Attacus Atlas

  • Hallo zusammen,


    ich bin hier ganz neu und habe eine Frage zur Zucht von Attacus Atlas. Ich würde den Schmetterling gerne mit meinen Kindern züchten. Wir haben schon einige Male Distelfalter und einmal Kohlweißlinge gezüchtet und meine Kinder möchten gerne mal einen großen Schmetterling bei der Entwicklung beobachten, und ich natürlich auch :winking_face:


    Allerdings habe ich davor großen Respekt, möchte den Tierchen natürlich optimale Bedingungen bieten und daher habe ich ein paar Fragen: :confused_face:


    -> Wie ist der Platzbedarf der geschlüpften Schmetterlinge? Durch ihre Größe wird ja einiges an Platz benötigt und da man sie ja bis zu ihrem Lebensende beheimaten muss. Ich hatte gedacht, vielleicht einfach einen Betthimmel zu spannen?! Reicht das um den Flugbedarf zu befriedigen?


    -> Welche Raupenbehälter in welcher Größe benötigen die Raupen? Sie müssen wohl eine hohe Luftfeuchtigkeit haben, wie bekomme ich das außerhalb einen richtigen Terrariums hin? So etwas haben wir nicht.


    -> Wir haben Kirschlorbeer im Garten, ich weiß allerdings nicht welche Unterart oder ist das egal? Sollte man eine zweite Futterpflanze bereithalten? Wenn ja welche eignet sich am besten?


    -> wieviele Eier sollte man bestellen um nicht zu viele Schmetterlinge zu haben aber trotzdem einen Erfolg? Ich gehe davon aus, alle Eier bekommt man nicht durch.


    -> sind die Raupen giftig?


    Ich würde mich freuen, wenn ich ein paar Tipps bekomme :grinning_face_with_smiling_eyes:

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  • Puh, keiner antwortet, da muss ich wohl mal ran, damit wir Anne bei Laune halten. Grundsätzlich ist es immer nützlich, erst mal die Zuchtberichte hier auf actias zu durchforsten. Für A. atlas gibt es da natürlich was.
    Das Leichteste zuerst: Die Raupen sind nicht giftig. Du solltest nicht zu viele Eier bestellen, so um die 25 sollten reichen. Und dabei ist nicht die Anzahl der Schmetterlinge das Problem, sondern sondern die der Raupen, die in L6 eine Menge Futter brauchen. Und Platz.
    Ich habe meine Raupen ab L3 in einem Terrarium (80x50x35) mit guter Belüftung an eingefrischtem Futter gezogen, vorher in 200ml Salatbechern. Sie schienen keine erhöhte Luftfeuchte zu benötigen. Als Futter halte ich Liguster (L. ovalifolium) für geeigneter als Kirschlorbeer, an dem ein Freund sie gezogen hat. Die Raupen brauchten deutlich länger.
    Meinst du mit Betthimmel ein Moskitonetz? Darunter kannst du die Falter natürlich fliegen lassen, musst dir aber bewusst sein, dass sie nach 3-4 Nächten völlig hinüber sind. Vielleicht kannst du so aber auch eine Paarung erzielen, und den Kreislauf schliessen.
    Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter.
    Thomas

  • Vielen lieben Dank für die Antwort :smiling_face: Ich weiß ich als Neuling mit solchen profanen Fragen für euch... :winking_face: Ich habe die letzten Tage schon viel hier gelesen und fühle mich schon etwas schlauer.


    Jetzt muss ich mal schauen wo ich diesen Liguster finde. Den haben wir definitiv nicht im Garten. Ich schaue mal in der Nachbarschaft rum. Kenne mich damit aber auch nicht so aus. Aber mein Schwiegervater ist Gärtner, denke der kann mich beraten. Ich habe gelesen Flieder würde auch gehen, da haben wir einen Baum im Garten. Noch eine blöde Frage: wieviel frisst so eine Zucht? Einen ganzen Strauch oder mehr :confused_face: Nicht dass mir das Futter ausgeht.


