Iphiclides podalirius aleramica - Segelfalters (Norditalien) - PAPILIONIDAE

  • Eine Nachzucht des norditalienischen Segelfalters
    Iphiclides podalirius aleramica




    Iphiclides podalirius aleramica an Wandelröschen (Lantana camara)




    Vorwort:


    Die Zucht des Segelfalters gilt als schwierig. Bei Beachtung einiger Besonderheiten ist sie aber durchaus zu bewältigen. Ich habe diesen Zuchtbericht bewußt ausführlich gehalten, um dem Anfänger oder wenig Fortgeschrittenen möglichst viele Hilfen zu geben, die er dann auch für andere Zuchten gebrauchen kann. Der erfahrene Züchter möchte bitte nicht ungeduldig den Kopf schütteln, wenn ich für ihn selbstverständliche Dinge ausführlich beschreibe, etwa die Zwangsfütterung oder die Handpaarung. Aus dem Kontakt mit vielen weniger erfahrenen Hobbyzüchtern weis ich, daß da durchaus Informationsbedarf besteht. Ich war auch bemüht, mich möglichst einfach und verständlich auszudrücken, bei Fachausdrücken, die mitunter unvermeidlich sind, stehen die deutschen Bezeichnungen dafür in Klammern dabei.


    Folgenden rechtlichen Hinweis möchte ich rein vorsorglich auch loswerden, bevor es los geht. Der Segelfalter ist in Südeuropa weit verbreitet und tritt stellenweise richtig häufig auf. Er ist deshalb auch dort nicht geschützt und man darf infolgedessen mit ihm züchten. Die geschilderte Zucht wurde mit der Subspezies aleramica durchgeführt und zwar an Ort und Stelle in Norditalien.
    Ich habe keinen Zweifel daran, daß man den einheimischen Segelfalter auf genau die gleiche Art und Weise züchten könnte. Ich möchte jedoch ausdrücklich darauf hinweisen, daß er bei uns nach der Bundesartenschutzverordnung streng geschützt ist und weder gefangen noch mit ihm gezüchtet werden darf (jedenfalls nicht ohne eine behördliche Genehmigung, die für reine Hobbyzuchten ohne wissenschaftliche Zielsetzung nicht erteilt wird!).


    Die teilweise schlechte Qualität der Fotos bitte ich zu entschuldigen. Zwar fotografiere ich schon seit rund 35 Jahren viel und gerne, aber mein derzeitiges digitales Equipment gibt nicht mehr her. Alle Fotos sind Zuchtfotos.



    Die Puppen:


    Von einem italienischen Züchterkollegen bekam ich ein Dutzend rotbrauner Puppen, die er aus Freilandraupen gezogen hatte. Sie hatten im Kühlschrank überwintert und waren von eher unterdurchschnittlicher Größe, was aber –wie sich später herausstellte- keinen negativen Einfluß auf die Folgegeneration hatte. Ich legte sie in einen Schlupfbehälter und sie schlüpften bei ca. 25 Grad binnen weniger Tage, da sie schon ca. 10 Tage zuvor aus der Kühlung genommen worden waren.


    Als Schlupfbehälter verwende ich einfach eine große Plastikbox, die mit Küchenrollenpapier rundum ausgekleidet wurde, welches mit „Tesafilm“ fixiert wird. Im Deckel wurde eine große rechteckige Öffnung ausgesägt und diese mit Plastikgaze bespannt. Darin schlüpfen große und kleine Falter gleichermaßen gut. Die Falter klettern nach dem Schlupf an einer Seitenwand hinauf und können dort problemlos ihre Flügel entfalten. Manche klettern auch bis zum Deckel und hängen dann kopfunter an der Gaze. Auch das führt zu einwandfreien Faltern, die in Ruhe ihre Flügel aushärten können. Das Küchenrollenpapier gibt den Beinen der Falter sehr guten Halt und saugt gleichzeitig deren flüssige Stoffwechselendprodukte auf. Ein Fixieren der Puppen ist nicht erforderlich. Lediglich die alten Puppenhüllen zuvor geschlüpfter Falter sollte man baldigst entfernen, damit sie frisch geschlüpfte Exemplare nicht behindern.


    Auch Flugkäfige (etwa wie die von Marc vertriebenen Airarien) sind sehr gut geeignet. Man legt als Unterlage ein Blatt saugfähiges Papier auf den Boden und gibt die Puppen obenauf. Wenn alle Imagines geschlüpft sind, muß man allerdings etwas Zeit für eine gründliche Reinigung und anschließende Desinfektion aufwenden.



