Attacus Atlas - Futterpflanzen und Raupensterben L1

  • Jetzt sogar die offizielle Bestätigung mit Erklärung:


    Sehr geehrter Herr ****,
    da ich in Ihrer jetzigen email die Hintergründe Ihrer Anfrage an uns lesen kann, möchte ich Ihnen gerne etwas ausführlicher antworten.
    Bei der Produktion unserer Baumschulpflanzen legen wir viel Wert darauf, Spritzmittel jeglicher Art behutsam einzusetzen. So behandeln wir unsere Pflanzen nur bei Bedarf. Bedarf besteht für uns dann, wenn z.B. durch das massive Auftreten eines Schädlings, die Gefahr besteht, dass die Qualität unserer Pflanzen leidet und diese in der Folge nicht mehr verkaufsfähig wären. Ist eine Spritzung aus solchen Gründen erforderlich prüfen wir stets, ob es möglich ist ein ökologisch verträgliches Mittel einzusetzen. Den Buchsbaumzünzler beispielsweise bekämpfen wir in unseren Kulturen mit dem Bacillus thuringiensis.
    Leider ist es jedoch auch so, dass wir uns nach den Wünschen unserer Kunden richten müssen. Die überwiegende Zahl unserer Kunden duldet beim Kauf einer Pflanze keinen Schädling an der Pflanze. So sehen wir uns oft gezwungen, auch einen kleineren Schädlingsbefall, wie Blattläuse, zu behandeln. Hier verwenden wir stets ökologisch verträgliche Spritzmittel. Im Fall der Blattläuse arbeiten wir mit dem Mittel „Spruzit“ von Neudorff.
    Sollten bei einem Spritzmittel Wartezeiten empfohlen werden, werden diese bei uns selbstverständlich eingehalten, bevor die Pflanzen in den Verkauf gehen. Der Gesetzgeber verpflichtet die Baumschulen jedoch nicht, beim Verkauf Ihrer Pflanzen die Spritzmittel anzugeben, welche verwendet wurden. Ist dieses für einen Kunden wichtig, ist es sicherlich ratsam Bio-Pflanzen zu kaufen, da diese Pflanzen nach strengen Richtlinien produziert werden. Im Bereich „Kräuter“, können Sie Bio-Pflanzen auch bei uns erwerben.



    Für mich ist das erneut ein Beweis dafür, dass gegen das Arten- bzw. Insektensterben nicht wirklich etwas getan wird. Es fehlt der Wille.

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  • Der 4. Anlauf mit der Zucht von Attacus atlas verläuft bislang deutlich erfolgreicher. Nur eine einzige Raupe ist gleich nach dem Schlupf gestorben. Die restlichen scheinen sich gut zu entwickeln und haben alle schadlos das L2- Stadium erreicht. Soweit sind bei den anderen Zuchten nur ganz wenige Raupen gekommen.


    Geändert habe ich bei den Zuchtbedingungen, dass ich aktuell ausschließlich Lorbeerkirsche füttere, was die Raupen auch von Beginn an angenommen hatten. Das war bei den anderen Zuchten anders. Da wollten die Raupen bevorzugt Ligustrum ovaliarum, seltener vulgare und Lorbeerkirsche wurde verschmäht, solange vom anderen Futter noch frische Blätter da waren.


    Die Blätter wasche ich vor der Futtergabe mit warmem Wasser ab, obwohl sie definitiv nicht behandelt sind. Die Zweige stehen im Wasser.


    Was übrigens auch anders ist als bei den misslungenen Zuchten, ist, dass ich keine Pfanzenlampe mehr verwende. Vorher wurde 6 Stunden am Tag der Raum mit dieser Pfanzenlampe bestrahlt. Kann die Strahlung der Lampe womöglich auch auf das Raupensterben negativ Einfluss genommen haben?

  • Hallo,


    bitte keine Links zu älteren Zuchtberichten verlinken! Die habe ich auf dieser Plattform inzwischen alle durchgelesen und sorgten für nur mehr Verwirrung.


