der Schutz der Lebensräume im Vordergrund stehen, die Sensibilisierung der Bevölkerung dafür, nur das wird helfen, dem schleichenden Artensterben entgegen zu wirken. Und so etwas kann man durchaus sehr anschaulich auch auf einer Landesgartenschau darstellen, und wenn man dort auch nur ansatzweise einzelne Lebensräume / Biotope / Habitate versucht nachzubilden, dann kommen sehr viele Insekten und insbesondere auch Falter von ganz alleine, gerade die in Deiner Liste angesprochenen, á la P. rapae, P. brassicae, A. urticae, A. io, M. stellatarum, V. cardui, V. atalanta, M. galathea, und eventuell sogar der ein oder andere Bläuling, etc. etc., und man muss nicht unbedingt ein Glashaus drüber bauen, damit Besucher sich dieser fliegenden Kleinode erfreuen können. Und wenn es den Faltern dort gefällt und das Umfeld passt, dann kommen die Entwicklungsstadien, insbesondere Raupen, auch von ganz alleine, und siehe da, eines Tages findet sich auf den Brennesseln eines solchen Themenbereichs dann Raupen von A. levana, A. urticae und Co.. und schon sieht man auch was zu den Lebensweisen solcher Falter.


    LG und weiterhin viel Erfolg - Thomas

  • Hallo


    soweit ich Maike verstanden habe geht es eher um eine Machbarkeitsstudie als um eine tatsächliche Umsetzung? Ich finde die Arbeit hat doch ein gutes Thema. Ein Schmetterlingshaus mit heimischen Schmetterlingen hört sich ja erstmal gut und irgendwie auch easy an. Dass es nicht easy ist wissen wir.(als "Experten") Aber sonst weiß es erstmal niemand. Der Laie versteht nicht warum heimische schwerer zu halten sind als tropische. Und wäre es einfach umsetzbar wäre das eine tolle Sache für ne LaGa.


    Da machts doch Sinn sich so ein Vorhaben mal konkret anzuschauen und zu planen was man denn bräuchte um sowas umzusetzen. Ne ganze Menge bräuchte man da. Viel Geld, viel Platz, viele Leute (Angestellte) viel Zeit (ein bis zwei Jahre züchterische Vorarbeit) und vor allem viel Fachwissen (nicht nur biologisches Fachwissen sondern konkrete Erfahrung bei der Zucht. Tagfalter sind kitzlige Zuchten. Da muß man sich schon reinhängen)


    Am Ende wird vermutlich rauskommen, dass eine Alternative wie zB Schmetterlingswiese einfacher umsetzbar ist. Aber wenn man nie im Detail geschaut hat wie so ein Haus laufen könnte/müsste ist das schlicht nicht zu Ende gedacht. Jeder sagt zu teuer zu schwierig zu aufwendig. Aber mal zu schaun wie teuer aufwendig und schwierig das in der Planung echt wäre find ich gut. Muß man doch mal gemacht haben. Danach kann man sagen ok, es geht, aber nur bei den und den Arten und nur mit dem und dem Aufwand. Oder es geht wirklich garnicht usw usw.


    VG Chris

  • Moinsen,


    es ist ja bezüglich Machbarkeit etc mehr oder minder alles vorgebracht worden, zumindest was ich auch im Kopf hatte.


    Allerdings fehlt mir noch ein Punkt, der auch die Schmetterlingshäuser mit tropischen Tieren betrifft: Ethik, oder das was ich darunter verstehe..


    Positiv an Schmetterlingshäusern sehe ich, dass den Menschen, die in der Natur keinen Schmetterling mehr zu sehen bekommen, in Schmetterlingshäusern zumindest ein paar tropische Tiere herumflattern sehen. So nach dem Motto "so schön könnte es auch im Freien sein" und schließlich schützt der Mensch nur das, was er kennt und schätzt. Naja...gebracht hat das bis jetzt kaum was, wie man zur Zeit sehen kann, aber das soll hier nicht Thema sein.


