„Bei acaciae konnte ich an 2 Standorten immer nur 1 Generation finden“
Leo: Gemäß der Tabelle auf https://butterflytraits.github.io/European-Butte…aits/index.html
Bilden alle deutschen Zipfelfalterarten in Europa und Maghreb nur eine Generation aus.
Ich vermute hierbei eine starke Ausprägung der K-Strategie.
Bei spini und acaciae wäre zwar eine geringe Wärmetoleranz der Imagos und die Ausbildung einer Sommer-Dormanz denkbar, da die Eier eher eine xerotherme Abhängigkeit zeigen, aber ich denke der Grund dafür, dass sie nur eine Generation ausbilden, ist eine andere.
Rein spekulativ könnte ich mir vorstellen, dass die Zipfelfalter-Arten sehr blütenaffin sind (insbesondere Satyrium w-album). Die Spezialisierung auf einmalig blühende Sträucher und Bäume bewirkt möglicherweise eine angepasste Lebensweise.
Der Grüne Zipfelfalter C. rubi fällt aus dem Schema raus und kann als einzige Zipfelfalterart auch gemäß obig aufgeführtem Link 1 + 1 partielle Generation ausbilden. Grund ist sicherlich die Überwinterungsstrategie als Puppe und das entsprechend zeitigere erreichen des Stadiums als Imago.
Rubi bildet aber auch europaweit keine 2 Generationen aus.
„Ähnliches trifft auf helle zu. Ich habe leider nur einen Standort, der sich aber ziemlich weit ausdehnt. In einer Höhe von 800-900m fliegen sie nur einmal.“
Gemäß der Literatur bilden einige Arten mit zunehmender Höhe weniger Generationen aus, insbesondere auch aufgrund verzögerter Schneeschmelze und dem verspäteten Austreiben der Futterpflanzen. Ausnahmen sind mir keine bekannt.
Freilandforschung ist wirklich spannend, besonders wenn es um die Beobachtung seltener Arten geht. Neben klassischer Feldarbeit gibt es mittlerweile auch innovative Methoden zur Datenerfassung. Eine interessante Möglichkeit ist der Einsatz von automatischen Kameras oder speziellen Lichtquellen, um Nachtfalter anzulocken. Auf boomerang casino slot findet man dazu einige nützliche Produkte und Tipps. Gerade für langfristige Studien kann solche Technik helfen, verlässliche Daten zu sammeln. Wichtig ist aber immer, dass die eingesetzten Methoden die natürliche Umgebung so wenig wie möglich stören. Nutzt ihr eher traditionelle Fangmethoden oder experimentiert ihr auch mit neuer Technik?
„Wenn sich Schmetterlinge nicht reproduzieren haben sie sich nicht reproduziert und sterben. Das hat überhaupt keinen Vorteil, daher würde ich mal behaupten, dass Schmetterlinge sich immer so viel reproduzieren wie es ihre Umweltbedingungen gerade erlauben.“
@Dennis: Ich könnte mir hierbei eine Stress-Vermeidungsstrategie bestimmter Arten vorstellen in Form der Sommer-Dormanz. Hilfreich wären hierbei Daten zu lebensverlängernden Faktoren (bspw. zeitliche Verlagerung der Eiablage von Weibchen während Schlechtwetterphasen) und Daten zu Arten, welche eine Sommer-Dormanz einlegen, welche nicht als Imago überwintern und keine expliziten Wanderfalter sind.
Nymphalis polychloros, Gonepteryx rhamni, Aglais io und Aglais urticae legen eine Sommer-Dormanz ein.
Polychloros ist dabei am einfachsten ersichtlich anhand quantitativer Nachweisbarkeit nach der Reproduktion (35% Nachweise). Zu den anderen Arten konnte ich seltener von einer Sommer-Dormanz lesen, aber sie soll existieren. Interessant wäre, ob Aglais io und Aglais uritcae erst eine 2. Generation ausbilden und dann kurz vor der Überwinterung in Sommer-Dormanz gehen.