    Hintergrund meiner Anfrage ist die inzwischen vierte, kläglich gescheiterte Zucht dieser Art. Ich habe schon viele Arten gezüchtet, auch welche die als überaus schwierig gelten. Aber eine derart desaströse Ausfallquote wie bei Attacus atlas ist mir noch nie vorgekommen. Dabei heißt es oft, dass diese Art eigentlich zu den einfacheren Zuchten gehören soll.


    Eine Zucht, evt. auch zwei sind definitiv aufgrund von belastetem Futter (Herbizite), eingegangen. Aber bei der letzten Zucht hatte ich alle Vorschläge strikt befolgt. Dennoch gibt es eklatante Unterschiede unter den Vorschlägen für ein Gelingen dieser Zucht. Da reichte von Zimmertemperatur ohne besondere Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit bis hin zu sehr hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen oberhalb von 25 Grad Celsius dauerhaft. Manche besprühen sogar regelmäßig zusätzlich mit Wasser, andere raten wiederum davon ab. Also alles in allen eher verwirrend und keinesfalls eine klare, saubere Linie.


    Die Symptomatik war immer gleich, egal welche Zuchtbedingungen ich gewählt hatte und egal wie die Qualität des Futters war. Futter war übrigens Ligustrum ovaliforum bzw. vulgare und Prunus laurocerasus. Bei der letzten Zucht habe ich sogar die Blätter unter warmem Wasser abgewaschen. Geholfen hat letztendlich nichts.


    Die Raupen schafften maximal das L2- Stadium bis sie plötzlich am Blatt kopfüber nach unten hingen, gelegentlich auch abfielen. Bei manchen war ein Fleck auf der Unterlage (Küchenpapier) festzustellen, was nach dünnflüssigem Kot aussah. Allerdings nicht bei allen Raupen. Innerhalb weniger Tage sind ale Raupen eingegangen. Ein Separieren half auch nichts mehr.


    Ich möchte keinen weiteren Zuchtversuch mehr mit dieser Art starten, wenn ich nicht die Idealbedingungen kenne und anwenden kann.


    So, jetzt sind Spezialisten für diese Art gefragt!

  • Die Zuchtbedingungen haben sich von der frisch aus dem Ei geschlüpften Raupe bis zur L2- Raupe 3 mal geändert.


    Von einer Ferrero- Rocher Plastikbox, die auf einem zweiten Deckel moniert war, wobei im unteren Teil Wasser war, worin die Pflanzen durch Bohrlöcher im Boden des zweiten Deckels standen, ausgelegt mit Küchenrolle, wechselte das Behältnis in ein typisches Insektenterrarium aus dem Fachhandel.
    Dann schließlich wurde ein Aerarium 60x30x30cm verwendet. Während die beiden kleineren Behältnisse auf einem Aquarium Platz fanden und so von unten Wärme bekamen stand das Aerarium auf dem Warmwassertank im Heizungskeller. Die Temperatur war immer oberhaln von 20 Grad gelegentlich bis 27 Grad bei etwa 55% Luftfeuchtigkeit. Das Aerarium hatte eine deutlich bessere Luftzufuhr, aber es starben auch bereits Raupen im Insektenterrarium.


    Bei einer frührern Zucht hielt ich die Luftfeuchtigkeit deutlich höher bei über 70% und die Temperatur dei konstanten 25 Grad Celsius. Gleiche Problematik, sodass ich kaum noch daran glaube, dass kleinere Unterschiede bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit ausschlaggebend für die Ausfälle sein können.


    Futterwechsel fast täglich, seltener nach erst 2 Tagen. Futterpflanzen wurden bereits angegeben. Kot wurde von den Pflanzen immer entfernt, um Pilzbildung zu vermeiden.


    Die Bilder zeigen zunächst die noch lebenden Raupen und später tote Exemplare. Einen der merkwürdigen Flecke nach den Tod einer Raupe habe ich auch mal fotografiert. Es sieht nach flüssigem Kot aus, was quasi bei den toten Raupen feststellbar war, wenn sie nicht schon vom Blatt herabgefallen waren. Auf einem anderen Bild von einer toten Raupe sieht man einen recht flächigen braunen Fleck. Es kann natürlich auch Kot sein, der sich wegen der Feuchtigkeit und der Kapilarwirkung des Papieres ausgebreitet hat.

