Entomologische Betrachtungen in Südfrankreich

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    So eine Diskussion...wegen wenigen Leuten, die nicht richtig lesen wollen bzw. die emotional vom Thema zu gebunden sind, um nur lesen zu können, was sie lesen wollen...


    Aber um nicht noch weiter auf die persönliche Ebene abzurutschen, hier mal ein paar Literaturquellen, auf denen sachlich fundiert diskutiert werden kann. Man möge bitte meine vorangegangen Aussagen -intelligent, das heißt nicht an Einzelbeispielen- widerlegen
    -"viele Arten mit großen periodischen Populationsschwankungen" -SBN (1994)
    -"butterfly populations are subject to considerable annual fluctuations induced by both inherent population dynamics and environmental variation, e.g. weather patterns (Pollard 1988, Roy et al. 2001). As a consequence, longer time-series are typically required to distinguish between such fluctuations and actual temporal trends (Van Strien et al. 1997, Thomas 2005)" -Settele (2008)
    -"Butterfly communities can fluctuate considerably from year to year due to annual weather conditions" -Van Swaay et al. (2010)
    -"butterflies represent adequate indicators of change for many terrestrial insect groups" -Thomas (2005)
    -"Von den 53 analysierten Arten zeigten im Zeitraum 2006 bis 2017 13 Arten eine Bestandszunahme. […] Rückgänge zeigten 21 der untersuchten Arten. […] Keinen eindeutigen Trend zeigten 19 Arten." -Kühn et al. (2018)
    -"large decline of butterflies in NW Europe happened before 1990" -Van Swaay et al. (2016)
    -"Especially in the beginning of the 1990s the widespread species declined severely, but the decline has slowed down since then" -Van Swaay et al. (2016)
    -"several species are still declining while a growing number appear to have stabilised and four are showing some improvement albeit from a very low base" -Van Swaay et al. (2016)



    -Kühn, E., Musche, M., Harpke, A., Wiemers, M., Feldmann, R., Settele, J. (2018) Tagfalter-Monitoring Deutschland: Jahresauswertung 2017 -In: Oedippus 35: S. 5-37
    -SBN (Schweizerischer Bund für Naturschutz) [Hrsg.] (1994) Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. Band 1. Schmetterlinge und ihre Lebensräume, 4., teilw. überarb. Aufl., Schweizerischer Bund für Naturschutz. Basel.
    -Settele, J., Kudrna, O., Harpke, A., Kühn, I., van Swaay, C., Verovnik, R., Warren, M., Wiemers, M., Hanspach, J., Hickler, T., Kühn, E., van Halder, I., Veling, K., Vliegenthart, A., Wynhoff, I. & Schweiger, O. (2008) Climatic Risk Atlas of European Butterflies - In: BioRisk 1: S. 1–712.
    -Thomas, J. A. (2005) Monitoring change in the abundance and distribution of insects using butterflies and other indicator groups -In: Philosophical Transactions of the Royal Society 360: S. 339-357.
    -Van Swaay, C. A.M., Harpke, A., Van Strien, A. J., Fontaine, B., Stefanescu, C., Roy, D., Maes, D., Kühn, E., Õunap, E., Regan, E. C., Švitra, G., Heliölä, J., Settele, J., Musche, M., Warren, M. S., Plattner, M., Kuussaari, M., Cornish, N., Schweiger, O., Feldmann, R., Julliard, R., Verovnik, R., Roth, T., Brereton, T. & Devictor, V. (2010) The impact of climate change on butterfly communities 1990-2009. Report VS2010.025, Butterfly Conservation Europe & De Vlinderstichting. Wageningen.
    -Van Swaay, C. A. M., Van Strien, A. J., Aghababyan, K., Åström, S., Botham, M., Brereton, T., Carlisle, B., Chambers, P., Collins, S., Dopagne, C., Escobés, R., Feldmann, R., Fernández-García, J. M., Fontaine, B., Goloshchapova, S., Gracianteparaluceta, A., Harpke, A., Heliölä, J., Khanamirian, G., Komac, B., Kühn, E., Lang, A., Leopold, P., Maes, D., Mestdagh, X., Monasterio, Y., Munguira, M. L., Murray, T., Musche, M., Õunap, E., Pettersson, L. B., Piqueray, J., Popoff, S., Prokefev, I., Roth, T., Roy, D. B., Schmucki, R., Settele, J., Stefanescu, C., Švitra, G., Teixeira, S. M., Tiitsaar, A., Verovnik, R. & Warren, M. S. (2016) The European Butterfly Indicator for Grassland species: 1990-2015, De Vlinderstichting. Wageningen.


    Viel Spaß beim Errechnen der Alters-Summe der Autoren :winking_face:


    Beste Grüße und einen falterrreichen Wochenstart,
    Toni

  • Toni,


    auch von mir ein großes Dankeschön!
    Ich bin Jahrgang 1970 und ja, es hat sich einiges Verändert. Einiges zum schlechteren, anderes wurde besser.
    Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? - Das ist Ansichtssache!


    Beispiele für beides gibt es genug, aber wer hat Recht?


    Ist doch sowas von egal, wir alle pflegen ein tolles Hobby und sollten zusammen mit Fakten FREUNDSCHAFTLICH und mit RESPEKT diskutieren anstatt uns zu anzufeinden.


    Ich gehöre auch eher zu den optimistischen Menschen wobei ich natürlich zugeben muß, dass einiges noch zu verbessern ist.


