Entomologische Betrachtungen in Südfrankreich

  • Wie seit 40 Jahren regelmäßig fahre ich mit einem guten Freund zum Fossilien-, Insekten- und Weinsuchen nach Südfrankreich, in die Procence, die Ardeche, das Roussillon. Wir genießen die unberührte Natur, die zahllosen für uns exotischen Pflanzen und Tieren. So auch dieses Jahr, zur Zeit der Orchideenblüte Ende Mai/Anfang Juni.
    Ideales Wetter, angenehme Temperaturen, wie immer empfing uns Südfrankreich mit sehr angenehmen Reisebedingungen. Viele Touristen an den Sehenswürdigkeiten, die wir links liegen ließen, weg von den Hauptrouten.


    Als erste Besonderheit fiel uns eine stark erhöhte Anzahl des Baumweißlings Aporia crategi auf. Überall flogen sie herum, diese Mengen waren mir noch nie vorher aufgefallen. Ich nehme an, es entsteht gerade eine Kalamität der Art im Mittelmeergebiet. Eine Gelegesuche ergab zahlreiche Gelege an Mandelbäumen und wilder Birne sowie anderen Laubbäumen. So ist für 2020 mit einem Massenauftreten zu rechnen.


    Die zweite Beobachtung, die wir machen konnten, betrifft den Buxbaumzünsler. Während in den städtisch/dörflichen Grünanlagen die formbeschnittenen Buxbaumskulpturen mit Giften geschützt werden, vollzieht sich in der yGarrigue ein Drama. Mit bis zu drei Generationen im Jahr macht sich der Zünsler, eine invasive Art, über die Buchsbäume her. Trotz Neuaustrieb haben die Pflanzen keine Chance, auch dieser wird abgefressen. Laut Schilderung von Einheimischen, mit denen ich mich unterhielt, mußten seit dem letzten Jahr schon und auch in diesem Jahr die Leute abends ihre Fenster geschlossen halten, um zu verhindern, daß Massen an Faltern in die beleuchteten Wohnungen flogen. Unter Straßenlampen bildeten sich Teppiche aus abertausenden Faltern. Diese invasive Art ist gerade dabei, die gesamten Buchsbaumbestände im Süden nachhaltig zu dezimieren, für die Buxusphagetumwälder des französischen Jura sehe ich ebenfalls Schwarz.
    Da der Buchsbaum an vielen Stellen 25-50% des Bewuchses ausmacht, kann sich jeder vorstellen, wie die Garrigue gerade aussieht! Braun und voller Buchsbaumgerippe. Das wird sich erst ändern, wenn der Buchs so selten geworden ist, daß die Falter keine Ablagemöglichkeit mehr finden.
    Die dritte Beobachtung ist die schlimmste...
    Auch hier, in der scheinbar unberührten Natur, gibt es im Vergleich zu früheren Jahren erschreckend wenige Schmetterlinge, Spinnen und Käfer. Bei unseren Exkursionen sahen wir keine einzige Schlange, nur wenige einzelne Eidechsen. War bisher die Suche nach Raupen immer noch erfolgreich, so fanden wir an uns bekannten Fundstellen trotz intensiver Suche entweder gar nichts oder wenige Individuen. Empusa pennata oder andere Gottesanbeterinnen wie Iris oratoria negativ, nur einzelne Falterbeobachtungen neben dem überall häufigen Baumweißling, selten Käfer.
    Zwar kann ich aufgrund der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand und weil etliche auffällige Arten wie Gonepteryx cleopatra wohl erst noch kommen, keine echte Analyse abgeben, aber wenn ich die Beobachtungen von Kollegen lese und mit meinen jetzigen Beobachtungen zusammenschmeiße, so sieht es auch in vermeintlich intakten Biotopen düster aus.
    Wo soll das noch hinführen?
    Südfrankreich jedenfalls ist schon jetzt nicht mehr was es war. Im August werde ich wieder im Süden von Frankreich sein. Dann werde ich erneut vergleichen können...


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  • Hallo,


    war dieses Jahr Anfang Mai für 1 Wo. in Griechenland (Peloponnes). Üppig blühende Wiesen, aber erschreckend wenige Schmetterlinge, trotz akzeptablem Wetter. Entweder hatte ich das Pech, gerade in die Phase zwischen Frühjahrs- und Sommerfliegern gerutscht zu sein, oder es ist tatsächlich ein mittlerweile europaweites Phänomen, dass selbst in extensiv genutzten/besiedelten Gebieten der Artenschwund vorangeht...