    Die Falter:


    Nach dem Schlupf gibt man den Faltern mehrere Stunden Zeit, ihre Flügel gründlich auszuhärten. Dann werden sie einzeln in Pappkartons gesetzt. Ich verwende hierfür einfach Schuhkartons, die vor dem ersten Einsatz unbedingt tagelang ausgelüftet werden müssen, am Besten in der prallen Sonne. Schuhe werden mit allerhand Chemikalien imprägniert, deren Reste schädlich sein könnten. Im Prinzip ist ein solcher Schuhkarton unnötig groß, man kann ihn auch einmal in der Mitte unterteilen, in dem man ein passendes Stück Kartonage einklebt. Auf dem Deckel vermerkt man das Schlupfdatum und das Geschlecht der Falter. Normale Raumtemperatur ist ausreichend, eine Kühlung nicht erforderlich. Die Kartons müssen schattig stehen, wenige Minuten direktes Sonnenlicht können schon zu einer tödlichen Überhitzung führen!
    In diesen Kartons sollten die Falter –außer zur Fütterung- bis zur Paarung verbleiben. Es ist eben „schlechtes Wetter“ und die Tiere verhalten sich weitestgehend ruhig.



    Die Fütterung:


    Mit der Fütterung beginnt man am Tag nach dem Schlupf. Als Nährlösung verwendet man Zucker- oder Honigwasser. In der Literatur (etwa dem Handbuch der Schmetterlingszucht von Friedrich) wird eine 10 %ige (Volumenprozent) Honigwasserlösung für die Fütterung von Tagfaltern empfohlen. Ich halte das für einen Maximalwert und verwende lieber eine etwa 7%ige Lösung.
    Zum Abmessen der richtige Menge kann man einen kleinen Meßzylinder benutzen, wie er in Haushaltsfachgeschäften oder beim Laborbedarf angeboten wird. Es geht aber auch mit einem simplen Löffel.
    An der Frage Zucker oder Honig scheiden sich die Geister. Selbstverständlich ist Honig „natürlicher“ als Zucker. Obwohl bei der Umwandlung des Blütennektars durch Bienen zu Honig die ursprüngliche Zusammensetzung etwas verändert wird, enthält Honig neben der reinen Glucose noch diverse Fruchtzucker, Eiweiße, organische Säuren, Vitamine (in erster Linie aus der B-Reihe und Vitamin C) sowie Mineralstoffe (hier im wesentlichen Natrium, Kalium und Calcium, aber auch noch eine ganze Latte von Spurenelementen). Andererseits konnte ich nie einen Unterschied zwischen Zuchten feststellen, bei denen bei der einen mit Honig und bei der anderen mit Zucker gefüttert wurde. Meine Vermutung ist, daß die Falter evtl. vom Raupenstadium her noch genügend Vitamine etc. mitbringen und daß es hauptsächlich auf eine reine Energiezufuhr ankommt. Zuckerwasser kann man tagelang verwenden, wenn man verdunstetes Wasser wieder auffüllt. Honigwasser ist allenfalls einen Tag nach dem Ansetzen noch verwendbar, denn es verdirbt schnell (was sich durch eine Eintrübung bemerkbar macht). Egal was man nun verwendet, die Falter lieben es, wenn sie hin und wieder Früchte zum Saugen angeboten bekommen, etwa aufgeschnittene (Bio!) Weintrauben oder eine Orangenscheibe.
    Das verwendete Wasser kann normales Leitungswasser sein, welches in Deutschland meistens eine gute Qualität hat, allenfalls dessen Nitratgehalt sollte man überprüfen (dafür gibt es Teststäbchen in der Apotheke). Es darf aber nicht gechlort sein. Da wo gechlortes oder nitrathaltiges Trinkwasser aus der Leitung kommt oder auch ganz allgemein, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet man stilles Mineralwasser aus Glasflaschen (nicht aus Plastikflaschen, weil diese Weichmacher aus der Kunststoffherstellung an das Wasser abgeben). Auf dem Etikett sollte idealerweise „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ stehen.
    Damit führt man dann die Handfütterung durch, die ich jetzt übergenau beschreibe, da im Forum schon mehrere Male danach gefragt wurde. So wird sie auch im wesentlichen im Handbuch der Schmetterlingszucht von Friedrich beschrieben und gilt für praktisch alle Tagfalter. Solange die Falter in den Kartons aufbewahrt werden, reicht eine einmalige Fütterung pro Tag, es sei denn es ist sehr warm im Raum. Dann kann eine zweimalige Fütterung von Nöten sein und in diesem Fall mit einer maximal 5%igen Lösung.
    Man gibt die Lösung in ein kleines flaches Gefäß, eine Schale, eine Untertasse oder in den Deckel eines Konservenglases etc.. Nun nimmt man den Falter aus seinem Karton heraus, indem man ihn mit Daumen und Zeigefinger an den zusammengeklappten Flügeln anfaßt und zwar mit dem Kopf nach vorne. So positioniert man ihn an den Rand des Gefäßes mit der Nährlösung, so daß er seine Beine dort aufsetzen kann. Jetzt nimmt man einen Zahnstocher oder eine Nadel, deren Spitze vorher abgestumpft wurde. Sehr handlich ist eine Präpariernadel mit Griff, wie ich sie dafür gerne verwende. Nun führt man diese durch die Mitte des aufgerollten Rüssels und rollt ihn durch eine Vorwärtsbewegung auf, bis er unter die Oberfläche der Nährlösung reicht. Sofort wird der Falter beginnen, davon aufzusaugen. Das ist wohl eine Art Reflex. Man achtet darauf, daß der Rüssel immer unter der Oberfläche bleibt, dabei kann er sich ruhig hin und her bewegen oder auch leicht an der Nadel aufgerollt sein. Wenn der Falter trotz wiederholtem Eintunken den Rüssel zurückzieht und dann gleich zusammenrollt ist er satt. Um so älter die Falter sind, um so länger saugen sie, das kann dann durchaus 5 Minuten dauern. Einige Falter „begreifen“ mit der Zeit das Gefüttert werden und man kann sie nach dem Ansetzen loslassen. Andere lernen es nie, sind unruhig und müssen die ganze Zeit über festgehalten werden. Das ist schmerzlos für die Tiere und sie verlieren allenfalls ein paar Flügelschuppen dabei. Fliegen können sie deshalb aber immer noch!
    Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Nährlösung in Einwegspritzen aufzuziehen (selbstverständlich ohne die Kanülen aufzusetzen!) Man legt sie dann etwa auf ein Tuch an eine Tischkante, setzt die Falter davor und führt deren Rüssel mit der Nadel in die Spritzenöffnung ein. Das ist praktisch wenn man viele Falter zu füttern hat und bei dieser Methode bleiben sogar die allermeisten Falter sitzen.