    Vielen Dank also für deine Art, gerade interessierte "Jugend" (das ist positiv gemeint!) können wir brauchen.


    Viele Grüße


    Jan

    • Offizieller Beitrag

    Also nur um meine tatsächliche Meinung noch einmal klarzustellen (die habe ich nämlich überhaupt noch nicht geschrieben - auch wenn das vielerseits hinein interpretiert werden mag):
    JA, es gibt das Insektensterben. Und ja, wir befinden uns auf einen verdammt niedrigen Niveau. Aber das Insektensterben gibt es seit Jahrzehnten. Es hat schon angefangen, als die meisten Mitglieder hier vermutlich noch nichteinmal geboren wurden. Was wir heute erleben, sind die Auswirkungen des Wandels und der Intensivierung der Landwirtschaft seit etwa 1900. Gründe sind vielseitig und ich könnte noch dutzende Quellen mit Gründen, Studien zu den Populationsentwicklungen o.Ä. anführen. Genauso wie hier jetzt gerade in diesem Moment überall gejammert wird, haben schon Biologen vor 50, 70 oder gar 90 Jahren gejammert. Was aber meine Kernaussage war, ist, dass wir uns eben nunmal auf einem verdammt niedrigen Niveau befinden und sich hier seit den 90ern so langsam ein Boden für viele Arten bildet (was wiederum natürlich nicht für ALLE Arten heißt...). Das Insektensterben ist keineswegs ein aktuelles Problem, dass uns quasi innerhalb der nächsten 2 Jahre alle Insekten unter den Händen wegsterben lässt. Vielmehr ist es ein historisches Problem, dem nur gerade aktuell v.a. die mediale Aufmerksamkeit geschenkt wird und es daher in aller Bewusstsein gerät. Das sagt noch lange nichts über die tatsächlichen Entwicklungen aus. Vielmehr beobachtet jetzt jeder - und natürlich sieht man immer genau das, auf das man achtet.
    Weiterhin werden wir wohl niemals erleben, wie ein Großteil der Insekten stirbt. Denn in einer Nahrungskette bzw. komplexen System sterben die Lebewesen, die weiter oben in der Kette stehen zuerst (Quelle dürft ihr selbst suchen - Stichwort "Tscharntke / Parasitoids" oder so).
    Insofern -die Insekten überleben uns immer. Was eher das Problem ist, ist der Verlust der genetischen Vielfalt. Und natürlich der wirtschaftliche Schaden für den Menschen - das ihm wahrscheinlich noch mit am meisten umtreibt...
    Insofern ist jegliche Anstrengung den letzten kläglichen Rest zu retten, jeden Cent und Schweißtropfen wert. Aber die Hysterie hätte eher vor 50 Jahren einsetzen sollen. Die Aussterbeschuld ist bei Insekten ja (glücklicherweise?) eher überschaubar. Insofern kann man die zeitnahen Veränderungen ja auch gut der jeweiligen Periode und dem jeweiligen Management zuordnen. Bei Pflanzen bspw. sieht es da schon wieder anders aus. Hier werden die Verluste vermutlich erst dann bemerkt, wenn es eh schon viel zu spät ist...


    Naja, also ich bin weit weg, zu leugnen, dass es eine dramatische Situation gibt. Aber die aktuelle Diskussion führt häufig leider weit ab vom reellen Insektensterben. Da sollte man schon genau hinsehen und sich nicht einfach auf den Medienhype mit aufsetzen.


    Dennoch optimistische Grüße,
    Toni

  • Den von Einigen verbreiteten Optimismus kann ich nicht mal ansatzweise teilen, da ich den
    ganzen "Spaß" immerhin seit 50 Jahren beobachten darf. Und daher kommen mir einige Aussagen
    eher wie das nächtliche Pfeifen im Walde vor....


    Sicher lief das Artensterben schon seit längerer Zeit. Allerdings auf sehr langsamen, wenig spürbarem
    Niveau und ebenso (relativ) geringen Zuwachsraten.
    Seit ziemlich genau 3 Jahren (2016 war das letzte Jahr was ich noch
    halbwegs als dem langjährigen Mittel entsprechend bezeichnen würde) ist das Sterben regional praktisch
    in den freien Fall übergegangen und wir nähern uns rasant dem "Boden des ehemals gut gefüllten Fasses".
    Hier im Südosten von Mecklenburg schaut es momentan so aus:
    Von einigen Neuzugängen aus Richtung Süden und ein paar wenigen "Kriegsgewinnern" mal abgesehen
    sind fast alle "klassischen" Arten aktuell auf erschreckend niedrigen Niveau bzw. befinden sich bereits
    unter der Nachweisgrenze...
    Mensch, Leute, seit drei Jahren finde ich nicht mal ein paar popelige Weinschwärmer mehr, und die
    waren früher hier wahrlich reichlich vorhanden!
    Nächstes abschreckendes Beispiel - normalerweise häufige Pieriden:
    Heuer bisher 3 (in Worten: DREI)!!! Kohlweißlinge, 2 Senfweisslinge und 4 Aurorafalter gezählt...
    Kompletter Einbruch in der Masse...
    Wie gesagt, der Letzte macht das Licht aus!


    Wenn ich nicht so viele Leute (quer durch Mittel- und Nordeuropa verteilt) kennen würde mit denen ich zusammenarbeite könnte ich die Entomologie glatt aufgeben!!!!!!

  • Den von Einigen verbreiteten Optimismus kann ich nicht mal ansatzweise teilen, da ich den
    ganzen "Spaß" immerhin seit 50 Jahren beobachten darf. Und daher kommen mir einige Aussagen
    eher wie das nächtliche Pfeifen im Walde vor....