    VG, HM

  • Wo soll das noch hinführen?

    Auf direktem Wege ins Nirvana, das wars und der letzte macht das Licht aus....


    Ich denke in einigen Regionen wird der Prozess zwar noch mit ein paar wenigen Jahren
    Verspätung ablaufen..Letzten Endes wird es auf das Gleiche hinauslaufen wie Nordost-
    Deutschland, nämlich auf den entomologischen Null-Zustand!!!


    War neulich abend ein paar Stunden im Stargarder Bruch, ein kleines, aber attraktives Feuchtgebiet
    nur 200m vor der Haustür. Normalerweise (bis vor 2 Jahren) wimmelte es abends dort vor
    Geometriden, alle paar Meter flog etwas auf, die Brombeerspinnermännchen rasten im Mai
    wie die Irren über die Flächen u.s.w.
    Und nun - 2x clathrata (einer der häufigsten Spanner überhaupt) und drei Mikros, das
    war alles!!!!
    Wann endlich klingelt der Wecker und ich erwache aus diesem Entomologen-Alptraum???


    Antwort auf meine eigene Frage: Vermutlich NIE mehr, der Drops ist gelutscht, over and out!
    Aktuell noch bestehende Ausnahmen sollten nicht zu optimistisch bewertet werde, der Trend ist eindeutig.


    Obwohl es das Insektensterben mittlerweile bis in die Presse geschafft hat, ist der Mensch nicht
    mal im Angesicht des sich unter seinen Füssen auftuenden Abgrundes in der Lage sein Verhalten
    zu ändern: nach wie vor dröhnen alle paar Wochen die Mähmaschinen mit in den Augen blinkenden Dollarzeichen, die Motorsägen schaffen dem sowieso unnützen Baumbestand Abhilfe und der Kreuzzug gegen die Pappel geht unverändert weiter...u.s.w.u.s.f.
    Für mich ist klar, der Mensch wird im selbst geschaffenen Schlamassel untergehen, wohlverdient und endgültig.
    Aber sehen wir es mal positiv: je eher es vorbei ist, um so eher kann die Natur neustarten. Und wer weiß,
    vielleicht kommt beim nächsten Mal wirklich ein vernunftbegabtes Wesen dabei heraus?

  • Hallo zusammen,


    leider kann (muß) ich aktuell auch noch etwas dazu beitragen. Bin seit einigen Tagen im Salzkammergut (Fuschl am See, bei Salzburg) und voller Erwartungen ("Auf der Alm, da gibt's koa Sünd- aber Schmetterlinge :winking_face: ) losmarschiert. Trotz optimaler Bedingungen (blühende Wiesen bei Sonnenschein, 28°C, fast windstill - siehe Photos) tummelt sich auf den Wiesen nur sehr wenig: ein paar Distelfalter, Scheckenfalter, Zygaenen, Bläulinge, aber man muß schon sehr genau hinsehen und suchen. Eine (fast erschreckende) Enttäuschung, verglichen mit früheren Jahren. Vielleicht ist es noch zu früh im Jahr, zudem erzählen die Einheimischen von einem außergewöhnlich nassen und kalten Mai.
    Hoffen wir mal, daß es daran liegt....

  • Lieber Andreas,


    WIE WAHR!!!
    Die Menschheit sägt kräftig an dem Ast, auf dem sie sitzt. Schon in den 70er Jahren hatte der bekannte Zoologe B. Grzimek einen Spruch auf seinem Schreibtisch, der in Anlehnung an den alten Cato (Ceterum censeo Carthaginem esse delendam - Im Übrigen meine ich, Karthago müsse zerstört werden) in deutscher Übersetzung folgendermaßen lautete:' Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Zahl der Menschen verringert werden müsse!' Inzwischen hat sich die Zahl des Homo 'sapiens' nahezu verdoppelt, und wenn man allein den Ressourcenverbrauch unserer Art berücksichtigt, ist für jeden Deppen klar ersichtlich, dass es so nicht weitergehen kann (die FAO hat errechnet, dass bei bald 10Mrd. Menschen im Jahr 2050 die Anbaufläche verdoppelt werden muß, um alle satt zu bekommen). Na, was wird DANN wohl aus den letzten Naturrefugien?


