Euchloe falloui - Scarce Green-striped White - PIERIDAE

  • Eine Zucht von Euchloe falloui




    J.Fuchs


    Allgemeines:


    Wissenschaftlicher Name: Euchloe (Euchloe) falloui ALLARD, 1867
    Englischer Name: Scarce Green-striped White


    Familie: Pieridae
    Gattung: Euchloe (Euchloe)
    Art: Euchloe (Euchloe) falloui
    Bekannte Unterarten:
    Euchloe falloui falloui ALLARD, 1867 (Marokko, Tunesien)
    Euchloe falloui obsolescens ROTHSCHILD, 1913 (S-Algerien bis Somalia)
    Euchloe falloui saudi LARSEN, 1983 (Ägypten, Israel, Jordanien, Saudi –Arabien)


    Verbreitung:Am Rand der Wüste und in Halbwüsten von Marokko im Westen über S-Algerien, Tunesien, Sudan, Somalia, südl. Libyen, östl. Ägypten, Israel und Jordanien bis zur Arabischen Halbinsel.


    Habitat von Euchloe falloui bei Gafsa in S-Tunesien – Die lila blühenden Pflanzen sind M. arvensis.


    Halbwüste bei Gafsa in S-Tunesien


    Futterpflanzen: In Nordwestafrika ist nur eine Fpfl. für Euchloe falloui bekannt, nämlich Moricandia arvensis.

    Moricandia arvensis, Fpfl. von Euchloe falloui: S-Marokko, Antiatlas, Umg. Madao


    In der Literatur werden noch weitere Fpfl. genannt, die besonders den Falloui- Raupen in den anderen Gebieten als Futter dienen: In Israel, Jordanien und Saudi-Arabien sollen sie Moricandia sinaica, Moricandia nitens, Zilla spinosa, Diplotaxis acris, Reseda spp., Hirschfeldia incana und Schouwia thebaica fressen. Auch Reseda muricata und Schouwia purpurea werden als mögliche Fpfl. erwähnt.



    Zur Zucht (Übersicht):


    Herkunft: S-Marokko, Antiatlas, Straße von Agadir nach Tafraoute, Madao, ca. 1100m

    Eiablage:
    05. bis 07.03.04 unter Laborbedingungen von einem in Madao gefangenen Weibchen.

    Raupenstadien:

    Schlupf der Raupen aus den Eiern (L1): 10. bis 13.03.04
    Häutung zu L2: nicht beobachtet
    Häutung zu L3: ab 18.03.04
    Häutung zu L4: 21.03.04
    Häutung zu L5: ab 27.03.04
    Haltung der Raupen: Die Raupen wurden zuerst an gewässerten Trieben von Moricandia gehalten. Sie fraßen gut, besonders an den Blättern. Trotzdem gingen in den ersten beiden Stadien (L1 + L2) von 20 geschlüpften Raupen 12 ein. Danach gab es keine Verluste mehr.
    Verpuppung: ab 02.04.04 bis 05.04.04 - 6 Puppen
    Behandlung der Puppen: Sie wurden normal in einem Zuchtkasten im Zimmer aufbewahrt und alle paar Tage übersprüht. Die überliegenden Puppen kamen über den Winter in den Keller (+5 bis +15°C). Ab März normale Zimmertemperatur im Arbeitszimmer am Ostfenster.
    Krankheiten: In L1/L2 gingen 12 von 20 Raupen (3/5) ein. Der Grund ist mir unbekannt.
    Originalfutterpflanze: Moricandia arvensis
    Ersatzfutter: gewässerte Triebe von M. arvensis
    Schlüpfen der Falter: 4 Falter, teils aber auch von mitgenommenen Raupen, schlüpften ab18.04.04 bis Ende April. Die meisten Puppen überlagen und kamen erst in den nächsten Jahren aus der Puppe, 1 Pärchen erst im Frühjahr 2008.
    Bilder: Weitere Bilder siehe Zuchttagebuch!


