Wegen Corona am Dauerpräparieren

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  • Hallo Hans,
    wir hatten früher nur alte Kästen genommen und die Falter nach der Prozedur in die richtigen Sammlungskästen umgebettet, natürlich nachdem die Tiere wieder auf Raumtemperatur waren. Ein Münchner Museum hatte die Kästen für die Akklimatisierung geöffnet (gelüftet). Das halte ich für sehr falsch, weil dann sofort die Luftfeuchtigkeit an den kalten Tieren kondensiert, diese dadurch feucht werden und anschliessend ihre Flügel hängen lassen könnten. Heute nehmen wir neue Sammlungskästen, die entweder in die vorgekühlte Truhe oder in dieser heruntergekühlt werden. Wir erreichen im Winter bis zu Minus 35-38°C, im Hochsommer kommen wir bei Schockfrieren aber auch noch auf knapp 30°C. Die Kästen bleiben 2-3 Tage in der Truhe und werden dann im geschlossenen Zustand im Wohnzimmer aufgewärmt. Bei der Prozedur vereisen sie natürlich sofort stark. Neben der Heizung, oder wenn ein Kaminofen in der Nähe ist sind die Kästen von aussen sehr schnell wieder trocken. Sobald das Eis geschmolzen ist, kann man mit einem Küchentuch nachhelfen. Wichtig, Kästen immer schön zu lassen, damit keine Feuchtigkeit (und neue Parasiten) in die Kästen kommen. Haben bisher keinen Glasbruch gehabt (das waren ursprünglich meine Befürchtungen) und auch keine Probleme mit dem Holz, weder bei guten Kästen noch bei Standard-Qualität. Es bietet sich an die Kästen einzufrieren wenn er voll ist, oder nachdem neues Material dazu gekommen ist. Machen das seit etwa 25 Jahren so und kommen vollkommen ohne Gift aus (Ausnahme: ein Blatt vom Mottenpapierstreifen in jedem Kasten).
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Danke, Ulrich, für Deine ausführliche Antwort !


    An die Glasscheibe hatte ich noch gar nicht gedacht, meine Sorge war das Holz, auch diese Sorge ist ja dann aber auch überflüssig.
    Wobei ich bisher nur relativ wenig Probleme mit Schädlingen hatte, alle waren offensichtlich durch zugekaufte Präparate eingeschleppt. Diese machten sich dann aber natürlich bevorzugt über die "besseren" Arten her, Allerweltsarten scheinen nicht so gut zu schmecken.
    Ausserdem kontrolliere ich meine Kästen in relativ regelmässigen Abständen, wobei deren Anzahl doch recht überschaubar ist.


    Prophylaktisch werde ich aber zukünftig die Frostmethode anwenden ...


    Liebe Grüsse
    Hans

  • Moin Hans,


    hatte ich vergessen zu schreiben: die geschilderte Prozedur über die Gefriertruhe wird natürlich auch bei allen zugekauften Faltern und bei allen Postsendungen von Totmaterial durchgeführt. Auch mit allen Börsenkästen, nach Rückkehr von Insektenbörsen. Geschlossene Pakete bleiben aber etwas länger in der Truhe, damit sich die Kälte auch bis ins Innere ausgebreitet hat. Man kann aber auch die Pakete (nicht in der Wohnung / Sammlungszimmer!) öffnen und den Inhalt lose in Plastikbeutel stecken, dann geht es schneller. Wir hatten uns vor etwa 2 Dekaden einen gefährlichen Schädling aus Asien eingeschleppt, dem mit üblichem Gift (Paradichlorbezol / Mottenkugeln) nicht leicht beizukommen war. Mit der Gefriertruhe erzielten wir einen optimalen Erfolg, weil bei einer gewissen Dauer offensichtlich auch die Eier und Puppen der Parasiten abgetötet hatten. Wie von dir beschrieben ist es aber weiterhin wichtig die Kästen sporadisch auf Parasitenbefall zu inspizieren. Ist bei uns bei knapp 400 Kästen nicht ganz einfach gewesen. Wir hatten deshalb die Kästen vor einigen Jahren von der waagerechten Regallagerung in die Vertikale gebracht. So passen mehr Kästen in die Regale, Kästen lassen sich leicht (wie bei Büchern) heraus nehmen und auf der schmalen unteren Seite könnten Staub / Frassspuren (Kot etc.) leichter festgestellt werden.


