Effekte von Massenvorkommen auf andere Arten

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    Servus zusammen,


    gestern war ich wieder einmal im berühmten Forst im Osten Deutschlands, auf der Suche nach L. populi. Interessanterweise fand ich kein einziges aktuelles Hibernarium. Schon im Sommer fand ich nur ganz vereinzelt wenige Eier - ich dachte aber, ich wäre nur zu zeitig gewesen. Gestern konnte ich nur noch 4 alte Hibernarien aus dem letzten Jahr finden (suchte insg. 61 Äste ab). Zudem fand ich nebenbei noch ein Sitzblatt von A. iris und 4 von A. ilia - jeweils ohne Raupe. Dies ist schon verwunderlich. Bei dem Aufwand würde ich in besagtem Gebiet unter normalen Umständen mind. 10-15 Hibernarien aus diesem Jahr erwarten.
    Was ich mir nun gedacht habe: diesen Sommer gab es extrem viele Raupen vom Schwammspinner in dem Gebiet. Auch an Pappeln waren sie überall zu finden, ließen kaum ein Blatt unangefressen. Schon im Sommer dachte ich mir, dass allein diese Tatsache für die Eier/ Raupen der Eisvögel problematisch werden könnte. Wäre es nicht aber vielleicht logisch, dass sich die Vögel auf genau diese Massenvermehrung eingestellt haben und dieses Jahr gefühlt den ganzen Wald leer gefressen haben (natürlich dabei dann alles, was ihnen vor den Schnabel kam - also auch populi Raupen)? Habt ihr auch schon ähnliche Erfahrungen vllt. bei anderen Arten gemacht? Auffällig sind auch die Sitzblätter von ilia und iris, bei denen ebenfalls die Raupen weggefressen wurden. Komischerweise fand ich nichtmal leere Hibernarien von diesem Jahr - also müssten die Raupen schon vor der Anfertigung weggefressen worden sein (anders als bei Apatura scheinbar)...


    Auf jeden Fall erwarte ich für nächsten Sommer wohl eine eher geringe Dichte an Faltern. Bin gespannt, vllt war ich ja auch einfach nur blind gestern und im Sommer (*hoffentlich) :grinning_squinting_face:


    LG,
    Toni


    PS.: Anbei trotzdem noch ein Bild einer schönen iris-Raupe von vor einigen Tagen aus Göttingen

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    • Offizieller Beitrag

    Guter Einwand, den ich noch gar nicht einbezogen habe. Parasitoide? Die wiederum wären ja vermutlich eher artspezifisch? Im Sommer habe ich jedenfalls sehr viele halb tote Raupen am Boden gefunden... Insektizide kann ich mir jedoch nicht vorstellen.
    Nun ja, ich habe mich eben nur gewundert und die Schwammspinner waren eine Besonderheit des Jahres die mir eingefallen sind...

  • Moin Toni,


    wollte nur anmerken, dass Schwammspinnerraupen bei Vögeln in der Belibtheitsskala doch recht weit hinten
    rangieren.
    Das ist auch ein weiterer Beleg für die jahrweise Massenvermehrung, da kaum Fressfeinde vorhanden sind.
    Also hinkt deine Vermutung etwas...

    Da wäre nur der Kuckuck der hat sich auf behaarte Raupen spezialisiert und frisst ausschlisslich solche ! Leider ist der Kuckuck auch seltener anzutreffen evtl.auch wegen des schwindenden Nahrungsangebot :neutral_face:

  • Da wäre nur der Kuckuck der hat sich auf behaarte Raupen spezialisiert und frisst ausschlisslich solche ! Leider ist der Kuckuck auch seltener anzutreffen evtl.auch wegen des schwindenden Nahrungsangebot

    da der Kuckuck als Langstreckenzieher meist zu spät aus dem Winterquartier zurückkommt,
    sind die meisten Vögel durch die Klimaerwärmung schon viel weiter im Brutgeschäft als es der Kuckuck braucht.
    Deshalb sind die Bestände in Mitteleuropa stark rückläufig.