    Die Paarung:



    Viele Tagfalter paaren sich bei hinreichend Licht und Wärme freiwillig in einem Flugkäfig. Das ist beim Segelfalter jedoch leider nicht der Fall und deshalb wird eine sogenannte Handpaarung erforderlich. Wer eine solche noch nie durchgeführt hat, wird beim Segelfalter eher nicht zum Erfolg kommen. Da würde ich empfehlen, diese vorher erst mit großen tropischen Papilio-Arten auszuprobieren, bei denen geht es relativ einfach. Hier die genaue Beschreibung für den Segelfalter (nach Weidemann), die in dieser Form für viele andere Tagfalter genauso hilfreich sein dürfte.


    Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Handpaarung sind folgende Faktoren:


    1. eine ausreichende Fütterung der Falter bis zur Paarung


    2. ein Mindestalter der Männchen (im weiteren Text nur noch mit „M.“ bezeichnet)
    von 4 Tagen


    3. ein vorheriges Aufheizen der M. von mindestens 1 Stunde bei ca. 30 Grad



    Hierzu folgende Erläuterungen:


    Zu 1. Die richtige Fütterung wurde weiter oben ausführlich beschrieben. Falter die z. B.
    alternativ im Flugkäfig nur an bereitgestellten Blüten saugen konnten,
    erreichen das Alter der handgefütterten „Kartonfalter“ bei weitem nicht.


    Zu 2. Nach dem Schlupf benötigt der männliche Genitalapparat eine gewisse Zeit
    zum aushärten. Erfahrene Züchter bekommen die Paarung weit früher hin, aber
    um so jünger der Falter ist, desto schwieriger wird es. Das Maximalalter würde
    ich auf 10 Tage datieren (dies ist aber eine von mir nicht überprüfte Schätzung).


