Hallo Dennis,
vielen Dank für deinen sehr informativen und konstruktiven Beitrag.
Ich stimme dir zu, dass Fotografieren im Freien bei natürlichen Lichtverhältnissen eigentlich die bessere Wahl ist. Es gibt aber auch gute Gründe für das Fotografieren im Innenbereich, die du auch aufgeführt hast.
Für mich stehen Zuchtfotos im Vordergrund, also die Dokumentation der meist exotischen Raupen und Falter. Dabei möchte ich die einzelnen Tiere möglichst scharf und detailreich abbilden. Künstlerische Aspekte bei der Gestaltung der Fotos stehen bei mir nicht an erster Stelle.
Das abgebildete Tier soll dabei im Vordergrund stehen und bildfüllend sein, der Hintergrund tritt zurück. Vielleicht hängt das auch mit meinen Kindheitserinnerungen zusammen, als ich als kleiner Junge im dunklen Wald mit der Taschenlampe Büsche abgeleuchtet habe. Und wenn ich einen Schmetterling entdeckt habe, dann habe ich im Lichtkegel nur den Falter gesehen und der dunkle Hintergrund verschwand schemenhaft.
Zuchtfotos gelingen mir am besten in der Wohnung. Viele der Falter sind sehr nervös und fluchtbereit. Im Freien würden diese Falter schnell wegfliegen. Raupen nehme ich aus dem Zuchtbehälter heraus und plaziere sie, wie in meinem Setup beschrieben, vor die Kamera. Dabei sitzt die Raupe oft nicht in einer geeigneten Position für ein gutes Foto. Daher lasse ich die Raupe manchmal bis zu mehreren Stunden in Ruhe, bis sie eine bessere Position eingenommen hat. Dies kann ich im Freien nicht machen. Die Gefahr, dass die Raupe einem Vogel oder einer Schlupfwespe zum Opfer fällt, ist mir zu groß.
So hat auch Rudolf Lampe gemäß seinem sehr empfehlenswerten Buch „SATURNIIDAE of the World – Pfauenspinner der Welt“ die Präimaginalstadien seiner Zuchten im Zimmer aufgenommen.
Lichtverhältnisse in Innenräumen können ein Problem darstellen. Die verschiedenen Lichtquellen (kühleres Tageslicht durchs Fenster, warmes Kunstlicht durch Lampen, Mischlicht etc.) haben unterschiedliche Farbtemperaturen. Der automatische Weißabgleich der Kamera kommt damit manchmal nicht zurecht. Das Ergebnis ist ein unerwünschter Farbstich in den Bildern. Daher benutze ich den automatischen Weißabgleich nicht mehr, sondern stelle die Farbtemperatur manuell ein.
Da ich stets einen Ringblitz benutze, um die Schattenbildung weitgehen zu unterbinden, habe ich eine ziemlich konstante Farbtemperatur von 5500 K. Oft mache ich drei Bilder, eins mit 5500 K, eins mit einer etwas höheren Farbtemperatur von 5700 K und eins mit einer etwas tieferen Farbtemperatur von 5300 K. Dann vergleiche ich die Bilder am Bildschirm mit dem Fotoobjekt am offenen Fenster und wähle das Bild aus, das farblich am besten passt. Graukarte und Bildbearbeitungs-Software benutze ich noch nicht.
Es geht mir hier nicht darum, ob ein Bild besser oder schlechter ist. Das ist subjektiv und Geschmackssache. Mir geht es um einen bewertungsfreien Information- und Ideenaustausch von verschiedenen Techniken und Bildgestaltungen. Manche Bilder gelingen mir ganz gut, mit anderen bin ich nicht zufrieden. Daher kann ein Blick über die Schulter von anderen Fotografen sehr hilfreich sein.
Viele Grüße,
Karl