Galii-euphorbiae-Verzweiflung - weiß jemand Rat?

  • Vorgestern, am 5. August, gegen 21 Uhr, in Berlin-Neukölln, Innenstadt, sah ich den ersten adulten Wolfsmilchschwärmer meines Lebens.
    Dachte ich!
    Ich war begeistert. Das Tier flog über 5 Minuten lang auf einer Dachterrasse vor Loncera perylclimenum-Blüten, also Waldgeißblatt/Jelängerjelieber. Ab und zu flog es einen weiten Bogen, dann kehrte es zurück. Es setzte sich nie, flog aber "versuchsweise" auch mal die weißen Blüten Wilder Möhre und eines kleinblütigen Kreuzblütlers an, verweilte Sekundenbruchteile vor den Blüten und kehrte zum "Honeysuckle", wie die Lonicera in Englisch treffenderweise heißt, zurück.
    Als ich endlich meine Kamera geholt hatte, flog es nur noch ein paar Sekunden auf der Terrasse und verschwand dann, ohne dass ich es hätte filmen können.
    Es war ja auch schon dämmrig. Außerdem sehe ich schlecht, und die Flügel des Tiers "rotierten" geradezu.


    Im Nachhinein bin ich verunsichert. Wie soll ich beim schwirrenden Tier euphorbiae von galii unterscheiden?
    Ich schaute mir Videos an, blütenbesuchend konnte ich aber nur galii finden.
    Mir fiel dabei auf, dass galii sich beim Blütenbesuch andeutungsweise mit den Beinen auf den Blüten abstützt oder diese zumindest öfter berührt. Mein Schwärmer hat das nicht getan; er schwebte vor den Blüten in der Luft, nur geringfügig schwerfälliger als ein Taubenschwänzchen, mit etwas (20 Grad?) hängendem Hinterleib und in die Blütenkelche gestrecktem, langen Rüssel. Die Vorderflügel erschienen mir beinahe einheitlich grün, wie auch der Leib jenseits der schwarz-weißen Quermuster, aber das war in der Dämmerung nicht besser zu sehen. Einen auffälligen weißen Streifen bemerkte ich auf den Vorderflügeln jedenfalls nicht. Auf den Hinterflügeln war die rot-weiße Kontrastzeichnung deutlich zu erkennen.


    Hilft diese Darstellung Erfahrenen weiter, um euphorbiae von galii zu unterscheiden?


    Euphorbiae-Raupen habe ich in Berlin schon gefunden, das ist allerdings lange her, galii noch nie. Nördlich von Berlin fand ein Freund vor wenigen Tagen eine Raupe als "Vorpuppe". Bei dem trockenen und heißen Sommer, den wir in Berlin haben, halte ich eine zweite Generation für möglich. Außerdem soll euphorbiae gemäß Literatur (Eckstein, uralt) manchmal erst sehr spät schlüpfen.


    Begeistert hatte ich gleich eine Meldekarte für die DFZS ausgefüllt, doch nun bin ich unsicher geworden. Ich will ja keine Fehlmeldung abgeben.


    Danke fürs Lesen und Nachdenken im Voraus!

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    Wie soll ich beim schwirrenden Tier euphorbiae von galii unterscheiden?

    Das Problem sehe ich auch. Das finde ich bisweilen ebenfalls schwer bis unmöglich.
    Euphorbiae macht auch im Osten ziemlich sicher eine zweite, wenn nicht sogar noch eine dritte Generation. Beide Arten kommen dort vor und sollten nicht übermäßig selten sein. Ich glaube fast galli ist im Osten häufiger anzutreffen als euphorbiae, aber das kann ich nicht aus Erfahrung sagen. Im Flug sehen sich die beiden Arten doch ziemlich ähnlich und sind, ohne dass man einen guten Blick darauf werfen kann, kaum zu unterscheiden. An sich ist galli schon deutlich kontrastreicher gezeichnet, weswegen ich euphorbiae leicht bevorzugen würde, wenn du sagst du konntest den hellen Streifen auf den Vorderflügeln nicht so wahrnehmen. Auch deine Aussage der Falter schien eher grünlich passt besser zu euphorbiae, da diese öfter einen leicht grünlichen Einschlag haben, während gallii meist dunkelbraun ist. Das Verhalten würde ich als wenig belastbar sehen und mich daher nicht darauf berufen, was das Tier mit seinen Beinen so anstellt. Schlussendlich würde ich anhand deiner Beschreibung eher zu euphorbiae tendieren, aber das nur mit sehr großer Vorsicht, da ich das Tier nicht gesehen habe und mich daher nur auf die Beschreibung stützen kann.


    Grüße Dennis

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