    Ich kann mich dieser Ansicht nur anschließen. Man muß kein Fachmann sein um diese negative Entwicklung zu bestätigen. Ich befasse mich auch seit über 50 Jahren mit Schmetterlingen.
    Ich wohne in einem gebirgigen Land (Tirol) wo nur ca. 11% des Bodens bewohnbar ist. Man möchte meinen daß hier in großen Teilen des Landes die Insektenwelt noch in Ordnung ist.
    Trotz einer noch optisch intakten Umwelt ist der Rückgang der Arten katastrophal. Wer hätte gedacht daß einmal sogar der große Kohlweißling selten geworden ist.


    Viele Grüße
    Werner

  • Ich fange mal so an. Auch ich beschäftige mich seit über 70 Jahren mit Schmetterlingen und kann bestätigen.... Ihr wollt sicher mit diesen Jahreszahlen zum Ausdruck bringen, dass Ihr sehr erfahren seid und schon ganz lange eine Tendenz bestätigen könnt. Mag ja sein, aber es ist dennoch eine individuelle Betrachtung bezogen auf einem Mikrokosmos in dem Ihr lebt. Eine Empfindung, mir fehlen da die klaren Beweise und wenigstens etwas konkretes. klassische Arten, unter der Nachweisgrenze, regionales Sterben im freien Fall, was soll das alles bedeuten. Ich könnte aus meinem Mikrokosmos in Nordbrandenburg genauso gut anders herum argumentieren. Noch nie so viele Aurorafalter gesehen wie in 2019, Masseneinwanderung des Distelfalters, Gitterspannerinvasion auf 300 ha Luzerne in der Uckermark, Massen an T. Jacobae am Kreuzkraut. Massen an Rosenkäfern in unserem Garten. Wenn ich allein für diese Beispiele die Biomasse errechnen würde, würde jede Biomassediskussion kollabieren. Jede kann und darf seine Meinung äußern. Nur wer anfängt seine individuelle Sicht ohne jeglichen wissenschaftlichen Hintergrund in die Allgemeinheit zu tragen, läuft Gefahr populistisch zu werden. Toni hat diese Faktenlagen geliefert, lest das doch mal. Es ist hochinteressant, Prädatorentheorie usw.

    • Offizieller Beitrag

    Ich schätze ihr habt euch entschieden die Quellen die Toni netterweise herausgesucht hat zu ignorieren. Wie gut, dass heutzutage subjektive Beobachtungen mit wissenschaftlichen Studien gleichgestellt werden können. Alles andere wäre ja Arbeit und am Ende kommt nichtmal das raus, was man hören wollte. Blöd...
    Ihr malt hier ein höchst undifferenziertes Bild, nichtmal mit konkreten Beispielen. Alles was man mit eueren Aussagen anfangen kann, ist zu vermuten, dass ihr auf drei Wiesen weniger Schmetterlinge seht. Es gibt nichtmal einen guten Grund (wenn doch sagt bescheid), warum sich das Insektensterben in den letzten 3 Jahren plötzlich aus heiterem Himmel rapide beschleunigen sollte. Die Gründe für den Artenrückgang existieren schließlich seit mindestens einem Jahrhundert und sind zudem schleichender Natur. Wenn man ein bisschen was von Popultionsdynamik versteht, wüsste man eventuell auch, dass sich solche Einflüsse nicht von jetzt auf gleich auf die Abundanz einer Population auswirkt, was je nach Art sogar sehr verzögert sein kann.


    Selbst wenn das alles genau so wäre wie ihr es beschreibt, verstehe ich das Ziel von eurem Anti-Optimismus nicht. Was wollt ihr damit erreichen? Jedem der versucht etwas zu tun, etwas zu verbessern, mit viel Arbeit und Mühe dagegen anzukämpfen seinen Optimismus ausreden? Damit dann irgendwann alle heulend zu Hause rumsitzen und sich damit abfinden, dass es zu spät ist und wir alle untergehen werden? Habt ihr damit euer Ziel erreicht? Seid ihr dann zufrieden, dass ihr wenigstens recht behalten habt? Wenn ich begründet der Meinung bin, dass eine Art irgendwo verschwinden könnte, hoffe ich eigentlich immer, dass ich nicht recht behalte, aber gut. Da sind die Leute wohl verschieden.


    Grüße Dennis


  • Es gibt nichtmal einen guten Grund (wenn doch sagt bescheid), warum sich das Insektensterben in den letzten 3 Jahren plötzlich aus heiterem Himmel rapide beschleunigen sollte.

    Nur mal eine kleine Anmerkung, auch wenn sie nicht die letzten 3 Jahre betrifft, sondern nur eine - zumindest lokal - etwas neuere Entwicklung:


    Ich kann mich als ehemaliger Berliner noch sehr gut daran erinnern, dass ich als Kind in den frühen 90ern ständig durch unglaublich hohes Gras laufen konnte. Nicht nur im Verhältnis zu meiner damaligen Größe, sondern man hat die Wiesen schlicht erheblich mehr in Ruhe gelassen. Mitten in der Stadt. Seit einigen Jahren werden die Wiesen mit einer Regelmäßigkeit plattgemacht, die selbst Grashöhen von 25cm unmöglich macht. Was das im Sommer mit den Wiesen anstellt, ist jedem bekannt.


