Welcher Schwärmer fliegt jetzt noch?

  • 18. September 2018, gegen 23 Uhr MEZ - also 24 Uhr Sommerzeit, meine Terrasse, 42 m ü. Nn, Innenstadtgebiet in Berlin, ca. 100 m von Bahntrassen mit Restnatur entfernt, um meine Wunderblume (Mirabilis jalapa) schwirrt es mild und sanft, aber doch schwebend und weniger ruppig, energisch und brausend als ein Windenschwärmer. In der Dunkelheit kann ich nicht viel sehen; mein Farbeindruck ist annähernd beige, aber die längliche Flügelform und der gestreckte Leib eines Schwärmers sind unverkennbar.
    Ich sehe das Tier für drei, vier Sekunden, dann verschwindet es aus meiner Sicht. Die Größe, man überschätzt sie nachts meiner Erfahrung nach leicht, entspricht, nach unten geschätzt, einem Abendpfauenauge oder einem Kiefernschwärmer.


    Die Bäume haben, teils herbstlich, teils trockenheitsbedigt, vielfach schon braune Blätter.
    In diesem warmen Sommer mögen vielleicht manche Schwärmer eine zweite Generation ausgebildet haben - aber -


    welcher Schwärmer könnte denn jetzt noch fliegen?


    Und wäre das nicht ein "Irrtum der Natur"? Die Raupen dürften doch, falls der Sommer nicht bis Ende Oktober dauert, kaum noch rechtzeitig erwachsen werden und sich vor dem Winter verpuppen können, soweit sie überhaupt noch gehaltvolles Futter, Blattwerk, finden. Oder zeigt uns die Natur, dass dieser Sommer noch lange nicht enden wird? Immerhin steht auch mein Jelängerjelieber (Lonicera periclymenum) noch in voller Blüte. In den Vorjahren gab es im September nur noch einzelne Blütenbüschel.



    Hat jemand eine Idee, welche Arten für die Beobachtung in Frage kommen?

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  • Moin.


    Gallii käme noch um diese Jahreszeit in Betracht, aufgrund des warmen Sommers vielleicht auch noch ein Hyles euphorbiae-Ausreisser, der die Diapause ignorieren wollte.
    Wie es mit livornica-Einflügen dieses Jahr aussah, weiß ich nicht. Viel davon gehört hab ich nicht.


    Sphinx ligustri oder pinastri würde ich aus dem Bauch raus ausschließen. Ne zweite Generation im Jahr...ok...partiell und heuer vielleicht ne stärkere.
    Aber das wäre nun ne 3.Generation und das ist schwer vorstellbar.


    Konntest du erkennen, ob er sich beim Saugen mit den Beinen abstützte? Das machen eher die Hyles sp.
    Convolvuli saugt meist im reinen Flug.


    Gruß
    Rudi

  • Vielen Dank für die Antworten!


    Es bleibt wohl nichts, als darüber nachzudenken.
    Convolvuli war es auf keinen Fall. Der Falter war zu hell und zu klein. Außerdem schwebte er, wie gesagt, vor den Blüten und um sie herum, aber träger als Windenschwärmer oder Taubenschwänzchen. An gallii hatte ich nicht gedacht, weil Berlin für ihn vielleicht schon etwas zu weit nördlich läge - na ja, aber bei diesem Sommer ...
    Euphorbiae, den hatte ich in Berlin vor Jahrzehnten schon mal gesehen. Es war mit 14, meine erste Schwärmerraupe, im Botanischen Garten. Fast täglich bin ich hingegangen, um sie zu überwachen, bis sie sehr groß und dann weg war. Mitnahme ging nicht, mangels Futterpflanze und wegen weiter Wohnentfernung; ich wollte das Tier in seiner Umgebung belassen. Wäre es einer gewesen - eine - hätte sie bei mir an reichlich vorhandener Zypressenwolfsmilch ablegen können.
    Aber das war ja meine nächste Überlegung: Könnten die Raupen es noch schaffen?


    Danke noch mal und Gruß an alle,
    Gilbert

  • An gallii hatte ich nicht gedacht, weil Berlin für ihn vielleicht schon etwas zu weit nördlich läge - na ja, aber bei diesem Sommer ...

    ...zB kommt Hyles gallii in großer Menge jedes Jahr in Skandinavien vor, bis hinauf nach Lappland. :winking_face: #
    Ich hab die dort selbst bei jeder Tour nach Schweden finden können und nicht wenige.


    Berlin ist da bezüglich der nördlichen Verbreitungsgrenze eher "mediterran". :grinning_squinting_face:

  • Bei mir schlüpft momentan die 3. Generation C. euphorbiae und es war keine Zimmerzucht, sondern bewusst im schattigen Aussenbereich.
    Nachdem mir auch noch ein Schwalbenschwanz diese Tage begegnet ist...und ein Landkärtchen, gehe ich auf jeden Fall bei einigen Arten von einer (nicht kompletten, aber teilweise geschlüpften) 3. Generation bei Faltern aus.
    Ich fürchte auch, dass die Nachkommen dieser Falter nicht mehr zur Entwicklung kommen.

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