    • Offizieller Beitrag

    manche Pflanzen produzieren ja vermehrt Abwehrstoffe, wenn sie zu viel angefressen werden

    Das wäre mir bei Weide und Pappel neu, außerdem müsste das ja dann jedes Jahr so sein.


    Ich hätte gerade bei verwaisten Sitzpolstern schon sehr stark Vögel, vor allem Meisen im Verdacht. Das Problem ist nicht so neu. In manchen Jahren ist die Anzahl an leeren Sizpolstern bei A. iris und A. ilia sehr hoch. Das kann natürlich auch an anderen Prädatoren liegen (mir wurden mal ein paar Raupen von Wanzen ausgesaugt). Ich bilde mir aber ein, dass diese Beobachtungen in Waldstücken wo viele Nistkästen aufgehängt wurden, die hauptsächlich von Meisen angenommen werden, verstärkt zutreffen. Das kann ich natürlich überhaupt nicht belegen, ist rein subjektiv und kann ein Trugschluss sein. Ich weiß aber, dass Meisen im Winter sehr erfinderisch werden können, schon Weidemann zu seinen Zeiten soetwas berichtet hat und angeblich auch eine Meise beim fressen einer Apatura-Raupe gesehen haben will. Außerdem werden die eben durch Nistkästen und Vogelfütterung in manchen Wäldern ziemlich gut vermehrt. Es liegt aber wahrscheinlich an einer Kombination aus verschiedenen Prädatoren, die nunmal Häufigkeitsschwankungen unterliegen. Einen Zusammenhang zu den Lymantria dispar Vermehrungen würde ich da jetzt nicht sehen, ist aber auch nicht komplett auszuschließen.


    Grüße Dennis

    • Offizieller Beitrag

    Hi Dennis,


    also dass ein Großteil (vermutlich von Meisen) weggepickt wird, ist klar. Also das beobachte ich jedes Jahr. Hibernarien von L. populi sind eh meistens leer - und Sitzblätter ohne Raupen alles andere als ungewöhnlich. Nur spreche ich hier ja schon von einem besonderen Gebiet. Würde es mir in anderen Regionen Deutschlands bei 60 abgesuchten Ästen kein einziges Hibernarium finden, würde ich zwar schon ein sehr schlechtes Jahr ableiten - aber das wars. Hier wiederum ist es schon sehr extrem, wie ich finde. Va wundert mich, dass es noch nichteinmal dazu kam, dass Hibernarien angefertigt wurden. Das wundert mich schon. Genau die Meisen hatte ich eben auch im Hinterkopf, als ich die Verbindung zum Schwammspinner aufstellte. Aber wie ihr ja schon richtig bemerkt habt, ist diese Verbindung zumindest dahingehend hinfällig...


    Insofern - vllt doch einfach ein schlechtes Jahr in Kombination mit normaler Prädation und vllt einem schlechten Auge meinerseits.
    Bin auf die Berichte aus dem Sommer des nächsten Jahres gespannt

    • Offizieller Beitrag

    Ja, populi ist sowieso noch schwerer zu beurteilen. Da habe ich auch zu wenig eigene Erfahrungen. Im Gegensatz zu den Apaturas werden die Limenitis ja auch noch parasitiert. Das erklärt die fehlenden Hibernarien nicht unbedingt, weil die Raupen meistens erst in L4/L5 daran sterben. Trotzdem könnte das eine jahrweise Populationsschwankung erklären. Vielleicht war auch mal wieder der trockene Sommer schuld oder tatsächlich einfach mehr Druck durch Prädatoren wie Wanzen etc. Wer weiß das schon. Da spielen so viele Faktoren mit rein. Auf jeden Fall interessant wie es dann mit Faltern aussehen wird. Wie war dieses Jahr? Nicht so schlecht wenn ich recht erinnere?

