Einheimischer Nashornkäfer - Oryctes nasicornis

  • Hallo Käferzüchter.


    Ich bin durch Zufall an 10-20 Larven des einheimischen Nashornkäfers (Oryctes nasicornis) in unterschiedlichen Stadien gekommen. Die Larven sind zwischen 3 und gut 8 cm gross.
    Leider habe ich von der Käferzucht nun überhaupt keine Ahnung und brauche Tipps zu dieser Zucht.
    Haltung, Verpuppung, Überwinterung, Schlupf usw.


    Leider gibt es für mich im Augenblick keine Möglichkeit, die Tiere wieder ins Freie zu entlassen.


    Wer kann helfen? :hilfe:


    Danke Euch schon mal.


    Rudi

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  • Hallo Rudi,


    Glückwunsch zu den mittlerweile doch recht seltenen Tierchen.


    Wir hatten in unserer alten Heimat, dem Vogtland, ein Sägewerk, in welchem ein großer Berg Holzabfälle vor sich hin verrottete.
    Ein Sägewerkmitarbeiter holte mich damals, weil er wissen wollte was für riesige „Maden“ in den Holzabfällen herum kriechen.


    Es waren :viele: Engerlinge des Nasshornkäfers zu finden, und auch schon Kokons, welche sie sehr stabil aus den Holzabfällen fertigen.


    Damals hatte ich mir an die 100 Larven mitgenommen, und sie in großen Mörtelkübeln, bei Zimmertemperatur weiter gezüchtet.


    Das Substrat bestand hauptsächlich aus verrottetem Laubbaumholz ( Birke, Eiche, Buche ) welches gar nicht so leicht zu finden ist, Komposterde und Laub.
    Auf dieses Substrat legte ich halbierte Äpfel, Brotscheiben und anderes, was als Zusatznahrung gern genommen wurde. Mit dieser Methode hatte ich kaum Ausfälle.


    Allerdings muss ich sagen, dass die Käfer im Sägewerk schneller in der Entwicklung voran kamen, da, wie ich meine, die Vorzugstemperatur von den Larven selbst gewählt werden konnte. Die Kerntemperatur im Sägespäneholzabfallhaufen lag bei ca. 55 Grad und das über den ganzen Winter. Bei mir zu Hause waren es halt nur 18 Grad.


    Die Käfer konnte ich im Frühjahr, des nächsten Jahres, voll entwickelt der Natur übergeben. Der letzte schlüpfte Anfang Juni, eine Weiterzucht habe ich nicht versucht, da in dem Sägehobelspänerindenstückeholzabfallhaufen unseres Sägewerkes auch später immer wieder Larven in unterschiedlichsten Entwicklungsstufen zu finden waren.


    Viel Erfolg mit den Rhinozeros Jungs
    und lass Dich nicht aufs Horn nehmen! :freude:

  • Hallo,

    Zitat

    Glückwunsch zu den mittlerweile doch recht seltenen Tierchen.


    Diese Aussage kann ich so nicht bestätigen. Im Gegenteil - ich würde sogar sagen, dass diese beeindruckende und schöne Käferart geradezu "boomt". Die Imagines und vor allem die Larven werden sehr häufig gesehen. Grund ist sicherlich der ständig wachsende Trend zu eigenen Komposthaufen sowie die Verwendung von Rindenmulch bei der Pflege innerstädtischer Gehölze.
    Die Haltung der Nashornkäferlarven ist im Prinzip nicht schwierig. Einfach die Larven in ein Becken mit Kompostsubstrat geben (oder eine Mischung aus unbehandelter (!) Blumenerde und Rindenmulch). Etwas problematisch ist jedoch die Aufrechterhaltung der für Komposthaufen typischen Feuchtigkeit. Es passiert schnell, dass das Substrat im Becken zu nass oder zu trocken wird.
    Interessant ist es zu beobachten, wie schnell sich die Larven eingraben.


    Viel Spass
    Achim

  • Hallo Achim und Falk.


    Danke für eure Hilfestellung und "aufmunternden" Worte.
    So werde ich mich jetzt erstmalig mal an die Käferzucht wagen und dabei hoffen, die Tiere bis zum Frühjahr zum Imago zu bringen.