    Mit irgendwie verzweifelten Grüßen,
    HM

    • Offizieller Beitrag

    Servus,


    also nur im Überfliegen und ohne wirklich zur Diskussion beizutragen, möchte ich nur auf eines hinweisen:
    wir reden hier immernoch von Insekten. Die können in einem Jahr bomben Populationen ausbilden - und im nächsten quasi Tod sein. Also bitte nicht von einem Zeithorizont von 1-2 Jahren irgendwas in die Zukunft interpretieren wollen. Die Schmetterlingspopulationen im Schnitt stabilisieren sich in Europa seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten ja wieder.


    Wir sollten bei der Diskussion auf jeden Fall aufpassen, WAS wir diskutieren und dabei auch sehr genau trennen.


    Soviel von meiner Seite.


    Schönen Abend noch,
    Toni

  • So leid es mir tut das sagen zu müssen, seit 1989/90 sehe ich hier nur einen Trend, und der geht abwärts.
    Nix mit Stabilisierung und co.
    Erich hatte früher ganz einfach nicht das Geld, um die "Flurschäden" anzurichten welche heute aus der
    Kaffekasse bezahlt werden.
    Mit dem "Siegeszug" sämtlicher schlechter BRD-Gewohnheiten (ausufernder Mähwahn, Pappelhass, Waldwege harken, galoppierender Flächenverbrauch u.v.m.) begann auch hier ein deutlicher Rückgang der Schmetterlinge mit langsam, aber sicherer Zunahme von Jahr zu Jahr.
    Und vor 3 Jahren ging der Prozeß praktisch in den freien Fall über.
    In den letzten Wochen gesehene Kohlweißlinge: 3 Stück; ansonsten nur noch Diestelfalter...
    Zitronenfalterraupen Null (früher ganz häufig), und so setzt sich das Ganze immer weiter fort...
    Hier erholt sich NICHTS mehr!

  • Lieber Toni,


    ich befasse mich seit nunmehr über 50 Jahren mit Schmetterlingen und denke zu wissen, wovon ich rede. Es ist nunmal eine traurige Tatsache, dass viele früher häufige Arten einfach verschwunden sind! Ich als Wissenschaftler würde mich davor hüten, eine Zeitspanne von '1-2 Jahren' als Trend anzusehen; ich habe schon dramatische Bestandsrückgänge von Faltern wie Tagpfauenauge, Kl. Fuchs oder Schwalbenschwanz erlebt, aber diese Arten haben sich durchaus wieder stabilisiert. Dennoch: der generelle Trend zum Artenschwund ist unübersehbar und nicht schön zu reden...


    In diesem Sinne, VG,
    HM

  • Hallo Toni,


    Wenn eine nur lokal vorkommende Art verschwindet, dann ist die weg.
    Woher soll die auch kommen, wenn das nächste Vorkommen mehr als 30 km entfernt ist.
    So geschehen bei Memmingen mit Coenonympha arcania und Coenonympha hero, wobei bei zweiter Art sogar der Naturschutz (freistellen von Orchideen) mitgeholfen hat.
    Selbst die allgemein häufigen Coenonympha pamphilus und Maniola jurtina gibt es hier nicht mehr.
    Auch Speyeria aglaja ist nicht mehr da.
    Euclidia mi konnte man sogar früher in den Neubausiedlungen antreffen,verschwunden.
    Von den Zygaena Arten brauch ich doch gar nicht erst anfangen.


    Einzig in einigen Waldbebieten sind durch die Orkane Vivian, Wiebke und Lothar einige Lichtungen entstanden, die dafür gesorgt haben, dass Aporia crataegi, Aptura ilia und sogar Lopinga achine häufiger wurden.
    Aber falls sich die von der Forstwirtschaft präferierte Plenterwirtschaft durchsetzt (Entnahme nur einzelner Bäume, Kronendach bleibt geschlossen), dann wachsen diese lichten Bereiche zu und die Falter verschwinden wieder.
    Kahlschläge werden (leider) auch von Naturschützern abgelehnt, was aber so mancher Art wegen der dann fehlenden Lichtungen den Rest geben dürfte.