  • Da ich leider derzeit in meiner Region kein Habitat von Limenitis populi vorweisen kann, kann ich auch konkret dazu nichts beisteuern. Allerdings habe ich über die letzten Jahre intensiv die verwandte Art Limenitis camilla beobachten können.


    Eines ist unabdingbar, wenn man spzifischer nachforschen möchte, welche Gründe für Populationsschwankungen infrage kommen können. Man muss auch Raupen in geschützer Umgebung züchten.


    Damit kann man durch das Ausschlussverfahren immerhin schon den Einfluss der Prädatoren extrahieren. Mir ist allerdings bereits bei der Suche im Spätsommer 2019 aufgefallen, dass viele L1- Raupen verhungert sein mussten. Viele Futterpflanzen (Lonicera) zeigten zwar eindeutige Fraßspuren, aber keine Raupen. Maßgeblich hierfür war die Trockenheit, die die Futterpfanzen oft teilweise bis vollständig verdorren ließen. Manche Räupchen konnte ich regelrecht vor dem Hungertod retten. Die Ausfallrate kann man durchaus als massiv betrachten.


    Man kann diesen Umstand nicht einfach auf L. populi übertragen, zumal Pappeln und Weiden weniger heftig von der Trockenheit in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber dadurch haben andere Insekten, die polyphag leben, noch stärker zu einem Populationsgetümmel auf diesen Pflanzen beigetragen. Besonders viele Ameisen konnte ich vorfinden, die wiederum vorwiegend von Blattläusen angezogen wurden. Solche Pflanzen werden von L. populi zur Eiablage eher gemieden. Geschieht es doch, haben die Eier oder Raupen kaum eine Überlebenschance und Vögel waren bis dahin noch nicht einmal an der Reihe...


    Selbst in geschützten Zucht von Apatura iris hatte ich dennoch 2 Ausfälle von 4 Eiern. Aus einem Ei ist erst gar keine Raupe geschlüpft und eine andere Raupe im L2- Stadium quasi vertrocknet. Der extrem trockene und zum Teil heiße Sommer trägt seinen Anteil dazu bei. Ich könnte mir vorstellen, dass auch bei L. populi das Klima eine bedeutende Rolle spielt. Die Luftfeuchtigkeit ist selbst an den typischen Waldstandorten teileweise unter 30% gesunken.


    Bei den "geretteten L. camilla L1- Räupchen war es auch nicht ganz einfach, sie am Leben zu halten. Irgendwie richten sie ihr Leben auf ihr Sitzblatt aus, welches sie sich am Ast festgesponnen haben. Nicht jede Raupe wollte nach dem Umzug vom verdorrten Blatt das neue Blatt annehmen. Manche Raupen zogen sich auch bereits frühzeitig in ein oft zu kleines Hibernarium zurück. Erst im Frühjahr 2020 werde ich feststellen können, ob diese Strategie erfolgreich war oder die Reserven nicht ausreichten.


    Eine Erkenntnis konnte ich aber bei den sogenannten Lichtwaldfaltern gewinnen. Der Klimawandel setzt ihnen zu. Dass auch die Prädatoren bei einem generell geringerem Insektenangebot noch mehr Raupen vertilgen, ist sicher auch nicht auszuschließen.

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  • Hallo Ihr Lieben,


    über die Beeinflussung von Schwammspinnern gegenüber Limenitis oderApatura kann ich
    leider nichts beitragen.Jedoch mach ich regelmäßig Urlaub in Kroatien wo der Schwammspinner
    Zeitweise ganze Inseln entgründ.Vor zwei Jahren habe ich den Schwammsp.. mal gezüchtet und konnte
    ein ziemlich agressives Teritorial-Verhalten beobachten.Sie fressen die Blätter von außen nach innen ab ,
    frssen Stücke heraus und krabbeln größere Flächen regelmäßig ab.Auch wenn die Raupen ruhen ,sitzen sie mit Abstand.Treffen sie auf andere Raupen werden
    diese attackiert und vom Blatt gestoßen oder verletzt.Es geht Groß gegen Klein und Einer gegen Alle.
    Sehe ich jetzt irgendwo einen Schwammsp..gebe ich die Suche nach anderen Arten auf und führe sie an
    unbefallenen Pflanzen fort.
    Schöne Weihnachten Euch Allen.

