Bienenhaltung

  • Hallo zusammen,
    ich habe eine Frage zur Bienenzucht. Wir wollen auf unserem Biotop-Grundstück eine Bienenvolk halten. Es soll nur eines sein, damit die Wildbienen noch genug finden. In einem Fernsehbericht habe ich neulich gehört, dass die Bienenvölker hier in Deutschland sehr auf Honig sammeln getrimmt sind und dadurch keine Zeit für ihre Körperpflege haben, weshalb sie oft von Milben und Krankheiten heimgesucht werden. Jetzt meine Frage: Wo bekommt man denn ein Bienenvolk, das noch nicht so "verdeutscht" ist? Der Ertrag muss ja nicht hoch sein, Hauptsache den Brumsummseln geht es gut. Ich habe im Netz nichts dazu finden können, aber es muss doch mehr als eine Honigbienenart geben? :confused_face:
    Danke schon mal!
    Sibitze

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  • Hallo Sybille,


    als Imker stehen mir grad die Haare zu berge wie du die Sache angehen möchtest und was du da erzählst. Zu allem her noch diese blödsinnige Aussage, dass die Bienen nur auf Honigertrag getrimmt sind und sich nicht um ihre "Körperfplege" kümmern, weshalb sie von Milben und Krankheiten heimgesucht werden. Nun gut du hast dich bis jetzt nicht mit der Honigbiene Apis mellifera (Unterarten: mellifera, carnica, ligustica, Buckfast welche durch gezieltes kreuzen beim züchten entanden ist - Stichwort: Bruder Adam). Mein gutgemeinter Rat für dich: such dir einen Bienenzüchterverein/Imkerverein in deiner Gegend und informiere dich dort. Wenn du wirklich damit auseinander setzen möchtest, besuche einen Imkerkurs. Ein Bienenvolk wird dir sicherlich jemand aus dem Imkerverein geben. Und im Netz findest du übrigends sooooo viel Info's über Honigbienen - gibt auch Foren, etc....


    Grüsse
    Patrik

  • Alles was Patrik schreibt, ist richtig. Ohne ausreichende Pflege durch den Menschen sind Honigbienen zum Tode verurteilt. Daraus ergibt sich für jeden Halter von Bienen eine Verantwortung. Einige denken, dass es halt normal ist, wenn ein Volk den Winter nicht überlebt. Kaufen wir eben ein neues Volk. Leider ist das Halten von Bienen momentan in Mode, aus verschiedenen Motiven. Dabei wird vergessen, dass dieses Hobby alles andere als billig ist. Bienenhaltung unterliegt dem Tierseuchengesetz. Bestimmte Krankheiten sind meldepflichtig. Wegen falsch verstandener Tierliebe breitet sich derzeit die Faulbrut wieder rasant aus und ganze Regionen sind bedroht. Varrora ist ein weiteres Problem. Man kann dieses wunderbare Hobby ohne weiteres ausüben, wenn man bereit ist zu investieren und sich um die Bienen kümmert. Honigbienen sind keine Konkurrenz zu Wildbienen. Ein Bienenvolk halten zu wollen, ist aus verschieden Gründen Unsinn.