    Noch eine Frage: zu welcher Jahreszeit verpuppen sich die Nashornkäfer und soll ich diese Puppen dann im Substrat überwintern, oder im Schmetterlingspuppenkasten?


    Danke!


    Rudi

  • Zitat

    und dabei hoffen, die Tiere bis zum Frühjahr zum Imago zu bringen.


    Ähm - auf Grund des geringen Nährwertes des Substrates (totes pflanzliches Material) erstreckt sich die Larvenzeit über mehrere Jahre (bis zu fünf). Wenn man in einem Komposthaufen Engerlinge von deutlich unterschiedlichen Größen findet, sind das Vertreter aus unterschiedlichen Jahren.
    Eine obligatorische Winterruhe brauchen die Tiere meines Wissens nicht - zumindest habe ich sie vor einiger Zeit bei Zimmertemperatur über mehrere Jahre gehalten.
    Die Puppen würde ich im Substart belassen - jedoch auch weiterhin die Feuchtigkeit beachten.


    Viel Spaß
    Joachim

  • Hallo


    Ich hab mal gelesen die Tiere werden umso größer, je langsamer sich die Larven entwickeln. Hierbei spielt wohl die Temperatur die Hauptrolle. Ähnlich wie bei einigen Schwärmerarten. Nur das es beim Nashornkäfer nicht um paar Wochen sondern um paar Jahre geht.
    Also laß dir lieber nicht nur 5 Jahre, sondern besser 8 Jahre Zeit :zwinkern:


    VG Chris

  • Hallo ZUsammen


    Ich denke nicht das es bei Arten wie Oryctes zu einer Längeren Entwicklungszeit als 2-3 Jahre kommt! und das empfinde ich schon als lange... Käfer der Gattung Dynastes brauchen auch ~3 Jahre, je nach Art. Diese werden aber um einiges größer..also ich stehe gegen die Behauptung :augenrollen:


    Patrick

  • Zitat

    Patrick H. schrieb:
    Ich denke nicht das es bei Arten wie Oryctes zu einer Längeren Entwicklungszeit als 2-3 Jahre kommt! (...)


    Käfer der Gattung Dynastes brauchen auch ~3 Jahre, je nach Art. Diese werden aber um einiges größer



    Gegenbeispiel: Maikäfer...? Unser Hirschkäfer...? u.v.a.



    Von der Größe der Imago auf die Larvalzeit zu schließen ist völliger Quatsch.

  • Moin Patrick,


    Du vergißt bei Deinem Einwand, dass Dynastes aufgrund der klimatisch sehr günstigen Bedingungen innerhalb seines Verbreitungsgebietes keine Diapause einlegen muss. Wenn du hier eine Diapause mit einberechnen würdest, kämest Du auf eine Entwicklungszeit von wenigstens sechs Jahren, was das ganze dann relativiert.


    Und der Einwand von Saturn ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, da Beispiel 1, je nach Art, 2-4 Jahre, Beispiel 2 mindestens 5 Jahre Entwicklungszeit hat in unseren Breiten.


    Viele Grüße
    Klaas

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  • Hallo nochmal alle zusammen.


    Jetzt muss ich als Schmetterlingszüchter mal ganz doof fragen:


    wie oft sollte ich denn den Zuchtbehälter sauber machen? Im Augenblick habe ich die Larven in einem 20 Liter Farbeimer, der zu 4/5 mit verrottetem Rinden- und Holzhecksel gefüllt ist.
    Von den Larven sehe ich nur was, wenn ich den Eimer ausleere. Aber wie oft sollte ich das Substrat wechseln? Der Kot der Tiere ist zwar für mich nicht erkennbar, aber doch wohl vorhanden.


    Wie macht ihr das so bei euren Dynastes-Zuchten usw.?


    Grüße
    Rudi

  • Hallo Patrick.


    Danke für die Hinweise.
    Ich wollte die Tiere morgen eh auf 3 Eimer verteilen.