    • Offizieller Beitrag

    Trotzdem könnte das eine jahrweise Populationsschwankung erklären

    Also mir geht es bei meinem Post eigtl. auch weniger um die natürlichen Populationsschwankungen. Die gibt es ganz sicher und auch nicht unerheblich (ich suche und finde ja nun schon regelmäßig seit vielen Jahren populi). Wie gesagt, der Forst ist schon ein besonderes Gebiet und eigentlich nicht wirklich mit anderen Regionen und "normalen" Populationen zu vergleichen. Dass man hier so wenig findet, ist schon sehr extrem, finde ich. Mit "normalen" Populationsschwankungen würde ich mir das eigtl. nicht erklären


    Man muss auch Raupen in geschützer Umgebung züchten.

    Gebe ich dir nur bedingt Recht. Die Apaturas und Limenitis haben ja schon sehr spezifische Ansprüche. Ich denke, da wird die Mortalität allein durch die Feuchtigkeit etc. höher sein als unter natürlichen Bedingungen. Klar, Prädation kann man ausschließen - aber andere Faktoren kommen hier wieder dazu.

    Viele Futterpflanzen (Lonicera) zeigten zwar eindeutige Fraßspuren, aber keine Raupen. Maßgeblich hierfür war die Trockenheit, die die Futterpfanzen oft teilweise bis vollständig verdorren ließen. Manche Räupchen konnte ich regelrecht vor dem Hungertod retten.

    Interessant. Ich hätte erwartet, dass camilla ja eher an prinzipiell eher luftfeuchten Standorten ablegt, wodurch ich den Loniceras eigtl. eine bisschen eine höhere Toleranz ggü. Trockenheit zugerechnet hätte. Also interessante Beobachtung

    zumal Pappeln und Weiden weniger heftig von der Trockenheit in Mitleidenschaft gezogen wurden

    Kann ich so nicht bestätigen. Gerade Pappeln haben in den Hitzejahren teilweise stark gelitten und die untersten Äste sind komplett vertrocknet und abgestorben

    Besonders viele Ameisen konnte ich vorfinden, die wiederum vorwiegend von Blattläusen angezogen wurden. Solche Pflanzen werden von L. populi zur Eiablage eher gemieden

    Sehr guter Einwand! Das erinnert mich, dass mir auch dies -neben den Schwammspinnern- letzten Sommer aufgefallen ist. Beim Absuchen der Ästen waren überall Ameisen zu finden....spielt sicherlich auch eine große Rolle. Kann man diese evtl. auch in Verbindung mit den Schwammspinnern bringen?

    Selbst in geschützten Zucht von Apatura iris hatte ich dennoch 2 Ausfälle von 4 Eiern.

    Wie schon gesagt, verwundert mich nicht. Sagt aber leider überhaupt nichts über natürliche Bedingungen aus (eseidenn du hast die Eier am Ast vor Ort belassen und nur vor Prädatoren geschützt)

    Der Klimawandel setzt ihnen zu

    Den Thesen mit dem Klimawandel gebe ich auch nur eingeschränkt Recht Bei populi kann ich mir das gut vorstellen, ja. Allerdings muss man sagen, dass laut dem Tagfaltermonitoring Deutschland tatsächlich viele Arten in den letzten Hitzejahren sehr starke Zahlen aufzeigen konnten. Unter anderem eben Auch Apaturas und L. camilla. Insofern würde ich den gedacht negativen Klimaerwärmungseffekt etwas einschränken.

    Treffen sie auf andere Raupen werden
    diese attackiert und vom Blatt gestoßen oder verletzt.Es geht Groß gegen Klein und Einer gegen Alle.

