Überlebenschancen bei Parasitierung?

  • Hallo an alle,


    vor einigen Wochen fand ich an Nachbars Blumenbeet einige Raupen des mittleren Weinschwärmers. Die habe ich mitgenommen und einzeln in Faunaboxen(ca. 16x24x20 cm) auf Küchenpapier gesetzt und mit indischem Springkraut weitergefüttert. Eine hat die Futterumstellung nicht mitgemacht, aber die anderen zwei sind schön weitergewachsen (auf ungefähr 9cm Länge; mit "Schlangenhals" dann über 10cm). Vor fünf Tagen wurden sie plötzlich unruhig und stellten die Nahrungsaufnahme ein. Vor drei Tagen sponnen sie sich dann einwandfreie Kokons.
    Durch die klaren Wände des Kunststoffbeckens konnte ich bei einer Raupe dann auch den Verpuppungsvorgang anschauen, da sie sich direkt an der Wandung festgesponnen hat. Heute früh trifft mich dann der Schlag: in dem Kokon krochen sechs kleine Raupenfliegenlarven (ausgestreckt 8mm) umher! Die Verpuppung der Raupe war noch nicht abgeschlossen und die sechs kleinen Maden nehmen sich winzig aus im Vergleich zu der immer noch recht großen Raupe/Puppe. Die erste Made hat sich jetzt schon ihr Tönnchen gemacht.


    Ausgerechnet meine paar Schwärmer mußte es erwischen, ich bin stinksauer!
    Die Fliegen laß ich noch schlüpfen und dann ab ins Zyankaliglas und auf die Nadel damit! Wenn man bedenkt daß ich mich gestern noch über den Anblick einer schönen rot-schwarzen Raupenfliege an meinem Fensterbrett gefreut habe (so nach dem Motto: "Du kommst hier nicht rein um meine Raupen ärgern!"). :wut:



    Meine Frage: weiß jemand ob Raupen zu absolut 100% an Parasiten sterben oder kann jemand sogar von einem Überleben berichten?
    Natürlich ist mir klar daß die Wahrscheinlichkeit vernichtend gering ist daß allein eine so gravierende Verletzung, wie das Auskriechen der
    Maden sie verursacht, überlebt werden kann. Aber möglicherweise hatte ja jemand schon mal das Glück/Pech doch noch einen Falter nach so einer
    Attacke zu erhalten (wenn, dann bestimmt schwer verkrüppelt).


    schon mal danke für eventuelle Antworten!
    Antje

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  • Ich fand im Frühjahr eine Lymantria dispar(Schwammspinner)L3 Raupe an meinem Apfelbaum und nahm diese zur Aufzucht mit.
    Im Aufzuchbehälter nahm das Tier keine Nahrung an und ich dachte mir schon das da was nicht stimmen konnte.
    2 Tage sass die Raupe regungslos am Gazedeckel. Beim Futterwechsel entdeckte ich, dass eine kleine Larve aus der Lymantria dispar Raupe gekrochen war.
    Da nicht mehr dieser Larven aus der Raupe rauskamen, lies ich die Raupe im Aufzuchtbehälter sitzen, um zu sehen was noch geschehen würde.
    3-4 Stunden später fing die Raupe wieder an zu fressen!.- und zu meiner Überraschung wurde aus dem Tier in richtig großes Weibchen-unverkrüppelt- welches sogar für Nachwuchs sorgte (und wurde 9 Tage alt).
    Die Larve entpuppte sich als Raupenfliege die ich nach dem Schlupf in die Freiheit entlassen habe. Tja, Glück muss man haben :grinning_squinting_face:


    Gruß Klaus

  • Hallo Klaus,
    ich finde Deine Beobachtung sehr interessant, sowie mich dieses Thema an sich interessiert, auch theoretisch. Denn man unterscheidet ja zwischen Parasiten und Parasitoiden. Sinngemäß sind laut Wikipedia Parasiten Organismen, die von ihrem Wirt leben, ohne dass dieser danach stirbt und Parasitoide solche, deren Wirt am Schluss stirbt. Raupenfliegen (Tachinidae), Erzwespen (Chalcidoidea) und Schlupfwespen (Ichneumonidae u. a.)zählt man unter anderen zu den Parasitoiden. Die Nachkommen der Parasitoide fressen ihren Wirt "schonend" aus, d.h. sie fressen zuerst die für das Weiterleben des Wirtes unwichtigen Teile und erst am Schluss, wenn alles andere gefressen ist, die lebenswichtigen, was dann zum Tod des Wirtes führt. Dann ist die Made des Parasitoids verpuppungsreif und der Wirt hat seinen Zweck in der Natur erfüllt.
    In Deinem Fall, Klaus, muss die Made der Raupenfliege schon fertig gewesen sein, bevor sie wichtige Teile ihres Wirtes fressen musste. Deshalb, so denke ich, konnte sie weiter leben und zum Schmetterling werden. Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits.
    Gruß Jürgen

  • Wow!
    ich bin zugegebenermaßen überrascht daß die Raupe sich zu einem einwandfreien Falter entwickeln konnte. In der Natur gibt es aber auch wirklich nichts was es nicht gibt!
    Dann lasse ich die Puppe mal liegen. Jetzt bin ich neugierig!
    Ich habe aber wenig Hoffnung, da das arme Ding ja gleich sechs "Aliens" mitmachen mußte. Es ist auch reichlich Wundsekret ausgetreten sodaß ich den Behälter mal gedreht habe damit das Tier nicht in dieser feuchten Stelle liegt.


    Antje,
    aus dem neuerdings wieder sonnigen Zwiesel!

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  • Trauriges Update,


    die Puppe ist jetzt definitiv tot. Sie schrumpft immer mehr ein und man kann jetzt am Hinterteil große Löcher erkennen durch die man das arme Ding sogar auffädeln könnte. Wenn sie völlig trocken ist mache ich mal ein paar gruselige Photos. Das sieht richtig fies aus!



    in Trauer um den Weinschwärmer,
    Antje

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  • Hallo Jürgen,


    wie schon beschrieben sind die Maden ausgekrochen während die Raupe sich im Verpuppungsvorgang befand.
    Die Puppe wurde nie fertiggestellt und die Raupenhaut wurde nicht abgestreift.
    Das Ergebnis ist also eine verschrumpelte, durchlöcherte tote Präpuppe.
    Leider...



    Grüße,
    Antje

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