  • OK, hier noch die Zuchtbehältnisse.


    Die Eier wurden ebenfalls in einer Ferrero- Rocher- Plastikbox gelagert. Auf Küchenrolle, etwas feucht und warm.
    Später kam dann die kombinierte Ferrero- Rocher- Box mit dem Wasseruntersatz. Also auch hohe Luftfeuchtigkeit.
    In der Insektenbox sowie später im Aerarium steckten die Futterpfanzen in mit feuchtem Sand gefüllten Plastikbechern.

  • Moin Thomas,
    hatte bereits ausführlich geschrieben, aber ist wohl irgendwohin verschwunden. Die Bilder sind natürlich wichtig für eine Beurteilung. So wie es aussieht sind die Raupen an einer Darmkrankheit verstorben. Es könnte eine Nosema-Erkrankung sein (Schlaffkrankheit). Dafür stimmen aber die von dir beschriebenen Symptome nicht. Bei der Schlaffkrankheit beisst sich die Raupe mit den Mandibeln am Blatt fest und hängt mit dem Achtersteven schlaff herunter und entleert ihren Darm vollständig (schwarze klebrige Masse mit Futterreste auf der Unterlage). Nosema wird vom Weibchen über die Eier auf die nächste Generation übertragen und ist auch ansteckend. Man kann alle Gerätschaften mit Essigreiniger gut auswaschen (tauchbaden) und zusätzlich mit UV-Licht (Sonne) die Bakterien behandeln (eigene Beobachtungen). Es besteht ein Restrisiko; die schlüpfenden Falter sollte man nicht für eine Nachzucht nehmen!
    31.JPG sehr gut, machen wir auch so in den ersten Tagen bis die Raupen gut fressen, also Kot auf der saugfähigen Unterlage vorhanden ist.
    30.JPG nicht so gut. Die Vase ist zu gross und das Futter zu winzig. Die Vase nicht mit Sand füllen. Raupen kriechen oft nach unten auf Futtersuche und trinken dann Wasser. Besser wäre eine Flasche mit zugestopften Hals. Es könnte sein, dass die Raupen schmutziges Wasser getrunken hatten, oder hattest du den Sand ausgekocht!?
    33.JPG ist ebenso brauchbar. Meinen Hinweis mit der Vase beachten. Die Raupen laufen aber nicht weg solange viel Futter verfügbar ist. Man braucht keinen Käfig und hat dann auch nicht die Gefahr, dass die Raupen auf die Gaze überlaufen. Nicht zu dicht halten! Ab L3 noch 2-3 Räupchen pro Zweig und ab L4 nicht mehr als 2 oder einzeln. Sieht aus wie schmalblättriger Liguster, besser wäre Ovalblättriger. Aber das sind Allesfresser - wenn sie wollen.
    Das Grün der Blätter erzeugt so viel Feuchtigkeit in geschlossenen Behältern, dass nicht zusätzlich gesprüht werden muss. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit bei hoher Temperatur ist eher schädlich und kann zu Darmerkrankungen führen.
    Attacus atlas lebt auch in den Bergen 1300 m hoch bei Nachttemperaturen um 13 Grad, tagsüber 35 Grad in der Sonne und vertragen Dauerregen. Sie können aber jederzeit auch wieder trocken werden!
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Danke Ulrich für die ausführliche Erläuterung, ich werde beim nähsten Mal diese Dinge beherzigen.


    Ich vermute nun auch, dass es sich um eine bakterielle Krankheit handeln muss, wenn auch nicht unbedingt jene Schlaffkrankheit, wenn auch mache Raupen doch ziemlich ähnliche Symptome zeigten. Das eine Bild zeigt ja schließlich eine dunkle, klebrige Masse und die Raupen hingen auch schlaff herunter, wenn auch nicht alle. Bei jenen, die ja schon unten lagen, weiß ich ja nicht, wie es vorher aussah.