    Es war locker bis 2000 in Marzahn quasi nicht möglich, auf dem Balkon in Ruhe Süßes zu essen oder abends die Balkontür offen zu lassen. Fliegengitter war eigentlich nicht zu vermeiden, wenn man nicht nach 30 Minuten 10 Fliegen in der Wohnung haben wollte. Meine Großmutter erzählt mir seit einigen Jahren in jedem Sommer, dass sie an ihren Balkonpflanzen keine Wespen mehr sieht, dass sie dort keine Schmetterlinge mehr sieht, dass sie keine Fliegen mehr in der Wohnung hat, dass sie abends das Fenster offen lassen kann, ohne anschließend Mücken vorzufinden, ... (Vögel sieht man auch zunehmend seltener.) Es hat sich dort vor Ort nichts wirklich verändert; Landwirtschaft findet auch weit und breit nicht statt. Das einzige, was sich in den letzten Jahren wirklich sichtlich verändert hat, ist das Mähverhalten. Vielleicht ist's auch nur Zufall, aber das ist zumindest eine Veränderung, die mir erst in den letzten Jahren wirklich auffällt.

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  • Es gibt auch andere Quellen, die etwas anderes sagen...
    gefaehrdung.php
    Polyommatus_coridon.html


    Coenonympha_arcania.html
    Argynnis_aglaja.html
    Coenonympha_tullia.html
    Auch hier...
    Coenonympha tullia
    Die Liste könnte ich noch um viele lokal vorkommende Arten erweitern.


    Es ist schon klar, dass Wanderfalter und Binnenwanderer wie Distelfalter, Tagpfauenauge, Baumweißling oder kleiner und großer Fuchs großen periodischen Populationsschwankungen unterliegen.
    Aber standorttreue Arten sind einfach weg, wenn sie an diesen isolierten Stellen ihres Vorkommens erst mal verschwunden sind.


    Viele Grüße
    Peter

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    Seit ziemlich genau 3 Jahren (2016 war das letzte Jahr was ich noch
    halbwegs als dem langjährigen Mittel entsprechend bezeichnen würde) ist das Sterben regional praktisch
    in den freien Fall übergegangen und wir nähern uns rasant dem "Boden des ehemals gut gefüllten Fasses".

    Ich kann mich da Dennis und Frank nur noch einmal anschließen.
    Andreas, was du hier beschreibst ist genau das, was ich vermeiden wollte. Es handelt sich um kurzfristige Beobachtungen -auch noch auf regionaler Basis.
    Gegenbeispiel:
    Seit 2016 kartiere ich in der Schweiz Blütenbestäuber. 2016 war verhalten. 2017 war schon etwas mehr vertreten - und 2018 hatten wir etwa drei mal so viel wie in den beiden Jahren zuvor. Wo wir sonst etwa 10.000 Tiere gefangen haben, waren es 2018 bei gleicher Methodik etwa 30.000.
    Wenn ich nun schreiben würde, dass wir einen mega Insektenboom erleben, würde wahrscheinlich auch jeder nur skeptisch "quatsch" in den Raum rufen. Auch ein Stück weit zu Recht. Was man hier übrigens auch zusätzlich noch erkennen kann, ist die Diskrepanz zwischen Zahlen und subjektiven Beobachtungen. Klar, Deutschland und die Schweizer Alpen sind schwer vergleichbar -aber wer hätte vermutet, dass das letzte Jahr so besonders Insektenreich gewesen war (meinetwegen richte ich die Frage hier nur mal an die Süd-Schweizer Mitleser)?
    Es bringt hier auch nicht viel, über zB. lokale Arten zu diskutieren - die könnten auch ohne allgemeinem Insektensterben verschwinden, wenn genau dieser Ort eben falsch bewirtschaftet wird bzw. die Bewirtschaftung für eine spezialisierte Art eben unpassend ist. Es gibt einfach unendlich viele Einzelfälle, für die es ebenso viele Gründe für verschwinden gibt. Natürlich gibt es auch dutzende Positivbeispiele. Besonders wenn man den Klimawandel mit einberechnet (den ich hier mal außen vor lasse). Für die Diskussion relevant sind doch aber eher die grundsätzlichen, allgemeinen Trends über die gesamte Gruppe hinweg. Wenn ihr über einzelne Arten diskutieren wollt, ist das doch schön und gut -aber unter dem Titel "Insektensterben" würde ich das dann nicht wirklich durchgehen lassen.
    Aber gut, gehen wir nochmal etwas tiefer in die Daten und schauen uns ein paar historische Werte und Angaben an:


    Insgesamte langfristige Entwicklung:
    -"1890 to 2017 84% decline in butterfly species in the Netherlands" - Van Strien et al. (2019)
    -"Rückgänge im letzten Jahrhundert einmalig seit Menschengedenken" - SBN (1994)
    -"Specialists (i.e. species with high IHS values) generally showing steeper declines than generalists" - Stefanescu (2011)

    Historische Angaben:
    -Ab Jahrhundertwende Zunahme der Meldungen von Verschwundenen Arten. Angaben von hundert mal weniger Tagfalter als zur Jhwende - SBN (1994)
    -"Ganz allgemein ist die Ansicht verbreitet, dass die gegenwärtige Schmetterlingsfauna gegenüber früheren Zeiten verarmt sei, dass unsere Gärten, Wiesen und Felder nicht mehr in gleicher Menge wie früher von bunten Sommervögeln belebt seien. (...) auch mir, der ich schon seit mehr als 60 Jahren Schmetterlinge beobachtet und gesammelt habe, ist diese Tatsache schon längst aufgefallen" - Vorbrodt & Müller-Rutz (1930)
    -"va seit 1950 Rückgang fast aller Arten im gesamten [Schweizer] Mittelland" - SBN (1994)
    -"starke Verarmung an Lepidopteren" - Malicky (1965)
    -In Weinfelden Artenrückgang von 1913 auf 1976 67% - Weber (1976)
    -In Bözingenweid Artenrückgang von 57% zw. 1920 und 1980 - SBN (1994)
    -(Einzelbeispiele könnte man jetzt beliebig erweitern)


