Guten Morgen zusammen,
ein paar Anmerkungen zur Verwendung von Antibiotika folgen. Vorerst aber stimme ich den Ausführungen von Fabian hinsichtlich Hygiene etc. zu.
1. Streptomycin hilft in erster Linie gegen gramnegative (Unterscheidung/Klassifizierung nach Farbreaktion, hier rötlich, blau geht aber auch -grampositive) Bakterien. Insbesondere gegen Tuberkulose. Ja richtig, und die nimmt wieder zu bzw. ist ausreichend in Europa vorhanden. Streptomycin bildet sehr gerne wie auch andere Antibiotika Resistenzen.
2. Für Antibiotika gibt es Richtlinien, sowohl in Human- als auch in Tiermedizin, für deren Einsatz.
3. Bevor man ein Antibiotikum einsetzt, weiß man normalerweise gegen welchen Keim man es nutzt und kennt bestenfalls die Resistenzlage (Wirksamkeit verschiedener Antibiotika) des Keimes.
4. Was wird nach Anwendung aus dem Antibiotikum im Sinne von Kunstfutter.
4.1 Bleiben wir mal bei Raupen. Leider, bitte entschuldigt, habe ich keine Fakten zum Stoffwechsel dazu bei Raupen. Evtl. haben sie dazu Mechanismen. Das nehme ich fast an, da natürliche Antibiotika von Pilzen (erstes Antibiotikum Penicillin von Penicillium chrysogenum und o.g. Streptomycin aus dem Pilz Streptomyces griseus) stammen, und Raupen sich sicher im Laufe der Evolution damit auseinandersetzen mussten. Sollte hier jemand Literatur oder Quellen haben, bitte Bescheid geben. Bevor das zu weit führt:
4.2 Ein Teil, z.B. durch Futterreste, nach Zubreitung vom Equipment, trotzdem gestorbene Tiere - die das Kunstfutter mit einem Antibiotikum schon gefressen haben - kommt in den Müll und/oder ins Trinkwasser. Evtl. auch in den Komposter. Hier wird dann altes Pflanzenmaterial und tote Raupen kompostiert, da gehen auch viele Erreger bei drauf, nicht aber alle sowie Antibiotika oder deren ausgeschiedenen folgenden Anteile. Wir verteilen Kompost.... Andere Tiere nehmen das auf ... Nahrungskette
Wenn Euch das bisher etwas egal ist, dann habe ich noch fünftens für Euch
5. Wenn Raupen erkranken, wir kennen das alle, können daran auch Viren (Beispiel Insekteniridovirus), Pilze und Einzeller schuld sein. Achtung! gegen diese Errreger hilft kein Antibiotikum.
6. Verwendete Menge. Schwierig. Berechnet wird normalerweise nach mg Wirkstoff je Kilogramm Körpermasse. Für eine Raupenzucht kann man das hochrechnen. 10g-Raupen davon braucht ihr 100, dann kommt ihr schonmal auf ein Kilogramm. Wieviel Wirkstoff letztlich die Raupe aber auch töten kann, bleibt ungewiß. Die verwendeten/kursierenden Angaben sind Mengen, bei denen wahrscheinlich nichts passiert, aber es weiß keiner (oder nicht viele Leute) ob das Antibiotikum dann auch noch hilft. Lasst es weg!
7. Wer es trotzdem ins Kunstfutter einrühren möchte: Tragt Gummihandschuhe und Atemmasken
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Glaubt ihr mit eigener Anitbiotikapanscherei verbessert ihr die Möglichkeiten der Therapie in Human und Nicht-Insekten-Tierwelt? Besonders in erster Linie bei Euch selbst, wenn ihr mal erkrankt. - Was ich keinem Wünsche, aber Krankheiten gehören nun mal zum Leben.
Und dann beim TV jammern, wenn wieder gezeigt wird, dass es Ärzten immer schwieriger wird mit bakteriellen Erregern klar zu kommen. Zugegeben, da sind die paar Kunstfutterattacken mit Streptomycin und Kollegen verschwindend gering gegenüber allen anderen auch von uns "gepowerten" Faktoren, die zu diesem unhaltbaren Zustand in Tierzucht und Humanmedizin geführt haben.
Ich habe das hoffentlich ganz normal verständlich gehalten und sicher kann man da mehr zu sagen.
Aber ich fand das trotzdem wichtig, euch das in dieser Form mal mitzuteilen. Es fängt im Kleinen an. Das Gute und das Böse.
Ich wünsche allen Raupenhaltern gute Erfolge mit ganz normalen Futter und wenn nötig Kunstfutter (antibiotikafreies, versteht sich)
Schöne Pfingsten