Aglais urticae soll zusätzlich stark von Flachlandbereichen ins Gebirge zur Sommer-Dormanz abwandern. Bei Nymphalis antiopa erstaune ich mich in Flachlandgegenden, wie zahlreich die Arten vor der Reproduktion überall angetroffen werden können, aber unmittelbar vor der Reproduktion verschwinden und kaum Reproduktionsorte gefunden werden. Möglicherweise wandert die Art zeitgleich in großen Teilen ebenfalls in höhere Regionen ab und taucht dann auch erst mit starker Verzögerung rückfliegender Arten wieder im Flachland auf.
Warum jetzt Aglais io und urticae eher r-Strategen sind und die anderen Arten K-Strategen, wer weiß.
Aber grundsätzlich denke ich, die Schmetterlinge reagieren zwar nicht so sehr auf Stressbedingungen wie Pflanzen und verzögern ihre phänologische Entwicklung eher nicht, aber gewisse Komponenten wie die Sommer-Dormanz existieren ja trotzdem.
„Ich auch und wenn du das aus den Phänogrammen abgelesen hast, dann ist es auch reine Spekulation.“
Stimmt.
„Generell könnte ich mir aber vorstellen, dass in sehr heißen Frühjahren solche Phänomene möglich wären. Ich weiß nicht inwiefern Insekten oder Pflanzen stärker auf die Klimaerwärmung und Klimaextreme reagieren.“
„Sicher reagieren die drauf mit früheren Flugzeiten, aber wie gesagt, das allein belegt nur eine frühe Flugzeit, keine zwei Generationen.“
Da wäre wieder die Frage, warum bilden die Arten je nach Region verschieden viele Generationen aus, aber ich denke das ist zu tiefgreifende Ökologie, da verläuft man sich zwangsläufig.
Ein paar Gründe hatte ich bereits im Feed #24 aufgeführt, wie bspw. die Verfügbarkeit der Futterpflanze(n) von Frühling bis Herbst oder eine später einsetzende Entwicklung der Raupen im Frühjahr.
Mich würde dennoch interessieren, was würde passieren, wenn es im März und April in Deutschland durchgängig 20°C warm wäre. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich kurzfristig keine Verlagerung zu mehr Generationen ergeben würde. Dafür wäre der Selektionsdruck zu groß.
Die Arten, die andernorts in Europa 3 Generationen ausbilden, haben sich über einen viel größeren Zeitraum angepasst und wären hier vielleicht nichtmal überlebensfähig.
Arten, welche ausschließlich nur eine Generation europaweit ausbilden (z.B. Zipfelfalter) haben vielleicht auch mehr Probleme, wenn sie aufgrund von Hitzestress zu einer vorgelagerten partiellen 2. Generation gedrängt werden und sterben klimatisch bedingt eher aus, als jene, welche europaweit ganz verschieden viele Generationen ausbilden können.
„denn eine Art deren Geschlechterverhältnis derart instabil an Umweltfaktoren gekoppelt ist würde schon auf einer sehr dünnen Linie balancieren.“
Stimmt auch wieder, das wäre katastrophal. Das wird die Natur nicht eingerichtet haben. 
„Das Thema ist so komplex und unendlich kleinteilig, dass man sich für detailliertere Betrachtungen ein kleines Teilgebiet heraussuchen muss. Ansonsten hat man keine Chance irgendwas einigermaßen sinnvoll zu bearbeiten.“
Da ganz verschiedene Wissenschaftler verschiedene Fragestellungen bearbeiten und man heutzutage mehr methodische Möglichkeiten und Recherche-Möglichkeiten hat, kommt man zum Glück zu einem immer besseren Gesamtbild. Langfristig betrachtet haben wir damit vielleicht die Möglichkeit möglichst viele Schäden in der Natur abzuwenden. Das Schwierigste ist nach wie vor, diesen riesigen Komplex an Wissen effizient runterzubrechen, dass man das Wichtigste vermittelt und gleichzeitig möglichst viele Fehlinformationen vermeidet, um bspw. Streitthemen wie r- oder K-Strategie zu vermeiden oder lösen, wie du bereits in Feed #20 beschrieben hast. So hat man die Möglichkeit eine möglichst einheitliche Strategie zu verfolgen.
Beste Grüße
Kai