    Aktueller Stand:
    -"More than 700 European species are currently under threat" - EEA (2007)
    -"Currently almost 25% of European animal species face the risk of extinction" - EC (2011)
    -"viele früher weit verbreitete Arten heute nur noch in kleinen verinselten Restbeständen" - SBN (1994)
    -"nur noch etwa ein dutzend Arten Entwicklungsmöglichkeit im intensiv bewirtschafteten Kulturland" - SBN (1994)
    -"1990-2005, European grassland butterfly abundance has declined by 33% indicating a dramatic loss of grassland biodiversity" - Van Swaay et al. 2016
    -"The results showed that average grassland butterfly abundance has declined by almost 50% during the last 15 years" - Van Swaay & Warren (1999)
    -"Especially in the beginning of the 1990s the widespread species declined severely, but the decline has slowed down since then. (…) During the 1990s the specialists remained fairly stable, since 2000 they show a stronger decline" - Van Swaay et al. 2016
    -"overall grassland species are still declining" - Van Swaay et al. 2016
    Und last but not least:
    -Krefeld: "More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas" - Hallmann et al. (2017)


    So, wenn man die Abfolge nun so liest, möchte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, die Apokalypse naht
    (Quelle: New York Times)
    Allerdings fehlen hier meine Zitate von weiter oben - diese werde ich nun nicht noch einmal nennen. Zusammenfassung: Bei all den negativen Angaben sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass zumindest für die europäischen Tagfalter eine langsame Stabilisierung seit 20-30 Jahren eintritt.
    Ich habe Krefeld schon erwähnt. Wer die Studie (für die Such-Faulen: zu finden hier) etwas genauer anschaut und besonders einen Blick auf Fig. 2 wirft, wird erkennen, dass es sich hierbei um eine logarithmisch skalierte Einheit handelt (worüber man schon allein diskutieren könnte). Was heißt das nun? Dass die Abnahmen in den ersten Jahren extrem stark waren und am Ende nur noch sehr gering (wenn auch auf extrem niedrigen Niveau generell). Also: der Trend wird für viele Artengruppen ähnlich aussehen - nicht nur für Schmetterlinge.


    So, und nun noch für diejenigen, die gerne nach Gründen und Lösungen suchen,
    ein klitzekleiner Ausschnitt an Gründen:
    -"durch Trennung Land- und Forstwirtschaftlicher Flächen Ende 19.Jh Grossteil der halboffenen Habitate und Übergangslebensräume verschwunden" - Wermeille et al. (2014)
    -"seit Mitte des 20. Jahrhunderts stattfindende Intensivierung der Landwirtschaft (chem. Düngung, Vergrößerung Ackerfläche) hat zu einer starken Abnahme der Magerwiesen/weiden geführt" - Wermeille et al. (2014)
    -Zwischen 1900-2010 beträgt diese Abnahme nach Lachat et al. (2010) ca. 95%
    -Düngung von Magerwiesen führt in kurzer Zeit zu Verlust von 80-90% Pflanzenarten - Sbordoni & Foresiero (1985)
    -"main driver of decline in grassland butterflies is the change in rural land use: agricultural intensification has increased where the land is relatively flat and easy to cultivate; and abandonment has occurred in recent years in mountains and wet areas" - Van Swaay et al. 2016
    Auch ein spannendes Zitat:
    -"intensive Düngung der Wiesen (gleichgültig, ob mit Kunst- oder Stalldünger) bringt eine sehr starke Umschichtung im Pflanzenbestand mit sich. Allein schon dadurch läßt sich das Verschwinden der Tagfalter erklären, denn ihre Raupen leben auf Wiesenpflanzen, die durch die Düngung vernichtet werden. Die Arten, deren Raupen z.B. Viola, Thymus, Sanguisorba, Daucus, Coronilla, Lotus, Veronica, Medicago, Malva und anderes fressen, können also auf gedüngten Wiesen nicht leben, weil die Futterpflanzen dort fehlen ! Es ist naheliegend, daß sich durch Düngung nicht nur das Aussehender Pflanzen, sondern auch ihr Zellinhalt geändert hat. Solche chemisch veränderten Pflanzen haben einen Einfluß auf die Entwicklung der an ihnen lebenden Tiere, wie in vielen angewandt-biologischen Arbeiten gezeigt wurde und wie auch jeder Schmetterlingszüchter weiß. So ist es zu erklären, daß Lepidopterenarten, deren Futterpflanze an und für sich auf der gedüngten Wiese wächst, dort trotzdem nicht leben" - Malicky (1965)
    (und ja, auch diese Liste ließe sich ohne Probleme unendlich erweitern)


    Nu habt ihr zumindest mal bisschen was zum lesen :winking_face: Fragt sich nur, wer das auch wirklich lesen möchte :face_with_rolling_eyes::grinning_squinting_face:






    Teilweise habe ich Sekundärquellen verwendet -bin gerade zu faul, die korrekte Quelle rauszusuchen...folgend vermerkt mit "(abc) in (xyz)"
    -EC (European Comission) [Ed.] (2011): The EU biodiversity strategy to 2020 — Publications Office of the European Union. Luxembourg.
    -EEA (European Environment Agency) (2007): Europe's environment: The fourth assessment — Publications Office of the European Union. Luxembourg.-Hallmann, C.A., Sorg, M., Jongejans, E., Siepel, H., Hofland, N., Schwan, H., Stenmans, W., Müller, A., Sumser, H., Hörren, T., Goulson, D., De Kroon, H. (2017) More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas -In: Plos One e0185809
    -Malicky, H. (1965): Die lepidopterologischen Verhältnisse des Hügellandes zwischen Bodensee und Alpstein (Nordostschweiz) —In: Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Entomologen, 17 (1.2): S. 24–62.
    -SBN (Schweizerischer Bund für Naturschutz) [Ed.] (1994): Tagfalter und ihre Lebensräume: Arten, Gefährdung, Schutz. Band 1. Schmetterlinge und ihre Lebensräume, 4., teilw. überarb. Aufl. — Schweizerischer Bund für Naturschutz. Basel.
    -Sbordoni & Foresiero (1985) in SBN (Schweizerischer Bund für Naturschutz) [Ed.] (1994): Tagfalter und ihre Lebensräume: Arten, Gefährdung, Schutz. Band 1. Schmetterlinge und ihre Lebensräume, 4., teilw. überarb. Aufl. — Schweizerischer Bund für Naturschutz. Basel.
    -Stefanescu, C., Torre, I., Jubany, J., Páramo, F. (2010): Recent trends in butterfly populations from north-east Spain and Andorra in the light of habitat and climate change -In: J. Insect Conserv. 15: S. 83-93
    -Van Strien, A. J., Van Swaay, C. A.M., Van Strien-Van Liempt, W. T.F.H., Poot, M. J.M. & WallisDeVries, M. F. (2019): Over a century of data reveal more than 80% decline in butterflies in the Netherlands —In: Biological Conservation 234: S. 116–122.
    -Van Swaay, C. A. M., Van Strien, A. J., Aghababyan, K., Åström, S., Botham, M., Brereton, T., Carlisle, B., Chambers, P., Collins, S., Dopagne, C., Escobés, R., Feldmann, R., Fernández-García, J. M., Fontaine, B., Goloshchapova, S., Gracianteparaluceta, A., Harpke, A., Heliölä, J., Khanamirian, G., Komac, B., Kühn, E., Lang, A., Leopold, P., Maes, D., Mestdagh, X., Monasterio, Y., Munguira, M. L., Murray, T., Musche, M., Õunap, E., Pettersson, L. B., Piqueray, J., Popoff, S., Prokefev, I., Roth, T., Roy, D. B., Schmucki, R., Settele, J., Stefanescu, C., Švitra, G., Teixeira, S. M., Tiitsaar, A., Verovnik, R. & Warren, M. S. (2016) The European Butterfly Indicator for Grassland species: 1990-2015, De Vlinderstichting. Wageningen.
    -Van Swaay & Warren (1999) in Settele, J., Kudrna, O., Harpke, A., Kühn, I.,van Swaay, C., Verovnik, R., Warren, M., Wiemers, M., Hanspach, J., Hickler,T., Kühn, E., van Halder, I., Veling, K., Vliegenthart, A., Wynhoff, I. &Schweiger, O. (2008): Climatic Risk Atlas of European Butterflies — BioRisk,1–712, 1: 1–712.
    -Vorbrodt, K. & Müller-Rutz, J. (1911): Die Schmetterlinge der Schweiz — K. J. Wyss. Berlin.
    -Weber (1976) in SBN (Schweizerischer Bund für Naturschutz) [Ed.] (1994): Tagfalter und ihre Lebensräume: Arten, Gefährdung, Schutz. Band 1. Schmetterlinge und ihre Lebensräume, 4., teilw. überarb. Aufl. — Schweizerischer Bund für Naturschutz. Basel.
    -Wermeille, E., Chittaro, Y. & Gonseth, Y. (2014): Rote Liste der Tagfalter und Widderchen: Papilionoidea, Hesperioidea und Zygaenidae. Gefährdete Arten der Schweiz, Stand 2012. Band 1403 — Bundesamt für Umwelt, Bern, und Schweizer Zentrum für Kartografie der Fauna, Neuenburg, 97 pp. pp.
    -Lachat et al. (2010) in Wermeille, E., Chittaro, Y. & Gonseth, Y. (2014): Rote Liste der Tagfalter und Widderchen: Papilionoidea, Hesperioidea und Zygaenidae. Gefährdete Arten der Schweiz, Stand 2012. Band 1403 — Bundesamt für Umwelt, Bern, und Schweizer Zentrum für Kartografie der Fauna, Neuenburg, 97 pp. pp.