    Was meinst du, nach 3-4 Nächten sind sie völlig hinüber? Vom Fliegen? Ich dachte das wäre artgerechter, als sie ihr kurzes Leben in einem Flugkäfig zu halten. Diese sind ja nicht so groß. Wenn die Tiere aber nicht unbedingt fliegen, ist das mit dem Netz ja nicht nötig. Ich will sie ja nicht quälen.


    Danke und einen schönen Abend

  • Hallo Anne und Thomas,
    anbei einmal einige allgemeine wichtige Hinweise zur Zucht etc.
    Die Falter schlüpfen meist mit Einbruch der Dämmerung / nachts. Attacus atlas Falter leben nur 5-7 Tage, die Weibchen fliegen kaum, weil sie am Kokon hängend auf das Männchen für die Paarung warten. Die Männchen fliegen eher nicht, wenn man nach dem Schlupf das Licht einschaltet. So erhält und behält man heile Falter. Der Platzbedarf ist dann eher niedrig: Ideal im Bad, weil dort auch meist eine höhere Luftfeuchtigkeit herrscht.
    Die jungen Raupen sind während der ersten Tage gut in einer geschlossenen Plastikdose zu halten. Saugfähiges Papier (Küchenrolle) beigeben, um die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren und Kondensation und Schimmel zu vermeiden. Danach Futter in Flaschen stellen (Hals sehr gut mit Tissue verschliessen?) und die Räupchen auf das neue Futter selber rüber kriechen lassen. So auch beim Futterwechsel zuerst wöchentlich, später 2-täglich - immer selber rüber kriechen lassen. Die grösseren Raupen brauchen sehr viel Platz. Wenn die Raupen 3-4 cm gross sind besser nur eine Raupe pro Zweig pro Flasche halten, so erhält man Riesen. Die atlas-Raupen mögen kein Gedrängel. Eine Zucht mit einem Dutzend Raupen beginnen wäre deshalb sinnvoller. So haben auch fast alle eine Möglichkeit zu überleben.
    Kirschlorbeere ist sehr giftig und kann schwere Allergien durch den Saft verursachen. Wenn Kinder im Spiel sind wäre Ovalblättriger Liguster eben besser. Liguster bildet im Sommer auch lange Triebe, die man gut in Flaschen stellen kann.
    Die grösseren Raupen (ab 4. Kleid) sind nicht direkt giftig, versprühen oder spritzen selbst bei leichten Störung (Futterwechsel) aber ein unter Umständen sehr aggressives Wehrsekret, dass man nicht in die Augen oder allgemein Schleimhäute bekommen sollte. Besser eine Schutzbrille tragen, wenn man diesbezüglich keine Erfahrung hat, oder Kinder dabei sind.
    Denke, dass die obigen Fragen alle beantwortet wurden.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Danach Futter in Flaschen stellen (Hals sehr gut mit Tissue verschliessen?) und die Räupchen auf das neue Futter selber rüber kriechen lassen. So auch beim Futterwechsel zuerst wöchentlich, später 2-täglich - immer selber rüber kriechen lassen. Die grösseren Raupen brauchen sehr viel Platz. Wenn die Raupen 3-4 cm gross sind besser nur eine Raupe pro Zweig pro Flasche halten, so erhält man Riesen. Die atlas-Raupen mögen kein Gedrängel. Eine Zucht mit einem Dutzend Raupen beginnen wäre deshalb sinnvoller. So haben auch fast alle eine Möglichkeit zu überleben.

    Das ist eine sehr guter Tipp mit den Flaschen. Danke dafür.


    Also reicht für die Falter auch ein etwas größeres Aerarium und ich muss ihnen keinen Flugraum zur Verfügung stellen. Sollen sie dann immer hell stehen?


    Meine Kinder können es kaum erwarten aber etwas Vorbereitung ist noch nötig :smiling_face: Eier kann ich ja hier über die Börse bekommen. Ich hoffe das ist legal, da ich ja kein Züchter bin...