    Ausführliches Zuchttagebuch:


    Vorbemerkungen:
    Das Material für meine Zucht stammt aus Madao (ca. 1100m n. N.) in S-Marokko. Madao liegt an der Straße von Agadir nach Tafraoute im Antiatlas, östlich des Ibel (= Berg) Lekst. Ich sammelte dort am 26.02. und nocheinmal am 01.03. 2004 Eier und Raupen verschiedener Größe ein, insgesamt 10 Raupen, 1 kleine (L1), 4 mittlere (L2-L3) und 5 größere (L3-L4), dazu noch ein paar Eier, und nahm noch ein dort am 01.03. gefangenes Weibchen mit nach Hause, damit es ablegt.
    Mitten im Dorf wächst die Fpfl. der Raupen, Moricandia arvensis in großen Beständen, und um diese Pflanzen flogen Euchloe falloui, zusammen mit anderen, teils sehr ähnlich aussehenden Weißlingen wie Pontia daplidice, Euchloe belemia, Euchloe crameri und Pieris rapae. Die Eier wurden an die Blättchen geschützt stehender (meist vor Mauern oder Erdwällen), dürftiger Pflanzen gelegt und waren zuerst grünlich weiß, ab dem 2. Tag orange und kurz vor dem Schlüpfen bräunlich. Alle Raupen, selbst die kleinsten fraßen am liebsten an den Blättern, erst in zweiter Linie an Blüten.
    Für die Zucht zu Hause nahmen wir abgeschnittene Zweige von Moricandia arvensis in Plastikschachteln mit und deponierten sie zu Hause in diesen Boxen im Kühlschrank. So kann man viele Fpfl. 2-3 Wochen frisch halten.


    Zur Zucht:
    Von Marokko zurück, habe ich am 03.03.04 zuerst die Raupen in Plastikschachteln mit gewässerter Moricandia aus Madao gesetzt und das mitgebrachte Futter im Kühlschrank verstaut. Dann setzte ich das Weibchen von Euchloe falloui, das ich zuvor mit Honigwasser (ca. 1 Teil Honig und 9 Teile Wasser) zwangsernährt hatte in einen Zuchtkasten und stellte einen Strauß mit Moricandia zum
    Ablegen hinein.
    05.03.04: Das Weibchen hat noch nicht abgelegt, obwohl es jeden Morgen und jeden Spätnachmittag gefüttert und den ganzen Tag über beleuchtet wurde. – 1 kleine Raupen von Madao isteingegangen, 1 andere entließ eine Parasiten-Made, die sich gleich neben der toten Raupe in einem Kokon verpuppte.


    Aus einer mitgebrachten L5-Raupe von E. falloui kroch die Made eines Parasiten….



    und verpuppte sich gleich neben der toten Raupe in einem Kokon.


    Am Nachmittag begann das Weibchen endlich zu legen. Nach dem vielen Stress brauchte es eben erst mal etwas Zeit, um sich umzugewöhnen. Vielleicht war auch der Grund, dass jetzt die Sonne schien. 11 Eier waren an der Fpfl. und 7 weitere lagen auf dem Küchenpapier, mit dem der Zuchtkasten ausgelegt war. – 2 Raupen aus Madao haben sich zum Verpuppen angesponnen und sich rosa-lila verfärbt. - 1 mittlere Raupe aus Madao hat wieder einen Parasiten entlassen.
    06.03.04: Heute war keine Sonne. Trotz Beleuchtung hat das Weibchen nichts gelegt. – Aus den in Madao gefundenen Eiern ist 1 Raupe geschlüpft.
    07.03.04: Alle 18 am 05.03. abgelegten Eier sind jetzt orangegelb verfärbt.


    Nach 1-2 Tagen verfärben sich die erst weißlichen Eier von E. falloui orange.