    Ich muss wohl jetzt eine gründliche Desinfektion vornehmen, bevor ich wieder mit einer Zucht beginne.


    Kann sich die Krankheit auf andere Arten übertragen? Bisher hat sich das bei Raupen anderer Arten, die zweitweise in gleichen Aerarium waren, nicht gezeigt.


    Da ich ja leider auch in großer Naivität einmal Ligustrum ovaliforum aus der Baumschule verfüttert habe, welches mit Bacillus thuringiensis behandelt wurde, besteht auch die Möglichkeit, dass noch Reste dieses Bacillus zurückgeblieben sind. Also eine komplette Dekonatamination steht jetzt an, egal um welche Krankheit es sich handelt

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  • Moin Thomas,
    alle bakteriellen Erkrankungen sind auf andere Raupen übertragbar. Wir hatten vor einigen Jahren durch einen eingeschleppten Nosema die gesamte Frühjahrszucht nach und nach verloren, obwohl auf peinliche Sauberkeit geachtet und die Zuchten auch gleich nach den ersten Symptomen separiert wurden (Haus, Garage, Stall). Die Krankheit muss nicht sofort ausbrechen; das kann auch später passieren. Deine Aufnahmen 36.JPG und 38.JPG zeigen übrigens ein schwarz-verklebtes After was auf eine Darmkrankheit schliessen lässt aber nicht unbedingt Nosema sein muss, sondern ein anderer Bacillus. Mit Essig (nicht an der lebenden Raupe) und UV-Licht (viel Sonne schadet den Raupen nicht) kann man ausreichend gut viele Bakterien abtöten.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Hallo Gerhard,
    die abgebildeten Futtermengen erscheinen mir eher zu gering und führen zwangsläufig zu crowding und bei älteren Raupen zum Tode. Wir "überfüttern" die Raupen und stellen neues Futter bereits dazu lange bevor das alte aufgebraucht ist. Spätestens dann, wenn eine Raupe Blätter sucht obwohl noch genügend Blätter da sind. Zweige in feuchten Sand gesteckt bleiben auch nicht so lange grün wie Zweige ins Wasser gestellt. Besonders im Winter ist ein täglicher oder zweitäglicher Futtertausch oft unumgänglich wenn die Blätter nach starken Frösten aufgetaut wurden, denn dann fallen sie schneller ab. Mit einem häufigen Futterwechsel kann man die Raupen nicht "zu Tode pflegen", jedenfalls nicht, solange man sie von selber auf das neue Futter überlaufen lässt.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Meine Eier von Attacus atlas kommen auch diesen Monat. Mein erster Versuch. Hatte vorher nur Mantiden etc.


    Gibt es irgendwelche Tipps von denen ihr erfolgreichen Züchter sagt, das ist ein MUSS für gesunde Raupen/Kokons?


    - Ihr schreibt die Raupen sind "eigentlich" Allesfresser. Kann man also notfalls auch Haselnuss oder ähnliches füttern?


    - Ich bekomme 25 Eier. Ab wann muss man die Raupen trennen? Bzw aufteilen zwecks Platzangebot. Und wieviel Raum braucht dann je eine Raupe? Oder kann man sie zusammen lassen in der entsprechenden großen Box wie z.b. 22L Box.