  • Alles was Frank schreibt ist auch richtig. Niemand möchte dir dein Vorhaben vermiesen, aber das Halten von Bienen ist mit Kosten und vorallem mit Verantwortung verbunden. Stetige Kontrolle der Völker auf möglich Krankheiten. Falls ich den Verdacht hätte, dass ein Volk Sauerbrut oder Faulbrut hat, dann rufe ich umgehend unseren Bieneninspektor an der dann alle meine Völker kontrolliert. Wenn dann der Verdacht bestätigt wäre, dann wird eine Sperrzone um meinen Bienenstand verhängt und alle anderen Imker welche sich im Radius von 5 km befinden sind auch mit in der Sperrzone. Bienenverkehr verboten. Der ganze Bienenstand muss dann saniert werden. Die kranken Völker vernichtet, die Magazine desinfisziert und alles Material was mit den Völker in Kontakt war. Sauerbrut und Faulbrut ist hochansteckend. Die Sperrzone wird solange verhängt, bis man sich sicher ist, dass die Krankheit in diesem Gebiet besiegt ist. Sowas ist dann auch gar nicht lustig. Es ist mir zum Glück noch nie passiert, aber und das kann den erfahrensten Imker treffen, weil der ganze Handel mit Bienenvölker unsinnig ist und die Gefahr besteht dass sich Krankheiten ausbreiten. Oder eben Leute gibt, dies sich zu wenig um die Bienen kümmern, bzw. auf Krankheiten kontrollieren.
    1 Bienenvolk ist wie Frank schon geschrieben hat, auch unsinnig - es wird zwangläufig nicht dabei bleiben, denn während der Schwarmzeit im Mai wird dir dein Volk auch mal schwärmen und dann hast du aus einem Volk (inklusive Nachschwärme) eventuell 3 - 4 Völker. Da musst du das Material bereit haben (Magazin, Bruträhmchen, Futter, etc. )
    Und ja die Varroa Milbe - diese werden wir nicht mehr los. Es gibt bestrebungen Varroaresistente Völker zu züchten. Heisst zwar nicht dass die Varroafrei sind, aber wie die östliche Honigbiene (von dort kommt ja die Varroa) mit dem Parasiten in koexistenz leben kann. Grundsätzlich ist ja ein Parasit auch nicht dran interessiert seinen Wirten zu vernichten.
    Das Imkern Heutzutage ist nicht mehr so "romantisch" wie früher. Intensive Landwirtschaft, Pestizide, der ganze Mähwahnsinn der überall herrscht macht es auch den Bienen wie allen anderen Insekten das leben schwer. Dieses Jahr musste ich meine Völker Ende Mai (!) zufüttern weil sie sonst verhungert wären. Schlechte Witterung und eben wie immer alle Wiesen abgemäht. Die ganzen Wiesen sind eigentlich nur grüne Wüsten welche als Futterlieferant für die Viehwirtschaft dienen.



    Gruss
    Patrik

  • Na, da habe ich wohl in ein Bienennest gestochen :-).
    Irgendwie habt ihr sicher alle Recht, allerdings fühle ich mich unverstanden.
    Meine Frage war, ob es Bienenvölker gibt, die eben resistenter gegen Milben und Krankheiten sind als andere. Wenn ich so eine Frage habe, frage ich soviel Leute wie möglich. Frage ich einen konservativen Imker, bekomme ich andere Antworten, als wenn ich einen Demeter-Imker frage.
    Und dass Bienen Geld kosten und Arbeit machen ist mir klar und das Wohl der Bienen und Insekten liegt mir am Herzen, sonst hätte ich ja nicht gefragt.
    @Patrik P genau darum geht es, Insekten wieder Lebensräume überlassen. Wiesen nicht mehr abmähen bevor die Insekten versorgt sind. Und das allerschlimmste ist die Silage! Die Insekten haben keine Möglichkeit mehr aus dem gemähten Gras rauszukommen (wird ja nicht mehr gewendet) und landen im Silo. Wir sprechen über Glyphosat (was wirklich verboten gehört), aber die Hauptursache am Insektensterben ist die Silage und dass die Wiesen zu oft und früh abgemäht werden.
    LG Sibitze

  • Es wird seit Jahren versucht, resistente Bienen gegen Varroa zu züchten. Es ist bis heute nicht gelungen. In Projekten wird versucht, mehrere hundert Bienenvölker sich selbst zu überlassen, die wenigen, die den Winter überleben und mit dem Milbendruck fertig werden, nimmt man zur Weiterzucht usw. Leider ist die Vermehrung von Bienenvölkern hinsichtlich der sicheren Vererbung von bestimmten Eigenschaften recht kompliziert und komplex. Mir ist kein Züchter bekannt, der garantieren kann, dass seine Völker unbehandelt mit Milben dauerhaft überlebensfähig sind auch wenn das manche gerne behaupten. Demzufolge kann man Honigbienenvölker nicht sich selbst überlassen, weil sie dann mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben, weil sie qualvoll zu Grunde gehen, denn Milben übertragen eine Vielzahl von Viren, Flügeldeformationsvirus usw. diese verseuchten Völker gefährden dann ganze Regionen, weil sie andere Völker anstecken.

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