Servus Rainer,
(Vorweg: Eine Ausführung über die Mängel diverser Artkonzepte erspare ich mir hier, das ginge an der Frage vorbei.)
Du hast da natürlich genau eine kritische Art erwischt... Allerdings lässt sich die von Dir angesprochene Problematik daran eigentlich ganz gut erklären. Verinfacht gesagt könnte man fast sagen, dass alle erst einmal recht haben - jeweils eben zu der Zeit, als das jeweilige Werk verfasst wurde.
Denn ständig Arten werden abgetrennt, zusammengeführt, entdeckt. Dabei gibt es dann für die Benennung als Hauptkriterium sozusagen das "Recht des Älteren", soll heißen, normalerweise wird dann der jeweils älteste auffindbare Name für die "neue" Art verwendet. Das ganze gilt letztlich auch für andere Ebenen, wie Gattungsnamen.
Ein weiteres Kriterium, das mir sehr zusagt, aber von der ICZN leider nachrangig behandelt wird, ist die Stabilität. (Beispiel: Unsere Ameisenbläulinge heißen nicht mehr Maculinea sondern Phengaris, einfach weil der Name der ältere ist. Stabilität - und Logik - spielte bei der Entscheidung keinerlei Rolle...)
Also zu Deinem Beispiel. S. pavonia wurde 2003 in zwei Arten aufgespalten, eine behielt den Namen, die andere hat einen neuen gebraucht und da schon einer - bzw. sogar mehrere - verfügbar waren, wurde hier der älteste gewählt, nämlich pavoniella. Allein mit der Jahreszahl dürfte schon klar werden, warum keines Deiner Werke richtig ist. Das bessere Wort wäre allerdings aktuell.
Der Name ligurica ist (vielleicht nur bis zur nächsten Aufspaltung) nur ein Synonym zu pavoniella und lange Zeit auf der Ebene einer Unterart verwendet worden. Eudia ist der alte Gattungsname (oder auch Untergattung, da bin ich gerade nicht ganz genau im Bilde).
Und damit kommen wir zum springenden Punkt, Deiner Kernfrage. Die vermeintlich einfache Antwort: Am besten richtet man sich immer nach dem aktuellsten Werk. Das ist aber dann in der Praxis doch nicht ganz so leicht. Einerseits ist in der heutigen Zeit jedes Werk bei Drucklegung bereits veraltet und es ist zudem manchmal schwierig, auch die Artikel zur jeweiligen Art zur Hand zu haben oder überhaupt von deren Existenz zu wissen. Man muss da also eigentlich bis zu einem gewissen Grad immer den wissenschaftlichen Diskurs verfolgen, der beste Tipp aus meiner subjektiven Sicht ist, was Aktualität und gleichzeitg Verfügbarkeit und Überblick/Übersichtlichkeit betrifft tatsächlich das lepiforum und ggf. noch Fauna Europaea. Hier mag aber gerne jemand anders weiteres ergänzen und für ein anderes Faunengebiet als Deutschland bzw. Mitteleuropa mag ich überhaupt keine Aussage treffen.
Letztlich muss man aber auch noch sagen, dass alles im Fluss ist. Es wird sich immer wieder was ändern und jeder Entomologe schimpft irgendwann mal, dass sich die Namen schon wieder ändern
Schöne Grüße,
moe
PS. Danke dir ganz herzlich bin noch dazu gekommen zu schreiben!