    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Moin,


    noch kurzer Tip zum Einfrieren:
    Ich "verpacke" meine Kästen/Schachteln mit Präparaten vor dem Einfrieren in Plastiktüten, deren Öffnung ich einfach "umlege".
    Während des Auftauens bleiben die Schachteln, Kästen etc. in den Plastiktüten, so entsteht das Kondensat auf der Tüte und nicht am Kasten oder Präparat.


    Bei Kästen dauert das Stunden, was bei gut schliessenden Kästen mit eingefügtem Mottenpapier kein Problem darstellt.
    Und bei Schachteln mit Präparaten drin maximal ne halbe Stunde und in dieser Zeit dürfte sich kein Museumskäfer oder Staublaus freiwillig durch die kalte Plastiktüte ins Innere wühlen. :winking_face:


    Tschau
    Rudi

  • Aceton wirkt m.E. schneller und besser, die Dämpfe sind aber gesundheitsschädlich

    nur mal so angemerkt:
    Aceton per se ist nicht eigentlich giftig, kann sogar (in geringen Mengen) auch vom menschlichen Körper gebildet werden (allerdings in nennenswerteren Mengen wohl erst in besonderen Situationen, wenn man Diabetes hat). Natürlich ist es gesundheitschädlich, wenn man es in höheren Konzentrationen inhalliert oder auf die Schleimhäute kriegt oder sowas. Aber ich wäre mich nicht so sicher, ob Benzin da letztendlich wirklich besser ist .
    Gruß, Markus.

  • Hallo,
    Waschbenzin hat Vorteile gegenüber Aceton beim entfetten (Feuchte wird kaum verändert) aber das es weniger giftig ist stimmt nicht.
    Es ist eine komplexe Kombination von leichtentzündlichen Kohlenwasserstoffen, hauptsächlich C5–C7 (Pentan, Hexan, Heptan).
    Gefahrensymbole könnt ihr bei Wiki nachsehen. Also auch in verschlossenen Behältern am besten im Freien verwenden!
    beste Grüße
    Walter

  • Hallo,
    Waschbenzin, auch Wundbenzin, Benzinum medicinale PH, Medizinalbenzin, Benzinum, Benzin, Reinbenzin oder Pharmazeutisches Benzin ist eine Kohlenwasserstoffverbindung (C5, C6), giftig (bei Anwendung auf der Haut nicht gefährlich), brennbar (nicht rauchen) und explosiv bei bestimmter Konzentration (zumindest das Fenster ganz offen halten und keine Funken verursachen). Es reinigt sehr gut bei Verölung der Falter weil es sich nicht mit Wasser / Feuchtigkeit verbindet, aber es verfliegt auch sehr schnell und sollte deshalb in geschlossenen Gefässen gehalten werden. Isopropanol, auch 2-Propanol oder Isopropylalkohol ist als einwertiger Alkohol die bessere Lösung, aber auch giftig und brennbar. 100%iger Isopropanol ist in der Apotheke oder Baumarkt deutlich preiswerter als Wundbenzin und kann mit destilliertem Wasser verdünnt werden (aber nicht für die Entölung!). Weiss nicht woher Marcus die Info hat, dass Aceton unschädlich ist. Meine Erinnerung sagt mir, dass Aceton (C3H60) eine Kohlenwasserstoffverbindung und giftig, gefährlich und die Dämpfe gesundheitsschädlich sind. Also sollte man doch bei reinem Alkohol (sehr teuer) oder Isopropanol für die Reinigung bleiben. Muss man ja nicht trinken oder inhalieren.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