    Danke euch ♤

  • Moin Julia,
    also, wenn du im Winter Haselnuss hast, kannst du es ja versuchen. Mir sind etwa 100 Futterpflanzen für Attacus atlas aus der Literatur bekannt. Allerdings, wenn bei einem Züchter die Räupchen auf Kirschlorbeere richtig abgehen, kann es passieren dass Räupchen aus dem gleichen Gelege bei einem anderen Züchter auf der gleichen Futterpflanze eingehen. Die Eiräupchen suchen sich das Futter aus! Bedenke doch, dass es sich immer um Ersatzfutterpflanzen handelt, denn du hast sicher keine Guave oder Avocado.
    Du solltest einen Futtermix geben aus Pflanzen die bei dir auch im Winter in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen: Ligustrum ovalifolium, grossblättriger Kirschlorbeer oder evtl besser der kleinblättrige Prunus lusitanica sind gute Futterpflanzen für den Winter. Keine grossen Mengen, sondern 1-2 Blatt pro Pflanze und Zacken ausschneiden damit der Rand dadurch grösser wird und die Raupe auch gleich an weichere Blattinnenteile rankommt.
    L1 Raupen in Ferrero-Dosen (gegen Austrocknung) mit Papierauslage (gegen zu hohe Feuchtigkeit) zusammenhalten, da bei Frassbeginn die Räupchen sich gegenseitig mitreissen. Sitzen meist in kleinen Gruppen unter speziellen waagerecht liegenden Blättern. Ab der L2 die Raupen vereinzeln, z.B. 4-5 auf einen Ligusterzweig (keinen strauchigen Liguster nehmen sondern lange Jahrestriebe). Liguster in Wasserflaschen stellen; den Hals mit Toilettenpapier dicht verschliessen! Ab der L4 sollten die Raupen besser einzeln gehalten werden, wenn sie möglichst gross werden sollen. Also 1-2 Zweige pro Flasche mit 1-2 Raupen / Flasche. Wenn die Flaschen zu dicht stehen, z.B. auf der Fensterbank (kein Problem) kann es passieren, dass sie überkriechen und sich geeignetes Futter selber suchen. Immer für eine gute Lüftung sorgen.
    Das mal so in Kürze. Wir haben in der galathea (Nürnberg) einen ausführlichen Zuchtbericht (der auch heute noch aktuell ist) für atlas-Raupen: Paukstadt, U. & Paukstadt, L. H. (1990): Die Zucht des Atlasspinners (Attacus atlas L.) (Lep.: Saturniidae). – Galathea – Berichte des Kreises Nürnberger Entomologen eV (Nürnberg), 6 (1): pp. 28-39.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • OK, hier noch die Zuchtbehältnisse.


    Die Eier wurden ebenfalls in einer Ferrero- Rocher- Plastikbox gelagert. Auf Küchenrolle, etwas feucht und warm.
    Später kam dann die kombinierte Ferrero- Rocher- Box mit dem Wasseruntersatz. Also auch hohe Luftfeuchtigkeit.
    In der Insektenbox sowie später im Aerarium steckten die Futterpfanzen in mit feuchtem Sand gefüllten Plastikbechern.

    Hallo erstmal.


    Ich bin kein Saturniiden-Züchter, aber es gibt so gewisse Grundregeln für eine erfolgreiche Aufzucht von vielen Schmetterlingsarten. Nicht von allen, aber von vielen.....


    Unabhängig davon, wie viel so eine Attacus atlas-Raupe aushält, kann ich auf den Bildern zwei "Extrem-Haltungsbedingungen" sehen, bei denen es mich nicht überrascht, dass sie zum Totalausfall mit den entsprechenden Symptomen führten.


    Bild 30 und 33 zeigen mir eine extrem lufttrockene Zimmerhaltung. Dass das die L2/L3 vom Futter fallen lässt kann ich nachvollziehen. Das ist Trockenstress pur für die Tiere.
    Und Bild 31 mit 32 zeigen eine extrem feuchte Haltung ohne Luftaustausch. Dass sich hier Infektionen breit machen ist auch kein Wunder


    Die Kombination aus beiden Extremen wäre für mich der Weg zum Erfolg: höhere Luftfeuchte bei gleichzeitig möglichem Luftaustausch.


    Das kann für eine Eiraupe eine geschlossene Ferrero-Roche-Dose sein. Nachdem die L1 am Futter sind dann bis L3 ein geschlossenes Plastikgefäß (Eimer, Haribodose, was auch immer...) mit Lüftungslöchern seitlich am Boden und im Deckel, aber nur soviel, dass ein Luftaustausch möglich ist, aber die Luftfeuchte nicht zu weit abfällt.