    VG
    Peter

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    • Offizieller Beitrag

    Es behauptet glaube ich auch keiner, dass die Zukunft rosig aussieht. Alle genannten Probleme sind vorhanden und wirklich dramatisch. Ein Rückgang der Biodiversität und generellen Abundanz von Insekten ist denke ich relativ offensichtlich und unumstritten (wenigstens hier). Nichtsdestotrotz bin ich da bei Toni. Man sollte auch nicht bei jeder Gelelgenheit alles schwarz malen und sollte schon vorsichtig sein nicht überall sofort das Insektensterben an die Glocke zu hängen. Populationen können nunmal schwanken das haben sie schon immer getan und nur weil eine Art mal selten ist, heißt das nicht, dass das so bleiben muss. Das soll nicht als Verharmlosung aufgefasst werden. Es ist nur ein wenig wie zu sagen: "Oh, heute ist es aber heiß, das liegt wohl am Klimawandel" oder auch im Umkehrschluss "der Mai war verregnet wo bleibt der Klimawandel?". Das macht existierende Tatsachen unglaubwürdig und verhindert dass man von Leuten die sowieso schwer zu überzeugen sind ernst genommen wird.
    Zusätzlich will ich sagen, auch wenn ich selbst hin und wieder gerne in dieser depressiven Endzeitstimmung verfallen würde, ist noch nichts verloren. Wenn jeder seinen Beitrag leistet können wir Probleme anpacken und etwas verbessern. Soll nicht heißen das es dadurch gut wird, aber besser. Ich glaube es gab noch nie eine Zeit die besser war um Naturschutz zu betreiben.


    Grüße Dennis

  • Es bedarf schon einer sehr eingeschränkten Sichtweise um noch an das "Gute" zu glauben.
    Die Kollegen Dennis und Toni müssen noch jünger sein. Würde vieles erklären.
    Ich bin jetzt 60ig und kann mich noch gut an die Serie Unser blaue Planet mit Haber Anfang der siebziger Jahre erinnern.
    Er hat bereit damals vor den Folgen der absehbaren Überbevölkerung gewarnt. Die Realität hat sein (und die des Club of Rome) Vorhersagen weit überholt.
    Fast alles ist -wie bereits in den 60 / 70 Jahren bekannt- eingetreten, oft noch schlimmer.
    In einer Zeit in der DDT überall angewandt wurde, bin ich mit dem Fahrrad (bei Karlsruhe) los und habe konnte mir auf dem Kleeacker die Schwalbenschwänze raussuchen. In unserm Garten habe ich über die Raupen des großen Kohlweißling geflucht.
    usw.
    Und heute?
    Schwankungen der Populationen gab es immer. Klar.
    Die Schwankung auf 0,0 dauerhaft ist heute in vielen Bereichen Fact.
    Wer dies versucht zu leugnen hat meines Erachtens ein Aktienpaket von BASF etc. oder ist ein Produkt der seit Jahrzehnten zielorientierten betriebenen Bildungspolitik in unserem Lande.
    Ich habe zugegeben kein Hoffnung mehr.


    Die Natur wird einen Weg finden. Bin mir sicher.
    Aber erst muss der größte Fehler der Evolution zurück in die Höhlen.
    Werde ich nicht mehr erleben, aber es wird so kommen. Nur eine Frage der Zeit.


    Sorry, wenn ich so krass formuliere, aber es ist nicht 5 nach 12 sondern wir haben 23.55 Uhr.
    Daran ändern auch Pressemitteilungen der Bundesregierung nicht.
    Ich bin es einfach leid, dieses "es wird alles Gut", obwohl die Realität für jeden der noch sehen kann doch ganz anders ist.


    Beste Grüße Armin


    PS: bereits 2018 hat die Weltproduktion an Getreide (Mais, Reis, Weizen, etc) nicht ausgereicht die Weltbevölkerung zu ernähren.

    • Offizieller Beitrag

    Es bedarf schon einer sehr eingeschränkten Sichtweise um noch an das "Gute" zu glauben.
    Die Kollegen Dennis und Toni müssen noch jünger sein. Würde vieles erklären.