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  • Moin Rudi,
    ich nehme beides, Waschbenzin und/oder Isopropanol 99,9%. Isopropanol wird jetzt aber schwieriger zu beschaffen sein, da es auch zur Desinfektion benutzt werden kann. Isopropanol hat den Vorteil, dass es mit Wasser verdünnbar ist (sollte man aber nicht machen) und dadurch den getrockneten Tierchen neben der Entölung auch noch Feuchtigkeit aus den Körpern zieht und besser eindringen kann. Isopropanol wird auch zur Genitalpräparation zur "Entwässerung" in 70% und 99,9% gebraucht, deshalb haben wir davon immer einen kleinen Vorrat. Isopropanol in der Apotheke besser "100%ig" (also 99,9%) kaufen, da es so billiger ist, als wenn es verdünnt wird.
    Übrigens, Waschbenzin und Isopropanol scheinen nicht zu wirken bei z.B. Loepa sp. (Saturniidae) die bereits bis in die Flügel hinein stark verölt und verklebt sind.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Moin Manfred,
    du kannst ja mal mit mir zusammen für drei Wochen nach Indonesien auf Expedition gehen. Das bringt ganz sicher bis zu 20 kg (eigene Erfahrung), wenn du nicht bereits nach drei Tagen anfängst zu weinen und wieder nach Hause möchtest. Eine weitere Reise könnte zusätzliches fett-weg bedeuten. Habe bisher aber niemanden gefunden, der öfter als 1 Mal mit mir zusammen auf Lichtfang gegangen war.
    Grüsse von der Nordseeküste
    Ulrich

  • Liebes Forum habe gestern FAlter eingeweicht aus Taiwan. Der erste Tütenfalter war ein Lanagia zenzeroides formosana. ES ist der erste Falter dieser Art in meiner Sammlung. DAs letzte Tier das ich auspackte war ein Amplypetherus mansoni takamukai. ES ist der dritte Falter dieser Art in meiner Sammlung. IM natural History Museum London sind es nur 2 Tiere dieser seltenen Art im Magazin was ich weiß. Jetzt meine Neuigkeiten jetzt fange ich dann an zu Präparieren und denke das da auch andere interessante Tiere heute oder gestern auf dem Spannbrett haben. Grüße aus München von Michi


    Liebes Forum jetzt gerade ist ein Ampeolophaga rubiginosa mysotis fertig. Diese Art fehlt (unrecorded) für Taiwan im Buch von HIroshi Inoue aus dem Jahr 1973. Ein weiterer Neutzugang für meine Sammlung. WAs gibt's bei Euch interessante? Grüße Michi

  • Hallo Michi,
    die letzten Jahre haben Unmengen an Material, insbesondere Sphingidae, auf den "Markt gebracht.
    Kein Vergleich zu Mengen im 1980 - 1995er Jahren.
    MELICAR/CZ hat ein Sphingidae Museum eröffnet (mehrere 1000 Kästen), EITSCHBERGER in Marktleuthen
    hat ein entsprechendes Sphingidae-Museum aufgebaut.
    Ich empfehle dir beide, oder zumindest Ulf, zu besuchen, bevor du etwas schreibst.
    Ulf ist nett, hilfsbereit und hat nahezu alle Sphingidae-Literatur.
    Mit Bayern-Ticket ein sicher toller Ausflug.

  • Lieber Manfred, Liebes Forum,


    ZU Ulf wollte ich schon was sich noch nicht ergeben hat da er zu der Zeit als ich plante keine Zeit hatte - mein Urlaub den ich absprechen musste mit der Arbeit.


    Bisher habe ich die Zoologische Saatssammlung MÜnchen, Naturkunde Museum in Berlin, Frankfurt Senkenberg und das Natural History Museum in London angeschaut. Manfred da habe ich glaube ich schon mehr als die meisten anderen Sammler gesehen. Von der Gattung Maasenia aus Madagaskar und Komoren kenne ich alle 3 Typus die es gibt.


    Grüße Michi

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