    Ab L3 dann Behälter ähnlich eines Terrariums, welche auch durch Lüftungsöffnungen einen Luftstrom zulassen, aber die LF auch halten können.
    Wenn die Raupen dann groß genug sind, so ab L4, so dass sie über das (gute saftige) Futter genug Feuchtigkeit aufnehmen können, ohne am Futter zu "vertrocknen", könnte ich mir die empfohlene offene Haltung gut vorstellen. Aber zB auch dann hat die Zucht nichts im Winter neben einem Heizkörper und bei 30% Raumfeuchte zu suchen. Da hilft dann auch ein mehrmaliges Ansprühen mit einem Zerstäuber nicht viel oder das feuchte Zewa am Boden....


    In einer Zucht muss es immer das Ziel sein, die natürlichen Bedingungen so nachzustellen, dass die Tiere überleben.
    Dass ich es schaffe genau die Bedingungen eines tropischen Gebirgswaldes Südostasiens 1:1 nachzubilden, ist ziemlich unwahrscheinlich.
    Aber man kann die wichtigsten Parameter erfüllen.
    Und dort vor Ort wird es niemals so lufttrocken sein, wie im Wohnzimmer und nie so stickig ohne Luftzirkulation wie in einem geschlossenen Plastikgefäß mit Kondenswasser an der Behälterwand bei Zimmertemperatur. :winking_face:


    Grüße
    Rudi

  • Bei uns stehen die Attacus-Raupen (7 Arten regelmässig gezüchtet) seit einigen Jahren nur noch offen auf der Fensterbank, im Winter mit Heizung darunter (einige Fensterbänke ohne) und 18-19 Grad Zimmertemperatur. Wenn es zu viele werden im Wohnzimmer in einem Tomatengewächshaus immer mit offener Tür. Es funktionierte bisher immer gut. Wir haben aber keine 30% relative Luftfeuchtigkeit, sondern kommen immer auf ca. 70-80%. Das bedeutet dann im Winter natürlich eine sehr viel geringere absolute Wassermenge in der Luft, als im Sommer bei gleicher relativer Feuchtigkeit. Ist ja abhängig von der Temperatur. In den Tropen in Höhenlagen um 1300 m sind die Blätter tagsüber trocken aber nachts wegen fallender Temperaturen und höherer relativer Luftfeuchtigkeit (es wird der Taupunkt erreicht!) nass. Es regnet nachts bei "blauem" Himmel von den Bäumen. Es ist wohl eher wichtig einen Zyklus einzuhalten: heiss / trocken und kühl / nass, aber immer wieder Gelegenheit geben damit sich die Raupen wohlfühlen können. Habe in den Tropen noch nie eine Raupe bei Regen fressen sehen, aber die nassen Blätter werden gefressen. Wohlfühlen erkannt man eher daran, dass sie gut und viel fressen, aber nicht zu schnell wachsen. Eine schnelle Zucht mit 5 Tagen / Raupenstadium führte bei uns mehrmals dazu, dass viele aussergewöhnlich kleine Tiere schlüpften, eine langsame (normale?) Zucht erbrachte eher Riesen. Ist ja auch logisch, eine Raupe die aus zeitlichen Gründen weniger fressen kann, kann eben kein Riese werden, obwohl sie ansonsten gesund wäre.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Wenn ich mir jetzt die diversen Erfahrungsberichte so anschaue und vergleiche, sind die Zuchtbedingungen zum Teil extrem unterschiedlich.
    Mal hohe Temperaturen, mal Zimmertemperatur, mal viel Luftfeuchtigkeit, mal wenig. Von freier Haltung in der Wohnung bis hin zu geschlossenen Behälnisen ist alles dabei und die Zucht gelingt augenscheinlich unter diesen deutlich unterschiedlichen Zuchtverhältnissen.


    Ich komme daher zu dem Fazit, dass bei mir tatsächlich eine Krankheit die Raupen dahingerafft haben muss. Mit der Desinfiketion habe ich bereits begonnen. Vermutlich werde ich auch bei einer neuen Zucht, die Raupen aufteilen und unterschiedliche Zuchtbedingungen herstellen. Mal sehen, ob demnächst wieder Attacus- Eier angeboten werden.