  • Ich würde dir schon empfehlen die Tiere in einen möglichst großen Flugkäfig zu setzten. Meiner Meinung nach gilt: je größer desto besser. Die Tiere wollen fliegen und sollten auch einen natürlichen Tagesverlauf erleben. Im hellen klappt es nicht nur nicht mit einer Nachzucht sondern ist auch Tierquälerei wie ich finde. Sowas geht höchstens ganz kurz wenn man auf einen Partner für ein geschlüpftes Tier wartet. Trotzdem ist es dann schade mit ansehen zu müssen wie sich die Tiere ihre Flügel kaputt fliegen. Ich bin auch gerade in einer Atlaszucht. Die Falter sind in einem 180×60×60 cm Flugkäfig. Hätte ich mehr Platz würde ich auch einen noch größeres Aerarium bieten. Die Männchen halten etwa eine Woche bis ihre Flügel kaputt sind die Weibchen teilweise bis zum Lebensende. Diese fliegen ja nicht so viel. Die Raupen hatte ich in einem Aerarium an Liguster gehalten und täglich mehrmals gesprüht. Hierbei muss man unbedingt auf Hygiene achten. Mit dieser Methode gelang es mir aus 25 Eiern woraus 24 Raupen schlüpften 23 Kokons zu bekommen. 4 Falter sind noch nicht geschlüpft und alle anderen haben sich super entfaltet und waren bis 26 cm groß (zumindest die Weibchen). Ich hoffe ich konnte noch helfen.
    Beste Grüße, David

  • Einspruch:


    du kannst den vorhandenen Flugraum so groß wählen wie du möchtest, aber ab dem Moment wo die Tiere an eine "Sperre" stoßen, werden sie sich da abfliegen.
    Oder warum denkst du verrecken (ich hab das Wort wissentlich gewählt) so viele Imagos unbemerkt in den so beliebten "Schmetterlingsgärten" (was für ein romantischer Ausdruck für ein einfachen großen Käfig) "am Rande der Kulissen" an den Netzwänden oder Glasscheiben der Treibhäuser. Der Rauminhalt der Flughäuser sollte eigentlich groß genug sein für die Tiere....


    Also...es gibt eine Größe von Flugkäfigen die ausreichend ist eine Kopula mit Eiablage zu erreichen.
    Dann vielleicht die Luxusvariante, in der den Tieren mehr Platz geboten wird, um so mehr Flug etc. zuzulassen, was ich persönlich immer gut finde.
    Und dann die "Vollblödsinns-Größe", die die Sache nur unübersichtlich macht und die Pflege der Tiere erschwert.


    Die von dir gewählte Größe des Flugkäfigs finde ich persönlich für A. atlas gut und fällt wohl in meine Kategorie "Luxus" :winking_face:
    Wo bei welcher Art welche Flugkäfiggröße beginnt ist immer abhängig von Größe und Flugverhalten der Tiere.


    Die Männchen fliegen eher nicht, wenn man nach dem Schlupf das Licht einschaltet. So erhält und behält man heile Falter

    Das beschreibt eine Möglichkeit die Männchen vor dem Abfliegen zu bewahren, bis Weibchen zur möglichen Kopula geschlüpft sind und dies stellt wohl die tierschonendste Methode da, die einem Züchter zur Verfügung steht: Dunkelheit bei tagaktiven und Helligkeit bei nachtaktiven Arten.
    Mit Tierquälerei hat das wenig zu tun. Als zweite Möglichkeit bliebe dann nur noch die Kühlung der Tiere, aber das macht bei tropischen Tieren eher weniger Sinn.
    Wenn dann musst du dir grundsätzlich die Frage stellen, ob es Tierquälerei ist ein Insekt in einen angemessenen Käfig zur Erreichung einer Nachzucht zu sperren. Dann kannst gleich noch bei Aquarienfischen und der ganzen Terraristik und jeglicher sonstiger Tierhaltung weiter machen.
    Aber das würde dieses Thema hier sprengen. Punkt!


    Zur Erreichung einer Kopula ist dann ganz klar ein natürlicher Tag-/Nachtrhytmus mit Abend- und Morgendämmerung nötig.

