Bücher zur Bestimmung von Tag und Nachtfalter

  • Hallo zusammen,


    ich weiß nicht genau, ob das Thema hier rein passt, aber ich mach das einfach mal.


    Ich möchte mir neue Bestimmungsbücher zulegen, weil meine derzeitigen Bücher nicht alles abdecken und schon alt und entsprechend gebraucht sind. Zur Zeit besitze ich die Bücher "Tag und Nachtfalter Dausien", "Pareys Buch der Insekten" und für die Raupenbestimmung benutze ich "Die schönsten Raupen Sauer Naturführer". Mein Problem ist oft, dass ich mit den gezeichneten Abbildungen nicht so gut klar komme. Ich suche also Bücher, wo die Schmetterlinge abfotografiert sind.


    Ich habe jetzt mal bei Ebay gestöbert und bin auf diese Bücher gestoßen:
    Taschenlexikon der Schmetterlinge Europas - 2 Bände im Paket Wolfgang Willner | eBay


    Kennt jemand von euch diese Bücher und kann mir sagen, ob die was taugen? Oder könnt ihr mir andere Empfehlungen aussprechen?



    Lg Christian

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    • Offizieller Beitrag

    Ich war mal so frei und hab das hier in die Kategorie für Literatur verschoben, der Bestimmungsbereich ist dann doch eher nur genau dafür gedacht.


    Könntest du noch etwas eingrenzen wofür du die Bücher genau brauchst. Ich höre da jetzt so ein bisschen den Wunsch nach allgemeiner Bestimmungsliteratur für Tag- und Nachtfalter raus eventuell auch Raupen? Nur Mitteleuropa nehme ich an?


    Ich persönlich finde solche Sammelbände eher nicht so toll, also wo Tag- und Nachtfalter drin sind. Meistens sind da nur eine sehr begrenzte Auswahl von Arten drin und das führt meiner Erfahrung nach schnell zu Verwechslungen und Fehlbestimmungen, weil man nicht wusste, dass es noch ähnliche Arten gibt. Zusätzlich sind solche Bücher oft für die breite Masse gemacht und von Autoren, die durchaus was auf dem Kasten haben, aber jetzt nicht so das fundierte Spezialwissen haben, sodass da auch manchmal viel Quatsch reingerät. Nicht, dass von Experten geschriebene Bücher dagegen immun wären, aber doch etwas mehr.


    Für Tagfalter würde ich uneingeschränkt den Settele empfehlen. Da sind alle Arten Deutschlands drin, mit kurzer Beschreibung zu Aussehen, Lebensweise etc. Abbildung immer mit Foto teilweise bei ausgewählten Arten auch Raupe oder andere für den Nachweis interessante Stadien. Hinten ist dann auch noch eine Farbtafel zur Bestimmung. Das Buch ist außerdem handlich, nicht sehr teuer und auch für Ungeübte gut zu gebrauchen.


    Für Nachtfalter sieht es etwas dünner aus. Das einzige Werk, was ich uneingeschränkt empfehlen kann ist "Die Nachtfalter Deutschlands" von Axel Steiner. Ja, es ist etwas dick und ziemlich teuer, hat aber alle Arten Deutschlands und ist daher meiner Meinung nach jeden Cent wert. Ist wirklich gut gemacht mit Foto und Artbeschreibung zu jeder Art und hinten nochmal Farbtafeln zur Bestimmung. Ist eher etwas anspruchsvoller und nicht für totale Laien, aber wenn man sich mit Nachtfaltern wirklich beschäftigen will, kommt man kaum drum herum. Das ist eigentlich der moderne Koch.


    Was Raupen angeht, gibt es meiner Ansicht nach keine wirklich brauchbare Literatur. Es schwirren immer mal wieder so Werke rum, aber keins überzeugt mich wirklich. Die meisten sind schon sehr alt und nicht auf Basis von Fotos. Da kann ich nur das Lepiforum empfehlen, was ich generell für alles andere auch empfehlen kann.


    Gruß Dennis

  • Hallo Dennis,


    danke für deine ausführliche Antwort.