    Zu 3. Es gibt viele Züchter, die auf das Aufheizen im Flugkäfig schwören und dies
    führt auch bei vielen Arten zum Erfolg, sicher auch beim Segelfalter. Für die
    vorgenommene Zucht war dies aber schlicht nicht erforderlich, die M.
    verblieben in den Kartons und wurden darin aufgeheizt. Hierzu stellt man den
    Karton unter einen Spotstrahler (Reflektorbirne). Um den richtigen Abstand des
    Strahlers zur Box zu finden, nimmt man einen leeren Karton und legt ein
    Thermometer hinein. Von Zeit zu Zeit überprüft man die erreichte Temperatur.
    Wenn nach 1 Std. 30 Grad nicht nennenswert überschritten wurden, hat man
    den richtigen, für das Tier ungefährlichen Abstand ermittelt.



    Die Weibchen (im weiteren Text nur noch mit „W.“ bezeichnet), sollten idealerweise am Vortage geschlüpft sein, ich habe aber auch schon ältere W. problemlos verpaart. Und so geht es:


    Man nimmt das W. bei zusammengeklappten Flügeln mit der linken Hand und das M. ebenso mit der rechten Hand und positioniert sie so, daß die Hinterleiber zueinander zeigen. Der Segelfalter verträgt es auch am Körper angefaßt zu werden (etliche Arten akzeptieren das nicht bei der Handpaarung!), die Beine dürfen ruhig auf dem Finger ruhen. Nun streicht man sachte mit dem Nagel des linken Ringfingers von der Bauchseite her kommend durch die Valven (Seitenklammern am Hinterleib) des M. und wiederholt das mehrfach, bis sich die Valven öffnen, drückt sie evtl. mit der Fingerkuppe noch etwas auseinander und stimuliert dann mit dem Fingernagel weiter, bis die Valven weit geöffnet sind. Ein leichter seitlicher Druck auf den Hinterleib kann dabei durchaus förderlich sein und dazu führen, das der Falter die Valven leichter öffnet und auch länger geöffnet hält. Dieses Öffnen erzielt man bei jedem M., vorausgesetzt es ist alt genug und wurde aufgewärmt. Dem Anfänger ist zu empfehlen, dies zunächst allein mit dem M. auszuprobieren. Kommt er dabei nicht zum Erfolg, braucht er das W. gar nicht erst anfassen!


    Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um das M. beim W. anzusetzen und zwar so, daß die Valven den Hinterleib des W.s dicht oberhalb des Ovipositors (Eiablegeapparat) erfassen. Dabei kommt man leicht schräg von unten heran, nicht einfach waagerecht die Hinterleiber aneinander pressen. Beim weiblichen Segelfalter ist der Ovipositor sehr gut zu erkennen. Es ist unbedingt zu vermeiden, das M. dort anzusetzen. Passiert dies doch und das M. „macht zu“, ist die Paarung misslungen. Die für die Paarung richtige Geschlechtsöffnung (Ostium bursae) befindet sich nämlich oberhalb dieser Öffnung, praktisch im Ring des nächstgelegenen Hinterleibs-Segments. Beim richtigen Ansetzen bleibt die Hinterleibsöffnung des W.s stets sichtbar!
    Wenn das M. richtig angesetzt wurde, kommt es oft vor, daß es die Valven sofort fest zusammenpresst und die Kopula in Gang kommt. Das ist beim Segelfalter sehr gut zu sehen, weil das Abdomen (Hinterleib) des W. dadurch regelrecht eingedrückt wird. Deshalb braucht man die Verbindung nicht mehr auf ihre Festigkeit zu überprüfen, wie dies mitunter bei anderen Arten notwendig ist.
    Falls das M. nicht gleich nach dem Ansetzen in Kopula geht, bewegt man es –und damit dessen Hinterleib- minimal vor und zurück, bis es klappt. Allzu langes „Herumdoktern“ sollte man aber vermeiden, zu viel „Herumgedrücke“ kann den Falter bis zur Paarungsunfähigkeit beschädigen. Wenn es nicht recht schnell geht, sollte man es lieber am nächsten Tag noch einmal probieren, am Besten dann auch mit einem anderen Partner. Etwas Geduld ist angesagt, bei der beschriebenen Zucht wurde mit allen M. die Paarung probiert, bei 6 von 8 Faltern ließ sie sich letzendlich durch mich erreichen. Sehr erfahrenen Züchter dürfte dies bei nahezu allen gelingen. In einem Fall wurde die Paarung an vier aufeinanderfolgenden Tagen probiert. Dreimal weigerte sich das M. beharrlich, am 4. Tag (da war es bereits 8 Tage alt!) ging es binnen Sekunden in Kopula und es war immer die gleiche Vorgehensweise, nichts war verändert worden.