    Entschuldige, aber bei so Aussagen muss ich mich schon sehr zusammenreißen um ruhig zu bleiben. Ja, wir mögen noch jünger sein, aber das ist nicht gleichbedeutend mit naiv oder unwissend (ich spreche jetzt hier mal von wir, Toni steht es frei mir zu widersprechen). Vielleicht haben wir nicht das Glück gehabt noch zu erleben wie die Insektenwelt vor einigen Jahrzehnten ausgesehen hat, wo sie angeblich noch intakt war. Aber seien wir doch ehrlich was ist denn bitteschön intakt? Man kann doch Natur und Mensch nicht trennen. Unberührte Natur gibt es seit der Mensch aufgetaucht ist per Definiton nicht mehr. Längst ist der Mensch mit allem untrennbar verwoben. Ja, der Mensch entzieht sich seitdem mehr und mehr seiner Lebensgrundlage ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass dieser Planet ein geschlossenes System ist das irgendwann seine Grenzen erreicht. Aber was ist die Konsequenz daraus? Sollen wir jetzt hier sitzen, rumheulen und auf unser unausweichliches Ende warten? Das finde ich eine eingeschränkte Sichtweise. Ich glaube nicht notwendigerweise an das Gute, aber ich glaube das die einzige Möglichkeit die bleibt ist die Flucht nach vorne. Dann kann ich wenigstens mit gutem Gewissen sagen wir haben es versucht und sind gescheitert. Wäre es nicht für solche Menschen denen es entweder egal ist oder die schon die Flinte in's Korn geworfen haben, dann wäre dieses Problem allerdings gar nicht da, denn dann wären wir längst dabei die Probleme zu lösen. Ich könnte jetzt sagen so eine Sichtweise ist typisch für Leute die schon älter sind, aber dann würde ich ja mit genau denselben verallgemeinernden und wenig sinnvollen Bemerkungen um mich werfen.


    Grüße Dennis

  • Das Problem sind nicht wir Jungen. Das Problem sind die ignoranten Alten! Man sehe sich mal bitte die „großen Politiker" an. Das sind alles ältere Menschen, von denen man meinen müsste, in ihrem langem Leben haben sie so viel Weisheit dazu gewonnen, dass sie es besser wüssten als wir Jungen.
    Aber was tun denn die weisen Alten da oben? Nicht nur in Deutschland, auf der ganzen Welt? Sie leugnen oder ignorieren den menschengemachten Klimawandel!
    Die Insekten sind aufgrund ihrer Empfindlichkeit nur mit die ersten die von dem ganzen betroffen sind. Der Rest wird folgen.
    Aber wann wachen die Menschen auf? Was muss aussterben, dass es von allen verstanden wird? Alle Insekten? Oder erst alle Vögel und Fische?


    Ein Sprichwort sagt: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt –
    sondern von unseren Kindern geliehen."


    Die ältere Generation schwärmt, meiner Meinung nach, viel zu oft von den "guten alten Zeiten" anstatt sich darum zu kümmern, dass ihre Kinder und Enkel bessere Zeiten erleben.
    Die Welt wird systematisch kaputt gemacht, alles ist nur noch auf Macht und Profit ausgelegt. Sowas macht wirklich traurig und das einzige was uns bleibt ist zu hoffen und zu kämpfen, denn wenn wir nicht mehr hoffen, können wir es ja gleich bleiben lassen.


    Gruß


    Kathrin


    Ps: ich wollte/will hier wirklich niemandem auf den Schlips treten, aber die Verallgemeinerung die Jungen hätten von nichts ne Ahnung, ist leider ein rotes Tuch...

  • So wie einige Arten weniger werden und von Jahr zu Jahr schwanken, ist es auch dieses Jahr so. Kaum ein Tagpfauenauge, dafür viele Große Füchse.


    Und in diesem Jahr - seht selbst:

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    Somit denke ich, ist es noch alles normal und keine Katastrophe.