  • Gut, dann bekommen die Tiere einen ausreichend großen Flugraum. Ich denke dann entweder über die Anschaffung eines entsprechenden Aerariums nach oder spanne einen Betthimmel. Ich bin auch der Meinung, dass sie fliegen dürfen, auch wenn sie dann ein kürzeres Leben haben sollten. Ich hatte es nur so verstanden, dass sie eigentlich eh wenig fliegen und daher der Platz nicht zur Verfügung gestellt werden muss.


    Ich hoffe ich schaffe es überhaupt soweit :falter:

  • Ich meinte mit Tierquälerei lediglich dass man die Tiere davon abhält aktiv zu werden und quasi dazu zwingt ruhig zu bleiben. Dass das besonders schön für die ist denke ich nicht. Klar fliegen die sich ab, dass sagte ich ja selbst aber wenn sie wenigstens halbwegs rumfliegen können ist das doch eher Artgerecht als wenn sie sich kaum vom Fleck bewegen können. Daher meine Aussage. In der Natur findet man ja auch kaputt geflogene Tiere. Licht an lassen finde ich auch nur angemessen wenn in absehbarer Zeit ein Partner für eine Nachzucht schlüpfen wird.
    Gruß, David

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  • Hallo Thomas,
    alles hat seine Vor- und Nachteile. Noch ein Aspekt der gegen den Flugkäfig spricht: Bei der Haltung von Attacus-Faltern (Männchen!) in Flugkäfigen, besonders wenn diese zu gross gewählt werden, besteht der grosse Nachteil, dass sich die Männchen mit viel "Anlauf" in die Gaze setzen und dann beim Weiterflug die Tarsen / Klauen der Tarsen der Vorderbeine abreissen. Mit einem Männchen ohne funktionierende Vorderfüsse wird man ganz sicher keine Paarung mehr erzielen können, weder eine natürliche, noch eine Handpaarung, weil sich die Männchen nicht am Partner halten können. Deshalb ziehe ich dem Wohnzimmer das aufgeräumte Bad oder ein Tomatengewächshaus mit Folien vor.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Hi Alejandro,
    Ailanthus and Ricinus are two favourable foodplants for Attacus. Samia are doing better on Ricinus than Attacus. The reasons why both are commonly not used are: not available in winter when most of the rearings of SE Asian species take place, Ricinus is poisonous, and Ailanthus usually difficult to get. Ailanthus grows best in sandy areas with warmer temperature (Mediterranean). Therefore Ailanthus is difficult to grow in coastal northern Germany. You will have Ligustrum and Laurocerasus all the year and both are accepted by many species of Attacus.
    Best wishes
    Ulrich

  • Hi Alejandro,
    Ailanthus and Ricinus are two favourable foodplants for Attacus. Samia are doing better on Ricinus than Attacus. The reasons why both are commonly not used are: not available in winter when most of the rearings of SE Asian species take place, Ricinus is poisonous, and Ailanthus usually difficult to get. Ailanthus grows best in sandy areas with warmer temperature (Mediterranean). Therefore Ailanthus is difficult to grow in coastal northern Germany. You will have Ligustrum and Laurocerasus all the year and both are accepted by many species of Attacus.
    Best wishes
    Ulrich

    Hi Ulrich, In my city(Valencia) unfortunately for the environment we have many fields invaded by A.altissima and R.communis. In addition, the fall of Ailanthus leaves coincides with the re-growth of Ricinus, that's why they are ideal nutritional plants :grinning_squinting_face:

  • Hi Alejandro,
    that's good for you! I know Valencia very well, also the climatic situation which is ideal for Mediterranean plants / timbers (and for growing of moths all the year). Unfortunately most of the breeders of moths (I assume) living in Germany or in the more colder climates of Central and Southeastern Europe and they do not have Ailanthus and Ricinus available during the winter. Therefore other substitute plants have to be used as foodplants and this usually is Ligustrum and/or Laurecerasus. Asian lifestocks (eggs) are usually available during the Asian monsoon or trade winds and this happens during northern winter.
    Best wishes
    Ulrich

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