    Also ich suche Bestimmungsliteratur für europäische Tag und Nachtfalter. Und ja ich suche Bücher, die ausführlicher sind und auch ähnliche Arten/Unterarten zeigen. Genau wie du schon schreibst, habe ich oft das Problem, dass in meinen Büchern oft viele Unterarten gar nicht aufgelistet sind. Bestes Beispiel sind da für mich die Edelfalter und da speziell sowas wie Heufalter, Ochsenauge usw. Da sind mir meine Bücher einfach zu oberflächlich.


    Die Bücher, die ich jetzt bei Ebay gefunden habe, scheinen dann ja auch nichts zu taugen, aber Danke für deine Empfehlungen. Ich nutze zwar auch das Lepiforum und natürlich auch unser Forum hier, aber ich bin da ehrgeizig und möchte wenn möglich die Bestimmung selbst herraus finden^^.



    Lg Christian



    Sind das diese Bücher hier:
    Schmetterlinge von Rolf Reinhardt, Reinart Feldmann, Josef Settele, Roland Steiner und Gabriel Hermann (2015, Klappenbroschur) günstig kaufen | eBay


    Die Nachtfalter Deutschlands Front page

    • Offizieller Beitrag

    Ja, genau die.


    Für Tagfalter auf ganz Europa bezogen kann ich auch noch die neuere Auflage von Tom Tolman und Richard Lewington empfehlen. Das gibt es im Original als Collins Butterfly Guide und mittlerweile auch auf deutsch übersetzt von Kosmos als "Die Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas". Das hat illustrierte Ansichten der Falter, ist aber gut gemacht und mit vielen Markierungen von Bestimmungsmerkmalen. Zusätzlich auch mit guten Artbeschreibungen und Verbreitungskarten. Ansonsten wäre da noch das Buch von Vadim Tshikolovets "Butterflies of Europe and the Mediterranean area". Da ist auch noch mehr aus dem vorderen Orient/Türkei und Osteuropa drin, allerdings ist das sehr teuer, nicht ganz so einfach zu bekommen und nicht in dem Sinne ein Bestimmungsbuch.


    Da gäbe es auch noch die sehr umfangreiche Reihe von Bozano " Guide to the butterflies of the palearctic region", mit sehr vielen Bänden, zu fast jeder Unterfamilie einer. Die interessiert mich selber, da muss ich mich mal genauer mit beschäftigen. Zu Nachtfaltern gibt es für ganz Europa meines wissens nicht viel. Es gibt da mehrere Bände von P. Leraut von denen ich gemischte Sachen gehört habe und was zu den Geometridae von Axel Hausmann das ganz gut aussieht, aber die besitze ich alle nicht. Von daher kann ich nur für den oberen Absatz mit Gewissheit sprechen.


    Was das Lepiforum angeht, meinte ich eher die Bestimmungshilfe, da sind auch bei vielen Arten Merkmale zur Bestimmung aufgeführt und erklärt.


    Gruß Dennis

  • Lieber Christian,


    auch wenn du die Bücher eigentlich schon ausgeschlossen hast, aber falls du deine Meinung noch änderst, zwei kleine Anmerkungen vorweg.


    1) Die Tagfalter Deutschlands (Settele et al.)


    Da muss man vielleicht präzisieren, es handelt sich um alle außeralpinen Arten Deutschlands.


    Solltest du nicht in den (deutschen) Alpen unterwegs sein, würde ich Dennis' Empfehlung absolut unterstreichen, das Buch hat eine hohe Informationsdichte und Übersichtlichkeit. Da ich nicht weiß, wo du wohnst, ergänze ich hier aber noch "Die Tagfalter Bayerns und Österreichs (Stettmer)", das Buch ist m.E. nochmal eine Klasse besser als der "Settele", aber es ist halt auf eine andere Region ausgelegt.


    2) Die Nachtfalter Deutschlands (Steiner et al.)