  • Ich denke es ist wichtig daß auch von hoher/politischer Ebene ein umdenken passiert und das geschieht wohl nur wenn auch Entscheidungsträger Bammel bekommen oder von möglichst vielen Leuten die Bammel haben "die Bude eingerannt bekommen". Es ist bestimmt wichtig daß möglichst bald etwas passiert/verändert wird und nicht abgewartet wird ob es tatsächlich so sehr schlimm steht wie befürchtet und zu diesem Zweck kann ein bischen mehr Pessimismus glaube ich nicht schaden - einfach auch als Mittel zum Zweck :winking_face:
    (z.B. wenn die Studie aus Krefeld nicht gewesen wäre, wäre das Thema vielleicht nie in die Medien gekommen)

  • An alle Optimisten zu diesem Thema. Man kann leider die traurige Entwicklung immer wieder schönreden. Das wird nichts an der Tatsache ändern daß dieser katastrophale Rückgang hausgemacht ist.
    Die Zerstörung der Lebensräume geht unvermindert weiter durch Straßenbau, Erschließung der verbliebenen Naturräume für Freizeitaktivitäten, Massentourismus, industrielle Landwirtschaft, Gewerbe- und Industrieansiedelungen,
    Freizeitwohnsitze, Überbevölkerung und nicht zuletzt die Lebensweise unserer Konsum- und Spaßgesellschaft.
    Ich möchte mich davon nicht ausschließen denn auch ich trage meinen Teil zu dieser negativen Entwicklung bei. Das Umdenken der Politiker wird zu spät sein denn jede Partei versucht die Interessen ihrer Wähler zu berücksichtigen. Sollte es wirklich einmal eine Regierung geben die dieses Problem ernsthaft angehen will so kann man sicher sein daß spätesten bei der nächsten Wahl die Rechnung präsentiert wird.
    Es wird also weiter munter an dem Ast gesägt auf dem wir alle sitzen. Ich bin froh daß ich schon ein "alter Hase" bin dann habe ich noch die Chance der kommenden großen Katastrophe zu entgehen.



    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann Toni nur abermals für seine Mühe danken. Es ist denke ich durchaus einiges an Arbeit diese Literaturquellen zusammenzusuchen und das weiß ich zu schätzen.

    Es ist bestimmt wichtig daß möglichst bald etwas passiert/verändert wird und nicht abgewartet wird ob es tatsächlich so sehr schlimm steht wie befürchtet und zu diesem Zweck kann ein bischen mehr Pessimismus glaube ich nicht schaden - einfach auch als Mittel zum Zweck

    Ja, da hast du wohl Recht. Ich finde aber zumindest unter uns Experten müssten wir das ja nicht machen. Man kann das gerne der Öffentlichkeit so präsentieren, sollte aber dabei aufpassen nicht völlig über das Ziel hinauszuschießen. Wenn man sich zu weit von der sauberen Faktenlage entfernt und den Medienhype mit fragwürdigen Informationen füttert, läuft man schnell Gefahr ins schwimmen zu geraten und unglaubwürdig zu werden. Ich glaube in Zeiten wie diesen gibt es nichts schlimmeres als von wissenschaftlicher Seite Vertrauen in die Richtigkeit der Aussagen zu verlieren. Zumal ich denke reine Panikmache hilft niemandem, wenn dann muss man die Lösungen schon mitliefern.

    Es gibt auch andere Quellen, die etwas anderes sagen...
    Die Liste könnte ich noch um viele lokal vorkommende Arten erweitern.

    Ja, das ist ja auch richtig. Die Frage ist aber über was diskutieren wir hier? Über das großflächige Insektensterben (Abnahme der Biodiversität) in einem langen Zeitraum der sich über Jahrzehnte erstreckt oder das kurzfristige Aussterben/Schwächerwerden von lokalen Populationen? Klar hängt das irgendwo zusammen, ist aber dennoch nicht dasselbe. Nach meinem Verständnis ging es eher um ersteres.


    Zu dem letzten Post sage ich jetzt nichts mehr. Ist mir ehrlich gesagt zu blöd. Meine Fragen dazu werden nicht beantwortet und die ganzen hervorgebrachten Argumente scheinbar entweder ignoriert oder überlesen. Ich lasse mir meinen Optimismus jedenfalls nicht nehmen und fordere alle anderen dazu auf das auch nicht zu tun.


    Grüße Dennis

  • Zitat:
    Zu dem letzten Post sage ich jetzt nichts mehr. Ist mir ehrlich gesagt zu blöd. Meine Fragen dazu werden nicht beantwortet und die ganzen hervorgebrachten Argumente scheinbar entweder ignoriert oder überlesen. Ich lasse mir meinen Optimismus jedenfalls nicht nehmen und fordere alle anderen dazu auf das auch nicht zu tun.


    Hallo Dennis,


    Bevor die Diskussion ausartet möchte ich Dich darauf hinweisen daß Du auch meine Argumente ignorierst. Von Dir als Moderator hätte ich mehr Stil erwartet. Ich bin Dir aber nicht böse deswegen da ich Deine Reaktion Deinem jugendlichen Alter zuzuschreiben ist. Es ist das Vorrecht der Jugend etwas überzogen zu reagieren. Ich war in meiner Jugend auch nicht immer einer Meinung mit den Alten. Es freut mich daß doch einige Junge an unserem schönen Hobby interessiert sind denn leider sind es viel zu wenige.
    Es geht unserem Forum so wie es den Briefmarkensammlern und Modelleisenbahnern geht. Der Nachwuchs stirbt langsam aus.


    Viele Grüße von einem unverbesserlichen Pessimisten
    Werner

    • Offizieller Beitrag

    Bevor die Diskussion ausartet möchte ich Dich darauf hinweisen daß Du auch meine Argumente ignorierst

    Das dies bei dir so ankommt liegt vermutlich daran, dass wir völlig aneinander vorbeireden. Eigentlich habe ich schon versucht auf deine und andere Argumente einzugehen (vielleicht nicht im Detail). Ich habe euch sogar zugestimmt:

    Es behauptet glaube ich auch keiner, dass die Zukunft rosig aussieht. Alle genannten Probleme sind vorhanden und wirklich dramatisch. Ein Rückgang der Biodiversität und generellen Abundanz von Insekten ist denke ich relativ offensichtlich und unumstritten (wenigstens hier).