  • Hallo Thomas,


    ziemlich sicher hat eine Krankheit deine Raupen dahingerafft; was auch sonst?


    Die Frage ist nur, warum die Raupen so anfällig für diese Krankheit waren? Die Krankheit an sich, ob nun durch Pilze, Bakterien, Viren ausgelöst, ist nur der letzte Schritt in den Tod der Tiere. Damit die Krankheitserreger eine Chance haben, muss das Immunsystem der Raupen so geschwächt sein, dass die Krankheitserreger auch wirken können. Oder du hast die "ultmative" Krankheit in deinen Zuchtstämmen, gegen die sich die Tiere nicht wehren können, aber dann stellt sich mir die Frage, warum gibt es dann noch Schmetterlinge auf der Welt? Selbst ein Bacillus thuringiensis kann komischerweise nicht dauerhaft alle Raupen über Jahre hinweg abtöten, wenn man nicht immer wieder die Krankheitserreger in bester Kondition nach schürt.


    Und so kommen wir zu den Zuchtbedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit, Qualität des Futters, Stress der Raupen zb. durch zu hohe Besatzdichte, Lichteinfall und was weiß ich noch was. Vielleicht hat der Luftdruck eine Auswirkung auf die Tiere, der Mond, das Lichtspektrum und und und und .......
    Alles Bausteine, die zu einer gelungenen Aufzucht von Tieren beitragen können. Oder eben auch nicht.


    Bei schwierig zu züchtenden Arten müssen so viele dieser Bausteine wie möglich möglichst optimal erfüllt sein. Bei leicht oder anspruchslos zu züchtenden Arten, kann man einzelne Zuchtbedingungen (Bausteine) abwandeln oder anpassen. Das geht so lange gut, bis das Gesamtpaket der Zuchtbedingungen so übel wird, dass die leicht zu züchtende Art eben doch abschmiert.


    Im Gartenbau, aus dem ich beruflich gesehen stamme, gibt es das Minimumgesetz zum Pflanzenwachstum.
    Ich hab dir hier mal ein kurzes Video verlinkt, in dem das sehr anschaulich in knapp zwei Minuten erklärt wird.


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    Wenden wir nun mal das Minimumgesetz auf deine Attacus atlas an, wobei das von mir nur Vermutungen sind, da ich mit Attacus nur sehr wenig Erfahrungen hab:
    Eine Aufzucht unter sehr feuchten Bedingungen kann klappen, so lange eine gute Versorgung mit Sauerstoff gewährleistet ist und das Futter passt und was weiß ich noch alles....
    Oder als zweiet Möglichkeit eine Aufzucht unter sehr lufttrockenen Bedingungen kann klappen, wenn die Futterqualität bestens ist und die Raupen darüber ihren Feuchtigkeitsbedarf decken können und sich nicht gegenseitig beim Fressen stören.
    Es gibt sehr viele Kombinationsmöglichkeiten, wenn man sich mal die Mühe macht sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Es gilt die Tiere zu beobachten und ihre Bedürfnisse zu erfüllen und nicht eine Specis nach "Schema F" zu halten und dann zu meinen, dass das klappen muss, weil es auch bei anderen klappt. Die "Anderen" machen vllt unbewusst eine unbekannte Kleinigkeit ganz anders als du, aber diese Kleinigkeit ist ausschlaggebend für deren Zuchterfolg. :winking_face:


    Die Resource, die als die am niedrigsten verfügbare in der Aufzucht gilt, bestimmt das Wachstum und damit auch die Vitalität der Tiere.
    Wenn wir jetzt von uns behaupten könnten, wir wüssten alles über die Bedürfnisse unserer Tiere, könnten wir die perfekte Zucht aufbauen. Vielleicht gibt es einige Entomologen, die von sich behaupten wollen, eine bestimmte Zucht ans Optimum heran zu bringen. Ich gehöre sicher nicht zu diesem Personenkreis, da ich davon ausgehe, dass ich nur einen Teil der Bedürfnisse meiner Pfleglinge kenne und vielleicht auch nur umsetzen kann. Und genau aus diesem Grund züchte ich Schmetterlinge, um mehr von ihren Bedürfnissen zu erfahren/erforschen. Trotzdem meine ich von mir, schon ne Ahnung von der Schmetterlingszucht zu haben, aber ich bin weit davon entfernt von mir zu glauben, alles zu wissen.