    Ein sehr gutes Buch, das die allermeisten bedingungslos weiterempfehlen. Du hörst schon das "aber", ich höre schon die "Ketzer"-Rufe :grinning_squinting_face: Meiner bescheidenen Meinung nach büßt es einerseits durch den Fließtext - verzeih Dennis: Mit der tabellarischen Form und der damit verbundenen extremen hohen Informationsdichte des "Koch" kann es nicht mithalten - und andererseits durch die Mischung aus Feldführer und Bestimmungsbuch (im Sinne der Bestimmung von präparierten Belegen) schon ein wenig ein. Es ist allerdings (selbstredend) wesentlich aktueller als der "Koch", "vollständig", die Tafeln sind tatsächlich großartig und die beschriebene Mischung scheint genau das zu sein, was die meisten so anspricht.


    Womit ich 3) da angekommen bin, wo ich eigentlich hinwollte. Ein gutes - oder besser passendes - Buch ist das, das deinen Bedürfnissen am besten entspricht. Du schreibst "europäische Tag- und Nachtfalter", damit gebe ich mich jetzt einfach mal nicht zufrieden. Deshalb entschuldige die direkten Fragen:
    Wie ist dein aktueller Kenntnisstand? Und willst du dich wirklich mit allen Großschmetterlingen Europas auseinandersetzen? Gibt es vielleicht doch Präferenzen? Oder bevorzugte Regionen? Interessierst du dich auch für Kleinschmetterlinge?


    Relativ unabhängig davon, wie die Antworten lauten, scheinst du kein aktuelles Buch zu besitzen, dass die Schmetterlingsfauna deines Wohnortes abdeckt. Ich denke, sowas sollte man immer daheim haben und du wirst mit Dennis Vorschlag für Deutschland exclusive (Süd)Bayern und kleiner Teile von BaWü nichts falsch machen. Für Bayern tauschst du einfach die Tagfalterempfehlung aus.


    Schöne Grüße,
    moe

    • Offizieller Beitrag

    Mit der tabellarischen Form und der damit verbundenen extremen hohen Informationsdichte des "Koch" kann es nicht mithalten

    Das ist wohl geschmackssache. Ich persönlich finde den Koch hoffnungslos veraltet und die Informationsdichte artet eher zu Unübersichtlichkeit aus. Ich höre wiederum ebenfalls die "Ketzer-Rufe" :grinning_squinting_face: .

    Da muss man vielleicht präzisieren, es handelt sich um alle außeralpinen Arten Deutschlands.

    Na ja, jein. Boloria thore zum Beispiel ist drin, kommt in DE aber ausschließlich in den Alpen vor. Dasselbe gilt für Erebia euryale. Du hast aber durchaus Recht, dass die wirklichen Hochgebirgsarten nicht mehr drin sind. Das ist meiner Meinung nach auch gut so, denn für die Laien würde das unnötig für Verwirrung sorgen, wo diese Arten sowieso nicht mehr wirklich zum deutschen Arteninventar gehören (nach Naturraum betrachtet).


    Kommt natürlich eben drauf an was man braucht. Europäische Tag- und Nachtfalter ist ein riesiges, sehr breitgefächertes Gebiet. Da wird man nicht drum herum kommen mehrere Bücher anzuschaffen, wenn man wirklich alles abgedeckt haben will.


    Gruß Dennis

  • (OT)
    Lieber Dennis,


    solche Diskussionen mag ich :smiling_face:


    Hoffnungslos würde ich jetzt nicht gleich sagen. Ich kenne hervorragende Entomologen, die sehr gut damit arbeiten. Und ich würde keine einzige der Informationen missen wollen. Stell dir mal vor, wie unübersichtlich das erst würde, wenn man das alles in Fließtext umwandelt! :astonished_face:


    Na ja, jein? Nein! Ich fürchte, ich hab nen kleinen Heimvorteil, kurzer Blick in den Tagfalteratlas Bayern: Boloria thore kommt auch im Voralpenland vor, Erebia euryale im Bayerischen Wald. Ersteres ist knapp aber klar und zweiteres sehr deutlich außeralpin :thumbs_up:


    wo diese Arten sowieso nicht mehr wirklich zum deutschen Arteninventar gehören (nach Naturraum betrachtet)