    Wurde die Kopula korrekt eingegangen, kann man das M. einfach loslassen, es wird regungslos „herunterhängen“. Das W. setzt man dann senkrecht mit dem Kopf nach oben an die Gaze eines Flugkäfigs und verschließt diesen mit ruhigen, langsamen Bewegungen. Es wird sich dann nur noch wenig nach oben hin bewegen und dann stillhalten. Das M. hält sich entweder auch an der Gaze fest oder bleibt einfach weiter hängen, auch das ist völlig in Ordnung. In keinem Fall kam es zu heftigen Bewegungen, Flügelflattern oder längerem Herumkriechen, wie man es bei anderen Arten durchaus erleben kann. Am besten verläßt man den Raum und läßt die Tiere völlig ungestört. Nach ca. einer halben Stunde schaut man dann einmal vorsichtig nach, ob alles in Ordnung ist. Wenn sich die Tiere zwischenzeitlich gertrennt haben, muß die Paarung wiederholt werden (war bei der vorliegenden Zucht in keinem Falle nötig), wenn sie unverändert zusammensitzen wird die Paarung erfolgreich sein, Gesamtdauer 1 bis 1,5 Stunden. Danach trennen sie sich von selbst. Tun sie dies auch nach deutlich längerer Zeit nicht, ist höchstwahrscheinlich doch etwas schiefgegangen und man versucht es am nächsten Tag nochmals.



    Die Eiablage:



    Bis zum heutigen Tage habe ich immer wieder gehört, daß eine Eiablage von I. podalirius in Gefangenschaft nicht zu erzielen sei. Das mag bei Wildfaltern daran liegen, daß befruchtete W. in sehr kurzer Zeit den größten Teil ihrer Eier ablegen, man müßte da also schon zufällig ein frisch befruchtetes W. einfangen, um seine Chancen zu verbessern. Dazu kommt, daß ein wildes W. die natürlichen Lebensbedingungen kennen gelernt hat und deshalb die Ablage unter künstlichen Verhältnissen möglicherweise verweigert.
    Bei Zuchtfaltern kommt man aber sehr wohl zum Erfolg. Wenn man die „Bibel“ aller Schmetterlingszüchter zurate zieht, nämlich das ansonsten sehr verdienstvolle „Handbuch der Schmetterlingszucht“ von Friedrich, ist man jedoch zunächst skeptisch. Darin wird beschrieben, daß man nur zu einem Teilerfolg kommen kann, wobei zwei dubiose Methoden genannt werden. Zum einen wird darin empfohlen, den Falter an einem gut besonnten Fenster rauf und runter flattern zu lassen, wobei er dann an auf der Fensterbank liegenden Schlehenzweige einige Eier ablegt. Hhm, wie lange mag das wohl dauern, bis dessen Flügel größtenteils abgeschlagen sind und er nur noch kraftlos am Fensterrand sitzt? Die zweite beschriebene Methode ist noch fragwürdiger. In einen mit kleinen Luftlöchern versehenen Klarsichtbeutel gefüllt mit Schlehenzweigen wird ein Segelfalter W. gegeben und dieser dann in die Sonne gestellt. Schätze, daß es dann nur eine Frage von Minuten ist bis der Falter schlappmacht. So geht das also nicht, jedenfalls wenn man ein Mensch ist, der auch für „primitive“ Tiere Mitgefühl empfindet.
    Das Problem gelöst hat der versierteste und erfahrenste Züchter den ich kenne, nämlich Werner Bruer aus Braunschweig. Bereits 1984 erschien sein wegweisender Artikel in der Entomologischen Zeitschrift Nr. 94 Seiten 177 – 189: „Der Segelfalter (Iphiclides podalirius L.) – Bemerkungen zu Artenschutz, Eiablage und Zucht“. Darin wird u. a. ein Flugkäfig der Größe 40 x 40 x 40 bis maximal 60 x 60 x 60 Zentimeter beschrieben, der an den Seiten rundum mit Styropor-Platten ausgekleidet und oben mit einer Glasplatte abgedeckt wurde. Das Ganze wurde dann mit hellen und heißen Lampen beleuchtet, so daß darin eine Temperatur von Minimum 25 bis Maximum 35 Grad erreicht wird. Im Behälter befanden sich gewässerte Schlehenzweige in einer Vase und natürlich die vorher handverpaarten weiblichen Falter. Unter diesen Bedingungen wurde eine ergiebige Eiablage erzielt!!