    In freier Natur sind die Futterpflanzen der Raupen in der Regel von den diversesten Pilzsporen und Erregern kontaminiert. Genau auch von den Erregern, die am Ende für den Tod einer Raupe verantwortlich sein würden. Warum nun sterben nicht alle Raupen ab, die in der Natur aufwachsen? Anscheinend können sich die vitalsten und gesündesten der Raupen gegen diese Krankheitserreger zu Wehr setzen.
    Genauso wie wir, wenn wir top fit in die S-Bahn steigen und von 20 anderen Personen "vollgerotzt" werden. Wenn ich dagegen übermüdet, abgearbeitet, dehydriert in diese S-Bahn einsteige und die Grippeerreger um mich herum Purzelbäume schlagen, fange ich mir ziemlich sicher ne Grippe ein.


    Also...von meiner Betrachtungsweise her solltest du dich davon verabschieden den Grund für den Totalverlust bei der Krankheit zu suchen, die am Ende deine Raupen hingerafft hat, sondern bei den Ursachen/Bedingungen ansetzen, die zur Krankheit geführt haben. Und diese Bedingungen zu optimieren hast alleinig du in der Hand und nicht der Gärtner, der seine Pflanze behandelt, der Zuchtkollege, der die F4-Eier verkauft und selbst damit beste Zuchtergebnisse einfährt und nicht der Heizungsbauer, dessen Heizkörper im Betrieb für trockene Raumluft sorgt.


    So..."Besser-Wisser-Modus" aus und viel Glück weiterhin bei der Schmetterlingsaufzucht. :winken:


    Tschau
    Rudi


    PS: hätte ich beinahe vergessen: diese ganzen Ausführungen sind meine persönlichen Vermutungen zur Schmetterlingszucht. Es ist nichts bewiesen und nichts irgendwo nachzulesen. Also...eigentlich alles wertlos. :grinning_face_with_smiling_eyes:

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  • Nun Rudi, ich bin jetzt auch kein Neuling bei der Zucht von Schmetterlingen, allerdings bei exotischen Arten. :winking_face:


    Ich hätte diese Fragen wegen der Zucht nicht gestellt, wenn mich nicht die Umstände interessieren würden, was bei einer speziellen Art zu beachten ist und welche Fehler man vermeiden sollte.


    Die Zucht von Lasiommata megera mit überwinternden Raupen gehört sicher zu den anspruchsvolleren Zuchten. Das ist mir schon gelungen, auch mit Ausfällen. Hingegen ist eine Zucht von Aglias urticae der Sommergenation ziemlich unproblematisch.


    Grundsätzlich verorte ich Erfolg und Misserfolg bei mir. Selbstverständlich obliegt es meiner Verantwortung, ob die Zuchtbedingungen optimal, suboptimal oder schlecht sind. Das Streben nach best möglichen Bedingungen ist für mich eine Selbstverständlichkeit.


    Noch nie hatte ich so viele Totalausfälle wie diesmal mit Attacus atlas. Parallel verläuft eine Zucht von Daphnis nerii recht gut bislang.
    Mehrere Symptome der Schlaffkrankeit kann ich bestätigen. Ich denke nicht, dass ich den Tod der Raupen durch noch bessere Zuchtbedingungen hätte verhindern können. Nach Verenden der ersten Raupe habe ich die Zuchtbedingungen sofort umgestellt. Weniger passive Luftfeuchtigkeit, mehr Luftzufuhr (ohne Zugluft), abgewaschenes und frisches Futter täglich. Raupen weiter auseinander platziert. Es hat nichts genützt.


    Tatsächlich habe ich vor, bei der nächsten Zucht die Raupen kurz nach dem Eischlupf zu separieren. Das wird aufwendig. Und ich wende dann möglichst alle hier erfolgreich beschriebenen Zuchterfahrungen an.

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