    Ja sorry, aber das ist einfach Käse... Man kann hier ganz bestimmt darüber diskutieren, wie viel Sinn es macht, politische Grenzen für Artinventare zu benutzen. Aber man tut es nun mal aus einer Reihe von Gründen, und so unzweifelhaft der Naturraum Alpen zu Deutschland gehört, so unzweifelhaft gehören jede Menge Arten zur deutschen Fauna. (Als Vergleich: Die Fläche der bayerischen/deutschen Alpen ist übrigens je nach Quelle 1,5- bis 2-mal so groß wie das Saarland.) Ich hoffe mal, du korrigierst deine Ansichten hierzu... was wäre denn sonst ein Endemit der bayerischen Alpen? Staatenlos? :winking_face:


    Wo ich dir recht gebe, für geschätzte 95% der deutschen - zumindest der nur lokalfaunistisch aktiven - Entomologen spielen alpine Arten sicher keine Rolle. Da macht es definitiv Sinn, angepasste und sinnvoll reduzierte Bestimmungswerke zu verwenden. :thumbs_up:


    Schöne Grüße,
    moe

    • Offizieller Beitrag

    Hoffnungslos würde ich jetzt nicht gleich sagen. Ich kenne hervorragende Entomologen, die sehr gut damit arbeiten. Und ich würde keine einzige der Informationen missen wollen. Stell dir mal vor, wie unübersichtlich das erst würde, wenn man das alles in Fließtext umwandelt!

    Wie gesagt, das ist Ansichtssache. Ich kann damit nicht arbeiten, andere mögen es bevorzugen. Die Taxonomie ist völlig veraltet, einige Informationen sind auch schlicht überholt. Ich persönlich hab auch gerne moderne Farbabbildungen auf denen man was erkennen kann ( :grinning_face_with_smiling_eyes: ). Ich möchte aber keinem ausreden mit dem Koch zu arbeiten. Wer's mag...



    Na ja, jein? Nein! Ich fürchte, ich hab nen kleinen Heimvorteil, kurzer Blick in den Tagfalteratlas Bayern: Boloria thore kommt auch im Voralpenland vor, Erebia euryale im Bayerischen Wald. Ersteres ist knapp aber klar und zweiteres sehr deutlich außeralpin

    Ok, du hast mich erwischt. Das war mir schon bewusst, was soll ich sagen... du hast recht.

    Ja sorry, aber das ist einfach Käse... Man kann hier ganz bestimmt darüber diskutieren, wie viel Sinn es macht, politische Grenzen für Artinventare zu benutzen. Aber man tut es nun mal aus einer Reihe von Gründen, und so unzweifelhaft der Naturraum Alpen zu Deutschland gehört, so unzweifelhaft gehören jede Menge Arten zur deutschen Fauna. (Als Vergleich: Die Fläche der bayerischen/deutschen Alpen ist übrigens je nach Quelle 1,5- bis 2-mal so groß wie das Saarland.) Ich hoffe mal, du korrigierst deine Ansichten hierzu... was wäre denn sonst ein Endemit der bayerischen Alpen? Staatenlos?

    Ich will nicht darüber diskutieren, aber es macht eigentlich überhaupt keinen Sinn. Es ist einfach nur praktisch notwendig, weil so Dinge wie Schutz eben nur auf nationaler Ebene ausgeführt werden können (in der Regel).
    Natürlich gehört der Naturraum Alpen zu Deutschland, aber eben nur zu einem kleinen Teil und auch nicht in seiner extremen Ausprägung. Hochalpine Arten kommen in Deutschland kaum vor und wenn dann oft nicht sehr bodenständig. Die einzige Ausnahme davon bildet wohl Berchtesgarden. Ich wollte damit nur sagen, dass der Alpine, vor allem der Hochalpine Naturraum Deutschland nur sehr randlich betrifft und sehr deutlich von dem abweicht, was im Rest Deutschlands vorherrscht, weswegen ich es folgerichtig finde, ihn in einem solchen Werk auszulassen.


    Gruß Dennis

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