    Um 9.00 Uhr hat das Weibchen noch einmal 3 Eier, 1 an die Pflanze und 2 auf das Papier gelegt. – 1 weiteres Räupchen ist aus den Eiern aus Madao geschlüpft. Die L1-Raupen sind orangegelb gefärbt.



    Die L1-Raupen sind orangegelb gefärbt


    Eine L1-Raupe von E. falloui nagt ein Loch in ein Blatt von Moricandia arvensis. Sie fressen von Anfang an schon bevorzugt an den Blättern. – Die 2 verfärbten Praepupae sind verpuppt. Eine weitere hat sich angesponnen und verfärbt sich. – Da am Nachmittag immer noch keine Sonne schien, habe ich das Weibchen mit meiner Schreibtischlampe (Halogen, 100w) die ganze Zeit beleuchtet. Erst am Spätnachmittag legte es dann noch einmal 4 Eier.
    08.03.04: Heute früh ist jetzt auch die 3. Raupe aus Madao verpuppt. 1 weitere hat sich angesponnen und verfärbt, 3 sitzen noch am Futter und fressen Blätter von Moricandia.
    09.03.04: Die 4. Raupe ist verpuppt. – Das Weibchen lebt zwar noch, wird aber wohl nicht mehr legen. Es hat jetzt insgesamt 25 Eier gelegt. Weil das Futter im Kühlschrank immer mehr die Blätter
    hängen lässt, habe ich einen Teil in ein Glas Wasser ans Fenster gestellt, und es hat sich wieder gut erholt.
    10.03.04: 1 weitere von den 3 letzten aus Madao mitgebrachten Raupen hat sich verfärbt und angesponnen. – Die ersten in Nürnberg abgelegten Eier sind geschlüpft. Nach dem Schlüpfen fressen die Raupen ihre Eihülle auf. Bis zum 13.03. schlüpfen insgesamt 20 Raupen aus den 25 Eiern. Aber mindestens 1/3 aller L1-Räupchen gehen im ersten Stadium ein. Sie fressen von Anfang an nur Blätter,
    auch ältere und fressen mitten in die Blätter Löcher, die ganz durch das Blatt gehen. – Das Weibchen lebt immer noch, legt aber nicht mehr.
    11.03.04: Heute ist das Weibchen an Altersschwäche gestorben. – Noch eine Raupe hat sich verpuppt.
    12.03.04: Heute hat wieder eine Raupe eine Parasiten-Made entlassen. Ich hatte sie in L2 in Madao gefunden. Schon so klein werden sie also von Parasitoiden, wie man sie korrekt bezeichnen muss angestochen! Die Parasitierung hatte sich schon 2 Tage vorher durch eine etwas gelblichere Verfärbung de Raupe angekündigt. – Die 2 aus den in Madao gefundenen Eiern geschlüpften Raupen sind jetzt in L3. – Immer wieder gehen von den L1-Raupen welche ein.
    14.03.04: Das Futter im Wasserglas hält sich erstaunlich gut frisch; die Knospen blühen sogar noch auf. Dagegen ist das im Kühlschrank aufbewahrte verwelkt und kann nur noch weggeworfen werden. Es empfiehlt sich also, Schnittfutter von Moricandia besser gewässert aufzuheben, nicht im Kühlschrank.
    15.03.04: Heute verpuppt sich die letzte als Raupe von Madao mitgenommene E. falloui. – 1 aus den mitgenommenen Eiern geschlüpfte Raupe ist bei der Häutung auf L3 eingegangen. Immer wieder gehen Raupen aus den in Nürnberg abgelegten Eiern ein.
    16.03.04: Heute sind 2 Schlupfwespen aus den Parasiten-Kokons geschlüpft.



    Aus dem Kokon des Parasiten ist eine Schlupfwespe geschlüpft.