    Sollte ich dem Holzsubstrat ev. noch ein bisschen Lauberde mit zu mischen?
    Ich habe da selbst kompostiertes Material, aus Buche/Eiche/Ahorn/Apfel usw.
    richtig schön unbehandelt, bio und lecker. Könnt´ich mir zumindest als Nashornkäferlarve vorstellen. :grinsen:
    Soll ich oder soll ich nicht?


    Und nach den Hinterlassenschaften der Süßen werde ich wohl noch ein bisschen besser achten.


    Grüßle.
    Rudi

  • Hallo :smiling_face:


    Die Entwicklungszeit wird ja fast überall mit 3 -5 Jahren angegeben -da wird scho was dran sein. Mit der Größe war eigentlich weniger gemeint, daß ein Maikäfer größer als ein Hirschkäfer wird, wenn er nur länger für die Entwicklung braucht. Sondern daß eine Nashornkäferlarve, die sich über 5 Jahre entwickelt ein größeres Imago ergibt als eine Larve (auch vom Nashornkäfer selbstverständlich), die in 2 Jahren durchgetrieben wurde. So wie eine Raupe beispielsweise des Totenkopfschwärmers in unseren Breiten eine längere Entwicklungszeit hat, aber später einen größeren Falter ergibt, als eine Raupe DER SELBEN ART!!! die in Afrika in null komma nix verpuppt ist... Also ein Größenunterschied der Individuen innerhalb einer Art und NICHT eine artübergreifend Faustregel "je langsamer, desto größer" -sowas Absurdes :smiling_face_with_horns:
    Ob das stimmt weiß ich allerdings nicht -hab bisher keine Nashornkäfer gezüchtet. Es erschien aber plausibel, drum hab ichs hier zum besten gegeben.


    VG Chris

  • Hallo Zusammen,


    Eigentlich ist das Thema ja gegessen. Es wurde alles Wichtige gesagt.
    Dennoch hab ich ein paar Dinge, die ich nach los werden muss.


    joachim


    Zitat

    ich würde sogar sagen, dass diese beeindruckende und schöne Käferart geradezu "boomt"


    Meine Aussage, dass die Tiere mittlerweile doch recht seltenen sind, beruht nur auf eigenen Erfahrungen. 1984 waren Sie für mich zugänglich, also häufig. Seit dieser Zeit habe ich keinen mehr in den Händen gehalten, deshalb meine Vermutung sie wären selten. Steht der Nashornkäfer nicht auch noch unter Schutz?


    Zitat

    Verwendung von Rindenmulch bei der Pflege innerstädtischer Gehölze


    Bei Neupflanzugen sollte eine 10 cm dicke Schicht Rindenmulch aufgebracht werden. Grade bei Staudenpflanzugen ist das aber nur schwer Praktikabel. Vermutlich sind solche Flächen eher unattraktiv für den Käfer als Eiablageplatz. Es wäre aber denkbar, dass bereis abgelegte Eier und Larven einfach mit ausgebracht werden.


    Bei uns hier gibt es doch einige Sägewerke und auch im Wald wird nicht mehr alles verbrannt, sondern zu Hackschnitzel verarbeitet. Also haben wir uns einmal auf die Suche gemacht,


    [Blockierte Grafik: http://i34.tinypic.com/4vkdjs.jpg]


    und überall rumgebuddelt.


    [Blockierte Grafik: http://i36.tinypic.com/20hms5u.jpg]


    Alle hatten ihren Spaß, aber leider haben wir nichts gefunden.Wo kann man den die Tierchen finden? :aufstampfen:


    Rudi


    Damals habe ich auch erfahren, dass der Nashornkäfer eigentlich ein Ausländer ist und wahrscheinlich mit Korkeichenrinde aus Italien zu uns gekommen sein muss. Seit wann werden eigentlich Korken auf Weinflaschen gepresst?


    Auf jeden Fall mag es die Larve schön warm. Seiner Zeit hatte ich mir auch nur die größten Larven herausgesucht und sie über den Winter zur Verpuppung gebracht. Die Larven mit 5-8cm schaffen es bestimmt bis zum Frühjahr zum Imago. Nur die kleinen kommen zu Anfang nicht so recht aus der Hose.