    Das ist doch mal eine sehr interessante Beobachtung! Herzlichen Dank für den Kommentar - ich glaube, das bringt uns schon einen Schritt weiter. Das könnte ich mir zumindest sehr gut vorstellen.

    Hier im Nordosten haben sich die verdammten Meisen auf das Aufhacken der flaviventris - Knoten an Grauweiden spezialisiert.

    Sicher, dass dies keine subjektiven Beobachtungen sind? Einmal darauf geachtet und plötzlich überall gefunden? Ich frage mich nur, wieso dies plötzlich so sein sollte. Meisen gab es ja schon jeher - und die Larven in den Ästen auch. Kann mir schwer vorstellen, dass erst in den letzten Jahren die Meisen darauf aufmerksam wurden.
    themenferner Einschub: an der flaviventris-Suche wäre ich auch sehr interessiert. Vielleicht könntest du ja mal paar Erfahrungsberichte mit schönen Bildern posten. Hätten sicherlich mehr Leute Interesse daran :smiling_face:




    Also zusammenfassend würde ich aktuell sagen, dass vielleicht -verbunden mit dem Schwammspinner?- sehr viele Ameisen in den unteren Bereichen der Bäume zu finden waren, die womöglich ein paar Raupen abgelesen haben. Zusätzlich zeigen die Schwammspinner scheinbar ein sehr territoriales Verhalten und haben womöglich zusätzlich Jungraupen verdrängt.
    Das klingt zumindest für mich schonmal schlüssiger als eine natürliche Populationsschwankung.

  • ich habe in den letzten zwanzig Jahren regelmäßig, d.h. im Spätwinter ungerader Jahre in einer großen Flussniederung nach flaviventris gesucht. Man konnte in 2-3 Stunden meist irgendwas zwischen zehn und zwanzig besetzte Knoten finden. Die Raupen waren stets stark parasitiert aber den einen oder anderen Falter habe ich schon dabei herausbekommen.
    Seit ungefähr zehn Jahren ist alles anders und wie oben beschrieben
    Unglücklicherweise sind Meisen nicht dämlich. Vermutlich wird irgendeine mal auf den Trichter gekommen sein und nach und nach werden sich weitere Voegel den Trick abgeschaut haben...

    • Offizieller Beitrag

    Also mir geht es (...) auch weniger um die natürlichen Populationsschwankungen

    Dann musst du mir jetzt aber mal erklären, wie du natürlich definierst :winking_face: . Bei mir sind Populationsschwankungen, Schwankungen in der Abundanz von Individuen einer Population ausgelöst durch verschiedenste Faktoren. Ob das jetzt nun Schwammspinner, Meisen oder Trockenheit waren ist dabei doch unerheblich und ob man die Populationsschwankung als "normal" bezeichnet eine rein subjektiv, semantische Sache.


    Man muss nun auch aufpassen Zusammenhänge zu suchen wo keine sind. Ok, die Schwammspinner waren viel dieses Jahr, das kann ein Faktor gewesen sein, muss es aber nicht. Genauso gut könnten Prädatoren es dieses Jahr leichter gehabt haben, die klimatischen Bedingungen können schlechter als sonst gewesen sein und die Schwammspinner können gar nichts damit zu tun gehabt haben. Ob das Gebiet irgendwie spezieller als andere ist hin oder her, vor soetwas ist das auch nicht gefeit. Daher wäre es interessant zu wissen, wie das in anderen Gebieten aussieht. Nun ist populi leider nicht gerade vor jeder Haustür zu finden und dementsprechend die Beobachtungen rar. Das macht eine Abschätzung natürlich noch schwerer.