    Ich habe schon vor geraumer Zeit einen Raupenzuchtbehälter in der Größe 100 cm x 50 cm x 50 cm entsprechend modifiziert und damit sehr gute Erfolge bei der Eiablage diverse Papilios erzielt. Ist ideal bei schlechtem Wetter oder im Winter. Dem Foto läßt sich eigentlich alles entnehmen. Der Behälter wurde bis in 50 cm Höhe mit Styroporplatten ausgekleidet, darauf eine genau passende Glasscheibe gelegt. Im Deckel wurden 3 Fassungen montiert und mit 2 Osram 22 Watt Sparlampen links und rechts bestückt, in der mittleren Fassung habe ich den ursprünglichen (auf dem Foto noch sichtbaren, aber zu schwachen) 100 Watt Spotstrahler mittlerweile durch eine 150 Watt starke „Exo Terra Sun Glo Daylight“ Spotlampe ersetzt, die aus der Terraristik stammt und ein sehr helles weißes Licht abgibt, auf die Falter spürbar positiv reagieren. Sie benötigt eine Keramikfassung. Niemals lasse ich diese Birne ohne Aufsicht brennen, auch muß die Temperatur regelmäßig kontrolliert werden. Die Fassungen sind einzeln schaltbar, bei fast allen Papilios reicht es aus, die Sun Glo Lampe nur zum Aufheizen und zum Nachheizen für jeweils eine Stunde zu verwenden. Zwischendurch genügt es die beiden Sparlampen brennen zu lassen, die ein sehr helles Licht abgeben und dabei kaum warm werden.




    Zuchtbehälter geöffnet




    Zuchtbehälter geschlossen und beleuchtet


    Dies aber nur nebenbei erwähnt, denn die Eiablage sollte diesmal ohne eine solche künstliche Hilfe erfolgen und im Übrigen hatte ich den doch recht sperrigen Kasten auch gar nicht dabei. Die Bedingungen die zum Erfolg führen müßten waren aber klar:


    -es muß sehr hell sein


    -es muß sehr warm sein


    -der Flugkäfig darf nicht zu groß sein


    -es muß reichlich Eiablagepflanze angeboten werden


    Aus den 12 Puppen waren 8 M. und 4 W. geschlüpft. Mit allen waren Paarungsversuche unternommen worden, die 2 größten W. waren erfolgreich mit den beiden kräftigsten M. verpaart worden und nur diese sollten auch für die Eiablage verwendet werden, wovon ich mir größere Falter als die eher kleinen Elterntiere erhoffte.
    Am Tag nach der Paarung sollte es eigentlich losgehen, aber es war draußen trübe und verhangen, jeder Versuch wäre zwecklos gewesen. Am nächsten Tag war es genauso. Die Falter verblieben –bei guter Fütterung- in ihren Kartons. Erst am 3. Tag war das Wetter geeignet.
    Gegen 11.00 Uhr vormittags wurde ein Aerarium der Größe M ins Freie auf eine Wiese gestellt. Darin wurde eine Vase mit reichlich Schlehenzweigen gegeben und zwar so, daß die Zweige auf der Sonnenseite gegen die Gaze drückten. Auf den Boden des Behältnisses wurde ein schwerer Stein gelegt, damit es nicht umkippen konnte. Die Bedingungen waren nun folgendermaßen:


    Pralles Sonnenlicht


    Temperatur 30 Grad Celsius (im Schatten)


    Es wehte eine leichte Brise.