    Grüße
    Rigo

  • In der Uckermark im Nordosten gibt es gerade eine Distelfalterinvasion. Ich habe auf einer Breite von 30 m eine Wanderanzahl von Ost nach West von bis zu 10 Faltern pro Minute gezählt, seit Tagen. Es ist Wahnsinn. Gerade hier im Osten kann ich auch positive Entwicklungen wahrnehmen. In der DDR war die Landwirtschaft extrem intensiv, ich habe da meine Lehre gemacht. Damals wurde auch gespritzt und in Massen. Noch heute kann man in Multirückstandsanalysen im Honig diese Spritzmittel nachweisen. Boden mit sehr niedrigen Bodenwertzahlen der früher noch bewirtschaftet wurde liegt heute brach und es fliegen dort wieder sehr viele Arten, die lange verschwunden waren. Ich würde der Weltuntergangsstimmung nicht zustimmen und einer jungen Generation nicht einreden wollen, dass in wenigen Jahren nichts mehr da ist. Das ist Populismus bei allen Problemen die nachweislich bestehen und unsere Umwelt gefährden.

    • Offizieller Beitrag

    das einzige was uns bleibt ist zu hoffen und zu kämpfen, denn wenn wir nicht mehr hoffen, können wir es ja gleich bleiben lassen.

    Genau so sehe ich das auch. Es gleich bleiben zu lassen ist zwar eine einfache, bequeme Möglichkeit, ist aber letztlich fast genauso schlimm wie die Einstellung der Leute die in erster Instanz für bestimmte Probleme oder deren Fortbestehen verantwortlich sind. Vielleicht ist es zu spät, mehr als wahrscheinlich ist es das aber nicht und wir finden das nicht raus, wenn wir uns im Schrank einschließen.
    Gut, das jetzt wieder nur an den Alten aufzuhängen ist wieder etwas undifferenziert und wird dem ganzen nicht ganz gerecht, ich kann allerdings persönlich den Ärger sehr gut verstehen. Wenn ich Kommentare höre wie "die Jungen haben nicht den Überblick, keine Ahnung" oder was weiß ich, dann muss ich mir auch auf die Lippe beißen. Immerhin müssen wir mit dem ganzen hier noch etwas länger leben.

    Somit denke ich, ist es noch alles normal und keine Katastrophe.

    Äh, jaa, nein. Wie gesagt es ist denke ich wichtig hier nicht kurzfristige Beobachtungen und Langzeittrends zu vermischen. Nochmal, das ist wie der Unterschied von Wetter und Klima und man kann nur bedingt vom einen auf das andere schließen. Unser Problem liegt denke ich momentan gar nicht so sehr bei bestimmten seltenen Arten oder Habitatkomplexen. Es ist schön, wenn E. maturna oder C. hero in ihrem Wald noch fliegen und auf lange sicht auch erstmal stabil erscheinen. Dennoch kann man diese Gebiete meistens in 5 minuten durchqueren. Erst letzten war ich in einem Gebiet im Main-Spessart-Kreis wo Glaucopsyche alexis und einige andere schöne Arten flogen, aber man brauchte nur 10 Meter in jede Richtung gehen und stand draußen auf dem toten Acker. Solange solche Gebiete geflegt werden besteht erstmal keine akute Gefahr, aber da braucht nur mal ungünstige Witterung die Population dezimieren und dann ist die wenn es blöd läuft weg und es gibt keine Chance für eine Neubesiedelung. Früher gab es noch Habitat-Vernetzung womit soetwas wieder heilen konnte und was häufigeren Arten als Wanderkorridore dienen konnte. Daran muss gearbeitet werden und für bestimmte Fälle bin ich auch ein Verfechter für Wiederansiedelung (geordnet, bitte nicht irgendwas, irgendwo rausschmeißen).


    Grüße Dennis

  • In der Uckermark im Nordosten gibt es gerade eine Distelfalterinvasion. Ich habe auf einer Breite von 30 m eine Wanderanzahl von Ost nach West von bis zu 10 Faltern pro Minute gezählt, seit Tagen.