    ...in geschützer Umgebung züchten. Damit kann man durch das Ausschlussverfahren immerhin schon den Einfluss der Prädatoren extrahieren

    Dazu möchte ich noch sagen: sehr bedingt. Klar, wenn du dir extrem viel Mühe gibst deine Raupen bombenfest einzupacken schon. Effektiv wirst du aber kaum vermeiden können die ein oder andere Wanze oder Spinne am Futter zu haben. Die kommen durch kleinste Ritzen und haben mir schon vor meinen Augen Apatura-Raupen ausgesaugt. Was durchaus auch seine Erkentnisse mit sich bringt. Dadurch kann ich zumindest Spinnen und Wanzen als Prädatoren bestätigen. Ameisen hingegen waren meinen Raupen meistens friedlich gesonnen und haben daran kaum Interesse gezeigt. Ich würde zwar nicht ausschließen, dass vor allem Formica-Arten so eine Raupe mal mitnehmen, aber insgesamt bin ich da eher skeptisch ob das:

    sehr viele Ameisen in den unteren Bereichen der Bäume zu finden waren, die womöglich ein paar Raupen abgelesen haben

    unbedingt die Erklärung dafür ist.


    Grüße Dennis

    • Offizieller Beitrag

    Dann musst du mir jetzt aber mal erklären, wie du natürlich definierst

    War natürlich dumm formuliert. Natürlich ist im Endeffekt alles. Aber damit meinte ich eigtl. so die "normale" Fluktuation ohne besondere Ereignisse. Leider dokumentiere ich mir erst seit 3 Jahren meinen Aufwand, um ihn mit der Anzahl der Funde in Relation setzen zu können. Ziel ist es, irgendwann eben genau die Populationsschwankungen und -größen berechnen zu können. Aktuell reichen dafür die Daten aber leider noch nicht und ich kann noch nichts wirklich sinnvolles dazu beitragen. Nur soviel: im Forst hatte ich in 3 Jahren im Schnitt ein Hibernarium an jedem 8. Ast. Schwankungsbreite lag hier bei 5-10 Hibs. (jew. ca. 50-70 Äste abgesucht). Hochgerechnet auf die 60 Äste würde ich demnach im Mittel etwa 7-8 Hibs erwarten. In normalen Gebieten (in denen ich bisher mind. 1 Nachweis erbracht habe) bin ich aktuell auf im Schnitt 1 Hib. auf 38 abgesuchten Ästen. Schwankungsbreite liegt hier bei 14 bis 89 (bei ins. 44-89 abgesuchten Ästen). In Gebieten, in denen eine gute Populationsdichte existiert (die immernoch weit unter der im Forst liegt), habe ich bisher eigtl. in so ziemlich jedem Jahr auch mind. 1 Hib. gefunden.


    ob man die Populationsschwankung als "normal" bezeichnet eine rein subjektiv, semantische Sache.

    (da gebe ich dir eigtl. nicht so ganz Recht...also in dem vorliegenden Fall ja - aber grundsätzlich kann man mit genügend Daten (die ich leider eben noch nicht habe) ja schon Schwankungen berechnen, die zB. 95% der Fälle abdecken)

    Daher wäre es interessant zu wissen, wie das in anderen Gebieten aussieht

    Naja ich denke das hilft nicht unbedingt weiter. Bzw. nur, wenn es sich um den Einfluss überregionaler Faktoren, wie zB dem Klima, handelt. Glaube ich aber in dem Fall nicht, da das Wetter eigtl. besser war als die Jahre zuvor. Zudem: in meinem guten Gebiet im Vogtland habe ich auch dieses Jahr bei 50 abgesuchten Ästen wieder 3 Hibs gefunden. Also ziemlich normal, würde ich sagen.

    Man muss nun auch aufpassen Zusammenhänge zu suchen wo keine sind

    Schon klar. Aber wie gesagt, würde ich eben aufgrund der letzten Jahre mind. vllt 3-5 Hibs erwarten. Eseidenn, es gab 2019 eben irgendwelche Bedingungen, die die "normalen Schwankungen" stark negativ beeinflusst haben. Temperatur schließe ich aus - die war ja die letzten Jahre auch extrem. Ansonsten? Tja. Genau deswegen habe ich den Schwammspinner zur Diskussion gestellt.