    Keine 2 Minuten, nachdem die beiden W. in diesen Behälter eingebracht worden waren, wurde vom ersten gezielt ein Schlehenzweig angeflogen und das erste Ei gelegt. Dann ging es Schlag auf Schlag. Immer wieder flogen die beiden W. die Schlehenzweige an und legten daran Eier ab. Zwischenzeitlich hielten sie sich auf dem Behälterboden im Schatten der Zweige und der Vase auf.
    Gegen 13.00 Uhr (bei mittlerweile 32 Grad im Schatten) wurden die Schmetterlinge aus dem Behälter genommen, mit einer schwachen Futterlösung ausgiebig getränkt und durften bis 14.00 Uhr in ihre Kartons zurück (im Zimmer bei ca. 25 Grad). Dann ging es wieder zurück in den den Flugkäfig bis ca. 16.00 Uhr. Danach war der „Arbeitstag“ für die beiden zu Ende, sie kamen zurück in die Kartons und wurden später am Abend mit einer ca. 7 %igen Honigwasserlösung gefüttert.
    Eine Auszählung ergab, daß beide Falter zusammen in effektiv nur 4 Stunden rund 60 Eier abgelegt hatten! An den nächsten beiden Tagen wurde genauso verfahren und es wurden weitere rund 10 Eier pro Tag abgelegt. Dann mußte die Eiablage abgebrochen werden, weil ich noch andere Dinge zu erledigen hatte. Unbeaufsichtigt wollte ich den Behälter nicht lassen. Mit rund 80 Eiern war die Ausbeute ja auch mehr als ausreichend. Ich habe keinen Zweifel daran, daß man bei einem weniger schonenden Umgang mit den Tieren (etwa einer Eiablage über den ganzen Tag hinweg) noch weit mehr „Ausbeute“ hätte erzielen können. Es ist schon erstaunlich, was die Segelfalter an Wärme aushalten können bzw. sogar benötigen. Der verwandte P. machaon hätte unter gleichen Bedingungen vermutlich sehr schnell schlapp gemacht. Allerdings legt dieser auch bereits bei 23 Grad im Halbschatten bereitwillig ab. Da gibt es bei I. podalirius noch kein einziges Ei.





    Iphiclides podalirius aleramica ova 1 bis 3 Tage alt



    Die Behandlung der Eier:


    Normalerweise bleiben gewässerte Schlehenzweige lange frisch. Die aus dem Flugkäfig aber waren durch die große Wärme schon stark in Mitleidenschaft gezogen, weswegen die Eier von den Blättern entfernt und in einen kleinen transparenten Plastikbehälter überführt wurden. Die allermeisten davon hatten sich bereits rötlich/bräunlich/schwärzlich verfärbt, was ein Zeichen dafür ist, daß sie befruchtet waren und die Entwicklung der Raupen schon im Gange war. Auch die restlichen Eier verfärbten sich dann später ausnahmslos, es war offenbar kein einziges unbefruchtetes Ei abgelegt worden! Als sich der baldige Schlupf der Räupchen durch eine starke dunkle Verfärbung der Eier ankündigte, wurden kleine Stücke von beblätterten Schlehenzweigen als Futter dazu gegeben.
    Ca.10 Tage nach der ersten Eiablage schlüpften Räupchen in großer Zahl. Sie waren jedoch sehr unruhig und sammelten sich nicht auf den Blättern, sondern an der dem Licht zugewandten Seite des Deckels des transparenten Behälters. So etwas kennt man ja schon von anderen Zuchten und Abhilfe verschafft da ein Dunkelstellen. Es wurden weitere frische kleine Zweige in den Behälter gegeben und dieser alsdann in einen Schrank gestellt. 2 Tage lang schaute ich nicht mehr nach, es konnte ja nichts passieren –so dachte ich jedenfalls- und ich hatte ja auch noch anderes vor.
    Als ich mich dann wieder um die Raupen kümmerte, bekam ich die Rechnung für meine Sorglosigkeit präsentiert. Ich nahm den Behälter aus dem Schrank und wie erwartet saßen Räupchen ruhig auf den Blättern und hatten diese bereits angefressen. Nur waren es verdächtig wenige, die da zu sehen waren. Mit einer bösen Vorahnung sah ich nun genauer nach und entdeckte zwischen und unter dem Futter viele tote Eiraupen. Neben einer der Raupen saß ein merkwürdig eckiger brauner sehr kleiner Käfer, der ruckzuck unter einem Blatt verschwand. Ich holte eine Lupe, um mir die Sache genauer anzusehen und bemerkte dann noch weitere solcher ungebetenen Gäste: Raubwanzen. Sie hatten ein regelrechtes Gemetzel angerichtet und viel mehr Raupen durch Anstechen getötet, als sie aussaugen konnten. Ich kann deshalb nur die dringende Warnung aussprechen: untersucht bitte alles Raupenfutter aus dem Garten oder der freien Natur nicht nur auf Spinnen, Tausendfüssler, Ohrenkneifer und Asseln etc. ab, sondern auch auf Raubwanzen, welche extrem unscheinbar sind und sich rasend schnell verstecken.
    Ich rettete, was noch zu retten war. Zwölf Raupen lebten noch und diese wurden auf reichlich frische (vorher sorgfältigst auf Freßfeinde untersuchte) gewässerte Schlehenzweige gesetzt und die Vase an ein sonniges Fenster gestellt.
    Die weitere Zucht verlief dann ohne Zwischenfälle. Die Raupen sind sehr träge und verlassen die Zweige nicht, jedenfalls solange noch genügend halbwegs frische Blätter vorhanden sind. Das Futter mußte nur einmal gewechselt werden, die Raupen scheinen sehr gute Futterverwerter zu sein. Elf der Raupen verpuppten sich an den Futterzweigen, eine an dem Deckel des Wasserbehälters. Die Puppen waren allesamt kräftig und deutlich größer als die ihrer Eltern. Später wurde mir vom Zuchtkollegen berichtet, bei dem ich die Puppen belies, daß auch die Imagines um ca. ein Drittel größer waren als die Elterntiere!
    Der eigentliche Zuchtbericht endet hier, es war gelungen, eine neue Generation von I. podalirius aleramica heranzuzüchten.