    Ich habe mich lediglich bemüht die Diskussion auf ein differenzierteres Level zu heben, weil die Stimmung welche hier verbreitet wird extrem weltuntergangsmäßig ist und eine ganze Menge durcheinander geworfen wird. Ich habe auch mehrmals versucht deutlich zu machen warum ich das wichtig finde. Ich muss sehr mies im diskutieren sein, da ich das Gefühl habe, dass nichts davon angekommen ist. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich dir oder jemand anderem gegenüber ausfällig geworden bin oder extrem ungerecht angegriffen habe. Vielleicht kann man aber auch verstehen, dass es sehr frustrierend ist wenn hier wieder und wieder in derselben Schiene geschrieben wird (meine Meinung). Selbst das mit der Rumhackerei auf meinem Alter kann man wohl nicht lassen. Auch Toni hat sich die Mühe gemacht mit guten Quellen zu argumentieren, was alle auf der "Pessimisten-Seite" (wenn wir uns jetzt offenbar in Pessimisten und Optimisten teilen [wo war soetwas bloß schonmal?]) größtenteils eher haben vermissen lassen. Trotzdem wurde dies weder gewürdigt noch wurde dem Beachtung geschenkt.


    Im Kern bin ich eigentlich völlig derselben Meinung. Ich habe nur für ein differenziertes Bild plädiert (was betrachten wir hier? Artenzahl/Biodiversität, Menge, Zeitraum, geografischer Raum etc.) und außerdem dafür, dass es nicht zu spät ist etwas zu unternehmen. Wie muss es schließlich aussehen, wenn hier jemand mitliest, der vielleicht keine große Ahnung von dem Thema hat und selbst alle Experten sagen " Ach vergiss es doch, setz dich hin und schau zu". So wird das in der Tat nichts. Ich verurteile niemanden der an einer solchen Aufgabe scheitert, aber es nichtmal zu versuchen, dass finde ich eine schlechte Einstellung. Ich wiederhole mich, aber es scheint ja nicht anzukommen. Mir wurden jedenfalls keine Argumente geliefert, warum ich nicht optimistisch sein sollte und meine Kraft und Überzeugung dem Naturschutz widmen sollte.


    Grüße "der junge Typ"

  • Man kann das gerne der Öffentlichkeit so präsentieren, sollte aber dabei aufpassen nicht völlig über das Ziel hinauszuschießen. Wenn man sich zu weit von der sauberen Faktenlage entfernt und den Medienhype mit fragwürdigen Informationen füttert, läuft man schnell Gefahr ins schwimmen zu geraten und unglaubwürdig zu werden. Ich glaube in Zeiten wie diesen gibt es nichts schlimmeres als von wissenschaftlicher Seite Vertrauen in die Richtigkeit der Aussagen zu verlieren. Zumal ich denke reine Panikmache hilft niemandem, wenn dann muss man die Lösungen schon mitliefern.

    Ja Dennis, Du hast völlig recht, das wollte ich damit auch nicht ausdrücken - ich mache mir halt große Sorgen und denke es braucht viel mehr dieser Fakten die etwas bewirken können, damit was geschieht. Und ja klar mit Ideen/Lösungsvorschlägen! Einfach mal irgendwas anfangen auszuprobieren (da gibt es alleine super viele Ideen darunter die schonmal recht einfach umzusetzen wären), was ja auch denke ich mittlerweile geschieht (angehängtes Foto - ich hoffe man kann es lesen) - möchte ja natürlich auch optimistisch sein! :winking_face:


    Entschuldige Dennis, wenn etwas blöd rüberkommt - ich sehe gerade ich habe es gleichzeitig mit Deinem neuen Beitrag geschrieben, lasse es aber jetzt trotzdem so wie es ist (bin zu müde und muß dringend ins Bett)

    • Offizieller Beitrag

    Ich mache mir auch Sorgen glaub mir. Es vergeht kaum ein Tag im Feld an dem ich nicht darüber nachdenke wie die Situation ist und was alles schiefläuft. Da fühlt man sich schon manchmal etwas verloren und hilflos. Ich tue halt was ich kann und das ist das wichtigste. Wie du sagst gibt es garantiert für jeden Dinge die leicht umzusetzen sind und wenn es nur so scheinbar lächerlich kleine Dinge sind wie dem Nachbarn zu sagen er soll kein Kiesgarten aus seiner Wiese machen. Ich sehe nicht wo dein Beitrag blöd rüber kommt, also kein Thema. Ich wünsche allen (in den entsprechenden Zeitzonen) eine gute Nacht.


    Grüße Dennis

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  • Hallo


    Ich verkneif mir mal meine eigene Meinung zum Thema und zum bisher Geschriebenen zum besten zu geben, möchte aber nur kurz erwähnen dass es in der aktuellen Ausgabe der entomologischen Zeitschrift Nr 129 (2) 2019 einen schönen Artikel zum Thema gibt. Übrigens mit einer ganzen DinA4 Seite an Quellen und durchaus objektiv und nicht populistisch aber trotzdem nicht so ganz schönmalerisch wie manche sich das hier wünschen würden. Durchaus lesenswert.
    Alles andere verkneif ich mir.
    Vg chris

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