ein Bauer macht mit - Artenvielfalt

  • Liebes Forum, habe gerade mit M. G. ein Landwirt aus München Allach geredet. Die Bienenbar wird ziemlich sicher nächstes Jahr wieder am gleichen Standort sein. Habe über ein Projekt mit ihm gesprochen das ich vielleicht mit ihm in leben rufen möchte. Dazu habe ich ihm am Wochenende das Buch zum großen Insektensterben gegeben von A. SEgerer und Eva Rosenkranz überreicht.
    Vielleicht finden den sich andere Mitglieder von Actias die auch mit Landwirten reden, das diese BienenBars ins Leben rufen. Grüße Michi.

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  • Servus Michi,


    frag doch mal bei dem Bauern nach, mit welcher Saatgutmischung er arbeitet, ob und wann er die Fläche abmäht oder gar abmulcht und welche Larvalhabitate für Insekten sich in der Nähe des Blühstreifens befinden.


    Das würde mich interessieren, denn nur ein Blühstreifen, eingekeilt zwischen Mais und Zuckerrüben ist in vielen Fällen nichts anderes als ne riesige pflanzliche Gelbtafel, die Insekten zur Nahrungsaufnahme anzieht und vor Ort fixiert. Was dann mit diesen Insekten, nicht alleinig domestizierte Honigbienen, passiert ist ein anderes Thema.
    In vielen Fällen sind solche Blühstreifen bisher nur "grüner Aktionismus", der beim Laien toll ankommt: Blumen, schön bunt und liebe Bienen am saufen...
    Wie in allen Biotoppflegemaßnahmen gilt es "ganzheitlicher" zu denken. Nur für Nektar für die Imagos zu sorgen reicht nicht.


    Nicht dass wir uns falsch verstehen: ich finde es super, dass dieser Bauer überhaupt was macht. ABER: wenn schon, denn schon :winking_face:


    Grüße
    Rudi

    • Offizieller Beitrag

    In vielen Fällen sind solche Blühstreifen bisher nur "grüner Aktionismus", der beim Laien toll ankommt: Blumen, schön bunt und liebe Bienen am saufen...

    Das finde ich auch ein Problem. Das ist wie mit den Bienen-/Insektenhotels die überall aufgestellt und verkauft werden, aber 80% davon sind völlig unbrauchbar.
    Ich sehe da doch schon wieder nur Sonnenblumen und Phacelia. Beide sind hier nicht heimisch. Daher wäre es zusätzlich eine gute Idee den Bauern auch direkt mal zu sagen was konkret sie anpflanzen sollen, weil ansonsten wird eben aus Unwissen meist die nächste "Wildblumen"mischung aus dem Laden geholt und da ist meistens nur quark drin, der den heimischen Insekten quasi nichts nützt. Das sehe ich leider wiederum bei einem großen Prozentsatz an vermeintlich ökologisch wertvollen Bienenweiden und Blühstreifen. Selbst die Naturschutzvereine sind da nicht besser. Wichtiger wäre neben Blühpflanzen auch eine Vielfalt an Kräutern die vielleicht nicht schön aussehen, aber als Nahrungspflanzen auch für die Reproduktion dienen können.


    Grüße Dennis

  • Hoi Michael,


    die Landwirtschaft ist wohl der Ort mit einem der grössten Potentiale für angewandten Naturschutz. Landwirte und Landwirtinnen sind jene Menschen, welche ihre Energie und Arbeit in ebendiesem Bereich leisten. Wenn diese Menschen bereit sind, sich auf ihren Betrieben für neue (oder alte) ökologisch wertvolle Elemente und Bewirtschaftungsformen einzusetzen, kann sehr viel erreicht werden.
    Und Gespräche und Bereitschaft für solche Änderungen sind ein wichtiger Schritt, weswegen ich deinen Aufruf zu Gesprächen mit LandwirtInnen nur unterstützen kann!


    Zum Thema Honigbienen und anderen bestäubenden, auf Nektar und Pollen angewiesenen Insekten:
    Dieses Thema könnte eigentlich auch einen neuen, wichtigen Diskussionsfaden zum Thema Artenschutz eröffnen. Honigbienen dienen oft als Vorzeigespezies für den Verlust an Insekten und ihrer Funktion als Bestäuber. Aber wenn hier nicht im gleichen Atemzug ein Vortrag über Wildbienen und andere Bestäuber gehalten wird, kann diese Verallgemeinerung für den Naturschutz durchaus negative folgen haben.


    Die Förderung von Honigbienen heisst nicht Artenschutz betreiben. Die Honigbiene steht häufig in direkter Konkurrenz mit anderen Bestäubern und kann auf diese einen sehr negativen Einfluss haben. Eine relativ neue Veröffentlichung aus dem Sciencemag hierzu habe ich angehängt und empfehle ich bezüglich dieser Thematik zu lesen (leider nur in Englisch).


    Eine andere Seite welche sehr gut die Förderung von Wildbienen aufgreift und sich auch für Projekte in der Landwirtschaft einsetzt ist vom schweizer Verein wildbee.ch.


    In diesem Sinne auf den Naturschutz!

    • Offizieller Beitrag

    Dazu nur eine kurze Stellungnahme unsrer Arbeitsgruppe aus der Biologischen Schutzgemeinschaft - die ich so voll unterschreiben kann. Und das nicht nur für Bienen und Insekten, sondern auch für andere Artengruppen wie beispielsweise Vögel. Ein bloßer Streifen bringt leider eher wenig.


    Link


    Aber ja, um nicht wieder immer nur zu meckern: wir brauchen die Landwirte. Mit ihnen zu reden und aufzuklären könnte so ziemlich die wichtigste Aufgabe für den Naturschutz der nächsten Jahre und Jahrzehnte werden. Geld dafür wird dem Naturschutz leider nur mangelnd zur Verfügung gestellt...

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  • Kann Rudi nur beipflichten. Letztendlich ist Artenschutz gleich Biotopschutz und damit haben die Bauern ein Problem. Dafür wären Flächen aus der Bewirtschaftung heraus zu nehmen um diese zu rekultivieren. Das widerspricht aber den Interessen eines Landwirts. Teilweise kann man Flächen auch extensiv nutzen, ist aber nur bei Viehhaltung machbar. Wir sind hier in mehreren Projekten mit Kommune und Bauern unterwegs und halten Vorträge zum Thema. Wie Toni aber schon sagt, auf die Bauern einzudreschen bringt nichts.


    Zum Thema Honigbiene. Hier in Brandenburg wäre bei uns die Imkerei ohne Rapsanbau so gut wie erledigt. Bis zu 75% der Erträge kommen aus Raps. Die ganze Bienenzucht ist auf diese Frühtracht seit vielen Jahren ausgerichtet. Rapsanbau kommt vom Bauern. Der Druck auf Bauern Blühflächen anzubauen ist für Imker teilweise ein Problem. Bis zu 50% der Bienenvölker haben Imker verloren, weil Solche Flächen erst im Oktober bis in den November blühten, so 2018. Die Winterbienen flogen diese Felder an und arbeiteten sich zu tode. Der Klimawandel macht das möglich.

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