    Iphiclides podalirius aleramica L 1 Raupe




    Iphiclides podalirius aleramica L 2 Raupe




    Iphiclides podalirius aleramica L 3 Raupe fressend




    Iphiclides podalirius aleramica L 4 Raupe




    Iphiclides podalirius aleramica Vorpuppe




    Iphiclides podalirius aleramica Sommerpuppe




    Zum Abschluß möchte ich jetzt noch dem Anfänger zwei Dinge erklären, denn dazu wird er Fragen haben.


    1. Was bedeutet gewässertes Futter und was ist dabei zu beachten?


    Gewässertes Futter sind belaubte Stengel oder Äste der Raupenfutterpflanze, die abgeschnitten und in Wasser gestellt wurden, genau wie man es von einem Blumenstrauss her kennt. Als Gefäß kann man eine Vase verwenden, welche unbedingt am oberen Rand abgedichtet sein muß, damit keine Raupen darin ertrinken können. Bei anderen Züchter habe ich aber auch schon grünen Moosgummi gesehen. Den gibt es im Blumenhandel und wird normalerweise für Gestecke verwendet. Oder einfach auch sehr nassen Sand in einem Blumentopf.
    Ich persönlich verwende gerne große Glaskonserven, etwa ein bauchiges Gurkenglas, welches zu 2/3 mit Wasser gefüllt wird. Solche Behälter haben einen viel besseren Stand als eine Vase. Dann schraube ich das Glas mit dem Originaldeckel zu. Mit einem Locher mache ich dann in den Deckel Löcher die gerade so groß sind, daß die Zweige durchpassen. So kann niemals eine Raupe an das Wasser gelangen. Zum Schluß mache ich mit Kordel eine einfache Schleife um die Zweige, damit diese nicht zu weit auseinanderstehen. Die Raupen müssen leicht von einem Zweig auf einen anderen wechseln können.
    Ein letzter Hinweis: nicht alle Arten vertragen gewässertes Futter!


    2. Wie bekomme ich die Raupen auf das Futter?


    Raupen sollte man nach Möglichkeit nie mit der bloßen Hand anfassen! Auf der menschlichen Haut befinden sich Keime, mit der eine Raupe in der Natur niemals in Berührung käme. Außerdem halten sich Raupen sehr gut fest und lassen sich kaum vom Futter runterpflücken, ohne dabei verletzt zu werden. Allenfalls im L 4 Stadium ist das möglich. Lebhafte Raupen kriechen allerdings auch auf die Hand, wenn man diese entsprechend hinhält. Wie macht man es denn nun richtig?
    Für kleine Raupen verwendet man einen feinen Pinsel, der leicht angefeuchtet sein kann. Beste Ergebnisse erziele ich persönlich dadurch, daß ich den Pinsel seitlich an die Raupe halte und diesen dann leicht drehe. Aber das sollte jeder für sich selbst ausprobieren.
    Ansonsten schneidet man einfach das Stück Blatt ab, auf dem die Raupe sitzt. Einige kriechen dann gleich von selbst auf das frische Futter, wenn man es daneben hält. Ansonsten befestigt man das Stück vom alten Futterblatt mitsamt Raupe darauf mit einer Stecknadel am frischen Futterblatt. Dabei ist zu beachten, daß die Nadelspitze niemals zu einer Gefahr für die anderen Raupen wird. Also nie so stechen, daß die Nadelspitze auch nur in die Nähe eines anderen Blattes zeigt, sondern immer vom Futter weg! Nach einiger Zeit wechselt die Raupe dann ganz von selbst auf das frische Futter über und man entfernt alle Nadeln schnellstmöglich wieder.

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