    Aber dafür müssen hunderte/tausende (zum Glück nur) Insekten in einem künstlich geschaffenen "Lebens"raum vor sich hin vegetieren um mit ihrer Schönheit ein paar Tausend Menschen zu begeistern, von denen oft sonst die meisten kaum einen Fuß in die Natur setzen.
    Und das auch noch möglichst ökonomisch bzw. mit Gewinnabsicht.
    In Zoos wird zumindest mittlerweile versucht Tiere zu halten, die dann auch in Erhaltungszuchten und Auswilderungen genützt werden können.


    Und diese Wildtierhaltung und -zur-Schaustellung "just for fun" ,in Verbindung mit vielen Einzelindividuen ohne jeglichen wirklich ernsthaften Hintergrund halte ich persönlich als Ethisch nicht in Ordnung, auch wenn es sich nur um Insekten handelt.
    Grad auch wenn man hinter die Flughallendeko schaut und dort dann die Schmetterlingsleichen findet, die es nicht mehr schafften von der "hellen Seite der Hölle", den Glasfenstern, weg zu kommen. Und dies trotz allen Dimmens, Schattierens und so weiter.


    Vielleicht bin ich da zu kleinkarriert, töte ich doch selbst jedes Jahr allerhand Insekten bei meinen Zuchten und Präparaten. Aber das hat für mich einen ernsten wissenschaftlichen Hintergrund.
    Genauso wenn jemand leuchtet, Bestände aufnimmt und dabei auch Tiere entnimmt. Ob nun nur ein Tier oder tausend, für mich alles kein Problem wenn es sinnhaft ist.


    Wie gesagt, es gibt Positives und Negatives bezüglich solcher Schmetterlingshäuser.
    Wäre schön, wenn du auch über diesen Aspekt nachdenken und vielleicht in deine Arbeit mit einfließen lassen würdest.


    Grüße
    Rudi

  • Grad auch wenn man hinter die Flughallendeko schaut und dort dann die Schmetterlingsleichen findet, die es nicht mehr schafften von der "hellen Seite der Hölle", den Glasfenstern, weg zu kommen. Und dies trotz allen Dimmens, Schattierens und so weiter.

    Ich kann das nur bestätigen. Dazu kommt noch daß auch die importierten Puppen vom "Fachpersonal" im Schmetterlingshäusern oft nicht gerade sanft behandelt werden.


    Werner

  • Tja 1000 Mix Puppen von Tagfaltern bekommt man leicht für 500$ Sie sind zur lebenden billig Ware geworden und wenn sie tot sind, dann kommen die nächsten. Eier und Raupen werden stellenweise vernichtet, weil die Wiederbeschaffung von Pflanzen teurer ist, als neue Puppen. Das alles, um Touristen zu bespassen. Ich sehe das genauso wie Rudi. Man stelle sich vor in einem Vogelpark würde so verfahren, aber Schmetterlinge sind nur Insekten.

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  • Die geschilderten Missstände sind natürlich wirklich hässlich, aber verschiedene Arten pflanzen sich hier ja auch fort, wie Frank richtig erwähnt. So schlecht kann es also zumindest diesen Arten nicht gehen.
    Ich möchte noch einen positiven Aspekt der Exoten-Schmetterlingshäuser erwähnen. Es gibt Projekte in den Beschaffungsländern der Puppen, bei denen die Landbevölkerung auf ihrem eigenen Land Fang und Zucht der entsprechenden Arten durchführen. Es gab da mal einen TV-Bericht, ich glaube aus Ecuador. Die Vermarktung übernimmt ein US-Amerikaner, der das Ganze angeleiert hat, incl. Schulung der Leute. Bei ihm wird dann alles abgeliefert und er scheint so faire Preise zu zahlen, dass dieses Gewerbe deutlich mehr einbringt als die herkömmliche Landwirtschaft. So haben die Leute ein vitales Interesse, die noch intakten Flächen nicht anzurühren und die Bestände durch Freisetzen zu erhalten.
    Wie weit dieses Modell verbreitet ist, weiss ich allerdings nicht.
    Thomas

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