    Ich wohne an der Nordseeküste in Niedersachsen und hier ist es genauso. Distelfalter habe ich normalerweise nur ein paar mal pro Jahr gesehen und dieses Jahr ist es gefühlt der einzige Tagfalter, der hier fliegt. Ab und zu kommt mal ein kleiner Fuchs oder ein Weißling vorbei und das wars. Ich bin mit 20 Jahren zwar nicht der Älteste, aber als ich noch ganz klein war hatten wir an schönen Sommertagen massig Schmetterlinge am Sommerflieder. Der Strauch ist noch da, die Schmetterlinge leider nicht und der Trend besteht schon seit Jahren. Hier scheinen die Behörden alles in ihrer Macht stehende gegen Artenvielfalt zu unternehmen. Es gibt NUR tote grüne Einöde. Selbst kleine Waldstücke sind rar und meist nicht sehr Artenreich. Wildblumen gibt es mit Glück an Straßenrändern noch, wobei selbst die inzwischen zum "englischen Rasen" umgewandelt werden. Hier ist Handeln angesagt. Rum meckern kann jeder, es bringt aber nichts wenn man nicht handelt. Jeder kann seinen Teil beitragen der einen Garten o.ä hat. Wir haben vor ein paar Jahren eine Magerwiese gepflanzt und die entwickelt sich prächtig. Jetzt sagen einige bestimmt wenn das einer mit ein paar Quadratmetern macht, was bringt das schon? Das erinnert mich an die Argumentation der Nichtwähler und da wird auch immer geantwortet: "Ja es denken viele so, aber wenn alle die so denken Wählen gehen würden, würde es viel bewirken". Und so ist es hier auch. Es kann jeder eine kleine Fläche mit Wildblumen-und Kräutern anlegen, nur einheimische Sträucher pflanzen etc... . In der Summe wird das mit Sicherheit helfen und besser als nichts tun und sich beklagen ist es auf jeden Fall. Falls das so klang, ich wollte damit niemanden angreifen.
    Gruß, David :smiling_face:

  • noch alles normal und keine Katastrophe

    uff, hier kriege ich doch fast einen Knoten im Magen und kann mich nicht mehr zurückhalten:
    Als ich vor 40 Jahren als Jugendlicher Schmetterlinge gesammelt habe (mit dem Sammeln habe ich bald wieder aufgehört), haben mir meine Onkels schon erzählt, daß es früher (also von damals aus gesehen) unendlich viel mehr Schmetterlinge gegeben habe.
    Jetzt kann ich dasselbe zu mir selber sagen.
    Und das, obwohl ich manchmal durchaus an einzelnen Stellen Falter sehe, die mir früher nicht über den Weg gelaufen waren.
    Gerade am letzten Wochenende war ich total happy, ganz in der Nähe wo ich wohne Lycaena alciphron entdeckt zu haben. Ein winziges Biotop (*). Mit dabei: Eine ganze Menge Distelfalter, 1 brauner Dickkopffalter (ich meine: 1 Exemplar), sowie 1 kleiner Kohlweißling (1 Exemplar). Das war dann alles (Issoria lathonia und Zitronenfalter weiß ich gibt's da auch - die haben wohl schon Sommerpause). Über den Dickkopffalter und über den Kohlweißling freue ich mich im Nachhinein eigentlich fast mehr. Damals (vor 40 Jahren) waren solche Arten für mich eigentlich eher lästig, keiner weiteren Beachtung wert, die gab es ja sowieso (fast) immer und überall...
    (*) drum herum: Kiefernforst, Golfplatz, ein riesiges (!) Maisfeld (jedes Jahr immer Mais).Ein bisschen Gebüsch, Gras und Bäume entlang der dran entlangführenden Wege, durchaus auch ein paar Blumen und Brennesseln. Keine Kohlweißlinge, keine Nesselfalter, keine Dickkopffalter, kein Schachbrett, kein Ochsenauge, kein Sonstwas. Einfach Nichts.
    Es sollte nicht weiter verwundern, daß junge Menschen die Welt so, wie sie sie vorfinden, für "normal" halten.
    Markus.

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    Eigentlich habe ich zu dem Thema so ziemlich alles gesagt was ich dazu zu sagen habe und will auch nicht wirklich so wirken als würde ich hier auf jede Kleinigkeit meine Antwort nachschieben (auch wenn es nicht so wirklich anzukommen scheint), aber irgendwie wird doch immer noch etwas nachgelegt.


    Im Interesse dessen, dass mir nicht wirklich noch der Kragen platzt würde ich diese junge/alte Menschen-Debatte gerne für beendet erklären. Ich sehe nicht wirklich, dass das zu irgendetwas führt. Gerne Erfahrungsberichte, aber dieses spezifische rumgehacke auf irgendwelchen Altersebenen führt glaube ich nur zu Mißgunst auf beiden Seiten.


    Grüße Dennis

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