    Von den 20 Räupchen aus den in Nürnberg abgelegten Eiern sind nur noch 14 übrig, 6 sind schon eingegangen. Ich stelle sie jetzt immer ohne Deckel in die Sonne bzw. unter die brennende Lampe, damit sie möglichst viel Licht und Wärme bekommen. Sie bleiben sicher am Futter und verlassen es erst, wenn sie sich verpuppen wollen. Das Futter ist nach 2 Wochen immer noch gut.
    18.03.04: Heute hat sich die letzte als Raupe mit genommene E. falloui verpuppt.
    Ich habe jetzt 6 Puppen. 2 davon zeigen Anzeichen, dass sie bald schlüpfen werden. Außerdem habe ich noch 10 Raupen, 2 große aus Eiern von Madao und nur noch 8 aus den 25 in Deutschland abgelegten Eiern. Sie sind jetzt im 3. Stadium.



    Die Raupen aus den zu Hauseabgelegten Eiern von E. falloui sind jetzt im 3. Stadium


    19.03.04: Früh ist 1 einwandfreies Weibchen von E. falloui geschlüpft. – Die beiden großen Raupen beginnen sich zu verpuppen. – Um 15.00 Uhr ist ein zweites Weibchen (1a) geschlüpft.



    Frisch geschlüpftes Weibchen von E. falloui aus den mitgebrachten Raupen.


    Weibchen von E. falloui, Unterseite


    21.03.04: Die ersten der 8 jüngsten Raupen (Ablage in Nürnberg) sind jetzt in L4 und gedeihen gut. Das Futter aus Madao ist immer noch in gutem Zustand. Es steht in einem Glas mit Wasser auf dem Fensterbrett eines kühlen Zimmers, meist vor direkter Sonne geschützt. – Am Nachmittag habe ich eine weitere Puppe (N° 7) erhalten.
    26.03.04: Seit einiger Zeit übersprühe ich die verbliebenen Raupen von E. falloui jeden Tag mindestens einmal. Die Raupen sitzen immer noch frei am Futter.
    27.03.04: Ich habe noch 8 Raupen. Sie sind jetzt in L5 und werden sich auch bald verpuppen, denn die ersten beginnen schon herumzulaufen.


    Erwachsene Raupe (L5) von E. falloui


    Sie fressen alles von Moricandia, auch Blüten und zarte Stängel
    29.03.04: 2 weitere Raupen sind verpuppt.



    Grüne Puppe von E. falloui an einem grünen Stängel von Moricandia


    Aus einer grünen Praepupa wurde eine grüne Puppe, aus einer violetten eine beige, wie die vorhergehenden.



    Zwei verschieden gefärbte Puppen von E. falloui


    Das Futter ist immer noch in Ordnung, 1 Monat nach der Ernte!
    02.04.04: Keine Raupe frisst mehr; alle sind verpuppt oder beim Verpuppen. Die Moricandia-Triebe aus Madao im Wasserglas sind immer noch grün und blühen sogar.
    05.04.04: Alle Raupen aus den Eiern sind verpuppt. Ich habe jetzt insgesamt noch 12 Puppen, nachdem 2 schon geschlüpft sind.
    18.04.04: Heute ist ein weiteres Weibchen (1a) von E. falloui geschlüpft.
    24.04.04: 1 Männchen von E. falloui ist geschlüpft.



    Frisch geschlüpftes Männchen e. l. von E. falloui


    28.04.04:
    Noch 1 Männchen ist geschlüpft.
    In diesem Jahr schlüpfen keine Falter von Euchloe falloui mehr. Wie es bei einem Wüstentier üblich ist, können die Puppen bis zu mehreren Jahren überliegen (S. Zuchtbericht von Papilio saharae!)


    Nachtrag: 9 Puppen von Euchloe falloui blieben übrig. Sie sind in den nächsten Jahren alle noch geschlüpft, die letzten 2, ein Männchen und ein Weibchen, im Frühjahr 2008. Nur 1 Puppe habe ich am 06.10.2004 weggeworfen, weil sie abgestorben war.


    Unterseite des 2008 geschlüpften Weibchens von E. falloui

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