    Ich denke, wenn so ne Schwammspinnerraupe daherkommt, wischt die Schillerfalterraupe die einfach runter...

    Gutes Argument (aber va. für Apatura...Limenitis auch? Vermutlich eher weniger (?) ). In dem Fall aber wohl auch auszuschließen, da zur Zeit der Eiablage von Limenitis die Raupen vom Schwammspinner die Raupen schon fast ausgewachsen waren. Insofern sind die Schwammspinner wohl klar im Vorteil. Also noch klingt das Schwammspinnner-Argument für mich weiterhin ganz überzeugend.

  • Hallo zusammen,
    ich würde eher den Klimawandel als Auslöser vermuten. Gerade Limenitis populi ist eigentlich eine nordische Art, die besonders in Skandinavien auch heute noch weit verbreitet und an geeigneten Biotopen "häufig" ist. In Mitteleurpopa geht die Art dagegen seit Jahren stark zurück. Die letzten Jahre waren bezüglich Temperatur und Trockenheit extrem. Dabei muss man nicht nur das aktuelle Jahr, sondern insbesondere auch die letzten Jahr berücksichtigen. Vielleicht war schon die vorherige Generation stark angeschlagen, so dass weniger Eier gelegt wurden, und dann bei gleichem Prädatorendruck weniger Raupen übrig blieben.
    Eine Schwammspnner-Kalamität würde eher zu einer Ablenkung führen, es würden mehr andere Raupen übrig bleiben, da Schwammspinner im Überfluss zu fressen sind. Die Meisen-Population kann in der Regel nicht so schnell auf eine positive Entwicklung ihrer Nahrungsorganismen reagieren, dass dann auch seltenere Arten quanitativ gefressen würden. Das ist aus ökologischer Sicht ein Irrweg.
    Ähnlich wie bei Limentitis populi in Sachsen waren meine Beobachtungen 2019 auf der Schwäbischen Alb, wo ich anders als in den Vorjahren kaum noch Hibernaculi von Limenitis camilla finden konnte. Auch hier scheint ein massiver Populationsverlust da zu sein, obwohl das Jahr insgesamt deutlich besser war als das vorherige. Das vorherige war aber katastrophal für Arten die kühleres Klima bevorzugen.


    Viele Grüße
    Klaus-Bernhard

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    aber grundsätzlich kann man mit genügend Daten (die ich leider eben noch nicht habe) ja schon Schwankungen berechnen, die zB. 95% der Fälle abdecken

    Hm ja ok. Dafür bräuchte man aber schon sehr große Datensätze über viele Jahre oder gar Jahrzehnte. Weiß auch nicht ob ich eine Schwankung dann als normal bezeichnen wollen würde vlt. als periodisch oder durchschnittlich. Aber ja, das ist etwas pedantisch.

    Zudem: in meinem guten Gebiet im Vogtland habe ich auch dieses Jahr bei 50 abgesuchten Ästen wieder 3 Hibs gefunden. Also ziemlich normal, würde ich sagen.

    Aber das ist doch schonmal hilfreich. Dann kann man zumindest einen überregionalen Faktor eher ausschließen. Bei besagtem Gebiet gab es keine Schwammspinner und das Wetter war ähnlich trocken?


    Zu welcher Zeit genau waren die Schwammspinner denn so in etwa ausgewachsen?

    ich würde eher den Klimawandel als Auslöser vermuten

    Prinzipiell würde ich dem teilweise zustimmen. Zumindest ist das sicher ein Faktor. Nur würde sich das eher graduell und nicht so plötzlich auswirken. Zudem ja auch überregional. Wenn es aber wie Toni sagt in anderen Gebieten nicht so dramatisch ist würde das keinen Sinn ergeben. Wobei ich wiederum mutmaßen würde, dass das Vogtland nochmal kühler ist als "der Forst" oder?
    Ach keine Ahnung, das könnte alles mögliche sein. Im Prinzip machen wir gerade nichts anderes als gut raten.

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