  • Hallo Falk,


    Zitat

    ...aber leider haben wir nichts gefunden. Wo kann man den die Tierchen finden?


    Also die Haufen sehen doch aus, wie ein Schlaraffenland für xylobionte Käfer. Eigentlich müssten sich da Nashornkäfer und eine ganze Menge weiterer Holzkäfer tummeln (z.B. Bockkäferarten) - es sei denn, die Haufen mit dem Holzhäckse sind noch zu frisch oder zu trocken. Vielleicht lohnt sich auch mal nachts ein Lichtfang in der Nähe dieser Halden.


    Zitat

    Wo kann man den die Tierchen finden?


    Wie gesagt - häufig im städtischen Bereich, wo bei Pflanzungen Rindenmulch Verwendung findet. Oft wird weit mehr als die von Dir genannten 10 cm aufgebracht. In Parks werden Mulden oft völlig mit Mulch aufgefüllt, bevor angepflanzt wird. Aber auch an Baumscheiben, die mit Mulch aufgefüllt wurden, sitzen oft Käfer (wobei Du Recht haben könntest, dass hier einfach Eier und Larven mit ausgebracht wurden).
    Weiterhin sind die Käfer in Gartenanlagen häufig, wo sie in Komposthaufen und Gewächshäusern leben. Außerdem findet man die Käfer im Wald und Obstplantagen, wo nach Abholzungen Zweige, Äste und Wurzeln zu Haufen zusammengeschoben werden und einfach verrotten.


    Viele Grüße
    Joachim

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich mit Oryctes nasicornis zwar nur in der Hinsicht beschäftigt, dass ich ihre Lebensweise und somit die Lebensweise der großen Dolchwespen, die die Larven des Nashornkäfers als Wirt nutzen, verstehen wollte.


    Der heimische Nashornkäfer ist dabei extrem anpassungsfähig und kommt auch hier im Norden Hamburgs vor. Ich konnte Elytren (Flügeldecken) von Nashornkäfer und auch Hirschkäfer hier in der Umgebung endecken (Na ja, nicht ich, sondern einer meiner Töchter, brachten mir dann das Fundstück). Die ausgewachsenen Tiere in Masse kenne ich nur aus der Umgebung von Avignon.


    Alle Dynastidae und Lucanidae ernähren sich von den Bestandteilen von Holz (Zellulose (weisfaul) oder Lignin(rotfaul)). Zellolose ist dabe den Kohlenhydraten unserer Nahrung am ähnlichsten, da sie wie die natürlichen Zucker aufgebaut sind und sind damit die wahrscheinlichste Nahrungsgrundlage.


    Die heimischen Nashornkäferlarven sind aber, den Meldungen nach, auch schon in Komposthaufen zu finden. Ich gehe davon aus, dass dort eine erhöhte Menge an verrottendem Holz zu finden sein muss.


    Ich werde mich mal Max nachahmen und in unseren Häckseln nachsehen :zwinkern: .


    Viele Grüße
    Franz


    P.S.:Lasst uns noch etwa 2 - 3 Jahre abwarten, dann wird die Nashorn- und Hirschkäferzucht zu einem der einfachsten Dinge der Welt (Hauptsache, die existieren dann noch :smiling_face_with_horns:!)


    Viele Grüße


    Franz

  • Hallo Freunde ,


    ich bin ein bischen spät dran!


    Zu den Oryctes ich züchte 2 afrikanische Arten Oryctes boas (Tansania) und Oryctes owariensis ( Nigeria )


    Die Afrikaner haben keine Diapause und brauchen bei Raumtemperturen von 20-25 Grad 11-15 Monate vom Ei bis zum Käfer.


    Gefüttert werden die Larven mit einer Mischung die zu 80 % aus Weißfaulem Holz und 20 % Humus besteht .


    Die Aufzucht der Larven funktioniert absolut problemlos; ich behalte immer 15 larven zur Weiterzucht ;gehalten werden sie zusammen in rund 50 Liter Substrat.


    Ich würde auch behaupten das unser Oryctes im Westerwald recht häufig ist aber das Aufkommen schwankt von Jahr zu Jahr.


    Nun ich hoffe das ich wenigstens etwas helfen konnte!

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